VfB
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Sie werden ernten, was sie säen

In der Wirtschaftswissenschaft gibt es das sogenannte Peter-Prinzip, benannt nach Laurence J. Peter. Es besagt, dass Mitarbeiter so lange befördert werden – entweder innerhalb eines Unternehmens oder durch Job-Wechsel – bis das Maß der absoluten Unfähigkeit erreicht ist. Peter dazu wörtlich: „Nach einer gewissen Zeit wird jede Position von einem Mitarbeiter besetzt, der unfähig ist, seine Aufgabe zu erfüllen.“ Ich frage mich: War Michael Reschke als Kaderplaner im Hintergrund bei Bayern München und Bayer Leverkusen nicht am besten aufgehoben? Ist er mit seiner Rolle beim VfB nicht überfordert?

Anders ist es nicht zu erklären, wie Reschke auf die Idee kommt, dass Tayfun Korkut der richtige Trainer für den VfB ist. Es kursierten jede Menge Namen als Wolf-Nachfolger. Da waren ganz interessante Namen dabei wie David Wagner (Huddersfield Town) oder Kenan Kocak (Sandhausen), aber auch ein paar völlig absurde wie Bernd Schuster, Krassimir Balakov, Markus Babbel und Mirko Slomka. Jeder wäre besser gewesen. Kein Wunder, dass jetzt ein Tayfun Sturm der Entrüstung durch Stuttgart weht.

Um zu glauben, Korkut – der zuletzt in Leverkusen und Kaiserslautern alles andere als erfolgreich war – würde den VfB voran bringen, den Klassenerhalt schaffen und käme mit einer von der Mentalität her fragwürdigen Stuttgarter Team zurecht, muss man an einem Realitätsverlust leiden. Was qualifiziert Korkut? Dass er genauso nett ist wie Wolf? Die freundliche und empathische Art Wolfs scheint ja genau das Problem bei dem Sauhaufen von Mannschaft gewesen zu sein. Oder ist es seine hohe taktische Kompetenz, die er aber weder in Lautern noch in Leverkusen wirkungsvoll auf den Rasen gebracht hat? Eins ist sicher: Taktische Finessen sind wohl eher nichts für die Herren Gentner, Gomez, Aogo, Beck oder Badstuber.

Ich habe Michael Reschke vieles zugetraut, zu allererst eine einfallslose Lösung á la Markus Gisdol, Jens Keller oder gar André Schubert. Aber dass er wirklich einen Trainer verpflichtet, dem zwar ein guter Ruf vorauseilt (die Leverkusener sprechen nur gut von ihm, sind aber mit Korkut nur Zwölfter geworden), der aber ganz offensichtlich überall überfordert war, führt mich unweigerlich zu Laurence J. Peter und der „absoluten Unfähigkeit”. Michael Reschke ist bekannt für seine exzellenten Kontakte und ein großes Netzwerk in der Branche. Umso unverständlicher ist es, dass er nach dem Rauswurf von Wolf nun Korkut als Ideallösung präsentiert, der auf seine bisherigen Stationen als Trainer einen Punkteschnitt von knapp über eins (1,17 bei Hannover 1,08 bei Kaiserslautern und 1,00 bei Bayer Leverkusen) vorzuweisen hat. Zu wenig für den Klassenerhalt.

Ich möchte Korkut nicht unrecht tun, ich möchte mich irren, ich möchte positiv bleiben. Aber mit dieser Personalie ist meiner Meinung nach der Abstieg des VfB besiegelt.

Was für Korkut spricht? Mir fällt nichts ein. Vielleicht sein sehr sympathisches Auftreten? Seine schnittigen Anzüge? Dass freut höchstens Premiumpartner Breuninger. Dass er mal ein Jahr eine Jugendmannschaft des VfB trainiert hat? Dass er mal von Vincent del Bosque und Joachim Löw trainiert wurde? Dass er schon mal in der Champions League an der Seitenlinie stand? Dass er in Cannstatt wohnt? Dass er schon ein paar Spiele vom VfB in dieser Saison gesehen hat?

Gehen die Fans und die Mitglieder diesen Weg mit? Gibt es nach dem Wechsel Wolf/Korkut wieder einen so großen Zusammenhalt und Schulterschluss wie in der Zweitliga-Saison? Wir können es uns nicht vorstellen im Moment. Immerhin haben Michael Reschke und Wolfgang Dietrich etwas geschafft, was gestern noch undenkbar erschien: Sie haben die Fans wieder vereint. Im kollektiven Unverständnis ob dieser Entscheidung und in herzlicher Ablehnung der Verantwortlichen zwar, aber immerhin. Chaostage in Cannstatt

Dennoch muss eines klar sein: uns liegt der VfB am Herzen und wir wünschen uns nichts mehr als dass diese Personalentscheidung Erfolg bringt.

