Sich einen Matchplan zurecht zu legen, gegen Dortmund einmal etwas anders aufzutreten, ist das Eine. Das Andere ist, diesen Plan punktgenau umzusetzen. Beim 2:1-Sieg in Dortmund überließ der VfB der Borussia den Ball, stand viel tiefer als sonst und zeigte eine reife Leistung.
VfB I gewinnt gegen VfB II: Auf dem Papier war es eine klare Sache. Der VfB eindeutiger Favorit gegen seine Zweitvertretung aus Dortmund, die im Moment nur auf Platz 11 steht. Letztlich ein Pflichtsieg eines Top-Teams gegen eine Mannschaft aus dem Tabellenmittelfeld. Einziger Unsicherheitsfaktor: der neue BVB-Trainer Nico Kovac.
Wobei: man hätte wissen können, was einen bei ihm erwartet. Gute Organisation, Leidenschaft und offensiv wenig Esprit. „Schlau spielen“, wollte deshalb Sebastian Hoeneß. Keinen offener Schlagabtausch, sondern das Spiel runterkühlen. Sich auf kein stressiges und kraftraubendes Spiel einlassen, sondern cool und tendenziell eher abwartend agieren. Große Gefahr strahlte die Heimmannschaft nicht aus. Jamie Gittens hatte die eine oder andere Einzelaktion und Karim Adeyemi mit netten Dreiecken auf der rechten Seite aber mit erbärmlichen Abschlüssen. Und Serhou Guirassy? Der hatte wieder einmal in Jeff Chabot seinen Endgegner gefunden.
Die Chabos wissen wer der Chabot ist
Der Verteidiger-Hüne mit einer Riesenleistung. Er trat mit der Ausstrahlung eines Personenschützers auf und hätte am Samstag wahrscheinlich auch Blumenkübel aus dem Strafraum geköpft. Sogar im gegnerischen Strafraum war er gefährlich: Erst mit einem Abseitstor, dann mit der Vorentscheidung zum 0:2. Zuvor hatte Ramon Hendriks nach einer Ecke den Ball zurück erkämpft gegen Guirassy. Der junge Holländer ist mit seiner Körperlichkeit und Leidenschaft immer ein Ereignis, in Dortmund wuchs er noch an der Seite von Jeff Chabot.
„Ich finde, dass meine Mannschaft das über 90 Minuten von der Leistungsbereitschaft, dem Einsatz und dem Willen richtig gut gemacht hat“, meinte Kovac nach dem Spiel und sprach von einer unglücklichen Niederlage. Kann man so sehen, wenn die Ansprüche nicht hoch sind und man nur auf die Statistiken schaut. Die Borussia hatte 16 „Torschüsse”, der VfB nur drei – allerdings ist die Riesenchance von Deniz Undav in der 37. Minute dabei nicht berücksichtigt. Er nahm die Vorlage von Waldemar Anton auf, hoppelte viel zu langsam in den Strafraum und verdaddelte den Ball. Dortmund mit 68 Prozent Ballbesitz, insgesamt allerdings viel zu ungefährlich, mit Ball fangen die Schwarz-gelben nicht so viel an.
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Der Moment, in dem der Ball von Antons Fuß ins eigene Netz ging, war nicht nur für die 8.000 im Stadion ein Grund zu feiern.
Natürlich war auch Glück dabei: das unglückliche Eigentor von Waldemar Anton, die überragende Rettungstat von Alex Nübel, als er einen abgefälschten Ball an die Latte lenkte. Aber der VfB hat auch ein neues Level erreicht, in dem er ein Stück weit von seiner „normalen“ Herangehensweise mit viel Ballbesitz und Dominanz abgewichen ist. Das hat nicht immer funktioniert, erinnern wir uns zurück an das Spiel gegen Bayern München in der Hinrunde. Jetzt zeigt sich, dass der Werkzeugkasten des Trainers voll ist und er mittlerweile genau weiß, wann er in welches Fach greifen soll. Der Lohn: Der fünfte Pflichtspielsieg gegen Dortmund in Folge.
Zum Weiterlesen:
Unser VertikalGIF titelt mit „Karma strikes back“ und nimmt Waldemar Anton aufs Korn.
Die Süddeutsche Zeitung nimmt “Gute Miene zum verlorenen Spiel“ wahr und vermutet, dass das Hauptproblem des BVB nicht an der Seitenlinie zu finden ist.
