Mini-Feature, VfB
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Los Wochos

Es sind diese Wochen in der Saison, in denen sich alles für den VfB entscheidet. Vamos a la zweite Liga oder Klassenerhalt? Unter Bruno Labbadia spielte der VfB viel zu oft “Un, dos, Käs“; Sebastian Hoeneß soll das jetzt in den letzten Spielen ausbügeln. Ungeschlagen ist er noch in seiner Amtszeit beim VfB, warnt aber zugleich vor zu hohen Erwartungen.

Zu hohe Erwartungen, Hombre? Ist das die Rückkehr des schwierigen Umfelds? „Wir sind nicht in der Situation zu sagen, wir nehmen hier in Augsburg mal locker drei Punkte mit“, so Hoeneß nach dem Remis am Freitag. Das hat wirklich keiner erwartet und von „locker” hat auch niemand gesprochen. Wir kennen das, sich gegen Vorwürfe verteidigen, die es gar nicht gibt. Ich habe lediglich damit gerechnet, dass der VfB auf das Spiel der Fuggerstädter eingestellt ist. Dass er weiß, was auf ihn zukommt, entsprechend vorbereitet ist und sich nicht in der ersten Halbzeit “den Schneid abkaufen lässt“ (Fabian Bredlow). Ich weiß, das klingt loco, gerade wenn man sich die Auftritte des VfB in den letzten rund zwei Jahren anschaut. Da muss ich meine Erwartungen wohl runter schrauben, wahrscheinlich meint es Hoeneß so. Oder immer das Positive sehen: Der VfB kämpfte sich in Augsburg in die Partie und schaffte mal wieder das Comeback.

Was sind meine Erwartungen in den letzten fünf Bundesligaspielen?
Ernsthaftigkeit und das Wissen um die Situation. Die richtige Haltung in den Spielen. 90 plus x Minuten lang, nicht erst nach Rückstand oder in der zweiten Halbzeit. Sieben Punkte wären gut und könnten zum direkten Klassenerhalt reichen. Viva’s besser mit neun Punkten? Damit stünde der VfB wohl sicher über dem Strich. Am besten Siege in den Heimspielen – wobei es dann erneut am letzten Spieltag zu einem Pulsspiel kommen könnte, Los Nervos, ihr wisst schon. Brauchen wir das? Wenn’s unbedingt sein muss, denn vermutlich müssen nicht nur die Spieler an ihre Grenzen gehen, sondern auch die Fans.

Erst einmal stehen Los Englisch Wochos an
In sieben Tagen stehen jetzt drei Spiele an, die eventuell schon darüber entscheiden können, ob diese Saison mit dem Pokalfinale oder dem Abstieg endet. Mit Gladbach, Halbfinale Frankfurt und dem Auswärtsspiel in Berlin, bei dem der VfB die Hertha in die zweite Liga befördern kann. Ja fast muss, um selbst drin zu bleiben. Oder sind das wieder die zu hohen Erwartungen? Stimmt schon, da war was vor einem Jahr. Aber gerade das sollte die Sinne schärfen, die meisten Spieler von 2022 tragen noch den Brustring.

Verstanden hat es natürlich wieder einmal der Capitano: „Jedes Spiel ist ein Endspiel“, will Wataru Endo überhaupt keine Siesta aufkommen lassen und bringt damit deutlich mehr Schärfe in die Sache als Sven Mislintat und Pellegrino Matarazzo letztes Jahr, die Druck von der Mannschaft nehmen wollten: “Wenn es das letzte Spiel wäre, dann wäre es ein Endspiel. Aber es kommen noch Spiele, in denen alles möglich ist – unabhängig davon, wie die Partie ausgeht“, so hieß es noch 2022. Erfolge verschieben, darin war man letzte Saison gut, bis dann der letzte Spieltag und die Nachspielzeit kam. Das geht wahrscheinlich nicht nochmal so gut aus.

Was letzte Saison wirklich gut war: Der 25. Spieltag gegen Borussia Mönchengladbach. 3:2, würde ich wieder nehmen. Marcus Thuram kann dem VfB nicht wie 2022 eine einschenken, er fehlt verletzt, wie wohl auch Ramy Bensebaini, bei Mittelfeldstratege Manu Koné wird womöglich eine Oberschenkelzerrung einen Einsatz unmöglich machen. Mit dabei auf seiner Bundesliga-Abschiedstour: Kapitän Lars Stindl, der sich selbst als beinharten KSC-Fan bezeichnet. Unabhängig davon muss ich zugeben, ihn nie gerne gesehen zu haben. Zu viele Torbeteiligungen gegen den VfB, zu oft Diskussionen mit dem Schiedsrichter. Ansonsten sind die Fohlen ähnlich unterwegs wie vor einem Jahr: Die Saison ist gelaufen, das merkt man ihnen an und viel laufen werden sie wohl im Neckarstadion nicht. Da wird selbst der VfB bessere Werte erzielen, jetzt werden sich die Morgenläufe von Labbadia auszahlen.

