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Ich mag Mangala.

Sehr sogar. Ich habe das Regenbogen-Trikot mit seinem Flock. Ich werde es weiter mit Stolz tragen, auch wenn Mangala nun für kolportierte 13 Millionen Euro plus Gedöns zu Aufsteiger Nottingham Forrest wechselt. Er reiht sich dort ein in eine Liste von legendären Spielern wie Peter Shilton, Viv Anderson, Tony Woodcock, Jürgen Röber und Trevor Francis.

Natürlich ist es schade, dass Orel Mangala den VfB verlässt, er hat außergewöhnliche Fähigkeiten: Seine Ballsicherheit und Technik waren im VfB-Kader einzigartig. Gegner schüttelt er geradezu ab, er liebt es, in Pressingsituationen zu kommen und sich dank seiner feinen Technik daraus zu befreien. Oft gegen zwei, drei Gegenspieler. Das sah nie so aus, als ob es anstrengend für Mangala ist, vielmehr mühelos, elegant und geschmeidig, manchmal sogar lässig. Man könnte Mangala mitten in der Cannstatter Kurve anspielen und er würde sich ohne Ballverlust durch die Kurve zurück aufs Spielfeld dribbeln. Er ist nicht besonders schnell, aber sehr fix im Kopf. Er erkennt in engen Situationen, wo die Lücken für Dribblings und Steckpässe sind, er sieht Räume, die er bespielen kann, vor allem offensiv. Er ist mehr Initiator als Stabilisator, man könnte fast meinen, defensiven Zweikämpfen gegenüber hätte er eine Allergie. An seiner Torgefährlichkeit und seinem Torbschluss muss der belgische Nationalspieler jedoch noch arbeiten, lediglich drei Tore schoss er in seiner Zeit beim VfB (109 Pflichtspiele in erster und zweite Liga bzw. DFB-Pokal).

Mangala war der dienstälteste Spieler im aktuellen VfB-Kader, einer dem man eine Führungsrolle zugetraut hätte, wenn er beim VfB geblieben wäre. Einer, der zum Gesicht des VfB hätte werden können. Jan Schindelmeiser hatte ihn 2017 für 1,8 Millionen geholt von RSC Anderlecht, von dem er für zwei Jahre an Borussia Dortmund ausgeliehen war und von wo ihn der damalige Trainer Hannes Wolf kannte. Nach einem Lehrjahr beim VfB und seiner Rückkehr vom Hamburger SV, bei dem er in der Saison 2018/2019 auf Leihbasis war, entwickelte er sich zur unverzichtbaren Stammkraft – zunächst in der zweiten, dann in der ersten Liga. Mangala hatte seine besten Zeiten in der Saison 2020/2021, als er sich zum Anführer und Papa der französisch-sprachigen Spieler aufschwang und mit Wataru Endo Schaltraum, Kommandozentrale und Taktgeber war. Er war einer der Unterschiedspieler beim 5:1-Konfetti-Spiel in Dortmund 2020, die „ihre eigene Geschichte schreiben wollten“ und stand beim spektakulären 4:1 am 34. Spieltag 2018 gegen Bayern München in der Startelf (mit 92 Prozent gewonnenen Zweikämpfen).

In der letzten Saison enttäuschte Mangala, durch verschiedene Verletzungen verlor er seinen Rhythmus, spielte oft fahrig und fehlerhaft, es fehlte ihm das Leichte und Unbeschwerte, er wirkte gehemmt. Was sicher auch daran lag, das er die meiste Zeit der Saison einfach nicht fit war. Er verlor erst seine Sicherheit, dann ein bisschen den Fokus und später schließlich seinen Stammplatz.

Wer kann Mangala ersetzen?
Sind wir ehrlich: Ruft Mangala sein A-Game ab – keiner, an einen Mangala in Bestform kommt keiner aus dem Kader heran. Ansonsten: Naouirou Ahamada, der Gewinner der Vorbereitung, bei dem man aber auch abwarten muss, ob er das Tempo in der Bundesliga gedanklich mitgehen kann. Der quirlige Enzo Millot. Li Egloff, wenn er gesund bleibt. Der zweikampfstarke Nikolas Nartey. Oder doch ein französisch-sprechendes Talent, das Sven Mislintat auf den letzten Drücker für 3,5 Millionen verpflichtet?

Wie sieht Mangalals weiterer Karriereweg aus?
Ich werde ihn beobachten und mich für ihn freuen, wie ich es in der Vergangenheit auch bei anderen Abgängen gemacht habe, die ich geschätzt und gemocht habe. Mangala wird sich in der Premier League bei Nottingham ins Schaufenster stellen. Und in ein, zwei Jahren für über 30 Millionen zu einem wirklich großen Verein wechseln – wenn er wieder in die Form der Saison 2020/2021 kommt.

Eins ist sicher, (mir) wird Mangala fehlen.
Orel, Danke für alles, und viel Erfolg in England!

Zum Weiterlesen:
Wie der VfB im ersten Pflichtspiel ohne Mangala zurecht gekommen ist:
Herzlich willkommen, Neuanfang!

Foto:
Frederic Scheidemann/Getty Images

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8 Kommentare

  1. Clemens sagt

    Mangala war so ein bisschen das Versprechen für eine bessere Zukunft des VfB Stuttgart nach dem letzten Bundesliga Abstieg. Und rein fußballerisch besaß Mangala lange Zeit die besten Anlagen aller Kicker im Kader des VfB. Dass er in den Kreis der belgischen Nationalmannschaft aufgerückt ist, spricht für sich.

