Ausgliederung, VfB
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Sami, Sansibar und die Ausgliederung

Am Wochenende traf ich die Ausgliederung auf ein Glas Champagner in der neuen Sansibar. Wir hatten uns ein wenig aus dem Auge verloren, es gab Wichtigeres, wie die Auswärtsfahrt nach Hannover, ich musste mich mit meinem Freund Sammy ganz furchtbar über das 0:1 ärgern, aber immerhin saßen die Spielerfrauen Gentner, Ginczek und Zimmermann schräg hinter uns im Oberrang der Osttribüne. Und natürlich das Grand Final mit dem 4:1 dem Platzsturm und der Feier.

Sie sah nicht so gut aus wie Frau Ginczek, die Ausgliederung. Die Augen müde mit dunklen Rändern drumrum, das Gesicht fahl und eingefallen, die Haare ungewaschen. Ich fragte sie:
“Was ist denn los, Du siehst ja aus als ob Du eine Woche durchgefeiert hättest.”
„Boah, die ganzen Veranstaltungen mit dem Präsidenten schlauchen mich extrem, jeden Tag woanders, ich bin froh, wenn diese Ochsen-Tour über die Dörfer vorbei ist!“
“Immerhin war einer mit dabei!”
“Was, wer …?”
“Na, ein Ochse, Daniel Ginczek war bei einer Veranstaltung an Deiner Seite!”
“Richtig, und seine Frau ist auch sehr nett, beeindruckend was die alles über Fashion weiss!”
„Aber die Mühen haben sich gelohnt: Was ich so höre, sind über 80 Prozent der Leute für die Ausgliederung!“
„Stimmt schon, aber was ich alles schultern muss, das wird mir langsam zu viel!“

Ich nahm einen großen Schluck von meinem Jean de Villaré Brut “Edition Sansibar“-Schampus und fragte interessiert: „Wie meinst Du das?“
„Ich bin total überlastet: Ich soll Trainingsplätze bauen, den Nachwuchs fördern, ich soll Brekalo und Mané kaufen, den Kader weiter verstärken und schließlich soll ich die Mannschaft unter die ersten Sechs bringen! Es gibt sogar welche, die von der Champions League träumen”
„Logisch! Deshalb sind doch über 80 Prozent für Dich!“
„Das freut mich auch, aber wie soll ich das Ganze denn schaffen?“
„Der Daimler ist doch schonmal mit 41,5 Millionen dabei. Da beneiden uns andere Vereine drum!“
„Mag sein, aber 41,5 Millionen sind doch nix! Gerade wenn ich nach Leipzig, Leverkusen oder Hoffenheim schaue!“
„Wie bitte? Jetzt wirst Du aber großkotzig. Außerdem erzählt der Präsident auf jeder Veranstaltung wie es weiter geht!”

Die Ausgliederung schüttelt den Kopf.
„Da schwirren immer neue Zahlen rum. Mal sagt er, dass die Mercedes Bank mit weiteren 30 Millionen ihr Sponsoring ausbaut, dann soll Daimler 70 Millionen „zuschießen”, wie er es nennt. Von einem weiteren Investor hat er mir nix gesagt. Ich weiss wirklich nicht, auf welche Zahlen ich mich verlassen kann und wann das Geld kommt!“

Ich winkte ab.
„Ach, Hauptsache, es kommt Geld rein, dann kommt auch der Erfolg! Geld schießt Tore, hat schon Uli Hoeness gesagt“
„Wenn es so einfach wäre“, antwortete mir die Ausgliederung. „Die Erwartungshaltung ist enorm und es darf nix schief gehen.“
„Und wenns schief geht, haben wir wenigstens keine Schulden, nur das schöne Geld wäre weg!”
„Das ist für mich kein Trost, ich stehe dann nackt da und die Anteile kann man halt nur einmal verkaufen“

Ich schaute die Ausgliederung an, nackt möchte ich sie nicht sehen und ihre schlechte Laune ging mir zusehends auf die Nerven. Ich versuchs mal mit Euphorie:
„Hey, alle sind für Dich: Daum, Buchwald, Roleder, Hitze, Du bekommst sogar Unterstützung von Sami Khedira, jetzt kann nix mehr schief gehen, oder?“
„Ja, ja, aber ich will die Promo von Sami nicht, mir wäre lieber, er würde zum VfB zurück kommen. Mit ihm würde es keine selbstgefälligen Spiele geben, es würde sich keiner trauen, sich zurückzulehnen! Never!“
„Jetzt mach’ Dir keine Sorgen, in spätestens zwei Jahren kannst Du Spieler wie Sami dann einfach kaufen!”

Die Ausgliederung rülpste, stand einfach auf und ging grußlos. „Aber hallo …“, rief ich ihr noch nach. Aber sie drehte sich nichtmal um. Obwohl sie noch so jung ist, sah sie alt aus, wie sie da mit gekrümmtem Rücken am Doorman vorbei schlurfte. Sie tat mir fast ein bisschen leid. Fast.

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