Autor: @abiszet

Eine Mannschaft, die mit sich selbst kämpft

Nach dem Schalke-Spiel wurde viel über Widerstandskraft gesprochen und über Mentalität, die meistens thematisiert wird, wenn man etwas nicht erklären kann. So wie den Auftritt in der ersten Halbzeit in Gelsenkirchen. Aber die Mannschaft ist zu sehr mit sich selbst beschäftigt, sie weiß oft nicht, wie sie spielen soll. Wann, wo und wie pressen? Wann umschalten? Positionsspiel? Zurückziehen? Sie hat überhaupt kein Gefühl dafür, wann welche Aktion gefragt ist. Das Team ist verunsichert, hat Angst vor Fehlern, die ihm dann prompt unterlaufen. Und weil sie ihre Fehleranfälligkeit kennt, will es die Mannschaft besonders gut machen: Dinos Mavropanos, der seinen Mitspielern helfen will, weil er davon überzeugt ist, dass er es besser kann. Dabei stürzt er sich oft in ausweglose Situationen, fabriziert Abspielfehler, bietet dem Gegner Räume an. Wataru Endo, der überall sein will und sein soll. Spiel lenken, Spiel stabilisieren, Tore schießen: Damit ist sogar Legendo überfordert. Waldemar Anton, der weit herausrückt, um seinen Vordermann Gil Dias zu unterstützen und damit viel Raum hinter sich öffnet. Weil Bruno Labbadias Vorgabe wohl lautet, über rechts aufzubauen, …

Der mit der Mannschaft kämpft

Dezember 2022: Ein harter Trainer muss her! Kurzfristig zählen nur Punkte! Es kommt Bruno Labbadia: Training um halb acht, System 4-3-3, Kommunikation nur noch auf Deutsch! Die Spieler sind begeistert: Unser bester Trainer ever! Das Ergebnis: Fünf Punkte in sieben Spielen gegen Mainz, Leipzig, Hoffenheim, Bremen, Freiburg, Köln, Schalke. Das ist weit weniger als erwartet, auch wenn Zahlen-Nerds irgendwelche Statistiken finden werden, in denen der VfB besser wurde. Vor Labbadia: Platz 16, punktgleich mit Rang 15. Mit Labbadia: Platz 15, punktgleich mit dem Vorletzten. Bruno Labbadia steht für Kompaktheit, für risikolosen Fußball, er sollte dem Kader mit konservativen Mitteln Beine machen. Doch stattdessen holt der VfB viel zu wenig Punkte gegen schlagbare Gegner, kassiert im Schnitt 1,5 Tore pro Bundesliga-Spiel. Jetzt kommen mit München, Frankfurt, Wolfsburg und Union Gegner, gegen die wir keine Punkte erwarten dürfen, respektable Leistungen schon. Wahrscheinlich wird der VfB von Julian Nagelsmann, Oliver Glasner, Nico Kovac und Urs Fischer gelobt werden: „Besser als ihr Tabellenplatz.“ Geholt wurde Bruno Labbadia, weil er angeblich schnell Leistungen stabilisieren kann, dazu kam die längste Winter-Vorbereitung …

Der Cheffe

Anfang der 2000er Jahre, da war Schalkes Manager Rudi Assauer in etwa so beliebt in Stuttgart wie Winnie Schäfer. Es kursierte jede Woche ein neues Gerücht: Kuranyi: Was läuft da mit Schalke? Wechselt Hinkel in den Pott? Assauers Plan: Bordon neuer Abwehr-Chef auf Schalke! Und so kam es dann 2004. Auch wenn wir Bordon in unser Herz geschlossen haben, der Brasilianer ist ein echter Königsblauer geworden. 2000 war Bordon für rund 4,5 Millionen Mark aus Sao Paulo an den Neckar gewechselt. Ohne Übertreibung kann man sagen, dass er eine Zeit lang der beste Abwehrspieler der Bundesliga war. Nach einer kurzen Anlaufzeit entwickelte er sich in Stuttgart zum unumstrittenen Abwehrchef. Er hatte besondere Führungsqualitäten und war Fixpunkt in der Mannschaft, an dem sich seine Mitspieler orientieren konnten. Er hatte das Talent zum Zweikampf mit Signalwirkung, wenn er einen Gegner in beeindruckender Art ablief oder zu einem Tackling heranflog. Wenn er eine Flanke im Strafraum klärte, dann köpfte er den Ball so weit wie andere ihn nicht schießen konnten. Bordon verkörperte den absoluten Siegeswillen auf dem Platz. …

Ist das Fußball oder kann das weg?

