Autor: @abiszet

Bude voll People

Endlich wieder treffen sich Leute, ballern Bier, gesammelte Becher, Vorfreude und Gelächter. Der VfB hat eine okaye Vorbereitung gespielt, die Ergebnisse passten meist, aber zu viele Verletzte und jede Menge personelle Unsicherheit von Guirassy bis Ito, von Sosa bis Mavropanos. Und trotzdem: Die Vorfreude ist groß, wie es eigentlich immer ist, wenn der VfB keine Pflichtspiele bestreitet. Die erste Pokalrunde gegen die TSG Balingen hat die Vorfreude nicht getrübt. Es ist mit dem 4:0 ein seriöser Saisonauftakt, auch wenn es ein Gegner ist, der dem VfB gar nichts abverlangte. Leider gelang dem Viertligisten so gut wie nichts, sogar einfachste Pässe über wenige Meter misslangen. So hatte das Spiel kaum mehr als Testspielcharakter. Aber auch das muss der VfB erst einmal gewinnen und mit der notwendigen Ernsthaftigkeit bestreiten. Die wird Enzo Millot unter anderem von einem Fachmagazin beharrlich abgesprochen, Disziplin, Tattoos und so. Aber er trägt das Spiel in Balingen bzw. an der Kreuzeiche, ist im Grunde neben Serhou Guirassy der Einzige, der sich in der Anfangsphase freiläuft, während seine Kollegen gerne auf ihren Positionen verharren. …

Erfolg first, Gewissen second

Alex Wehrle ist erkennbar stolz und das kann er auch sein: Durch den Mercedes Benz Bank-Ausstieg musste er in einem schwierigen Wirtschaftsklima ein riesiges Sponsoring-Loch stopfen und das ist ihm rein finanziell hervorragend gelungen durch die Abschlüsse mit Winamax, hep global und Q-nnect. Aber wetten, dass Wehrle die Kritik am Winamax-Deal überhaupt nicht versteht? Darauf zu verweisen, dass 17 von 18 Bundesligisten ebenfalls mit Wettanbietern zusammen arbeiten: uninteressant. Der VfB ist der VfB und nicht der FC Bayern, sonst könnte man in der Mercedesstraße ja auch gleich mit Katar zusammen arbeiten. Es „schade” zu finden, dass die Fans den Winamax-Deal nicht abfeiern und sich etwas anderes erhofft hätten, ist typisch für Wehrle: „Die Fans blicken es halt nicht“, so die Einstellung des VfB-Bosses. Es geht nicht darum, dass fans sich einen Trikotsponsor aus dem Ländle gewünscht haben. Es geht darum, dass der Trikotsponsor zum VfB und seinen Werten passt. Ist aber auch echt ein schwieriges Umfeld in Stuttgart! Dabei hat Wehrle davon gesprochen, dass Sponsoren zu den Werten des VfB passen müssen. An sich etwas …

Werte leben ist schwer

Nach dem Weltmarken-Bündnis waren die Erwartungen groß. Wie würde der neue Trikotsponsor des VfB heißen? Es konnte nur Trumpf, Liebherr, Stihl, Bosch, Bürger, Boss oder Bauhaus sein. Geworden ist es der Wettanbieter Winamax aus Frankreich. VfB-Boss Alexander Wehrle sagte letzte Woche noch, dass nicht der Sponsor den Zuschlag bekommt, der das meiste Geld auf den Tisch lege. Er müsse auch zum VfB und seinen Werten passen. “Dabei geht es nicht nur ums Monetäre oder um die Vertragslaufzeit. Es muss eine Partnerschaft sein, die für uns und den Partner passt. Dann ist nicht der allerletzte Euro entscheidend.” Wie kann der Online-Poker- und Sportwettenanbieter Winamax zu den Werten des VfB passen? Zu einem Club, der zuletzt eine Stiftung zur Förderung von Sport, Bildung und Erziehung, Gesundheit, Umwelt- und Klimaschutz gründete und beim CSD in Stuttgart mit einem eigenen Wagen Flagge für Diversität und Toleranz zeigte? Es wiederholt sich der Eindruck, dass bei Wehrle die Worte größer und ambitionierter sind als die Taten. Werte formulieren ist einfach. Werte leben ist schwer. Generell muss kritisch hinterfragt werden, warum der …

Wer ist der Harry Kane des VfB?

