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Matarazzo bekommt keine letzte Chance

Der VfB ist die letzte Mannschaft, die in erster und zweiter Bundesliga noch keinen Sieg geschafft hat. War’s das jetzt für Trainer Pellegrino Matarazzo?

Von den Ergebnisssen her: ja. Matarazzo produziert mit seiner Mannschaft von Woche zu Woche historisch schlechte Zahlen, stellt einen Negativrekord nach dem anderen auf. Aber kann man dem Trainer vorwerfen, dass seine Mannschaft dumm ist? Der VfB ist bei weitem keine Tretertruppe, mit Serhou Guirassy kassiert aber schon wieder einer einen dämlichen Platzverweis, Ata Karazor holt sich die fünfte gelbe Karte ab. Beide sind gegen Bochum gesperrt.

Kann man Matarazzo vorwerfen, dass seine Mannschaft Pech hat? Wie beim Kopfball von Dan-Axel Zagadou und beim Schuss von Dinos Mavropanos, die beide am Pfosten landen. Trägt der Trainer der Verantwortung dafür, dass das gesamte Schiedsrichterteam die zugegeben knappe Abseitsposition von Genki Haraguchi vor dem entscheidenden Eckball nicht sieht? Ist Matarazzo dafür verantwortlich, dass Zuordnungen bei Standards eingehalten werden? Denn er hat sicher nicht vorgegeben, dass Paul Jaeckel in der 77. Minute so frei zum Kopfball kommt.

Der VfB zeigt überdies eine ordentliche Partie, ist in vielen Phasen besser als der abgezockte Tabellenführer. Alle sind sich nach dem Spiel einig: Der VfB hätte mindestens einen Punkt verdient gehabt. Der VfB: Meister des Konjunktives. Union: Meister der kleinen Fouls. Von den Köpenickern kann der VfB viel lernen, wie man Spielzüge bereits früh unterbricht, ohne dafür verwarnt zu werden.

Es passt nicht mehr. Der VfB hat keinerlei Euphorie und positive Energie aus dem Last-Minute-Klassenerhalts mitgenommen, „spielt” genau so wie in der Rückrunde, hat sich in keiner Weise weiter entwickelt. Das weiss auch Sven Mislintat, der zwar nach dem Spiel trotzdem den Trainer nicht als Problem ausmachte. Wie er aber nach dem Interview über den Rasen tigerte, ein verzweifeltes Gesicht aufsetzte, ist auch ihm klar: Matarazzo ist nicht mehr zu halten. Das ist im Moment keine Phase, in der der VfB viel Pech hat und dazu noch kein Glück, es ist der schlechteste VfB aller Zeiten und das nicht nur seit Saisonbeginn, sondern mindestens das gesamte Jahr 2022. Wobei sich Mislintat genauso hinterfragen muss, denn es ist sein Kader, der einfach nicht performt, amateurhafte Fehler macht und sich regelmäßig dumm anstellt. Später musste Mislintat zugeben, „am Ende des Tages müssen auch wir liefern. Was das bedeutet, kann ich aber nicht sagen.“ Dem SWR sagte er auch deutlich, dass er – nicht wie in der Vergangenheit – sein Schicksal nicht mehr mit dem des Trainers verknüpft.

Was spräche noch für Matarazzo?
Im wesentlichen, dass der VfB mit seinem Trainer bereits ganz schwierige Situationen gemeinsam durchgestanden hat und die Zuversicht, dass dies erneut gelingt. Im Grunde also das Prinzip Hoffnung. Der Trainer scheint die Mannschaft nach wie vor zu erreichen, er scheint nach wie vor gute Matchpläne erarbeiten zu können, wie das Spiel auf Augenhöhe mit Union gezeigt hat. Nur: Selbst wenn Matarazzo gegen Bochum noch auf der Bank sitzt und sein Endspiel bekommt und dies womöglich gewinnt – bei jeder weiteren Niederlage, bei jedem weiteren schlechten Auftritt seiner Mannschaft wird über ihn diskutiert werden. Das schafft nicht unbedingt ein erfolgsversprechendes Leistungsklima. Und das ist schon ein Thema wenn es beim VfB gut läuft.

Das Prinzip Hoffnung, das wird allerdings auch bei einem neuen Trainer regieren, egal wie er heisst (kursierende Namen u.a. Zsolt Löw, Sebastian Hoeneß). Denn es bleibt derselbe Kader, der an verschiedenen Stellen Qualitätslücken aufweist.

