Der VfB Stuttgart spielt aktuell so erfolgreich, dass er sich ganz neue Zielgruppen erschließt. Vor dem Spiel gegen Wolfsburg zeigten sich deshalb auch die berühmt-berüchtigten Neckar-Füchse im Stadion. Kein Wunder, denn die Truppe von Sebastian Hoeneß macht aktuell einfach tierisch viel Spaß!
Dabei sind manche “Experten” noch unschlüssig, ob der VfB wirklich so gut ist oder ob es einfach daran liegt, dass es die Spieltagsplaner der DFL gut mit den Stuttgartern meinten. Schließlich rangieren die geschlagenen Gegner Köln, Mainz und Bochum sieglos auf den letzten drei Tabellenrängen, Darmstadt konnte durch den zweiten Sieg gegen Augsburg auf Platz 11 springen und Freiburg liegt mittlerweile auf Platz 8. Die einzige Niederlage setzte es gegen RB Leipzig auf Platz 6. Zugegeben: So ganz kann man diese These nicht von der Hand weisen.
Deswegen waren sich auch alle einig, dass das Spiel gegen Wolfsburg ein echter Meilenstein wird. Denn erstens macht der Anti-Fußball, den Nico Kovac spielen lässt, keinen Spaß, zweitens hat Wolfsburg mit Jonas Wind einen Stürmer, der ähnlich gut trifft wie Serhou Guirassy und drittens ist Wolfsburg eine der Mannschaften, die nicht aufs Geld achten müssen, weil ein Konzern am Jahresende für eine schwarze Null in der Bilanz sorgt.
Dass man sich mit viel Geld zwar tolle Spieler kaufen kann, aber keine stabile Fankultur, zeigte ein Blick in den Auswärtsblock. Samstag, 15:30 Uhr und gerade mal 500 verirrte Wolfsburger Anhänger. Da haben die Füchse ja für mehr Stimmung gesorgt!
Das änderte aber nichts daran, dass der VfB nur schwer ins Spiel kam. Gerade über die rechte VfB-Seite kamen die Wolfsburger immer wieder über Maehle und Tiago Tomas gefährlich vor das Tor von Alex Nübel, weil der beste Pascal Stenzel aller Zeiten am Samstag offensichtlich frei hatte und auch Jamie Leweling seine Probleme hatte.
Noch schlimmer als die Hochgeschwindigkeitsangriffe der Wolfsburger war eigentlich nur ihr Kapitän: Maximilian Arnold hatte von Nico Kovac offenbar die taktische Vorgabe erhalten, sich nie weiter als fünf Meter vom Schiedsrichter zu entfernen, um sich nach jeder Entscheidung lautstark zu beschweren.
Im Laufe der ersten Halbzeit wurde Wolfsburg dann immer stärker und dem VfB passierte, was nicht passieren darf: ein Fehler im Spielaufbau. Pascal Stenzel dribbelte durch das zentrale Mittelfeld, stolperte und leitete so den Konter ein. Im Strafraum verteidigte Rouault zu passiv, Anton konnte Maehles Schuss noch blocken, aber den Abpraller netzte Gerhardt ein. 0:1!
Doch mit 15 Punkten auf dem Konto hat der VfB die nötige Ruhe, um auch solch einen Rückstand wegzustecken und so ging es mit dem 0:1 in die Pause. Aus der Pause kam der VfB erstaunlicherweise mit der gleichen Aufstellung. Eine riskante Nummer, denn Tiago Tomas sorgte immer wieder für Gefahr. Andererseits: Hat der VfB überhaupt noch einen Rechtsverteidiger?
In der ersten Viertelstunde in der zweiten Halbzeit tat sich nicht allzu viel. Zwar hatte Guirasssy eine erste kleine Möglichkeit, aber auf der anderen Seite musste Nübel auch mal wieder gegen Tiago Tomas retten. Doch ab der 60. Minute sollte sich das Spiel ändern. Denn da wechselte Sebastian Hoeneß ähnlich mutig wie in Köln und brachte Undav für Leweling und Silas für Stenzel. Für Team und Fans das eindeutige Signal: Attacke!
