Mini-Feature, Querpass, VfB
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Die Rennsemmel

Jean Zimmer

Jean Zimmer muss man lieben, denn er sieht ein bisschen aus wie ein Milchbrötchen. Dabei gibt es einige, die halten nicht viel von ihm. Und es gibt viele, die halten gar nichts von ihm, dem Kämpfer, Renner, Grätscher und Hinters-Tor-Flanker.

Ich mag das nicht, wenn die eigenen Spieler angepisst werden. Ok, er hat eine lustige Figur, ist fast so breit wie hoch und er kann quasi nur geradeaus laufen. Aber ihn ständig dissen, einen eigenen Spieler, muss das sein? Seit Philipp Lahm, Andi Hinkel und Ricardo Osorio haben wir einen gewissen Anspruch an unsere Außenverteidiger. Artüür Boka, Ludovic Magnin, Stefano Celozzi, Go Sakai, Konstantin Rausch, Lord Hlousek und Florian Klein bekamen das zu spüren. Jetzt eben Jean Zimmer.

Aber sind wir ehrlich: Zimmer ist besser als Daniel Schwaab, der irgendwie immer unbeteiligt wirkte und oft wie ein verschrecktes Huhn feststellen musste, dass er einen Gegenspieler übersehen hatte. Zimmer dagegen ist hyperaktiv, ein Power-Paket, Zweikämpfe sind sein Ding, er verteidigt bissig wie ein Wachhund seine rechten Seite: Wegen der eingangs erwähnten Ähnlichkeit zur Backware und weil er mit seinen kurzen stämmigen Beinen wie eine Nähmaschine die Außenbahn rauf und runter läuft, immer im Vollsprint, nenne ich ihn Renn-Semmel. Er zieht dabei immer die Schultern hoch, schiebt den Kopf aerodynamisch nach vorn und rudert mit den Armen wie ein Schattenboxer.

Klein und kompakt ist er, kann verschmitzt grinsen, jedoch auch Pässe auf Carlos Mané unbedrängt ins Aus schießen. Aber ist er nicht die beste Lösung für die zweite Liga? Defensiv lässt er wenig zu, dass er nicht zurückgelaufen wäre wie die Kollegen Insua und Asano vor dem 0:1 der Bochumer wäre ihm nie passiert. Zimmer ist sich für nichts zu fein, er wirft sich in alles rein und kann sich auf die Defensive konzentrieren, denn offensiv stört er nur, da hat der VfB genug Feinfüßler, die Sprints und Tricksereien lieben und Tacklings meiden.

Hannes Wolf und wir wissen, was wir von ihm bekommen und was nicht. Der Ball ist nicht immer sein best Buddy, oft ist er schneller als die Kugel, er rennt mit ihr ins Aus oder sie springt ihm weit vom Fuß. So gut es geht kompensiert er das durch Kampfgeist, Leidenschaft und eine beeindruckende Laufleistung. Dass aus ihm kein Philipp Lahm wird oder Joshua Kimmich, das ist klar. Aber vielleicht geht es eine Nummer kleiner? Einfach ein solider Verteidiger, mit dem der VfB aufsteigen kann?

Zur Mission Aufstieg kann Zimmer auch etwas Besonderes beitragen. Der Pfälzer Bub musste 2014 und 2015 erleben, wie es ist, sein Saisonziel zu verpassen: Mit Kaiserslautern wurde er jeweils nur Vierter. Eine Enttäuschung, die so keiner im VfB-Kader verarbeiten musste. Und eine Erfahrung, von der er seinen Kollegen berichten wird, so dass wir VfB-Fans sie (hoffentlich) nicht machen müssen.

In der ersten Liga schauen wir dann, wer rechts hinten beim VfB verteidigt. Bis dahin supporten wir die Renn-Semmel. Run, Jean, run!

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3 Kommentare

  1. drausvomLande sagt

    Der Wolf und die Rotringchen
    Stirnrunzelnd lehnte sich der Wolf zurück. Soeben hatte er sich gründlich die neue Pflanzung angesehen und irgendwie war er mit dem gesehenen nicht zufrieden.
    Trotz dass er mit dem Einen mit den Worten so viele und gute wie Schindeln auf dem dichten Dach eines Schwarzwaldhofes und auch mit Billigung des neuen Königs und sogar mit der Zustimmung des Volkes nicht geeignete Gewächse aussortiert hatte und neue, manchmal sogar fremdartige Triebe eingebracht hatte, entsprach der Wuchs nicht seinen Vorstellungen.
    Schnell hochgewachsen, dicht mit Blättern und Fruchtknospen besetzt waren sie und dennoch hatten die letzten beiden Tage mit leichten Winden und Regengüssen unübersehbare Spuren hinterlassen.
    Ja, da waren die althergekommenen Getreidepflanzen, klein, zäh, aber halt auch nicht unermesslich einträglich, die neuen, manchmal exotischen Fruchtpflanzen, wild und sprunghaft in alle Richtungen sich ausbreitend, aber doch noch nicht an die Umgebung gewöhnt und damit zurückhaltend in der Ergiebigkeit, die jungen aus bewährten Pflanzungen in Nachbargefilden ins Land geholten, wie erwartet noch leicht fremdelnd und damit zurückhaltend, auch die verbliebenen Stammgewächse angesteckt von der allgemeinen Zurückhaltung und noch nicht so reichlich wie erwartet.
    Zerzaust und verwirbelt standen sie da, Blätter und Fruchtknospen lagen auf dem Boden und man brauchte schon viel Zuversicht, um reiche Ernte aus diesem Anblick zu erwarten.
    Was würde erst geschehen, wenn die Herbststürme früher kämen, bevor die Ernte eingebracht wäre, wenn der Sommer trocken und heiss wäre, was würde aus den Früchten werden?
    Seufzend griff er zur Schere und begann, die Pflanzen zurückzustutzen, ihnen wieder Form und Wachstumsräume zu geben, auf dass die Ernte nicht in Gefahr gerate.
    Schliesslich verliess sich das Volk auf ihn, und das konnte er nicht enttäuschen.

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