Zum Weiterlesen:
Die Süddeutsche Zeitung meint, „der VfB war die aktivere und bessere Mannschaft (…) und hatte insgesamt keine Leistung geboten, die nach einem Trainerwechsel schreien würde. Und dennoch könnte es nun genau dazu kommen.“

Der Union-Blog Textilvergehen findet Unions Sieg unverdient. “Aber einerseits ist das ja reichlich egal. Und andererseits ist es auch höchstens die halbe Wahrheit.”

Bild:
Thomas Kienzle/AFP via Getty Images

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27 Kommentare

  1. Ronny sagt

    Laut meinen Informationen wird die Freistellung von Rino in den nächsten Stunden bekanntgegeben !

  2. Audiotec sagt

    Ergänzung zum letzten Absatz: …verschiedenen Stellen „massive“ Qualitätslücken aufweist.

    Aus meiner Sicht kann/darf/muss die Materazzo Frage nicht ohne die Mislintatsche Kaderplanung erfolgen, denn nach der letzten „Katastrophensaison“ wurde die Mannschaft (aus Gründen) sogar qualitativ nochmal geschwächt, da kann es nicht wirklich verwundern, das wir stehen, wie +wo wir stehen, auch wenn es noch desaströser wirkt, als die schlimmsten Vermutungen.

    Die Naivität ein neuer Trainer könnte hier mal eben (mit diesem defizitären Kader) den Turnaround schaffen, muss man den Leuten/der Mehrheit (die ausschließlich Rino als Problem sehen) auch unabhängig vom Ausgang des Bochum Spiels mal nehmen-wir sind nicht Leverkusen, die allesamt längst bewiesen haben, das sie zu besserem imstande, sondern eher: im Gegenteil!
    Außer 2-3 Spielern (Endo, Mavropanos, Sosa) hat noch keiner über einen längeren Zeitraum seine Klasse/Bundesligafähigkeit bewiesen, das könnte selbst ein Tuchel oder Guardiola nicht kompensieren.
    Bleibt also (wieder mal) nur die Hoffnung auf 2-3 noch „schlechtere“ Teams…

  3. Clemens sagt

    So richtig klar positioniert ihr euch in der Angelegenheit Matarazzo auch nicht. Ist das gewollt oder seid ihr selbst unschlüssig, ob Matarazzo Teil des Problems oder Teil der Lösung ist?

    Das Spiel gestern hat ganz klar gezeigt: Immer nur Pech ist irgendwann Unvermögen. Und die Foul-Statistik in Verbindung mit den zahlreichen Karten weist darauf hin, dass der Kader unerfahren ist bzw unsere Spieler sich nicht besonders clever anstellen wollen oder können.

    Eine Demission des Trainers wird vermutlich zeitnah folgen, aber es wird den Kader nicht besser machen.

    • @abiszet sagt

      Ganz genau: Eine Demission wird den Kader auch nicht besser machen. Und deshalb bin ich persönlich unschlüssig, ob Matarazzo Teil des Problems oder Teil der Lösung ist. Generell tue ich mich damit schwer, zu fordern, dass jemand entlassen wird.

      • Ciaves sagt

        Wenn man sich alle Spiele anschaut fällt eines auf jeden Fall auf. An Chancen für unseren VfB hat es nicht gemangelt. Und die Frage ist doch eher warum der Trainer nun Teil des Problems sein soll, denn offensichtlich fehlt einzig und allein das Spielglück. Matarazzo kann auch nichts dafür, dass wir momentan öfters den Pfosten oder die Latte treffen, da geht es um Glück.

        • Clemens sagt

          Wenn man mal an die bisherigen Spiele dieser aber auch die Spiele der vorherigen Saison zurückdenkt, dann fällt aus meiner Sicht genau das Gegenteil auf, nämlich die geringe Anzahl von herausgespielten Torchancen. Auf Transfermarkt gibt es aktuell eine Übersicht zur Anzahl der Torschüsse (wir liegen bei 99) und da stehen wir derzeit auf dem 15. Platz. In Kombination mit unserer Abschlussschwäche (9 Tore) mündet das logischer Weise auf Tabellen Platz 17. Man kann hier vermutlich nur bedingt von Pech sprechen, wenn man nicht einmal die theoretischen Rahmenbedingungen (Steigerung der Anzahl von Torschüssen) schafft, die dann statistisch gesehen zu mehr Toren führen können. Der Durchschnitt in der Liga liegt übrigens bei 125 Torschüssen. Desweiteren erkennt man an dieser Übersicht auch das Qualitätsdefizit in der VfB Offensive. Union und vor allem der BVB haben mit weniger Torschüssen nämlich deutlich mehr Treffer erzielt und stehen nicht ohne Grund im vorderen Tabellen Drittel.

