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Mainzer Bo-Konzept geht gegen den VfB auf

Der VfB ist in Mainz weder geistig noch körperlich frisch und lässt sich folgerichtig von den 05ern frisch machen. “Heute war nicht unser Tag“, meine Deniz Undav nach der verdienten Niederlage. Woran lag’s?

Ein Spiel in Mainz ist eklig. Das ist nicht überraschend, das wussten alle vorher. Trotzdem schien der VfB nicht darauf vorbereitet zu sein, war mit der Intensität und Leidenschaft der 05er überfordert. Nicht von Anfang an, da hatten die Brustringträger das Spiel noch im Griff. Wenn man von der Riesenchance von Nelson Weiper absieht (3.), die Alex Nübel verhinderte, als er rechtzeitig den Winkel verkürzt. Jakob Bruun Larsen mit einem überraschenden Gewaltschuss (8.) und Undav mit einer Hunderprozentigen (14.) hätten die Führung erzielen können und das Spiel wäre sicher in einer andere Richtung gelaufen.

Mainzer Designschule: Ein einfacher Plan bringt den Erfolg
Mit dem Führungstor durch Weiper (28.), einer Kopie seiner Chance aus der dritten Minute, brach der VfB regelrecht ein. Eigentlich in Überzahl, rückte Josh Vagnoman unnötig in die Mitte, machte den Passweg auf Richtung Weiper, der dieses Mal cool blieb. Ein einfaches Tor nach einem Ballgewinn, so wie Mainz einfachen Fußball spielt. Minimalismus auf dem Spielfeld.

Das Bo-Konzept von Trainer Henriksen sieht in erster Linie vor, Bälle weit nach vorne zu schlagen und sich den zweiten Ball zu holen. Ernüchternd zu sehen, dass dies funktioniert. Henriksen kombiniert das mit Energie und Leidenschaft, denen der VfB nichts entgegen zu setzen hatte. Aber wir kennen das: Das dänische Design ist schlicht und setzt in erster Linie auf Funktionalität. Wie bei guter dänischer Gestaltung wird bei Henriksen nicht auf überflüssige Details gesetzt, sondern auf klare Linien im Spiel und praktische Anwendung. Es muss einfach funktionieren, jeder Spieler muss seine Aufgaben erfüllen.

Nick Woltemade – bis auf die ersten Minuten – mit viel zu wenig Einfluss auf das Stuttgarter Spiel.

Außer Ameen Al-Dakhil war kein Spieler in Normalform, alle hatten entweder Paris schon im Hinterkopf oder die Belastungen des Jahres in den Beinen und den Köpfen. Oder sie dachten, dass sie Mainz in Normalform sowieso schlagen. Alle drei Erklärungen sind nachvollziehbar, aber nicht gut. Dem VfB fehlten Emotionen und Aggressivität, um beim Tabellennachbarn zu punkten. Dem VfB fehlte die richtige Haltung zum Spiel.

Funktionalität schlägt Stuttgarter Eleganz
Mainz ließ dann sogar den Ball locker durch ihre Reihen laufen und konnte sich zum 2:0 kombinieren. Begünstigt natürlich durch Inkonsequenz in der Stuttgarter Verteidigung. Die Situation ließe sich schon mehrmals klären, Mainz blieb immer wach, bis schließlich Anthony Caci für die Entscheidung sorgte (86.). Zuvor hatte Nübel mit einem Reflex das 2:0 noch verhindert (79.). Zuvor wechselte Sebastian Hoeneß Jamie Leweling, Ramon Hendriks und Fabian Rieder ein. Es wäre womöglich keine so schlechte Idee gewesen, von Anfang an mehr Präsenz auf dem Platz zu haben. Hendriks und Jeff Chabot (kam in der 87.) hätten den Ton mit mehr Körperlichkeit angespielt, Leonidas Stergiou hätte in einer ähnlichen Tonlage gespielt. Sie hätten der Handwerkskunst von Henriksen vielleicht mehr entgegengesetzt.

So sah der VfB wie eine aufwendige Designer-Lampe aus, die zwar ästhetisch ansprechend ist, aber keine ausreichende Helligkeit liefert. Die Gäste hatten zwar ihre Ansätze und zeigten phasenweise spielerische Eleganz, aber gegen die Kompromisslosigkeit und Klarheit der Mainzer fanden sie kein Mittel.