Der Tottenhamer Harry Kane war schon bei Real Madrid und beim FC Barcelona und beim FC Chelsea und bei PSG. Letzte oder vorletzte oder vorvorletzte Saison. Der Kapitän der englischen Nationalmannschaft blieb immer. Jetzt soll der FC Bayern sein neuer Arbeitgeber werden, seit Wochen schon gibt es „Durchbrüche“ in den Verhandlungen, „irre Wendungen“ und „heiße Fragen“. Passiert ist noch nichts. Wie bei Borna Sosa. Der findet schon seit Jahren die italienische und spanische Liga interessant, weil das Leben dort dem in Kroatien ähnelt. Die Premier League ist für ihn die beste der Welt, verständlich. Und er würde gerne mal nicht gegen den Abstieg spielen, wie wir Fans übrigens auch. Wenn Sosa ginge, täte das weh, aber womöglich wird es Zeit für ihn. Mit Maxi Mittelstädt steht einer bereit, der ihn zwar überhaupt nicht ersetzen kann, aber wenn Sosa nicht mehr da ist, muss sich auch das Spiel des VfB und damit die Rolle des Linksverteidigers ändern. Ob das LV-Duo Mittelstädt/Nicolas Nartey wirklich bundesligatauglich ist, darf man hinterfragen, von der geforderten „Leistungskonstanz“ gar nicht zu sprechen. …

Ein smarter Move mit Alex Nübel

Der VfB baut auf das Eigengewächs Dennis Seimen im Tor. Aber noch nicht in dieser Saison, sondern frühestens ab 2024/2025. Für die jetzige Übergangssaison eine neue Nummer eins zu finden, war nicht leicht. Dem VfB ist es mit der einjährigen Leihe von Alexander Nübel gelungen. Doch wie stabil und zuverlässig ist der 26-jährige wirklich? Der ehemalige Schalker will nach zwei Jahren bei AS Monaco wieder auf die deutsche Bühne zurück und hofft durch die Präsenz in der Bundesliga, sich nach dieser Saison für andere Vereine zu empfehlen. Diese nach der Saisonanalyse formulierte Zielsetzung trat für den VfB dabei in den Hintergrund „Wir wollen in den kommenden Jahren wieder mehr Wert darauf legen, unsere Mannschaft um einen Kern von Profis zu bauen, die über Jahre beim VfB spielen und sich über ihren Vertrag hinaus mit unserem Club und der Region identifizieren.“ Und warum? Weil der VfB künftig auch verstärkt Spieler aus dem eigenen NLZ zu Profis machen will. Das wird von den VfB-Verantwortlichen am ehesten Dennis Seimen zugetraut, noch vor Li Egloff, Laurin Ulrich und Thomas …

Das Bild wird langsam klarer

Die ersten Transfers hat der VfB abgewickelt und ein Muster wird erkennbar: Die Zeit der großen Unbekannten ist vorbei, alle Neuzugänge kennen die Bundesliga, alle sind über den Status des Talents hinaus – aber bringen sie den VfB auch weiter? Im Interview mit der Süddeutschen Zeitung wünscht sich Alexander Wehrle bei den Spielern mehr Verlässlichkeit. Diese Verlässlichkeit lässt sich entweder entwickeln oder kaufen. Entwicklung braucht Geduld; Rückschläge muss man einkalkulieren. Verlässliche Spieler zu kaufen, die ihren Leistungszenit noch nicht überschritten haben und idealerweise noch Entwicklungspotenzial haben, kann sich der VfB aktuell – auch nach dem Porsche-Deal nicht leisten. Transfers wie der von Wataru Endo, der für wenig Geld viel Leadership-Qualitäten mitbrachte, sind die absolute Ausnahme. Aber wie sieht es mit der Verlässlichkeit aus bei den ersten drei Transfers des VfB aus nachdem Serhou Guirassy noch vor den Relegationsspielen fest verpflichtet wurde? Der Südkoreaner Yeong (23) und der ehemalige U21-Nationalspieler Jamie Leweling sollen wohl die Kaderplätze von Tanguy Coulibaly und Tiago Tomas besetzen. Ob sie ein Upgrade sind, wird sich zeigen. Leweling (22) absolvierte 49 Bundesligaspiele …

Kein „weiter so“, aber auch wenig Konkretes

Wir kennen das: Knallharte Analysen werden beim VfB nach Saisonende eigentlich immer gemacht. Natürlich immer umfangreich, umfassend und selbstverständlich auch schonungslos. Wie ist das dieses Mal? Wir haben uns die Verlautbarung des VfB genauer angesehen und versucht zu strukturieren in Problem, Ursache, Lösung, Ziele, denn das geht beim auf der Webseite veröffentlichten Text ein bisschen durcheinander. Als erstes Problem wurde identifiziert: „Im Kern geht es darum, wie wir unsere Defizite in puncto Leistungskonstanz, Effektivität und Widerstandsfähigkeit abbauen.” Die Ursache sieht der VfB in der fehlenden „mannschaftlichen Reife.“ Bedeutet das, dass der VfB verstärkt auf erfahrene Spieler setzen möchte? Erfahrung hatte der VfB doch eigentlich genug im Kader mit beispielsweise Pascal Stenzel oder Genki Haraguchi. Aber es fehlt wohl an Qualität oder die erfahrenen Spieler passen eben nicht zu den Vorstellungen von Trainer Sebastian Hoeneß. Der Lösungsansatz liegt laut VfB „erstens in der taktischen Arbeit und zweitens natürlich bei der Kaderentwicklung in den kommenden Transferperioden.“ Aha. Und konkret? Als zweites wesentliches Manko nennt der VfB: „Wahrscheinlich ist keine Mannschaft in der Liga so weit wie wir …