Ein bisschen nervig und womöglich fürs Saison-Finale störend ist der bunte Salat an Spekulationen: Die Rückkehr von Timo Baumgartl ist doch kein Thema. Der ganze Vereinskram, der wöchentlich mit was Neuem aufpoppt. Kann Serhou Guirassy gehalten werden? Will Enzo Millot jetzt schon zurück nach Frankreich? Dinos Mavropanos war jedenfalls an seinen freien Tagen schon mal in Paris, bekam damit natürlich weniger Ärger als Serge Gnabry, der unlängst dort die Fashion Week besuchte.

Das Spiel gegen Gladbach hat eine besondere Bedeutung:
Eine gute Leistung, womöglich sogar etwas Zählbares, könnten das Team und die Zuschauer durch die englische Woche tragen. Wenn das Team merkt, dass was geht, ist es kaum aufzuhalten, selbst von eigenen Fehlern nicht. Dasselbe gilt für die Fans, die auch bei Rückstand in der 97. Minute an den Ausgleich glauben. Die Mannschaft hat wieder positive Vibes, auch weil ihr Hoeneß das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten zurück gegeben hat. Diese Fähigkeiten abzurufen sollte zu den von mir gewünschten sieben bis neuen Punkten reichen. Aber nur, wenn sie mit Mut, Widerstandsfähigkeit und Leidenschaft kombiniert werden. Allerdings: Nimmt man die letzte Saison als Maßstab, ist der VfB in dieser Phase immer ein großes Drama und es gibt in den kommenden Los Wochos garantiert Stress für uns olé.

Zum Weiterlesen:
Die Süddeutsche Zeitung (Plus-Content) ist angesichts der vielen Remis nicht so optmistisch, was den Klassenerhalt betrifft. “Sportdirektor Fabian Wohlgemuth warnt (…) vor der Diskrepanz zwischen Aufholjagdstimmung (hervorragend) und Punktesammeln (unterdurchschnittlich).“

Bild: Christian Kaspar-Bartke/Getty Images & Mark-Robert Ferenzci

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8 Kommentare

  1. soundzecke sagt

    Bei dem Bildmusste ich laut auflachen.
    Und bei eueren zu leistenden Merkmalen würde ich noch Vertrauen in die eigene Stärken dazu zählen.
    Umso unverständlicher wäre es wenn Führich wieder in der Startelf wäre, unter Hoeneß schießen wir in der Regel unsere Tore wenn der Bremsklotz schon ausgewechselt wurde.

  2. Konny sagt

    Dann bleibt nur zu wünschen, dass unsere Matadore en sábado los potros aus dem Neckar plaza de toros schießen… Hoffentlich heißt es dann um 17:30 olé und nicht oh weh!

    Unser VfB ist halt einfach eine bolsa de la suerte. Heißt, man weiß nie so genau, was man gerade kriegt.

    Grandes VfB Toreros blancos rojos oder mehr so Don Quijote, der mit der Windmühle kämpft.

    Ich hoffe, dass kein Übermut entsteht, wenn zu hören ist, dass Leistungsträger wie Bensebaini (Saludos cordiales von Sasa gehn raus), Koné, Thuram ..fehlen. Hofmann ist immer für irgendwas doofes gut und wenn die plötzlich Lust haben… kann Bayern einige Lieder davon singen.

    Bin bei @abizet – man weiß halt nie, ob unsere blancos-rojos zwei Halbzeiten en linea sind.
    Hoffen wir also auf keine potros sorpresa und en linea in dos mitades.

    In diesem Sinne: mucha suerte VfB !

    • @abiszet sagt

      Großartig!

      Stimmt, Hofmann ist auch immer so einer, der mir auf die Nerven geht.
      Und richtig: Ja kein Übermut bei unseren blanco-rojos!

  3. Bacardihardy sagt

    Diese Seite mit Kommentaren gefällt mir …
    Bei meinen rudimentären Spanischkenntnissen wünsche ich mir , dass der VfB die nächsten Spiele wie Simeones Athletico Madrid in seinen besten Zeiten angeht.
    Se Bastion Stuttgart

  4. Konrad sagt

    Los Wochos auch im Doppelpassos!
    Alejandro Majestätos aus Bad Cannstadtos ist los Gastos 🥁

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