Wir haben uns ja zwischendrin für unschagbar gehalten, aber Spiele wie gegen Mainz gibt es. Hoeneß wies öffentlich von sich, dass Paris bereits in den Köpfen seiner Spiel wäre. Wieviel Wahrheit darin steckt? Nur verständlich, dass die Spieler an das Endspiel der ersten Phase der Champions League denken. Ganz Fußball-Europa schaut nach Stuttgart, es ist das größte Spiel des VfB in der jüngeren Vereinsgeschichte. Wie der VfB weiter kommt, steht hier.

Dass es der VfB anders und besser kann, haben wir in dieser Saison schon oft gesehen. Dass der VfB mit Rückschlägen umgehen kann ebenso. Deniz sagte nach dem Spiel gegen Mainz trotzig: „Wir gewinnen am Mittwoch gegen Paris”. Warum sollte er lügen?

Zum Weiterlesen:
Unser VertikalGIF stellt beim Blick auf die Spiele gegen Sankt Pauli und Mainz fest, was dem VfB noch zu einer echten Spitzenmannschaft fehlt: Die Cleverness, solche Spiele ohne Niederlage zu überstehen.

Der VfB will nach der Niederlage gegen Mainz “Wut in Energie wandeln“.

Die Süddeutsche Zeitung konstatiert, dass das “Mainzer Kollektiv den Champions-League-Teilnehmer aus Stuttgart mit einem Enthusiasmus niederrang, zu dem die Vielspieler des VfB an diesem Nachmittag nicht fähig waren.“

Bilder: Christian Kaspar-Bartke/Getty Images

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18 Kommentare

  1. bacardihardy sagt

    Schade, hätte nicht sein müssen.
    Im nachhinein ist man immer schlauer.
    Hoeness hätte besser Hendricks , Chabot, Stergiou und Demirovic von Anfang an aufgestellt und Undav sowie Vagnoman geschont.
    Kämpferische Typen hätten Mainz eher weh getan, meine Meinung.
    Kann mit Mittelstädt nicht mehr viel anfangen, da er immer zu offensiv ist, und immer mal wieder den Ball vertändelt. Defensiv zu schwach.
    Nach hinten zu wenig Absicherung.

  2. Konny sagt

    Die Mainzer gehen aber mit sehr viel Härte zur Sache. Vagnoman fand ich gestern generell eher semi, ließ sich einige Male abkochen. Undav auch mit einigen unnötigen Ballverlusten. Na ja, der Sportdirektor hat bei Niederlagen gegen Mainz ja vollstes Verständnis 🫣
    Daß es vor dem Endspiel gegen Paris gegen Karne(kra)val Mainz einen Spannungsabfall gibt ist aber mehr als menschlich. Platz 4 bleibt, gegen Gladbach wirds allerdings schon wieder kompliziert 🙄
    Bin sehr gespannt auf das Spiel gegen Paris und Millots best of… ⚽️

  3. Clemens sagt

    Nette IKEA Allegorie. Und ich möchte noch ergänzen, “in Mainz kann man verlieren”. 😉

    In irgendeinem Podcast hatte ich gehört, dass der VfB eigentlich nur eine Mannschaft aus dem oberen Mittelfeld sei, die schon seit Monaten an ihrem oberen Limit spielt. Ist das vielleicht wirklich so, dass wir nur zu unserem gewohnt erfolgreichen Spiel kommen, wenn jeder Spieler bei mindestens 100% performt? Auffällig waren die vielen Ungenauigkeiten von Karazor und Stiller, worunter vor allem Undav und Führich gelitten haben. Mit dem Unterschied, dass bei Führich der Kopf runter geht Undav wenigstens kratzt und beißt. Millots Abwesenheit war sicherlich ärgerlich, weil Hoeneß mit ihm nicht nachlegen konnte, aber eine Entschuldigung darf auch das nicht sein.

    Ich hatte unter der Woche die Partie Paris gegen ManCity gesehen und war beeindruckt, mit welchem Speed Paris gegen Spielende durch die gegnerische Hälfte pflügte. Sollte Mainz kein Ausreißer gewesen sein, dürfte der Mittwoch für VfB Fans sehr ernüchternd werden.

  4. Jochen sagt

    Wir haben jetzt mehrfach bewiesen, dass wir immer zu Chancen kommen. Deshalb passt die Spielanlage. Was schon die Ganze Saison nicht passt, ist die Chancenverwertung. Guirassy war nicht zu ersetzen. Deshalb vermutlich Platz 6 – 10.

