Autor: @abiszet

Achtung: Verfasser träumt vom VfB

Borussia Dortmund versucht im Pokal-Achtelfinale gegen den VfB Stuttgart mit einer Mauertaktik weiter zu kommen. Was noch gegen Bayer Leverkusen zu einem Unentschieden reichte, scheiterte an der enormen Spielstärke des VfB. Ich habe keine Lust aufzustehen, auch wenn der Tag sehr sanft beginnt. Ich habe noch Szenen vor Augen, wie Enzo Millot durch sechs Beine einen Steckpass spielt, wie Waldemar Anton alles souverän weg verteidigt, wie Dan-Axel Zagadou Angriffe einfach weg lächelt, wie Chris Führich und Maxi Mittelstädt den Gegner auf der linken Seite stressen, wie Serhou Guirassy strahlt und wie Deniz Undav glücklich Interviews gibt. Ist das ein Traum oder Wirklichkeit? Kann es wirklich sein, dass der VfB so traumhaft schön und erfolgreich spielt? Wer den VfB erst seit zehn Jahren kennt, der sagt sich: „Gibt’s doch gar nicht!“. Wenn es ein Traum ist, dann träumen wir ihn mit offenen Augen, im Stadion, vor dem Fernseher. Borussias Trainer Edin Terzic lässt Reus, Brandt, Füllkrug und Malen gegen den VfB erst einmal draußen und denkt, er könne so bestehen im Neckarstadion. „Träum’ weiter, Edin!“. Seine …

Die laute Goschn

Jürgen Sundermann, der Erfinder der Jungen Wilden Ende der 70er Jahre, stand auf autoritäre Spieler. Weil er sich selbst als Autorität sah und Spieler benötigte, die dies während der 90 Minuten auf dem Platz für ihn übernahmen. Denn auch wenn er mit Trikot auf der Bank Platz nahm, eingreifen konnte selbst Sundermann nicht. Zu seiner Zeit gab es zwei Autoritäten im Team: Dragan Holcer und Roland Hattenberger. Während der Jugoslawe eher ruhig führte, mit Blicken und kleinen Gesten, war sein österreichisches Pendant ein Mann des Wortes. Er konnte auch einmal laut werden, wenn ihm etwas nicht passte. Zusammen mit Hermann Ohlicher und Georg Volkert gab er den Ton an. 51 Länderspiele hat er auf dem Zettel und zwei WM-Endrunden (1978, 1982). Wobei er 1978 verletzungsbedingt ohne Einsatz blieb, 1982 dagegen stand er in vier von fünf Spielen auf dem Platz. Wie Kevin Kuranyi und Wataru Endo absolvierte Hattenberger 99 Bundesligaspiele im VfB-Dress. In seinen insgesamt 125 Pflichtspielen zwischen 1977 und 1981 für den VfB gelangen dem Mittelfeldspieler 10 Treffer. Zusammen mit Erwin Hade­wicz hielt er …

Gegen den VfB ist kein Kraut gewachsen

Platz 3 vs. Rang 12. 27 Punkte gegen 11. Serhou Guirassy (15 Tore) und Deniz Undav (7) gegen Marvin Ducksch (5) und Rafael Borré (3). Eigentlich eine glasklare Sache. Der VfB mit einem Lauf, Werder Bremen eher mit einem Einlauf. Kann der VfB im Stile einer Spitzenmannschaft so ein Spiel gewinnen oder reicht es dafür (noch) nicht? Der VfB kann und präsentierte sich erstaunlich reif, auch wenn die Partie viel zu lange offen bleib, weil die Chancenverwertung nicht mehr der von Anfang der Saison entsprach. Das Spiel gegen Bremen wurde in erster Linie auf eine Begegnung reduziert, in der erstmals Guirassy und Undav in der Startelf standen. Das ist natürlich die übliche mediale Zuspitzung, denn der VfB ist mehr. Mit Enzo Millot bilden die beiden ein magisches Dreieck. Ebenso magisch verteidigen Dan-Axel Zagadou, Waldemar Anton und Alex Nübel, während im Mittelfeld Atakan Karazor und Angelo Stiller den Rhythmus bestimmen und das Spiel des VfB strukturieren. Und Neu-Nationalspieler Chris Führich? Der erstaunlich starke Maxi Mittelstädt? Der gegen Bremen sehr auffällige Silas? Der ewige Pascal Stenzel? Der …

Das magische Dreieck 2.0?

