Spielbericht, VfB
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Der feine Unterschied!

Nach dem Spiel Wolfsburg gegen den VfB habe ich mich gefragt: Kann es sein, dass es im Wolfsburger Spiel irgendeine Situation gibt, in der Kevin de Bruyne und Luiz Gustavo Innenverteidiger spielen müssen? Das ist völlig undenkbar bei Dieter Hecking, oder? Seine Mannschaft spielt so wie seine Frisur, immer frisch, immer akkurat. Die Spielorganisation ist wie sein Styling: immer höchst korrekt, fast schon ein bisschen bieder. Beim VfB gibt es dagegen kurz vor dem 3:1 die absurde Situation, dass der Sechser Oriol Romeu und der Spielgestalter Alexandru Maxim die Innenverteidigung bilden müssen. Dabei behindern sie sich noch gegenseitig und André Schürrle macht mühelos sein erstes Tor. Jetzt kann man Huub Stevens nicht vorwerfen, dass er kein Verfechter von Ordnung und Disziplin wäre. Aber seine Spieler scheinen dies ganz individuell zu interpretieren. Und ja, das Individuelle beziehungsweise die individuelle Qualität macht den Unterschied in Wolfsburg.


Die Faktoren, die zum Sieg der “Wölfe” führen:

Wolfsburg wechselt mal so eben einen Weltmeister ein, der dann auch den Sack zumacht. Und Wolfsburg hat mit Diego Benaglio einen Keeper, der zwischendurch auch einen Unhaltbaren hält. So geschehen nach rund 15 Minuten, als Filip Kostic völlig frei einen Tick zu lang wartet und sich Benaglio noch in die Schussbahn werfen kann. Beim VfB steht mit Sven Ulreich ein Eigengewächs im Tor, das wohlwollend aber auch immer wieder kritisch beäugt wird. Beim 2:1 ist der Freistoß von Ricardo Rodriguez ewig unterwegs, bis er ins Tor segelt und Ulreich nicht besonders glücklich aussieht. Egal, ob die Klasse gehalten wird oder nicht, die Torhüterposition muss beim VfB qualitativ verbessert werden. Die Standards von Rodriguez sind immer eine Gefahr, ganz im Gegensatz zu denen von Maxim. Nach seiner Explosion gegen Frankfurt hätte man glauben können, der Rumäne wäre befreit, aber er wirkt gehemmt, als ob er ununterbrochen über die richtigen Laufwege nachdenkt. Seinen Standards fehlt die Präzision und auch der Mut.

Dass es in der Mannschaft von Wolfsburg stimmt – ganz im Gegensatz zum VfB, wie ein Interview mit Martin Harnik offenbart – zeigt auch die offensichtliche Freude der Mannschaft über das Tor von Weltmeister Schürrle. Alle bejubeln seinen Treffer, ganz vorne dabei Daniel Caliguri, er ist der größte Konkurrent um einen Stammplatz in der besten Rückrundenmannschaft aus Wolfsburg.

Erfreulich:
Filip Kostic scheint beim VfB und in der Bundesliga angekommen zu sein. Auf seiner linken Seite überläuft er manchmal zwei oder drei Wolfsburger, läßt sich kaum vom Ball trennen und bereitet auch den Ausgleich perfekt vor. Kostic wirft sich mit Lust in Zweikämpfe, die Unsicherheit seiner ersten Zeit scheint wie weggeblasen. Der Serbe macht einen besseren Eindruck als Timo Werner und könnte ein entscheidender Faktor im Kampf um den Klassenerhalt sein.

Nach 30 guten Minuten in Leverkusen sind es jetzt in Wolfsburg immerhin 45. Die Saison dauert noch lange genug, so dass der VfB es bis zum Finale in Paderborn sicher schafft, 90 gute Minuten hinzulegen. Wenn das nicht Hoffnung macht …

Was bedeutet die Niederlage im Abstiegskampf?
Zunächst einmal wenig. Freiburg gewinnt zwar, aber Paderborn und der HSV verlieren ebenfalls, der Relegationsplatz ist absolut noch drin. Nur: Die Hoffnung basiert auf Siegen in den Heimspielen gegen Bremen, Freiburg, HSV und Mainz. Dass der VfB diese Saison alles andere als heimstark ist, macht dagegen skeptisch. Gut, dass die marketingaffine Vereinsführung mit aller Macht (Mini-Dauerkarte für die restlichen vier Heimspiele) und Freibier die Zuschauer ins Stadion lockt, frei nach dem Motto: Den VfB kannst Du sowieso nicht nüchtern sehen.

Noch ein Wort zu unserer Replik auf den Tuchel-Text der Stuttgarter Zeitung: Unsere Satire wird untermauert durch das investigative Fußballmagazin “In”, das vermutet, dass Sami Khedira entweder zur Hertha nach Berlin oder nach Stuttgart wechsle (hier nachzulesen). Wir haben es doch immer gesagt (gibt es Smileys für Ironie?).

Foto: Fingerhut / Shutterstock.com

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3 Kommentare

  1. Ich war Samstag seit längerem mal wieder im Stadion (wohne bei WOB um die Ecke) und die erste Halbzeit war echt gut! Verdammt, dann kriegt man einen Elfmeter gegen sich aus der Abteilung “Kann man geben, muss man nicht.”, schafft aber gleich den Ausgleich. Groß! Hoffnung für den Rest der Saison …

    Halbzeit 2 offenbart den Klassenunterschied und – auch noch nie erlebt – die letzten 15 Minuten werden der Support eingestellt – ausgesungen. Naja, immerhin hat die Zeit vorher Eindruck bei den Wolfsburgern gemacht, wie man mir berichtete.

    Insgesamt ist ein Relegationsplatz – oder mehr – drin, aber die Punkte dafür müssen irgendwann auch kommen.

  2. […] 4. Der Unterschied zwischen VfB Stuttgart und VfL Wolfsburg? Natürlich, der Kader der Wölfe ist besser bestückt – mit Weltmeistern, die man mal eben einwechseln kann. Aber wie ist es möglich, dass bei einem Team des so auf Disziplin bedachten Huub Stevens, ein Sechser und der Spielmacher situativ die Innenverteidigung bilden, fragt Vertikalpass. […]

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