  4. Die VfB-Fans sind gespalten. Kritisiert man PM bekommt man Hates von dessen Sympathisanten.
    Gestern war das Spiel gegen den Ball in Ordnung, allerdings auch ein Muss gegen Union. Die erste Halbzeit waren wir besser, die zweite ging eher an Union. Weiterhin verstehe ich die schrecklichen Schwächen beim eigenen Einwurf, bei eigenen Eckbällen und beim Verteidigen solcher nicht. Hinzu kommt das unkonzentrierte Auftreten in der Schlussphase des Spiels. Mal gibt es in dieser Phase Gelb-Rot, mal ein Gegentor oder Beides.
    Ich würde bis zum WM Pause warten, intern ein Ziel definieren und nicht das nächste Spiel entscheiden lassen.

  5. Konny sagt

    Habe es vorher schon geschrieben und nehme es so wahr, dass Rinos Denkansätze für unsere Jungs zu kompliziert sind. Und ohne das schlecht zu meinen, es bei uns jetzt (mathematisch gesprochen) um Grundrechenarten und nicht um hochkomplizierte Formeln geht.

    Der Reporter hat gestern ähnliches gesagt, dass das System das Rino meist spielen lässt, für jeden einzelnen zu komplex ist. Für mich sieht es halt so aus, als ob alle viel zu verkopft sind.

    Könnte mir schon vorstellen, dass jemand mit einfacheren Ansätzen den Bremshebel lösen kann. Wobei Tedesco da nicht mein erster Ansprechpartner wäre. Ich würde zu Reis tendieren.

  6. Konny sagt

    PS: Ich bin der Letzte, der eine Entlassung fordern möchte oder würde. Im Moment bin ich
    allerdings eher pragmatischer unterwegs. In jeder Beziehung gibt es mal einen Punkt, an
    dem festgestellt wird, es passt nicht und noch so krampfhaftes Arbeiten nur noch mehr
    Krampf bringt. Leider sind wir gerade an dem Punkt, dass alles komplett verkrampft ist
    und meist gibt es in dieser “Energie” keine Erfolge und keine Leichtigkeit. Wir brauchen
    aber wieder eine gewisse Leichtigkeit und Spielfreude zurück.

    • Hessoschwabe sagt

      Na ja, als komplett verkrampft würde ich das nicht bezeichnen, aber es fehlt halt, wie fast immer, die situative Schlitzohrigkeit, Cleverness, Intuition und das scheint PM ihnen tatsächlich nicht vermittelt zu bekommen.

  7. Fritz sagt

    Wenn sich die Analyse auf “einmal Pech beim Eckball”, “einmal eine schlechte Zuordnung”, “einmal Schiri-Team versagt” reduziert, ist alles gesagt. Erfolgreiche Mannschaften mit einem überzeugenden Konzept erarbeiten sich mehr als eine Chance pro Spiel…daran mangelt es dem VfB seit Jahren

  8. drhuey sagt

    Unabhängig von Personen: Der Kader ist gegeben und, wenn man jetzt mal einen Endo auf einer Position aufstellt, die seiner Kernkompetenz entspricht (wird aufgrund Karazors Ausfall wohl sowieso passieren), den kreativen, jungen Kräften wie Millot und Egloff auf gelernten Positionen eine Chance gibt, wäre das ein guter Anfang. Wenn man dann noch indisponierte Spieler wie Ahamada (die grossen Amplituden sind bei jungen Spielern eben normal) früher runter immer, dann wären wir auch einen Schritt weiter. Perea ist anscheinend so schlecht, dass man seine Energie nicht mal gegen müde (?) Berliner in den letzten 20 Minuten braucht. Sollte es so sein, dass die jungen Spieler mit der Komplexität überfordert sind, dann stelle man auf ein 4-4-2 (hat er schon gemacht) um, das jeder kennt. Was bleibt ist das Disziplinthema: Voller Einsatz bis zum Schluss, in der Kette, zwischen den Ketten. Man bekommt den Eindruck nicht los, dass auch die Konzentration nicht über 95 Minuten hochgehalten werden kann. Das wiederum kann auch am Fitnesszustand liegen, der leicht verbessert scheint im Vergleich zur letzten Saison. Im Grunde kann auch PM viele dieser Themen ändern.