  5. Divina33 sagt

    Ein Pünktchen von sechs möglichen ist einfach zu wenig gegen Mainz in dieser Spielzeit, wenn man in die CL 2025/2026 möchte ( naja und gegen St. Pauli zuhause…)

    Wehrle sieht eine historische Chance …
    Die wäre auch da durch schwächelnde Dortmunder und Leipziger …

    • @abiszet sagt

      @Jochen, @Divina und andere:
      Es war nicht gut, aber wir sollten nicht so tun, als ob Mainz Laufkundschaft wäre in dieser Saison (“nur 1 von 6 möglichen Punkten”). Womöglich eine ähnliche Arroganz wie die Spieler?

      23 Punkte haben die 05er letzte Saison in 13 Spielen geholt, 31 in 19 Partien dieser Saison. Das macht einen Punkteschnitt von 1,74 pro Partie, womit Henriksen der erfolgreichste Bundesliga-Trainer in der Geschichte der Mainzer ist. Nach einer Niederlage gegen eines der formstärksten Teams (die auch Bayern geschlagen haben) jetzt alles in Frage zu stellen, ist hysterisch.

  6. Achim Herzblutfan sagt

    Hallo miteinander!
    Hab mich auf VertikalGIF schon literarisch zum Mainz-Spiel betätigt. Chancenverwertung VfB: Gegen PSG einfach mal draufhalten. Nicht zu viel Tikkitakka. Forza VfB. Tagesform und Konzentration aufs Wesentliche wird das CL-“Endspiel” für den VfB entscheiden.
    Mein Tip: 3:2

  7. Ben G. sagt

    Schade. Hätten am Anfang treffen müssen. Ab dem 1:0 waren wir irgendwie nicht mehr da.

    Ich sehe es trotzdem so wie Wohlgemuth. So ein Spiel gibt’s mal. Dortmund, Leipzig, Wolfsburg, Bremen haben auch alle nicht gewonnen.

    Für mich ist auch das anstehende Pokalsspiel ebenso wichtig wie Qatar Airways am Mittwoch.

    Am Ende der Saison könnte es dennoch für Platz 4 reichen. Und das wäre Wahnsinn.

    Aber die Unzufriedenheit nach einer Niederlage scheint ja bereits wieder um uns zu greifen. Furchtbar.

  8. fritzo62 sagt

    Ja, selten so einen chancenlosen VfB gesehen.
    Amiri alleine hat uns erledigt – so ein Spielertyp würde uns gut tun.
    Zu Vagnoman habe ich schon alles geschrieben… und Führich kann man an so Tagen auch 120 Minuten es versuchen lassen..
    Paris wird spannend.

  9. drhuey sagt

    Der VfB wollte sein Spiel aufziehen, war aber im gesamten Spielaufbau zu pomadig für die Mainzer, die mit mit ihrer bekannten Mischung aus Galligkeit und überhartem Einsteigen (gestern im Rahmen), den Ambitionen der Stuttgarter den Schneid abgekauft hat.
    Mittwoch wird ein ganz anderes Spiel. Die Pariser haben Barcola und Vitinha gestern zunächst geschont, was befürchten lässt, dass am Mittwoch beide von Anfang an spielen. Da ergänze ich den nicht immer zu verteigenden Dembele um die zweite grosse Herausforderung Barcola, wenn man Vagnomans derzeitige Form anschaut.
    Die Mannschaft muss über sich hinauswachsen und von Anfang an hellwach sein. Es braucht Madrid-Vibes.

  10. bacardihardy sagt

    Ameen al Dhakil hat mal eine Chance bekommen gestern.
    Er ist leichtfüssig und gut am Ball.
    Aber er ist kein Innenverteidiger für einen Championsliga Aspiranten.
    Körperlich viel zu schwach.
    Da fehlen Kilos und cm für einen Innenverteidiger
    Falsche Transferpolitik von Wohlgemuth
    sag hier nur
    Das sind Gründe für solche Niederlagen
    9 Millionen für fast nix

  11. Daniel 1893 sagt

    Hallo Community als Neuling,

    habe die provozierenden Beiträge im Grenzbereich bisher nur bei OneFootball gelesen. Gefällt mir, wenn, auch teilweise zu hart, aber besser als Mainstream. 😉
    Hier herrscht wohl ein besseres Niveau als bei OF.

