Beliebt, Spielbericht, VfB
Kommentare 4

Dieses Mal leidet Augsburg

Über wen wollen wir sprechen nach dem Spiel gegen den FC Augsburg? Über Sasa Kalajdzic? Wer ihn nicht liebt, hat ein Herz aus Stein. Über Borna Sosa, der in der deutschen Nationalmannschaft spielen könnte? Über Darko Churlinov, der den entscheidenden Treffer vorbereitete? Über Luca Mack, der sein Bundesliga-Debüt feierte? Oder über Rückkehrer Markus Weinzierl, den gescheiterten Ex-VfB-Trainer?

Der 2:1-Sieg des VfB über Augsburg hat viele Gesichter, aber den ewig schlecht gelaunten Weinzierl wollen wir uns sparen. Wir neigen nicht zur Häme, aber womöglich rutschen uns doch ein bisschen Schadenfreude und Rachegefühle raus, wenn wir an den ehemaligen 6-Monate-Trainer denken, der beim VfB mal so gar nichts bewirkte und mitverantwortlich für den dritten Abstieg der Stuttgarter war. Lasst uns lieber Fabian Bredlow loben: Nicht wenige haben Bauchschmerzen, wenn er im Tor des VfB steht. Das hat mit dem einen oder anderen unglücklichen Auftritt im DFB-Pokal zu tun, in dem er vornehmlich zum Einsatz kam. In seinem ersten Bundesligaspiel für den VfB allerdings verhindert er mehrfach den Ausgleich, nach dem Philipp Förster (er wird immer besser!) die Führung erzielt hatte. Einen souveränen Eindruck machte Bredlow, wobei seine Stärken auf der Linie liegen und die Augsburger taten ihm den Gefallen, ihn überwiegend mit Distanzschüssen zu prüfen. Bredlow hat nicht die kollossale Ausstrahlung wie Gregor Kobel und Motivationssprüche haben wir auch nicht gehört von ihm, aber Bredlow hat gezeigt, dass man sich auf ihn verlassen kann. Ein gutes Gefühl, wenngleich wir uns nicht daran gewöhnen wollen. Um Kobel gibt es ja allerlei Wechselgerüchte, ein Abgang wäre eine deutliche Schwächung, weil er mit seinem Torwartspiel ein elementarer Bestandteilteil der Defensive ist und das Potential zum Führungsspieler hat.

Gibt es einen Spieler, bei dem man sich schon während des Spiels auf das Interview nach den 90 Minuten freut? Klar, auf Sasa, den österreichischen Charmeur. 15 Tore, 7 Assists und 1.000 Herzle für seine Auftritte auf und neben dem Platz. Es ist nicht sein bestes Spiel gewesen gegen Augsburg, aber selbst damit ist er zum Matchwinner geworden. Sein Buddy Borna war nach Verletzungspause nicht besonders auffällig, womöglich schwirrt ihm seine Einbürgerung im Kopf rum. Sosa in der deutschen Nationalelf? Selbst Skeptiker wie Kollege Sebastian, die Länderspiele komplett langweilen, wollen sich jetzt ein Nationaldress mit Sosa-Flock holen. Wer soll sonst noch eingebürgert werden? Darko Churlinov, weil er immer eine ansteckende Energie auf den Platz bringt und sich seinen ersten Scorer-Punkt geholt hat? Oder doch lieber Wataru Endo? Man stelle sich eine Doppelsechs mit Joshua Kimmich vor – die deutsche Nationalmannschaft wäre auf Jahre unschlagbar.