Bilder: Christof Koepsel/Getty Images
Mir kann niemand weismachen, dass Anton kein perfider Inside-Job der VfB-Verantwortlichen gewesen ist und durch die niedrige AK getriggert wurde. Erst der zu kurz geratene Rückpass, diverse Fehlpässe und dann noch zur Krönung das Eigentor. Bereits im Hinspiel hatte Anton keinen guten Auftritt. Man könnte es wie der SPIEGEL formulieren: „Du kriegst den Anton aus Stuttgart, aber nicht den Stuttgarter aus Anton“ gepaart mit einer Bildunterschrift „Schwabenfreude ist die schönste Freude“, man könnte es aber auch wie Sebastian sagen: Karma, lieber Waldemar! Und Serhou möchte man am liebsten mitgeben, dein hohes Gehalt ist in erster Linie Schmerzensgeld. Von einem absoluten VfB-Goat zum BVB-Schwalbenkönig in nur 9 Monaten – traurig mitanzusehen.
Aber der Wahrheit zur Genüge sei auch angemerkt, dass der VfB den Papst in der Tasche hatte. BVB-Eigentor, absolute Fails vor dem Tor durch Adeyemi und die Latte beim Schuss von Gittens. Das sollte bei der Bewertung ebenso wenig vergessen werden, wie die erneut schlechte Chancen Verwertung von Undav und Demirovic (ja schon klar, war eh abseits). Letzte Saison hätte Undav den Ball vermutlich einfach über Kobel gelupft. Aber Undav hatte sich zuvor schon als alleinige Spitze extrem aufgerieben, ist von Can, Anton und Bensebaini ordentlich in die Mangel genommen worden. Vielleicht fehlt ihm momentan auch einfach nur die Kraft? Hoeneß wollte der schwächelnden Physis nach dem Pokal-Spiel damit begegnen, dass er den VfB taktisch passiver agieren ließ. Ballbesitz von nur 32% (meine Datenquelle ist Fotmob, Andreas), dazu eine ungewöhnlich niedrige Passquote von 73%, aber beides wurde durch eine gute Zweikampfquote von 56% und eben eine hohe Effizienz vor dem gegnerischen Tor kompensiert. Und somit kommen wir zu meinem persönlichen MOTM, Maxi Mittelstädt! Offensiv fand Maxi zwar kaum statt, aber defensiv hatte er 8 von 8 erfolgreiche Ballabnahmen und 13 von 17 gewonnenen Zweikämpfen in der Luft und am Boden. Nagelsmann dürfte das gefallen haben.
Dieser Sieg war für mich gleichermaßen überraschend wie auch zutiefst befriedigend. Zwei Siege gegen den BVB und mindestens einen Sieg gegen Leipzig, für mich bereits eine gelungene BuLi-Saison.
Nach der Umstellung auf die 5er-Kette traute man seinen Augen nicht; wenn das schief gegangen wäre, würden wir anders über Hoeneß sprechen! Vor allem mit so ner Flasche wie Vagnoman, den man wohl besser mal zur 2. steckt, damit er wieder die Basics lernt. Unsere IV macht so langsam Spass!
Vor zwei (!) Jahren: der VfB verliert nach 1:0 Halbzeitführung durch zwei Elfmetertore von Grifo, jeweils verursacht durch Zagadou noch 1:2 in Freiburg und rutscht auf Platz 17.
Aufstellung: Bredlow – Anton, Zagadou, Ito, Sosa – Endo, Karazor, Haraguchi – Gil Dias, Führich – Pfeiffer
Trainer: Labbadia
Take That: Never forget where you’re coming from
Ich war damals im Stadion in Freiburg. War ein guter Auftritt vom VfB, den der unglückliche Zagadou und der VAR zunichte gemacht haben. Bitte keine Verklärung. Auch unter anderen Trainern haben wir gute Auftritte gehabt. Auch wenn es nicht so viele waren wie unter dem zurecht sehr geschätzten Herrn Hoeneß. Und über Vagnoman wird hier gesprochen wie vor 1,5 Jahren genau hier über Leweling. Wir gewinnen ein Auswärtsspiel mit einem Eigentor und einem Verteidigertor. Über die desolate Chancenverwertung der Herren Undav und insbesondere Demirovic nicht. Da liegt aktuell das Problem.
Hoeneß braucht ne Statue. Das war einfach Spitze. Was Kovac gepredigt hat (irgendwas mit simpel) hat Hoeneß mal kurz umgesetzt. Kräftesparend, effektiv, abgebrüht, erfolgreich. Badekappen wieder runter.
Ich glaube am Beispiel A & G sieht man den Bessermacher Hoeneẞ und den Schlechtermacher BVB.
Serhou Schwalbenkönig mit Torvorlage und Karma done mit einem Tor. Brutal.
Auch wenn man gar nicht so sein will, es geht runter wie Öl.
Nach dem Spiel gestern und dem jähen Ende von SM wird Dortmund nun ja hoffentlich dauerhaft davon absehen, unsere Spieler abzuwerben…
Hut ab vor S. Hoeneß. Ich entwickle mich immer mehr zum Fan. Er hatte es ja vorher schon angekündigt, dass die Vorbereitung schwierig war und er erstmal abwarten will, was vom BVB so kommt. Es kam nicht viel, also lass ich mal den Führich von der Leine, der gefühlt 100m unbehelligt über den Platz rennen darf. Dass Anton das Ding veredelt, für mich geschenkt. Der ist sowas von durch bei mir.