Deshalb: Herzlich willkommen, Tayfun Korkut.

Wir befürchten jedoch, dass Präsident Wolfgang Dietrich mit seinem Sportvorstand Michael Reschke den VfB Stuttgart in den Abgrund führt.

Hier die Antritts-Pressekonferenz mit Tayfun Korkut und Michael Reschke in voller Länge:

Titelbild: imago images / Sportfoto Rudel

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11 Kommentare

  1. ThePfeil sagt

    Wenn nur die beiden Hauptverantwortlichen für dieses Debakel “belohnt” würden, aber leider werden wir Alle, die wir irgendeine Verbindung zum VfB haben, ernten, was die Beiden gesät haben. Ich befürchte, was wir da einfahren wird uns auf lange Zeit sauer aufstossen.

  2. Fahne sagt

    Ehrlich gesagt habe ich es bereits letzten Samstag gegen Schalke nicht mehr hinbekommen, „meine“ Mannschaft von der Tribüne aus zu unterstützen. Ich war sogar erschrocken, wie distanziert und emotionslos ich das Spiel wahr genommen haben.
    Wenn ich dann die Äußerungen von Herrn Reschke nach dem Spiel und vom Sonntag höre….einfach unfassbar.
    Schindelmeiser hätte den Hannes Wolf nie so schnell gehen lassen. Und hätte die 1. Liga mit Hannes Wolf auch nicht geklappt, dann wäre ich trotzdem wieder ein treuer und engagierter Supporter „meines“ VfB’s in Liga 2 gewesen. Aber so…..das geht gar nicht. Das macht mich alles so unfassbar wütend.
    So wie es jetzt aussieht werden Dietrich und Reschke nur „verbrannte Erde“ hinterlassen…..

  3. Thomas sagt

    Es ist einfach zum heulen. Der Traum von besseren Zeiten vom Tayfun zerstört. Reschke und Dietrich fahren den Karren an die Wand. Wer glaubte nach Wahler, Bobic und Dutt wäre das schlimmste überstanden, wird eines bessern belehrt. Die Fans geben ihr Herzblut, die Manschaft versagt und die Verantwortlichen….ohne Worte.
    Unser armer Verein
    VfB ein Leben lang….

  4. s'Äffle sagt

    Kann mal bitte jemand recherchieren, ob der Reschke auf dem Gehaltszettel vom KSC steht? Ein Verein schafft sich ab. Mitgliederkampagne “Du und ich” verkehrt sich in “Ihr ohne mich”. Was zu viel ist, ist zu viel. Gut’ Nacht VfB. Macht jemand das Licht aus?

  5. Vincent sagt

    Der VfB hat einen neuen Trainer. Viele ärgern sich und auch ich verspüre einen gewissen Ärger. Aber nicht wegen der Personalie Tayfun Korkut, sondern viel mehr, weil wir Mitglieder vor einem halben Jahr nun nachweisbar komplett belogen wurden. Was damals als Dystopien der ewiggestrigen Ultras abgetan wurden, bewahrheitet sich nun. Ja zum Erfolg hieß es, ein Platz im oberen Tabellendrittel wurde versprochen. Mit den Daimler-Millionen sollte alles besser werden, schließlich hätte man mit Jan Schindelmeiser und Hannes Wolf nun die richtigen handelnden Personen. Wie viel Wahrheit in diesen Phrasen steckte, kann jeder für sich selbst beantworten.

    Doch was bleibt mir nun als VfB Fan seit Geburt übrig? Eine erschreckende Resignation. Zeiten in denen Spieler Idole waren, Zimmerwände mit Postern vollgekleistert waren und man Papa früh morgens aus den Federn zerrte, um beim Profi-Training in der ersten Reihe zu stehen (schließlich wollte man ja möglichst alle Autogramme haben), sind längst vorbei. Die Spieler sind zu austauschbaren Angestellten geworden.

    Doch eine Sache erschreckt mich viel mehr: Mir wird der Verein so langsam egal, und zwar ganz unterbewusst. Als der VfB früher verlor war nicht selten das komplette Wochenende kaputt, was hat man sich da geärgert wichtige Punkte im internationalen Kampf liegen gelassen zu haben. Und auch beim Nicht-Abstieg 2015 gab es am Ende eine Ekstase-ähnliche Gefühlsexplosion gepaart mit der Hoffnung, dass nun endlich alles anders wird. Diese Zeiten sind vorbei. Verliert der VfB, so ist man inzwischen fast froh nicht höher verloren zu haben, aber der Ärger ist schnell vergessen. Zu sehr hat man sich an die desolaten Leistungen gewöhnt.