    Wir haben klar und verdient verloren und hatten keine Antworten oder Lösungen. Von der überragenden Bank kamen auch keine Impulse mehr. Ein xG Wert von 1.11 drückt das auch aus und nur die Spiele gegen Bayern, Leverkusen und in Freiburg waren schlechter.
    Das kann passieren und alle unterschätzen den fast Abstiegskandidat Mainz, eine Analogie zu uns 23/24. Jetzt sind wir Vizemeister und spielen CL, wir haben einen anderen Druck. Letzte Saison die Interviews: schlechtestes Spiel in der Saison von uns, jetzt teilweise bestes Spiel der Saison (Hoffenheim)

    Was mir zu kurz kommt: Wir spielen eine überragende Bestätigungs-Saison, nicht wie Union oder Heidenheim heuer.
    Betrachten wir einfach mal die Neu-Nationalspieler, zuvor nur Bundesliga mit etwas DfB Pokal (okay harte Spiele, Union, BVB und B04) jetzt Bundesliga, 8 CL Spiele, Pokal und Nationalmannschafts Spiele. Selbst das Training dort ist fordernd wie ein Spiel. Das kennen Mittelstädt, Führich, Undav, Stiller und Leweling (Nübel) so noch nicht. Bei Bayern, Dortmund oder Leipzig (Frankfurt EL) ist das Business as usual.
    Aber wo stehen wir in der CL? Jeweils zwei Punkte hinter Dortmund und Bayern und 7 vor RBL!
    Ich freue mich auf den Showdown im Stadien am Mittwoch, unvergesslich. Wenn wir verlieren und ausscheiden können wir erhobenen Hauptes und sehr stolz abtreten. Das wurde dann in zwei anderen Spielen verbockt.

    Die Anzahl der Spiele ist nicht aussagekräftig, da Einwechslung 88. Min als Spiel zählt. Die Belastung ist neu und ungewohnt, Beispiel Stiller, 23/24: 3.141 Minuten, jetzt bei 2.633 Minuten. 84% der gesamten Vorsaison ist jetzt schon auf der Uhr.

    Die Saison ist vielleicht noch höher zu bewerten, Anton, Ito und Guirassy als Abgänge. Kaum Zeit mal eine Trainingswoche zu haben und mit 4/1 Siegen in 2025 zu starten. Freiburg, Mainz im Hinspiel sowie Pauli könnten am Ende noch weh tun.

    • @abiszet sagt

      Herzlich willkommen.
      Wie was? Provozierende Beiträge im Grenzbereich, teilweise zu hart???

      Du hast völlig recht: Grundsätzlich eine gute (Bestätigungs)Saison und hey, wir bekommen ein Riesenspiel gegen Paris nach all’ der Scheisse!

  12. Marcus Fichter sagt

    Ich muss ( zumindest ein bisschen ) Vagnoman in Schutz nehmen. Wie so oft in dieser Saison hat er, im Gegensatz zur linken Seite, defensiv oft wenig Unterstützung. Das lässt ihn oft schlecht aussehen.
    In Mainz war aber auch die rechte Seite mit Maxi und Chris ziemlich harmlos.
    Man hatte Vagnoman auch gg. Leipzig heftig kritisiert, dort hatte er aber Openda nahezu abgemeldet. Hat nur kaum einer gesehen.

    Gestern waren alle nicht auf der Höhe, nicht nur Vagnoman !

  13. bacardihardy sagt

    Vagnoman war gut gestern. Er kann ja nix dafür , wenn die linke Seite nicht rechtzeitig zurückeilt und sich hinten Räume öffnen wie beim 1:0.
    Mit Hendricks zur Absicherung auf Links wäre der VfB defensiv besser gestanden als mit Mittelstädt

  14. Divina33 sagt

    @abiszet
    Divina „nur 1 von 6 möglichen Punkten“

    Habe mit gerade nochmals die zwei Gegentore angeschaut und das ist wirklich keine neue Erkenntnis:

    Wir schwimmen hinten …

    Die Zweikampfwerte sprechen auch eine deutliche Sprache. Vielleicht wollte sich auch keiner verletzen vor dem CL-Spiel.

    Mainz spielt mit seinem 100 Mio Kader natürlich auch eine sehr starke Saison…

    Bin gespannt auf Mittwoch.

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