Beim 0:2 gefühlt Abseits, aber angebl. neue Spielsituation. Aber das Defensivverhalten vom BVB (hier Guirassy) dürfte jeden Trainer dem Wahnsinn näher bringen.
Man hat mal den BVB spielen lassen und als nix kam hat man selbst zugeschlagen.
Clever gespielt und ein bisschen Glück gehabt.
Am Samstag gg. VW hat man wieder die Möglichkeit, sich von unten abzusetzen. Die Truppe ist eklig und Arnold geht mir jetzt schon auf den Keks.
Ne kleine positive Serie wär jetzt echt geil.
Auffällig war mir, dass der VfB scheinbar tatsächlich auch defensiv kann. Vor allem links war das Klasse zu sehen. Mittelstädt macht kontinuierlich Fortschritte beim Tempowechsel. Er steckt alle um sich richtig an. Hones hätte das schon vor Monaten testen müssen, damit sich die Mannschaft mit CL nicht so auspowert. Tor ist inzwischen diskussionsfrei besetzt. Demirovic hat seine Chance nicht genutzt. Er kopiert die Stuttgarter in Dortmund. Es braucht Ersatz ohne Diskussion.
Ich will mal versuchen anhand dieser Aufstellung, die Unterschiede zu heute herauszuarbeiten:
Tor: Nübel > Bredlow
Abwehr: abgesehen von Labbadias unsäglichem Experiment mit Anton als RV… Anton und Ito finde ich als IV-Duo immer noch besser als unser jetziges. Ich bin zwar immer noch verliebt in Sosas Flanken, aber das Gesamtpaket Mittelstädt ist besser.
Offensive:
Endo war etwas torgefährlicher als Stiller, dafür Stiller besser im Spielaufbau.
Karazor = Karazor
aber dann beginnen unsere Probleme: Haraguchi und Gil Dias (!), Führich als offensiver Alleinunterhalter, der erst unter Hoeneß sein volles Potenzial abgerufen hat, und Pfeiffer (!)… Labbadias Probleme in a nutshell! Guirassy hatte sich meiner Erinnerung nach im Spiel zuvor schwer verletzt, was im Prinzip der Anfang vom Ende für Labbadia war.
Ein richtig schöner Sieg gegen Dortmund mit kräftig Karma für Anton. Zugegeben, wir hatten etwas Glück das Adeyemi einen krummen Schuh getragen hat, aber danach fragt nächste Woche niemand mehr. Jetzt 6 Punkte gegen Wolfsburg und Hoffenheim, und wir machen einen großen Schritt in Richtung internationales Geschäft, danach stehen die Bayern vor der Tür.
Jetzt hat er mich wirklich überrascht, der schlaue Herr Hoeness. Ist er doch von der drögen Ballbesitzstrategie deutlich abgewichen gegen einen Gegner, der auch gerne den Ball hat. Das war smart, denn Geschwindigkeit fürs Umschalten haben wir auch. Leider nicht in der Spitze. Mit der Spritzigkeit eines Chamäleons in die offene Seite hineinzukreuzen war nicht Undavs smarteste Entscheidung. Man fragt sich wo sein Instinkt geblieben ist, der ihn diesen wohl temperierten Lupfer sehr viel früher hätte machen lassen, wie Clemens anmerkt. Was mir bei Undav auch auffällt ist, dass, wenn er den Ball verliert immer noch eine Gedenkminute einlegt, um diesen Verlust zu verarbeiten, anstatt sofort wieder hinterherzugehen. Ähnliches passiert häufig auch, wenn der Ball zu ihm kommt, dann wahrscheinlich aus Vorfreude, die seinen Gegenspieler aber leider auch antreibt, und nicht selten etwas mehr. Vielleicht sollte sich Undav auf 3 Ballberührungen beschränken (spätestens die dritte ist der Pass oder der Schuss). Was ist eigentlich mit unserem anderen 20-Mio.-Mann los? Letzte Saison standen nach 21 Spieltagen 10 Tore mehr auf dem Konto, womit wir beim BVB sind, die unseren ehemaligen Ausnahmestürmer zu einem Simulanten haben mutieren lassen. Es wäre unsportlich hämisch auf Antons missglückte Abwehraktion zu reagieren, aber da der feine Herr Anton seinen fairen Sportsgeist auch vermissen liess, habe ich mich extrem über die Aktion gefreut.
Wir haben den BVB mal wieder in einer Sondersituation erwischt, aber es wurde trotzdem noch knapp und die Strategie muss nicht immer aufgehen. Dennoch hätte ich nichts dagegen diese Variabilität öfters zu sehen, zumal wir mit dem Ballbesitz zuletzt nicht allzu viel anzufangen wussten.