15 Jahre kessel.tv: Fällt mir nur geil ein!

15 Jahre sind im Online-Business eine Ewigkeit. 15 Jahre hält das doch niemand aus. Nur einer liefert. kessel.tv hat die Bilder, hat die Ideen, hat die Listen, hat immer den heissesten Scheiss. kessel.tv. hat den Style, das beste Merchandising, ohne kessel.tv wäre es in Stuttgart langweiliger. kessel.tv ist mutig, bunt, dreist, sympathisch, lustig, kreativ, kurios, innovativ, manchmal unverschämt, einfallsreich, unerschrocken. Die Texte sind Stadtgespräch („von kessel.tv, weisch …!“), Formulierungen werden on- und offline in den Sprachgebrauch übernommen, die Themen und die Ketty-Images findet man so nirgends. kessel.tv liebt Stuttgart und will den Blick auf die Stadt zum Besseren verändern. Und wir lieben kessel.tv, denn es ist das Genussplätzle für unsere Stuttgarter Seele. kessel.tv ist auch ein Beispiel für die Magie des Miteinanders im Team. Es gab schon eine KTV-Radioshow, da war das Podcasten noch gar nicht erfunden. “It was all a dream“, wusste schon Biggie und kessel.tv lebt ihn einfach. Während StudiVZ, MySpace und Netscape schon längst nicht mehr im Game sind, wird kessel.tv immer besser. Wer so lange dabei ist, hat vor allem gelernt, …

100 Millionen für den VfB: Was bedeutet das?

Zwei konkurrierende Automobilhersteller dazu zu bewegen, sich gemeinsam beim VfB zu engagieren: einfach unmöglich – bis heute! Das unsägliche Konstrukt um die Namensgebung des Neckarstadions endlich beendet zu haben: einfach genial! Denn der Vertrag mit Mercedes wäre noch bis 2038 gelaufen! Aber sind die genannten 100 Millionen für den VfB auch 100 Millionen Gründe, in Euphorie zu verfallen? Das VfB schreibt auf seiner Webseite: “Der Stuttgarter Porsche-Konzern hat die Absicht, umfangreiche Sponsoring-Pakete zu übernehmen, einschließlich des Namensrechts an der Mercedes-Benz Arena durch MHP. Eine entsprechende Absichtserklärung wurde am Dienstag unterzeichnet, die erforderlichen Vertragswerke sollen nun ausgearbeitet und finalisiert werden. (…) Zusätzlich zu den Sponsoringpaketen sind der VfB und Porsche im Austausch über eine Beteiligung von Porsche an der VfB Stuttgart AG neben Mercedes-Benz und JAKO. Eine erfolgreiche Umsetzung auch dieser Partnerschaft könnte Eigenkapital und Liquidität des VfB Stuttgart noch einmal erheblich stärken.“ Da ist schon mal ziemlich viel „Absicht“, „sollen“, „im Austausch“, „könnte“ enthalten: Also alles (noch) ziemlich unkonkret. Alexander Wehrle sagte dazu: “Die (…) Weltmarken Mercedes-Benz, Porsche und MHP gemeinsam beim VfB – mehr …

Der Supermann, den keiner verstand

„Er macht eben Dinge, die keiner erwartet“, sagte Arie Haan einst über José Horacio Basualdo, „er ist ein Supermann, aber das kapiert hier ja keiner.“ Sein Nachfolger Christoph Daum jedoch meinte lapidar: „Er macht Sachen, die selbst seine Mitspieler nicht verstehen.“ Als der slowenische Mittelfeldstratege Srecko Katanec nach dem UEFA Cup-Finale gegen den SSC Neapel den VfB für 3,5 Millionen D-Mark Richtung Sampdoria Genua verließ, machte der VfB ausnahmsweise einen smarten Move: Für gerade mal 1,3 Millionen Mark kam der argentinischer Feinfuß Basualdo 1989 an den Neckar. Carlos Bilardo, Nationaltrainer der Albiceleste, hatte ihn Arie Haan ans Herz gelegt. Basualdo wurde überrascht von dem Transfer und hatte Bedenken, weil er befürchtete, dass ihn Bilardo in Deutschland nicht mehr im Blick hätte. Doch der Nationaltrainer meinte, der VfB würde zu seinem Spielstil passen und ein Wechsel ins Ausland wäre gut für seine persönliche Entwicklung. In Stuttgart traf er auf eine völlig neue Welt. “Sogar die Taxis waren von Mercedes“, wunderte sich Basualdo. Alles war neu, vor allem die Gepflogenheiten. Als sein Bruder seinen Mercedes sonntags wusch, …