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J-Lu & T-Rodd: Warum der VfB Herbstmeister wird …

Endlich ist es soweit. Endlich wieder echter Fußball! Unsere Sehnsucht nach weniger Kommerz und mehr freien Samstagen wird endlich gestillt: Die erstklassigste zweite Liga aller Zeiten (und derer, die noch kommen) startet am Freitag. Höchste Zeit, eine Hinrunden-Prognose zu wagen.

1. Spieltag
Die Karawane vom Cannstatter Bahnhof bis zum Stadion ist das Highlight des Spieltags. „Das macht die Montagsspiele aus“ sagt DFL-Chef Christian Seifert. Auch sonst herrscht absolute Erstliga-Atmosphäre beim Zweitliga-Auftakt des VfB: Ein Gast aus Hamburg, volles Haus mit 60.000 Zuschauern, Flutlichtspiel. Leider erinnert auch das Ergebnis an die Bundesliga. St. Pauli gewinnt mit 1:2. Neuzugang Marcin Kaminski führt sich standesgemäß mit einem Eigentor ein. 

1860 München holt derweil nach Stefan Aigner den nächsten verlorenen Sohn: Moritz Leitner. Schneller wird das Spiel der Münchener dadurch nicht. Martin Harnik schießt im Eröffnungsspiel aus drei Metern übers Tor, Hannover verliert gegen Lautern 0:2.

2. Spieltag
Der VfB spielt 0:0 in Düsseldorf. Der erste Punkt in der zweiten Liga wird nicht gefeiert. Nur Jos Luhukay freut sich innerlich. Immerhin schießt Arianit Ferati kein Tor. Auffällig beim VfB: Der neue Flügelflitzer Tobias Werner. Die Nummer 19 seines Vorgängern hat sich mittlerweile zwar Kevin Großkreutz geschnappt, aber der neue alte Werner erklärt sich bereit, stets im Rollkragenpullover aufzulaufen.

3. Spieltag
Der VfB spielt 0:0 in Sandhausen, Trainer Jos Luhukay reagiert auf die offensiven Defizite und läßt seine Manschaft sehr tief verteidigen. Die Rhein-Neckar-Zeitung schreibt: “VfB vergisst Mannschaftsbus im Strafraum von Sandhausen, ein unwürdiges Spiel des Absteigers”. Während das Spiel schnell vergessen ist, findet die Aktion der Stuttgarter Ultras europaweite Beachtung. Die gut 100 Kilometer nach Sandhausen legen sie als Karawane zu Fuß über die A81 und A6 zurück.

4. Spieltag
Der VfB quält sich vor ausverkauftem Haus gegen Heidenheim zu einem 1:0. Torschütze des goldenen Tores: Kevin Großkreutz. Er nutzt den Treffer zu einem Battle mit Simon Terodde auf Instagram: “Mal sehen, wer mehr Tore schießt: T-Rodd oder ich!” Die New Romantics von 1860 München holen den mittlerweile vereinslosen Timo Gebhart zurück. “Genau so einen Spieler brauchen wir in der zweiten Liga”, freut sich Manager Thomas Eichin. Der Perkins Park freut sich auch.

Bei seinen Transfers zeigt sich der VfB erneut äußerst kreativ und engagiert auf den allerletzten Drücker mit Jan-Ingwer Callsen-Bracker und Alexander Baumjohann zwei Spieler, mit denen Luhukay in der Vergangenheit zusammen gearbeitet hat.

5. Spieltag
Der VfB ist in der zweiten Liga angekommen: Im Hexenkessel am Lauterer Betzenberg drehen Simon Terodde und Christian Gentner einen 0:2-Rückstand. Das Siegtor in der 91. Minute erzielt Alexandru Maxim mit einer direkt verwandelten Ecke. Die letzte hatte Horst Heldt 2003 beim 3:2-Sieg in Cottbus versenkt.

6. bis 10. Spieltag
Der VfB startet eine beeindruckende Serie gegen die Traditionsclubs aus Braunschweig, Bochum, Fürth, Dresden und 1860: Terodde macht ernst gegen Großkreutz und schießt alleine sechs Kischten, teilweise legt er sich die Tore selbst auf, da er kaum Zuspiele bekommt. Nach 16 Punkten aus sechs Spielen steht der VfB erstmals an der Tabellenspitze – vor der Arminia aus Bielefeld, die unter Rüdiger Rehm zum Höhenflug ansetzen. Neben Dauerbrenner Fabian Klos rückt dabei der Neuzugang mit dem coolsten Namen der gesamten zweiten Liga in den Fokus: Malcolm Cacutalua! 100 Kilometer weiter nördlich schießt Martin Harnik unterdessen aus zwei Metern übers Tor, Hannover verliert 0:1 gegen St. Pauli.