Kein Kampf, keine Idee, kein System und Einsatz nur in Teilzeit. Und das gegen die schlechteste Mannschaft der Liga. Der VfB scheint dem Abstiegskampf nicht gewachsen zu sein. Der Auftritt beim Tabellenletzten lässt Zweifel aufkommen am Trainer und der Widerstandsfähigkeit der Mannschaft. Was für ein grottenschlechter Auftritt. Die erste Halbzeit noch dazu eine bodenlose Frechheit. Und kommt mir nicht mit dem Kader, Schalke ist sicher nicht besser besetzt. Der Unterschied ist, dass ein Trainer auf der Bank sitzt der was rausholt. #VfB — Seriouz (@Seriouz1893) February 25, 2023 Manager und Trainer waren sich nach dem Spiel uneinig. “Offensichtlich hat uns die Wucht der Schalker ein Stück weit überrascht”, meinte Fabian Wohlgemuth und scheint noch nie von der Nordkurve gehört zu haben und kann auch keine Tabelle lesen. Während Bruno Labbadia angeblich genau wusste, was auf ihn zukommt und nach dem Spiel sagte „Ich wusste, wie Schalke spielen wird“. Betonung liegt auf „ich“, an ihm kann die 2:1-Niederlage nicht gelegen haben, so seine Geschichte des trostlosen Abends in Gelsenkirchen. Er schiebt damit die Verantwortung auf die …

Drink doch ene mit

Alles richtig gemacht: Auch wenn Bruno Labbadias Aufstellungen zuletzt manchmal wie eine pointenlose Büttenrede aussahen, waren gegen den 1. FC Köln alle seine Maßnahmen auf dem Punkt. Auch wenn Waldemar Anton im Kostüm des Rechtsverteidigers immer noch wie verkleidet aussieht, aber das ist mittlerweile eine olle Kamelle. Zwei Punkte in fünf Spielen: Labbadia stand enorm unter Druck, vor dem Spiel wurden bereits Szenarien diskutiert, wenn der VfB gegen Köln und nächste Woche auf Schalke verlieren sollte. Er ging voll ins Risiko mit Fabian Bredlow im Tor und mit dem Verzicht auf einen klassischen Zielspieler im Zentrum. Silas lief dort zwar auf und machte erstaunlich viele Bälle fest, aber die Spielanlage des VfB veränderte sich dadurch natürlich. Die Erinnerungen an den 34. Spieltag sind immer noch sehr präsent, deshalb wird Köln für mich immer etwas Besonderes sein. Die Bilder gehen immer noch unter die Haut, die Emotionen sind bei mir wie tätowiert. Bemerkenswert, dass der VfB ausgerechnet gegen die formstarken Jecken den ersten Dreier unter Labbadia holt. Ein frühes Tor hilft dabei natürlich. Und was für …

Die Autorität

Soldo bei Köln in der Startelf? Ich hatte mich nicht verlesen. Es ist Nikola, der Sohn von Zvonimir, der auch eine Vergangenheit beim 1. FC Köln hatte: als wenig beliebter Trainer, der einfallslosen und sehr defensiv geprägten Fußball spielen ließ. Mit dem VfB Stuttgart war Zvoni deutlich erfolgreicher, gewann unter Jogi Löw 1997 den DFB-Pokal und erreichte 1998 das Finale im Europapokal der Pokalsieger gegen Chelsea. Er führte die Mannschaft als Kapitän im Champions League-Spiel gegen Manchester United 2003 auf das Feld. Soldo war nicht schnell. Er begeisterte nicht mit technischen Kabinettstückchen. Er hatte in etwa den Aktionsradius von der Größe eines Bierdeckels, meinte man. Aber er stand immer richtig im Raum, gab der Mannschaft Stabilität und Struktur, Führung und Format. Er verstand sich immer als Arbeiter und als Dienstleister für die Mannschaft. Bot sich in schwierigen Situationen bei seinen Mitspielern an, spielte die einfachen Pässe, die so lapidar aussahen, aber große Wirkung im Spielaufbau hatten. Gegnerische Angriffe prallten an ihm ab, seine Grätschen waren fruchterregend, in Kopfballduelle wollte mit ihm sowieso keiner gehen. Soldo …

“Am Ende zählen die sportlichen Ergebnisse.“

Wie schon gegen Mainz, Hoffenheim und Werder Bremen ist auch gegen Freiburg mehr drin gewesen. Natürlich wurde der VfB durch den VAR benachteiligt, die Niederlage hat sich der VfB trotzdem selbst zuzuschreiben. Bruno Labbadia kann überraschen. Bei der Aufstellung gegen Freiburg verwundert zunächst der Einsatz Fabian Bredlow, was aber an einer kurzfristigen Magen-Darm-Erkrankung von Florian Müller liegt. Der eigentliche Aufreger: Statt Dinos Mavropanos beginnt Dan-Axel Zagadou in der Abwehr. Linksfuß Hiroko Ito rückt auf die rechte Seite der Innenverteidigung, Waldemar Anton versucht sich erneut als rechter Außenverteidiger. Beide werden also nicht auf ihren angestammten Positionen eingesetzt, was zu einer Spezialität von Labbadia zu werden scheint. #Bredlow fand ich übrigens angenehm unauffällig heute. Und das ist mehr, als ich über Flo #Müller sagen kann… #VfB — Lennart Sauerwald (@l_sauerwald) February 11, 2023 Labbadias Matchplan heisst Arbeit. Seine Alternative: Glück. Dieser Plan trifft mit Freiburg fast auf ein Union-Klon, genauso unangenehm, ebenfalls stark bei Standards, fast so gut organisiert in der Defensive. Das konnte nicht gut gehen. Oder doch? Der SC Freiburg befindet sich zwar in der …

Mission impossible?

