Spielbericht, VfB
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Nein, es liegt nicht am Trainer!

Wenn Bercay Özcan frei vor dem Tor verschießt, dann liegt dies nicht in der Verantwortung von Hannes Wolf. Wenn Dennis Aogo – durch den Vorstand Michael Reschke die Erfahrung im Team erhöht hat, aber nicht die Qualität – einen Elfmeter verschießt, dann ist dies nicht die Schuld vom Trainer. Wenn die Mannschaft zwei Slapstick-Tore nach Standards bekommt, dann kann dies selbst Pep Guardiola nicht verhindern. Da kann der fuchteln wie er will am Spielfeldrand.

Sind wir ehrlich: Fünf Niederlagen am Stück hatten beim VfB in der Vergangenheit in zehn von zehn Fällen eine Folge: Der Trainer muss gehen und entweder übernimmt ein U-Coach, der ohnehin gerade Zeit hat oder es kommt ein arbeitsloser Fußballlehrer, der entweder jemanden aus dem Vorstand kennt oder einen Berater hat, der Patenonkel eines Kinds irgendeines VfB-Verantwortlichen ist. Die letzten fünf Niederlagen am Stück haben alle ihre eigene Geschichte, doch stets handelt es sich um individuelles Versagen. Badstuber, Pavard, Insua, Akolo, Aogo und nicht Hannes Wolf heißen die Verantwortlichen.

Neben großem Verletzungspech muss man kritisch nachfragen: Warum spielt der VfB mit genau einem rechten Verteidiger, der nur nach hinten und quer spielen und geradeaus laufen kann? Warum verlässt sich der VfB auf genau einen Innenverteidiger, der zugegeben hochklassig ist, aber die Hälfte der Spiele verletzungsbedingt verpasst? Warum gibt es außer einem 19-jährigen Eigengewächs mit Geschwindigkeitsdefiziten niemanden im Kader, der aus dem Mittelfeld kreative Momente kreieren kann? Warum gibt es nur körperlich wenig robuste Außenspieler, deren hervorstechendste Qualität die Geschwindigkeit und nicht das Spielverständnis ist? Warum befinden sich im Kader fünf (!) unerfahrene Sechser?

Hannes Wolf die Schuld zu geben ist Blödsinn. Aber natürlich hat auch der Trainer seinen Anteil am Negativlauf. Mit seiner tendenziell übervorsichtigen Taktik. Mit der ewigen Fünferkette, von der er nur abweicht, wenn ihn Verletzungen dazu zwingen. Doch ebenso kann man den Willen der Mannschaft kritisch sehen. Fletschte sie nach dem Rückstand gegen Bayern noch mit den Zähnen, so zeigte sie sich nach dem 2:1 für Mainz zahnlos. Bemüht ja, gerade so viel, dass man ihr keinen Vorwurf machen konnte, aber das Pokalaus mit allen Mitteln verhindern, das konnte oder wollte sie nicht. Einzige Ausnahme: Christian Gentner.

Die Situation erinnert sehr an das Jahresende 2016: Der VfB verlor gegen Hannover und Würzburg und es gab nicht wenige, die den Aufstieg abschrieben.
Dass Hannes Wolf mit Krisen umgehen kann, hat er nicht nur mit dem Aufstieg bewiesen. Man muss ihm nur die Chance dazu geben.

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4 Kommentare

  1. Rudi Fritz sagt

    Himmelhoch jauchzend nach dem 2:1-Sieg am 17.11. bin ich als VFB-Fan (seit 1977) wieder einmal in ein ganz tiefes schwarzes Loch abgestürzt. 5 Niederlagen in Folge, davon viermal ohne eigenen Treffer, und zwei kläglichst verschossene Elfer lassen mich nichts Optimistisches für die Rückrunde erwarten. Und jetzt verlassen auch noch zwei Offensivspieler (nach dem Motto “die Ratten verlassen das sinkende Schiff”) in der Winterpause den VfB zu Mitabstiegsanwärtern. Dafür holen wir dann wieder irgendwelche ausländische No-Name-Kicker, die erst einmal eine lange Anlaufzeit brauchen um sich zu intergrieren. Liebe VfB-Veranwortliche: Ich hatte nach der Auslagerung der Lizenzspielerabteilung in die AG wesentlich mehr Professionalität erwartet.