Und tatsächlich dauerte es gerade mal sechs Minuten, bis sich etwas tat: Der VfB kombinierte sich bis in den Wolfsburger Strafraum, Guirassy nahm den Ball an, rutschte dabei leicht aus und erhielt noch einen Tritt von Gegenspieler Zesiger. Schiedsrichter Sieberts Pfeife blieb erst stumm, aber nach VAR-Eingriff gab es Elfmeter. Kann man geben, muss man aber nicht, oder?
Guirassy trat selbst an und verwandelte den Elfmeter so wie er nun mal seine Treffer erzielt: eiskalt. Der VfB war wieder da und wollte angefeuert von den Fans jetzt auch alle drei Punkte am Neckar behalten. Und dafür sorgte in der 78. Minute Neu-Nationalspieler Chris Führich mit einem starken Ballgewinn gegen Ex-Nationalspieler Ridle Baku und einem tollen Pass auf – natürlich – Guirassy. Der umkurvte Casteels lässig und schob mit dem Außenrist ein.
Als Reaktion auf den Rückstand wechselte Nico Kovac gleich dreifach und unter anderem Cerny ein. Und der sorgte nur wenige Minuten später für die Entscheidung, wenn auch anders als sich das sein Trainer vermutlich vorgestellt hatte. Sein Ballverlust führte zu einem Weltklassepass auf Silas, der den Ball aber nicht sauber verarbeiten konnte. Das konnte aber natürlich aber Guirassy, der mit dem 3:1 in gerade mal 15 Minuten einen lupenreinen Hattrick schnürte.
Wolfsburg erholte sich von diesem Rückschlag nicht mehr und der VfB konnte im siebten Spiel den sechsten Sieg einfahren. Das Team von Sebastian Hoeneß hatte den Härtetest mit Bravour bestanden. Mit Geduld und Resilienz konnte das Team die Partie in 30 Minuten komplett drehen und geht als (vorläufiger) Tabellenführer in die Länderspielpause. Für die 18 Punkte, die man jetzt nach sieben Spielen auf dem Konto hat, brauchte das Team in der vergangenen Saison übrigens 21(!) Spieltage.
Wo wir schon bei den Zahlen sind: Serhou Guirassy erzielte seine Tore 11, 12 und 13. In der letzten Saison holten sich Füllkrug und Nkunku die Torjäger-Kanone mit 16 Treffern. Dem VfB-Stürmer fehlen zu dieser Marke nur noch drei Treffer. Oder wie er sagen würde: ein Spiel.
Nächster Gegner ist dann übrigens Union Berlin. Die haben auch einen echten Lauf, allerdings in die andere Richtung: Die letzten sieben Pflichspiele gingen verloren, seit dem zweiten Spieltag konnte man in der Bundesliga nicht mehr punkten. Ein guter Zeitpunkt, um zum ersten mal seit der Relegation endlich in Köpenick zu gewinnen!
Zum Weiterlesen:
“I love Stuttgart!”: Warum der VfB mit Torhüter spielt und der Elfmeter nicht der Game-Charger war.
Toll zu lesen wie immer – insbesondere als Spitzenreiter saugt man gerne alles auf.
Nur – habt ihr das Foul zum Elfer nur im Stadion (nicht) gesehen oder kommt ihr nach der Studie verlangsamter Bewegtbilder etwa immer noch zu dem Schluss?
Klarer Elfer für mich.
Für mich auch. Der Sky Moderator meinte zwar, es wäre nie im Leben ein Elfer. Der W-Verteidiger mit klarem Tritt in die Beine von S. Sogar Kovac sagte auf der PK, keine Diskussion deswegen. Arnold sah es natürlich klar anders 🫢der kommt auf der (nicht)Sympathie noch vor Kimmich und Bensebaini 🙄