In der Welt des Fußballs gibt es Momente, die wie Zauberei wirken, wenn mehrere Spieler ihre Fähigkeiten plötzlich zu einem beeindruckenden Ganzen verschmelzen. In der Saison 1996/97 prägte das “magische Dreieck” des VfB Stuttgart den deutschen Fußball. Eine Zeit lang wirkte das bezaubernde Zusammenspiel von Fredi Bobic, Giovane Elber und Krassimir Balakow geradezu unwirklich. Die Verbindung zwischen den Spielern war dabei ein für alle sichtbares Band der Spielfreude, ihr Spielverständnis basierte auf Telepathie. Ist jetzt die Zeit gekommen für die Nachfolger des magischen Dreiecks? Sebastian Hoeneß sprach unmittelbar nach dem Sieg in Frankfurt davon, dass er eine Lösung finden muss, wie er Serhou Guirassy und Deniz Undav in die Startformation seines Teams bringen kann. Zu gut sind beide, als dass er einen auf die Bank setzen könnte. Aber wer Guirassy und Undav sagt, der muss auch Enzo Millot sagen. Ein Trio, das nicht nur die Herzen der Fans erobert hat, sondern auch die Gegner mit ihrer undurchschaubaren Spielweise herausfordert. Wenn diese drei Spieler ihre Kräfte vereinen, kann auf dem Spielfeld eine bisher ungekannte Geometrie des …

Spektakulär unspektakulär

„Es geht gegen eine Spitzenmannschaft, die brauchen nicht viel. Die kamen zweimal vors Tor und zweimal hat es gescheppert“, zeigte sich Frankfurts Trainer Dino Toppmöller beeindruckt. Der VfB eine Spitzenmannschaft? Echt jetzt? Wenn man den reifen Auftritt bei der Eintracht als Maßstab nimmt: ja! Erste Heimniederlage für die Hessen seit Oktober 2022, erste Niederlage nach acht ungeschlagenen Pflichtspielen, ein reichlich uninspirierter Auftritt, nachdem sich die SGE zuletzt unter Toppmöller stabilisiert hatte: Der VfB fuhr nach Frankfurt, spielte cool sein Spiel runter und nahm drei Punkte mit. Weil er zum richtigen Zeitpunkt die Tore schoss. Weil er auch in der vorübergehenden Eintracht-Dominanz keine Chancen zuließ und klugen Kopf behielt. Weil der Spielansatz von Sebastian Hoeneß in der zweiten Halbzeit besser war als der seines Gegenübers. Frankfurt fiel nichts ein, um dem VfB gefährlich zu werden. Einzig “Mittelstürmer” Omar Marmoush fiel auf, weil er sich schon auf den Boden warf, wenn ihn Dan-Axel Zagadou auch nur anschaute. Wobei so ein Blick von Daxo einen schon umhauen kann. Natürlich sprechen alle nach dem 2:1-Sieg des VfB über Deniz …

Alles von der Kunstfreiheit gedeckt!

Gegen Kunst kann man nichts sagen. Alles kann Kunst ein. Übrigens auch dieser Text hier. Und Kunst ist jetzt auch das neue Sondertrikot des VfB. Wie immer streng limitiert (oder besser: künstlich verknappt) auf 1893 Exemplare und zum Liebhaberpreis von 189,30 Euro, um 10 Prozent an die VfB-Stiftung „Brustring der Herzen“ weitergeben zu können. Ob es auch 100 Euro getan hätten? Luft wäre auch da geblieben für eine Spende. Aber Kunst hat eben seinen Preis. Aber wohin fließen die Mehreinnahmen? Ist die Aktion am Ende sogar ein Krautfunding, um Serhou Guirassy seine Ausstiegsklausel abzukaufen? Kraut, was hat es damit auf sich? Das Kunstwerk auf dem VfB-Trikot wurde geschaffen von Tim Bengel, bekannt geworden durch einen goldenen Avocado-Bagel, der für 3 Millionen US-Dollar verkauft wurde. Das Kraut ist eine aufgewärmte Idee des Künstlers, der bekennender Kraut-Ultra ist. Er hat im September diesen Jahres im StadtPalais ein Superkraut-Festival initiiert. „Die Zeit ist reif, Kraut an die Spitze der Superfoods zu setzen, denn genau da gehört es hin“, so Bengel damals bei der Eröffnung. Aufgewachsen auf den Fildern, …

How to develop a team (fast)

Spielplan, Spielglück, die richtigen Gegner zur richtigen Zeit. Alles gut und schön. Wollen wir nicht viel lieber über die Qualitäten des VfB sprechen, die zu diesen überraschenden Leistungen führen? Aber was sind die wahren Gründe, warum der VfB auf Platz 3 steht mit schier unglaublichen 24 Punkten nach elf Spieltagen? Listen gehen immer sagt kessel.tv, deswegen: Hier sind 11 Gründe, warum der VfB auf Platz 3 steht. Der Außerirdische  Serhou Guirassy, ja langweilig, weil offensichtlich. Aber wie Spiele ohne ihn laufen können, davon haben wir einen Eindruck bekommen gegen Hoffenheim und Heidenheim. Der Torjäger war auch schon letzte Saison wichtig, in dieser jedoch „trifft er auch mit verbundenen Augen“ (Deniz Undav). Das Spiel ist um ihn herum gebaut und das lässt ihn glänzen. Seine Trefferquote ist nicht von dieser Welt, sein Wert als Führungsspieler enorm. The Wall We don’t need no Angst. Während viele aus alter Gewohnheit zusammenzucken, wenn ein Schuss in Richtung VfB-Kasten geht, dann sage ich immer „Wir spielen mit Torwart“. Erstmals seit zwei Jahren. Zuvor mussten wir zittern, wenn ein Ball in …

