Mini-Feature, Spielbericht, VfB
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Die Glücksritter

Das Spiel in Köln lief eigentlich genau so ab, wie leidgeprüfte Fans es erwartet hatten: Der VfB spielte mit dem 12. Mann. Sein Name: Schlendrian.

Nach drei Siegen in Folge fehlte den Stuttgarter Spielern die nötige Konzentration und Bissigkeit, die sie in den letzten Partien gezeigt hatten. Während Sky-Kommentator Fuss die Versetzung von Holger Badstuber ins defensive Mittelfeld als entscheidende Maßnahme Korkuts lobte, verlor die Nummer 28 einen Ball nach dem anderen und zeigte vermutlich seine schlechteste Leistung im VfB-Trikot. Und er war keine Ausnahme: Da gab es schlampige Spieleröffnungen von Ron-Robert Zieler, die postwendend zurück kamen und eben jenen leichtfertigen Ballverlust von Emiliano Insua, der zum 1:0 führte.

Aber nicht nur Einstellung ließ zu wünschen übrig. Es schien, als hätten sich die Kölner perfekt auf das Korkut-Gameplay eingestellt, das sich wenig überraschend nicht von den letzten Wochen unterschied. Warum auch? Dass es zur Halbzeit dann trotzdem 2:1 für den VfB stand, ist nur schwer zu erklären.

Glück und individuelle Klasse in hohen Dosierungen waren es wohl, die dafür sorgten, dass der VfB den 1. FC Köln endgültig in die zweite Liga schoss. Plus der Videobeweis, der mal wieder – und völlig zurecht – zugunsten der Stuttgarter entschied. Und natürlich auch die Umstellung des Systems, in dem Badstuber nach einer desolaten ersten halben Stunde eine Art Libero spielte.

Mich beschleicht langsam das Gefühl, dass der VfB Stuttgart aktuell genau das Glück hat, das ihm in der bisherigen Saison verwehrt blieb. Und wirft sich einer der besten Keeper der Liga auch mal selbst einen Ball ins Tor oder es fällt auch schon mal ein als Pass gedachter Ball von Andi Beck ins lange Eck. Sein zweites Tor für Stuttgart überhaupt und das erste seit zehn Jahren. Und auch Tayfun Korkuts Karma scheint sich wieder auszugleichen: Auf seinen bisherigen Stationen eher der Trainer von der traurigen Gestalt, ist er in Stuttgart zum Erfolgscoach geworden: Ein Remis und vier Siege seit er in Stuttgart auf der Bank sitzt, bedeuten einen Punkteschnitt von 2,6. Damit ist er auf einem Level mit Jogi Löw, Christian Gross und Markus Babbel – zumindest statistisch gesehen.

via www.twitter.com/VfBFilmroom

Denn wie nachhaltig sein Konzept mit einer stets gleichen Aufstellung und 1,5 Spielsystemen ist, muss sich erst noch zeigen. Ein einfacher Matchplan ist einfach umzusetzen, aber eben auch einfach zu durchschauen. Das zeigte auch die erste halbe Stunde in Köln. Auch der fehlende Konkurrenzdruck im Kader hat sich bislang noch nicht negativ ausgewirkt. Man darf bezweifeln, dass es so bleibt. Aber aktuell passt es einfach: Kein Verletzungspech, ein formstarker Mario Gomez, Spielglück und eine schwächelnde Konkurrenz im Tabellenkeller.

Auch wenn die Glückssträhne reißen sollte: Dem VfB fehlen jetzt nur noch vier bis sieben Punkte zum sicheren Klassenerhalt. Die kann und muss man in den Heimspielen gegen Hamburg, Hannover und Bremen holen. Je früher man die 40 Punkte hat, desto mehr Zeit hat Tayfun Korkut um gefahrlos Systeme und Aufstellungen zu variieren.

Einen Spielbericht aus Kölner Sicht gibt es hier.

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5 Kommentare

  1. “Und so fällt dann auch schon mal ein als Pass gedachter Ball von Andi Beck ins lange Eck.

    Meinst Du? Ich hab das schon als Schussversuch interpretiert.

    • @buzze sagt

      Für mich sah es schon so aus, als suche er Gomez. Die Intensität des Schuss-Passes spricht genauso dafür wie seine, nennen wir es mal Uneigennützigkeit, die er bisher vor dem gegnerischen Tor gezeigt hat.

      • Ich behaupte ja: Für die Intensität kann er nichts, bzw. mehr kam halt nicht.
        Seine ganze Bewegung spricht nach meinem Dafürhalten für einen Torabschluss.

        (Und natürlich wollte Pavard Mané anspielen, um mal die Diskussion drüben bei Twitter aufzugreifen.)

        • @buzze sagt

          Der Torschuss quasi als letzte Option, um nicht bis zur Grundlinie gehen zu müssen. :-)

  2. drausvomLande sagt

    Ist ja eigentlich auch egal, welches Glück es war:
    das Glück eines erfolgreichen Fehlpasses
    oder das Glück eines seltenen Torschusses
    es war geschenkt und mehr nicht.
    Tja, das Glück ist eine leichte Dirne, sagte schon Heinrich Heine

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