Anders als dem VfB damals hat Weinzierl seiner Mannschaft Leben eingehaucht. Dynamisch, körperlich, leidenschaftlich und angriffslustig zeigen sie sich. Der VfB dagegen ruhig, fast schon reif, es wirkt so als ob ein stattlicher Rassehund ganz überrascht ist, dass ein kleiner Kläffer Zähne zeigt. Das erste Tor von Förster, brillant aufgelegt von Kalajdzic, ist dann ein Schlag mit der Tatze für die Augsburger, die sich kurz schütteln und dann weiter nerven wie so übermütige Straßenköter. Bis dann Kalajdzic mit seinem Kopfball (im Stehen am Fünfmeterraum!) zubiss und Augsburg sich trollte. Die ersatzgeschwächte Mannschaft – jetzt haben sich Roberto Massimo, Dinos Mavropanos und Tanguy Coulibaly verletzt – offenbart dennoch vor allem defensiv einige Schwächen und Unkonzentriertheiten, die ein stärkerer (und glücklicherer) Gegner ausnützt. Das Team kommt nach der anstrengenden Saison auf dem Zahnfleisch daher, trotz allem hat sie mit dem Abstiegskampf niemals etwas zu tun gehabt und wir haben eine Saison gehabt, die wir uns immer wünschen: eine ruhige, sogar mit unzähligen Highlights (remember Dortmund) und einer Spielweise, die einfach nur Spaß macht. Vor allem auch deshalb, weil man beim VfB in dieser Saison nie den Eindruck hatte, dass sich die Mannschaft aufgibt und Alibi-Fußball spielt. Eine große Entwicklung, die hoffentlich in der neuen Saison weiter geht. Aber so einen knappen, vielleicht sogar unverdienten Sieg wie gegen den FCA, den würden wir wieder nehmen. Wir haben in den letzten Jahren genug gelitten gegen Augsburg.

Foto: Imago

Darf gerne geteilt werden:

4 Kommentare

  1. Estrella sagt

    Ich freue mich total für Fabian Bredlow. Klasse 😍 Auch wenn ich Coulibaly immer Mal wieder auf dem Kicker hatte, tut mir wirklich sehr seine Verletzung leid. Gute Besserung 💟 Wir hatten vor Augsburg auch ein paar Spiele, bei denen wir besser und die anderen abgezockter waren. Fand ich echt schön, daß es nun Mal andersrum war. Weinzierl hatte bei uns keine Lust, kann das sein…? Man kannte ihn gar nicht wieder…
    BMG wird nach gestern on fire sein nächste Woche… Da bin ich ja Mal gespannt. Würde Gonzalez Mal gerne wieder sehen… Und Gonzo.

  2. Bernd sagt

    Wenn man bedenkt, dass wir mit einer B-Elf ganz gut mit Augsburg mithalten konnten, dann lässt mich das doch einigermaßen optimistisch in die neue Saison schauen, selbst wenn uns Leistungsträger verlassen sollten. Massimo als Vertreter von Silas für die erste Saisonhälfte könnte ganz gut klappen. Ein Abgang von Kempf würde uns defensiv zwar nicht extrem weh tun, aber seine Fähigkeiten im Aufbauspiel sind schon sehr wichtig für uns. Momentan verlagern unsere Gegner deswegen ihr Pressing auf unsere linke Seite, wodurch immer wieder auf der rechten Außenbahn Lücken entstehen, durch die wir gefährlich vorstoßen können. Aber auch wenn Kempfs Klausel nicht bedient wird, wäre es wahrscheinlich sinnvoller ihn abzugeben, bevor man ein Jahr lang eine unmotivierte lahme Ente im Kader hat (auch als Pavard-Effekt bekannt).

  3. Estrella sagt

    Hallo Bernd,

    Pavard Effekt, der war gut 😂
    CL wird es den Gerüchten nach ja eher weniger bei Kempf. Ich vertraue tatsächlich S.M., dass er da ähnlich wie Anton jemanden auf dem Zettel als Ersatz hat. Mir gefällt es einfach, wenn jemand wie Kalajzic mit Herz und Kopf voll anwesend ist. Vielleicht kann Kempf mit Rino nicht so gut… Apropos Pavard, unbedingt besser, daß er seinen höheren Weihen gefolgt ist. Weiß eigentlich jemand was Badstuber nächstes Jahr macht?

Schreibe einen Kommentar zu Ü40 – Rund um den Brustring Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.