Wie realistisch ist nach den Darbietungen der letzten Spiele und der Verletzung von Serhou Guirassy der Klassenerhalt des VfB? Befindet sich Bruno Labbadia auf einer unmöglichen Mission oder ist die Angst vor einem dritten Abstieg innerhalb von sieben Jahren nur das typische Gebruddel? Am 12. Dezember stand der VfB nach Ansicht der Verantwortlichen mit dem Rücken zur Wand. Nur ein erfahrener Trainer, der sofort funktioniert, konnte offenbar die Lösung sein. Die wurde in Bruno Labbadia präsentiert, nur er weiß was zu tun ist. Kurzfristig aus dem Tabellenkeller sollte er den VfB holen und langfristig entwickeln. Rund acht Wochen später steht der VfB wirklich mit dem Rücken zur Wand: Zwei Punkte in vier Bundesligaspielen gegen drei schlagbare Gegner sind furchteinflößend. Doch jetzt wird plötzlich  wieder Geduld gefordert, nach der nötigen Zeit gerufen, die es brauche, um das Team in die Erfolgsspur zu bringen. Aber war nicht der entscheidende Vorteil an der Variante Bruno Labbadia, dass er in der Lage sei, schnell die richtigen Maßnahmen zu ergreifen, um den VfB aus dem Tabellenkeller zu führen. Gerade die …

(Das System) Bruno Labbadia funktioniert nicht

Acht Wochen und fünf Spiele ist Bruno Labbadia Trainer beim VfB Stuttgart. Ihm gelangen in dieser Zeit kein Bundesligasieg und kein überzeugendes Spiel, von einem Trainerwechsel-Effekt ist überhaupt nichts zu sehen. Im Spiel gegen Werder ist jedoch einiges zusammen gekommen, das muss man auch sagen: die Verletzung von Serhou Guirassy, zwei Bremer Traumtore und einmal mehr fahrlässig vergebene Torchancen. Der Stuttgarter Trainer dagegen ist nicht unzufrieden und sagte nach dem Spiel “wir müssen so weiter machen“. Bitte nicht! Selbst Waldemar Anton meinte, dass der VfB noch weitere 90 Minuten hätten spielen können, ohne ein Tor zu erzielen. Labbadia meinte weiter, “wir haben nicht viel falsch gemacht“. Stimmt. Aber leider auch nicht viel richtig. Gut angefangen ist der VfB, ohne groß zu überzeugen. Die Mannschaft hat die Spielkontrolle, was Labbadia sicher gefiel, gleich zum Start auch ein paar (Halb-)Chancen, die aus Fehlern der nervösen Bremer entstehen. Der Bruch kommt mit der Verletzung von Guirassy. Was nach vorne bisher sehr holprig aber engagiert lief, funktioniert nun gar nicht mehr. Bremen dagegen mit klaren Spielzügen, da weiß jeder, …

Sosa (fast) auf den Spuren von Elmer und Greiner

Deadline Day ist immer ein Wahnsinn. Verrückte Gerüchte und noch verrücktere Gerüchte, die wie bei Union Berlin und Isco beinahe wahr werden. Beim VfB standen Dinos Mavropanos und Borna Soasa auf der Kippe. So dringend wie der VfB Geld benötigt, musste man mit allem rechnen. Aber Mavropanos wechselte schießlich nicht zu Inter Mailand und Sosa ging nicht zu Bayer Leverkusen. Überhaupt: Wer geht schon vom VfB nach Leverkusen – von Bernd Leno mal abgesehen? Das wäre wirklich noch verrückter gewesen als ein Isco-Transfer zu den Eisernen. Aber es gibt sie, die VfB-Spieler, die einmal nach Leverkusen wechselten: Linksverteidiger Markus Elmer und Torhüter Uwe Greiner in den 80er Jahren. Wer erinnert sich noch? Uwe Greiner ist mir deshalb eindrücklich in Erinnerung, weil ich ihm als Balljunge in einem Spiel gegen Leverkusen (ausgerechnet) die Kugel zuwarf. Ich stand hinter dem Tor, ein unter Balljungen begehrter Platz obwohl man eine beschissene Sicht hatte. Das Spiel blieb mir in erster Linie in Erinnerung, weil ich endlich in dem riesigen Stadion stand (mit knapp 20.000 Zuschauern spärlich gefüllt) und ich …