    Hat die Identifikation mit dem Verein seit dem Niedergang Anfang der 2010er erheblich gelitten, so gaben mir harte Debatten auf Mitgliederversammlungen und der ein oder andere naive Optimismus die Verbundenheit und Liebe zum Verein immer ein klein wenig zurück. Spätestens seit der Ausgliederung ist dies aber nicht mehr mein VfB. In blinder Hoffnung auf bessere Zeiten wurde die Demokratie abgeschafft und Kritiker mundtot gemacht. Man wurde und wird von den handelnden Personen für dumm verkauft und kann diese dank der Ausgliederung nichtmal mehr dafür bestrafen. Die Auswüchse des modernen Fußballs tun ihr übriges dazu.

    Was treibt mich also noch fast jede Woche ins Stadion? Es ist die Cannstatter Kurve und mit ihr die Leute und deren Werte und Inhalte, die dort gelebt werden. Hier wird nicht blind alles gefressen, hier wird noch zusammengestanden. Werte wie Freundschaft, Zusammenhalt und das große Ganze haben hier noch Bedeutung. Dinge, die man beim VfB (und bei den meisten anderen Vereinen) schmerzlich vermisst, mit denen ich mich aber identifizieren kann. Die Cannstatter Kurve ist der einzige Lichtblick beim Verein für Bewegungsspiele, die einzige Konstante seit Jahren und Jahrzehnten. Das Gefühl eines brachialen „oh VfB hier im Stadion“ erfüllt einen nach wie vor mit Stolz und zaubert einem ein Lächeln ins Gesicht, auch die Erlebnisse rund um den Spieltag möchte man niemals missen. Um die Spieler auf dem Platz geht es dabei aber schon lange nicht mehr und auch der Verein (bzw. die AG) ist für mich irgendwie nur noch zweitrangig.

    Ich kann mich mittlerweile als bloßen Fan der Cannstatter Kurve bezeichnen…und das erschreckt mich.

  6. drausvomLande sagt

    3 fiktive Pressemitteilungen:

    Richtigstellung 1 VfB Stuttgart Verein
    Die Trennung von Hannes Wolf ist mitnichten in Zusammenhang mit dem VfB Stuttgart als Verein zu sehen. Der Verein hat hierin keine Aktivitäten unternommen und betont, dass diese Trennung auch nicht in Übereinstimmung mit dem Leitbild des Vereins zu sehen ist. Verantwortlich und ursächlich für die Trennung ist einzig und allein die AG, die lt. eigenen Aussagen aus höchst professionellen Motiven gehandelt habe.

    Richtigstellung 2 VfB Stuttgart AG
    Die Trennung von Hannes Wolf und die Einstellung von Korkut ist mitnichten im Zusammenhang mit dem sportlichen Ziel Tempofussball und dem Aufbau einer neuen jungen wilden Mannschaft zu sehen. Die AG hat hierin keinerlei Ambitionen und betont, dass diese Trennung einzig in einer professionellen Beurteilung der finanziellen Auswirkungen der letzten Spielergebnisse begründet ist, die zu einem erheblichen Wertverlust der Beteiligungsaktien geführt haben und damit die Veräusserungserlöse der weiteren Aktien und eine evtl. damit verbundene Provisionierung verringert hätten.

    Richtigstellung 3 Thyssen Krupp AG
    Die beim VfB Stuttgart angedachte Veränderung des Logos und die Gerüchte, dass die Thyssen Krupp Elevator Anteile an der VfB Stuttgart AG übernehmen würde treffen in keinster Weise zu. Thyssen Krupp Elevator als technologischer Marktführer im Bereich Aufzüge verweist darauf, dass der im Schwabenland entstandene futuristische Testturm nicht im Zusammenhang mit dem VfB Stuttgart zu sehen ist. Vielmehr betont Thyssen Krupp Elevator, dass die von den Verantwortlichen bei der VfB Stuttgart AG betriebene Politik, doch aus großer Höhe ungebremst in den Boden zu knallen mit Fahrstühlen und deren Handhabung nichts zu tun hat und damit ein Engagement der Thyssen Krupp Elevator beim VfB in der jetzigen Konstellation eher rufschädigend für die Elevator wäre. Katastrophenschutz- und Brunnenbohr-Unternehmen wären an VfB-Anteilen sicherlich interessierter.

  7. E. Haizmann sagt

    Ich stimme Ihnen voll zu! Das Ganze ist einfach nur lächerlich! Traurig! Schade!
    Im Moment gibt es eine Petition für eine außerordentliche Mitgliederversammlung. Ich räume dieser keine großen Erfolgschancen ein.
    Vorschlag: Alle die zu Recht mit der Verinsführung hadern sollen doch bitte eine Mail an die Mercedes-Benz AG senden: dialog@daimler.com
    Das zeigt Wirkung!!!
    Denke ich!

    Bin nicht bei Twitter, aber vielleicht können Sie das posten?
    Danke!
    Grüße
    e

    • @buzze sagt

      Stimmt. Einfach schön, wenn man sich komplett geirrt hat und alles viel besser geworden ist als erwartet. 🙂

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