11. Spieltag
Das Hochsicherheitsspiel in Karlsruhe bestreitet der VfB sehr relaxed, ein Blitzstart mit Toren von Maxim und Terodde in der 4. und 9. Minute lässt das Karlsruher Publikum verstummen. Verdächtig leise ist es auch im Gästeblock. Kein Wunder: Die Stuttgarter Fans sind bei ihrem Marsch über die A8 in einen Stau geraten und erst zur 15. Minute im Stadion angekommen.

12. bis 15. Spieltag
Kleine Durstrecke mit vier Unentschieden gegen den härtesten Verfolger Bielefeld, Angstgegner Nürnberg, die Eisernen aus Berlin und gegen Aue mit einem formidablen Chef-Styler Christian Tiffert. Die beste Nachricht in dieser Saison-Phase: Ginni is back! Und er trifft gleich wieder zum 1:1 gegen den Club. Als Verstärkung holt der VfB zudem den vereinslosen Änis Ben-Hatira, den Luhukay noch aus Berlin kennt.

16. Spieltag
Martin Harnik schießt aus einem Meter übers Tor. Die Stuttgarter Fans im zum 8. Mal ausverkauften Stadion feiern den Österreicher mit “Martin Harnik – Fußballgott“. Es wird die erwartet schwere Partie mit einem 4:0-Sieg des VfB.

17. Spieltag
0:0 in Würzburg bei Schneetreiben. Das Highlight:  Jos “J-Lu” Luhukay und Bernd “Hollaback Guy” Hollerbach battlen sich in der Coachingzone. Die Stuttgarter Ultras sind nicht im Stadion. Nachdem sie die 150 Kilometer auf der glatten A81 routiniert zurückgelegt haben, entscheiden sie sich spontan für einen Abstecher zum Weihnachtsmarkt und trinken die Glühweinbuden leer. Timo Gebhart wird unterdessen bei der Supreme-Party des Perkins Parks gesichtet. In der Rückrunde will er richtig angreifen, sagt er.

In der Winterpause geht ein Angebot vom VfL Wolfsburg bei Jan Schindelmeiser ein: Klaus Allofs will die Stuttgarter Fans kaufen. Sein Angebot: 40 Millionen plus Draxler für den VfB. Schindelmeiser lehnt entrüstet ab, kann dafür aber einen Neuzugang vermelden. Es kommt der Mann, auf den alle bereits gewartet haben: Marcel Ndjeng.

Nur eine weltfremde Prognose von unverbesserlichen Optimisten?
Weitaus nüchterner blickt “Heimspiele”-Autor Bernd Sautter von der Liga der Propheten in die Saison. Eine sehr lesenswerte mehrteilige Vorschau auf die Saison hat auch Benjamin von “Tragisches Dreieck” geschrieben, und zwar hier. Solltet Ihr Euch gönnen.

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6 Kommentare

  1. Jörg F. sagt

    Das wird ja eine interessante Hinserie. Aber ich hätte nichts dagegen.

    Ich hatte auf jeden Fall viel Spaß beim Lesen. Und wen J-Lu noch alles so kennt!? Amüsant…

    Aber eine Frage stelle ich mir dann doch: trifft Harnik in der Rückrunde?

    • @abiszet sagt

      Herzlichen Dank!

      Tja, Martin Harnik. Der hat ja immer so Phasen, … mal trifft er, egal wie, mal gelingt ihm nichts, wie in dieser Hinrunde :-) Aber in der Rückrunde knipst er, denke mal, könnte sogar zweistellig werden. Aber hoffentlich nicht gegen den VfB, bei dem doch bitte noch ein paar Spieler für IV (?), Außenbahn, DM und Sturm kommen. Wegen mir muss die J-Lu aber nicht kennen …

  2. drausvomLande sagt

    Geil, aber leider hast Du vergessen zu erwähnen, dass der Abstecher zum Weihnachtsmarkt auf unzureichende Bekleidung und daher notwendige Gesundheistsvorsorge zurückzuführen war: Rollkragen-Pullover sind nämlich seit Wochen bundesweit ausverkauft, da diese in Leipzig mittlerweile zur Kultkleidung geworden sind und alle dorthin exportiert wurden …

    • @abiszet sagt

      Du meinst also, dass Timo Werner in Leipzig durchstartet und den Rollkragen-Pulli-Verkauf ankurbelt?

      • drausvomLande sagt

        Hast Du die Inserate in den Leipziger Zeitungen nicht gesehen?

        “Traditionsverein mit frischem Kapital sucht Identifikationsmerkmale” usw.

        Flügel tragen hoch und oben wird es kälter ….

        und wenn eigentlich schon sportlich keine Steigerung zu erwarten ist, dann wenigsten marketing-technisch

  3. drausvomLande sagt

    Mist, da hatte ich mich doch glatt verschrieben, sollte eigentlich heissen:

    “Kapitalverein mit frischer Tradition sucht Identifikationsmerkmale”

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