  9. fritzo62 sagt

    Fehlende Fitness & Konzentration, schlechte Einwürfe, fehlendes Verständnis Ecken zu VERHINDERN, Dummheiten wie z.B. das Tor von Omar, zu viele Karten, inzwischen abgestellte Schiri-Kritik von der Bank. Also was und wo ist das schwierige Umfeld?

  10. Marius sagt

    Beim allen Respekt gegenüber Rino, aber wenn ich es als Cheftrainer nicht schaffe, meine Profis aufs Spiel heißt zu machen und ihnen keine Leidenschaft und Bereitschaft zum Laufen und Käpfen vermitteln kann, dann habe ich leider versagt. Das ist auch mein Anspruch als Trainer einer D-Juniorinnen Mannschaft.

    • Ronny sagt

      Genau um das dreht es sich, die Grundtugenden des Fußballs, also die Basics kann Rino wohl nicht vermitteln, dazu kommt die Hilflosigkeit wenn der Gegner seine Taktik umstellt, was mich schon letztes Jahr gestört hat. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen das Rino noch die Kurve kriegt und bin leider für eine sofortige Trennung !

  11. Motzbackenbruddler sagt

    Der Kader gibt einfach nicht mehr her – das muss allen jetzt mal klar sein – egal wer da an der Saitenlinie steht. Schon letzte Saison hat der Kader nicht mithalten können und nur mit Glück haben wir einen Abstieg verhindert (und weil Bielefeld/Hertha dümmer und Fürth noch schlechter war). Für den Kader ist Rino nicht verantwortlich! Wen jemand gehen muss, dann bitte den für viele so beschden Sven Mislintat aller Zeiten. Ich habe nur einen Wunsch an Rino, sollte er Bochum noch als Trainer kriegen: Kopf raus, Ball rein! Ein einfaches 4-4-2, in dem alle auf ihren Stammpositionen spielen – und bitte einfach mal Bredlow in die Kiste; es gibt ja eh nichts mehr zu verlieren.

  12. Marcus Fichter sagt

    Ich befürchte ja, das es Tedesco wird. Dann kotz ich im Strahl. Rino hat die Chance gg. Bochum verdient.

    • Elmar sagt

      Hoffe auch dass uns das erspart bleibt mit Tedesco, sieht aber gut aus, der wird als Nachfolger von Hasenhüttl in Southampton gehandelt.

  13. Marius sagt

    Am Kader liegt es meiner Meinung nach nicht. Das sind alles Profis zum Teil Nationalspieler. Das Paradebeispiel ist Union Berlin oder Freiburg. Da sieht man genau, was man aus durchschnittlichen Profis als Mannschaft herausholen kann. Auch Bochum und Leverkusen hat es letztes WE gezeigt, was ein neuer “Wind” bewirken kann.

  14. Bacardihardy sagt

    Nach der ersten Halbzeit hätte ich gesagt, gebt Rino noch ne Chance. Aber nach der 2.Halbzeit muss man sagen, schnell den Thomas Reis holen oder den Kwasniok von Paderborn oder Schmidt von Heidenheim. Der VfB ist nicht fit, keine Power mehr in der 2.Halbzeit. Das ganze Trainerteam sollte man das Fussballspiel von Arsenal gegen Liverpool ansehen lassen, damit sie ein Gefühl bekommen, was für eine Geschwindigkeit und Körperlichkeit im Fussball möglich ist. Nicht immer nur von Belastungssteuerung reden. Beim VfB reichts gerade mal für 60 Minuten.
    Kein Wunder wenn dann immer wieder rumgeschlafen wird oder die Bälle schnell verloren werden, da man gedanklich nicht bereit ist.
    Es wird Zeit für einen Trainerwechsel, das Trainerteam hat seine Chance gehabt.
    Die Spieler kann man nicht alle schlecht reden.

  15. Joachim sagt

    Mo 17,44 Uhr der Trainer ist Geschichte lt. einer grossen Zeitung.
    Nun aber nicht in Hekltik verfallen und euinen holen, der von den
    Beratern kommt, sondern sich im Geschäft bewährt hat und dieser
    Mannschaft hilft zu gewinnen und so was auch zu halten.

  16. Elmar sagt

    Geschäft und Erfolg ist das eine, es fühlt sich jetzt trotzdem nicht so richtig gut an dass sie Rino raus gestellt haben.

  17. Peter Schäuble sagt

    Ich hab’s glaub ich auch hier schon Mal geschrieben: Bloß nicht den Tedesco. Der ist ein Erste-Hilfe-Trainer, aber kein Entwickler. Bittttttttteeeeee nicht. Und auch nicht den Hoeneß. Biiiitttteeeee nicht.

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