    Resümierend muss man aber vielleicht festhalten, dass er nur in der Saison nach dem Aufstieg seine Klasse gezeigt hat, ansonsten aber ein unerfülltes Versprechen geblieben ist. Die Gründe hat Andreas genannt. Dennoch frage ich mich, ob die Leihe nach Hamburg am Ende nicht ein wenig seine Bindung zum Projekt in Stuttgart zerstört hat. Mit dem Selbstverständnis eines Mangala dürfte sich die Versetzung in die 2. Liga für ihn möglicherweise wie ein Vertrauensentzug angefühlt haben, weshalb ihm der Wechsel weg vom VfB zum Beispiel leichter fällt, als einem Sosa.

    Das Konzept, junge Talente für 5 Jahre zu verpflichten und anschließend 2 Jahre zu verleihen, ist aber nun einmal auf diese Mechanismen ausgelegt. Wir werden uns daran gewöhnen müssen, nur eine Zwischenstation für viele Talente zu sein. Insofern fehlt mir persönlich aber auch häufig die Bindung zum wechselnden Personal. Ich werde den Werdegang von Mangala aber wie bei Gonzalez oder Mane weiterhin beobachten.

    • Bernd sagt

      Es ist denke ich Konsens unter allen Verantwortlichen, dass wir in Zukunft weniger Transfers von Spielern im Übergangsbereich zwischen Jugend und Profisport sehen werden, sondern dass dieser Bedarf vorrangig aus dem eigenen NLZ gedeckt wird. Mit dem 2005er Jahrgang scheint man da ja auch auf einem guten Weg zu sein. Und dann hast du nochmal eine ganz andere Bindung, selbst wenn ein Spieler mal für ein Jahr verliehen wird.

  2. drhuey sagt

    Nun ist es also Mangala, der als erster der drei zum Tafelsilber gehörenden Verkaufskandidaten, Stuttgart verlässt. Ein Ballbeschützer vor dem Herrn und der Houdini der Mittelfeldspieler. Unfassbar wie er Pressingsituationen auflöst. Genauso wie ich bei Silas bewundere wie sehr er das Chaos geradezu provoziert und Du hoffst, dass ihm in der nächsten Zehntel-Sekunde der richtige Move einfällt, bevor der Ball dem gegnerischen Zugriff anheim fällt, so sehr bewundere ich Mangalas Ruhe am Ball. Seine Aussage, dass ihn bald jeder in Belgien kenne, ist mir etwas sauer aufgestoßen, erinnerte sie doch etwas an Effenbergs “mit mir wächst eine grosse Persönlichkeit heran”. Das Ergebnis kennen wir heute. Ansonsten gönne ich ihm die Weiterentwicklungsmöglichkeit in der PL. Denke er muss lernen noch früher Fouls zu ziehen und an seiner Torgefährlichkeit zu arbeiten. Nottingham Forest ist aus Nostalgiegründen und weil es ein interessantes Projekt ist, sowieso schon “gebookmarked”.

  3. Konny sagt

    Schade… hoffen wir, dass es ihm auf der Insel besser geht als Timo Werner. Der konnte sich bis heute noch nicht wirklich an die Englische Liga “gewöhnen”. Der Nostalgie halber könnte er ja wieder zu uns kommen :-) Schade, dass Mangala einen Zweitligaaufsteiger unserem VfB vorzieht. Ich kann es nachvollziehen, wenn jemand international spielen und sich dadurch persönlich weiterentwickeln möchte. Die Wahrscheinlichkeit, dass er von Abstiegskampf hier zu Abstiegskampf dort wechselt, ist relativ hoch. Wenn es ihn glücklich(er) macht, wünsche ich selbstverständlich alles erdenklich Gute und sage Danke für die wirklich wunderbare Wiederaufstiegssaison. Er und Endo waren da überragend.

  4. Elmar sagt

    Luca Pfeiffer neu beim VfB. Ziemlich sicher der Ersatz für Sasa K. Da wissen viele schon mehr als öffentlich. Na ja, erfolgreiche Zweitliga Stürmer die zum VfB wechseln…..da fällt spontan der Name Leo Bunk. Kann sich noch jemand erinnern oder doch alle zu jung hier ?

    • Ronny sagt

      Leo Bunk ist natürlich das Negativbeispiel schlechthin, der kam von Blau Weiß machte 1 Törchen und das war es dann, aber wir haben aus der zweiten Liga auch erfolgreiche Stürmer geholt, mit Jürgen Klinsmann und Karl Allgöwer sogar spätere Nationalspieler!

    • @abiszet sagt

      Ich erkenne zwar Leo Bank auf jedem Mannschaftsfoto, aber erinnere mich an kein einziges Spiel ;-)

  5. Konrad sagt

    Ich finde den LP Transfer gut. Wir haben hier oft geschrieben, dass wir uns einen „älteren“ und „erfahreneren“ Spieler wünschen. Er hat einige Erfahrungen gesammelt und ist gebürtig aus Baden Württemberg, wollte selbst unbedingt zum VfB. Im Rahmen des finanziell machbaren hört sich das doch in Summe durchdacht und stimmig an. Natürlich muss sich es erst zeigen, ich finds aber erstmal gut. Der IV fehlt noch … ⚽️🙏⚽️

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