  2. Bernd Rössner sagt

    Lieber Abiszet,

    ganz so einfach sollte der gute Herr Wolf dann doch nicht freigesprochen werden. Ich bin mit dir einer Meinung, dass sicherlich kein Trainerwechsel vorgenommen werden sollte, allerdings ist schon offensichtlich, dass der Trainer im Moment keine Lösungen findet, die zum Erfolg führen.
    Eine mögliche 2:0 Führung gestern ist nur die halbe Wahrheit. Es hätte nach 20 Minuten auch 2:0 oder 3:0 gegen den VfB stehen können. Über 90 Minuten betrachtet bin ich der Meinung, die Niederlage ist alles andere als unverdient.
    Auch die anderen Niederlagen waren nicht deutlich, aber der Matchplan hat auch nie so gut funktioniert, dass es eben mehr als einer einzigen Unachtsamkeit bedurfte, um die Niederlage perfekt zu machen.
    Der VfB ging letztes Jahr mit desolaten Leistungen in die Winterpause und Hannes Wolf hat dort die Wende eingeleitet. Ich bin optimistisch, dass er dies auch dieses Jahr schafft. Allerdings müssen dort eben nicht nur die obligatorischen Aussetzer abgeschaltet werden (geht das überhaupt oder haben alle Mannschaften solche?) sondern eine Spielweise entwickelt werden, mit der die Wahrscheinlichkeit erhöht wird, ein Spiel gegen Mannschaften aus dem Mittelfeld und Tabellenkeller auch mal dominant zu gestalten. Damit meine ich übrigens nicht 70% Ballbesitz, sondern gerne auch eine Dominanz durch gekonntes Umschaltspiel.

    Frohe Weihnachten,
    Bernd

  3. @abiszet sagt

    @Rudi
    Same here. Wobei wir fair sein sollten und ersma abwarten, wer (und wann!) verpflichtet wird. Ob es ein ausländischer Spieler mit Anlauf- und Integrationszeit wird oder einer, der schon in der Bundesliga spielt. Wir haben bei vp in der Mittagspause kurz Namen rauf und runter genannt: Julian Schieber, André Schürrle, Josip Drmic, Nils Petersen, Mario Gomez, Stefan Kießling – und keiner der Namen (ok, außer Petersen) ist ernst gemeint ;-)

    @Bernd
    Natürlich, ich möchte HW nicht aus der Verantwortung nehmen, bin ich voll bei Dir. Die ersten 20 Minten waren gestern nicht optimal, sicher auch wegen des kurzfristigen Ausfalls von Badstuber und der Umstellung auf Viererkette.

    Insgesamt denke ich, dass manche Matchpläne ganz gut funktioniert haben, zB Bayern, auch Hannover, selbst Hoffenheim. Nur bekamen die Spieler eben nicht 90 stabile Minuten auf den Rasen.

    Ob ein dominantes Spiel unbedingt die Punkte bringt, weiss ich nicht. Was auf jeden Fall helfen würde, wenn die Mannschaft 90 Minuten griffig wäre und nicht nur immer eine Halbzeit. Ein offensives Konzept muss natürlich her, wobei dies in der kurzen Winterpause sicher schwierig ist: Mit Terodde und Brekalo verlassen zwei Offensivkräfte den VfB, wer weiss, wann Herr Reschke die Neuen präsentiert.

  4. Jörg Fröscher sagt

    Stimme zu mit einer Ausnahme: Gente hat gestern eine gute und engagierte Leistung gebracht bis zum Elfer!! Er muss schießen, genauso wie am Samstag!! Er hat doch in der Vergangenheit schon einige Elfer versenkt. Maske ab und draufhämmern.

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