Weihnachten im Jahr 2024. Während das Riesenrad Hoffnung und Zuversicht vor dem neuen Schloss verbreitet (Doc Nopper-Voice) und die Lichter in den Fenstern der Stadt funkeln, strahlte der VfB Stuttgart in diesem Jahr heller denn je.
2024 war nicht nur ein erfolgreiches Jahr, sondern auch eines, das für immer in den Herzen der Fans und der gesamten Stadt bleiben wird. „Nach all’ der Scheiße, geht’s auf die Reise, Stuttgart international“ – dieser Fangesang hallte nicht nur durchs Stadion, diese Zeilen wurden auch gesungen in Madrid und in Turin und auch sonst bei jeder Gelegenheit: in Restaurants und Bars, bei Geburtstagsfeiern, auf Firmenveranstaltungen, beim Aufstehen, am Frühstückstisch, beim Einschlafen und auf dem Klo.
Es war ein Jahr wie ein Märchen und mittendrin: Sebastian Hoeneß.
Der Trainer hat etwas geschafft, woran viele kaum noch zu glauben wagten. Unter seiner Führung kehrte nicht nur der Erfolg zurück, sondern auch ein Gefühl, das lange gefehlt hatte: Vertrauen. Vertrauen in seine Arbeit und Vertrauen in die Mannschaft. Vorbei die Angst, dass nach einer guten Phase die typische Selbstgefälligkeit und Überheblichkeit folgt („Wir dachten, es läuft von selbst“). Nicht wenige sprechen Hoeneß inzwischen heilig. Einen Mann, der nicht nur das Spiel, sondern auch die Menschen versteht. Der ihre Sprache spricht, ihre Gedanken kennt und vernünftig und demütig auftritt.
Tatsächlich … Liebe.
Dieses Jahr war besonders, weil es nicht nur von sportlichem Triumphen geprägt war, sondern auch wieder von einer außergewöhnlichen Verbindung zwischen Mannschaft und Fans. Das Team und seine Supporter, es ist: Tatsächlich … Liebe. In der Vergangenheit meist keine Liebesgeschichte auf Augenhöhe, mit zu vielen Tiefen und zu wenig Höhen. In diesem Jahr gipfelte sie in einem Happy End. Ein Jahr, das uns niemand mehr nehmen wird, auch wenn jetzt bereits manche (also wir!) wieder über verlorene Punkte gegen Sankt Pauli oder ein vermeidbares Gegentor gegen Heidenheim bruddeln.
Wir erinnern uns an magische Spiele, jede und jeder an ein anderes Spiel.
Spiele, in denen es manchmal so wirkte, als wäre der Fußball neu erfunden worden. Die Luft elektrisiert, die Stimmung grenzenlos. Die Tore von Serhou Guirassy, Enzo Millot oder Deniz Undav ließen unsere Herzen schneller schlagen, und bei jedem Abpfiff fühlte sich an als ob man Zuhause wäre. Und alle, die das weiß-rote Trikot tragen, sind Teil einer großen Familie, denn schließlich freuen wir uns Woche für Woche die bekannten Gesichter im Block zu sehen.
Der Charakter einer Mannschaft zeigt sich meist in kritischen Momenten. Und dasselbe gilt auch für Fans. Mit Zurückweisung zurecht kommen, Misserfolge hinnehmen, Unansehnliches akzeptieren. Support ist keine Frage des Erfolgs. Trotz jedem Krach und allem Anlass zu fliehen (vor allem in der Vergangenheit), würde man lieber mit dem VfB streiten als wen anders zu lieben. Es geht dabei um mehr als Fußball. Es geht um Identität, um Identifikation, um Zusammenhalt und um: Tatsächlich … Liebe.
Dieses Jahr wird als Erinnerung und in Erzählungen für immer in uns weiter leben. So wie die schrecklichen Jahre zuvor auch. Aber vielleicht werden wir über dieses Jahr ein bisschen länger reden.
Weil es so unerwartet kam. Weil es von ungekannter Schönheit war. Wenn Du mich fragst, wer den schönsten Fußball spielt, dann sage ich zu Dir, das können nur die Schwaben sein, die Jungs vom VfB! Gegen Ende des Jahres zeigte die Mannschaft, dass sie leiden kann, dass sie widerstandsfähig ist, aber auch dass sie Grenzen hat. Und in Madrid und Turin zeigte sie, dass sie nicht nur in der Bundesliga, sondern auch auf der internationalen Bühne mithalten kann.
Der Club und die Anhänger, verbunden in vielen unvergesslichen Momenten 2024. Natürlich auch verbunden in den kleineren Dellen. Der Wille, den Erfolg mit großen Investitionen festzuhalten, war erkennbar. In wieweit dies nachhaltig erfolgreich sein wird, muss abgewartet werden.
Der VfB Stuttgart eine Gemeinschaft, ein Zuhause, eine Liebe:
Ich sing’ für Dich, ich schrei’ für Dich. Ich lach’ für Dich, ich wein’ für Dich. Ich vergesse mich und erinnere mich.
Wir wünschen Euch frohe Festtage und einen ausgelassenen Jahreswechsel.
Tankt ein bisschen Kraft, denn ab 12. Januar geht es mit neun Spielen in 27 Tagen gleich richtig zur Sache. Diese Mehrfachbelastung verlangt auch uns alles ab! Und es wird uns die Vereinspolitik sicher wieder beschäftigen, es stehen im Frühjahr Wahlen an.
Zum Weiterlesen:
Die Antwort des CC auf das Statement des Vorstands zur Berufung von Lutz Meschke in den Präsidialausschuss.
Zum Weiterhören:
Der Rasenfunk ist sich (fast) einig, dass der VfB ein phantastisches Jahr gespielt hat (ab 1:37)
Bilder: VfB