Mein Herz tanzt

Ein echtes Statement: Nach zwei verlorenen Spielen einen Champions League-Teilnehmer dominiert und Borussia Dortmund beim 2:1 wie einen Abstiegskandidaten aussehen lassen. Ich habe quasi das gesamte Wochenende vor und nach dem Spiel gegen Dortmund mit einem Schalke-Fan verbracht. Dabei habe ich verstanden, wie wichtig ihm ein VfB-Sieg gegen die Schwarzgelben ist und wie gut es dem VfB im Vergleich zu S04 geht. Die Fans der Knappen denken sogar darüber nach, ob es keine so schlechte Idee wäre, Clemens Tönnies wieder in den Verein zu holen. Das wäre in etwa so, als ob wir uns Wolfgang Dietrich als Präsident zurück wünschen würden. Am Freitag hatte ich mich noch lustig gemacht über die Partie der Schalker gegen Elversberg. Nach dem VfB-Spiel war mein Schalke-Freund natürlich gut auf mich zu sprechen, zufrieden war er nicht: „Aber hör’ ma, Ihr müsst die Bienen doch mit 5:1 aus dem Stadion schießen!“. Da hat er Recht. Dortmund mit einem desolaten Auftritt, 22:5 Torschüsse wies die Statistik nach dem Spiel aus, die Gelegenheiten von Chris Führich, Jamie Lewelig, Deniz Undav und Enzo …

Ein Sieg der Leidenschaft

Eine Niederlage, die Leiden schafft. Wobei wir gar nicht mehr wissen, was das bedeutet: leiden. So viel Freude bereitet der VfB in dieser Saison. Noch letzte Woche verlor der VfB als bessere Mannschaft gegen Hoffenheim. In Heidenheim allerdings ist der VfB die schlechtere Elf und verliert gegen ein Team mit limitierten Möglichkeiten. Es scheint so, als ob diese Saison vieles anders und vor allem vieles besser werden würde. Gleich geblieben sind die Schwierigkeiten gegen Teams, die vermeintlich schlechter sind. Heidenheim ist eine Mannschaft mit begrenzten Mitteln aber unbegrenztem Willen. Eine Elf, die aus ihren wenigen Möglichkeiten alles herausholt. Kurz: Die das Beste aus sich macht. Und das ist der große Unterschied zum VfB, der am Sonntag Abend nicht die beste Version von sich auf den Platz bringt. Regen, Wind, tiefer Boden und ständig fliegen diese krummen Dinger von Jan-Niklas Beste in den Stuttgarter Strafraum. Es ist eigentlich ganz einfach, was das Team von Trainer Frank Schmidt anbietet: einstudierte Standards, viel laufen und dem VfB eine gewisse Wildheit aufzwingen. Heidenheim ist wacher und präsenter. Das zeigt …

Souverän. Sicher. Weiter.

Die Saison entwickelt sich für Union Berlin zu einer Horror-Serie, während die Stabilität des VfB schon fast unheimlich ist. Nach der eher unglücklichen Niederlage gegen Hoffenheim kommen die Stuttgarter im Union-Style im DFB-Pokal eine Runde weiter: mit einem dreckigen Sieg. Solche Spiele musst du gewinnen. Und an solchen Spielen kann man sehen, wie reif die Mannschaft ist und wie gefestigt. Die Niederlage gegen Hoffenheim? Offensichtlich abgehakt. Der VfB ist in der Vergangenheit sonst immer dafür bekannt gewesen, sich von dieser Art von Rückschlägen aus dem Rhythmus bringen zu lassen. Gegen Union wirkte der VfB weder hektisch noch verzweifelt bemüht, das 2:3 unbedingt vergessen zu machen. Die Mannschaft verließ sich auf ihr Können und auf den Matchplan des Trainers. Sie weiß, was sie kann, ohne überheblich zu werden und strahlte eine beeindruckende Souveränität aus. Es wurden jedoch auch die richtigen Lehren aus der ersten Niederlage nach sechs Siegen gezogen. Der VfB stand defensiv sicher und verteidigte leidenschaftlich sein eigenes Tor. An Dan-Axel Zagadou zerschellten fast alle offensiven Bemühungen der Berliner. Wenn es darauf ankommt, würde der …