Ein wundavbares Comeback, im doppelten Sinne: Der VfB kommt nach zwei individuellen Fehlern gegen den FC Augsburg zurück – mit Deniz Undav in der Hauptrolle. Sieben Spiele absolvierte er nach seiner Verletzungspause, fünf davon in der Startelf, vier entscheidende Treffer gehen auf sein Konto.
Aber es war nicht nur das Spiel des Deniz Undav. Auch das von Dan-Axel Zagadou. Er strahlte Ruhe und Souveränität aus, es ist sein hohes Spielverständnis, mit dem er viele gefährliche Situationen antizipiert und in einen (Luft-)Zweikampf mit ihm will keiner geraten. Aber auch das Spiel von Chris Führich, der nach seiner Einwechslung in der 74. Minute als Zehner viel Energie einbrachte und das entscheidende Tor mit vorbereitete. Dazu mit cleveren Aktionen in den letzten Spielminuten. Clever hört sich komisch an in seinem Zusammenhang, aber mit Tiago Tomàs sorgte er am Spielende dafür, dass Augsburg kaum mehr an den Ball kam.
Der VfB schießt wie gegen Leipzig seine Gegentore selbst, erst durch eine seltsame Zweikampfführung von Finn Jeltsch, dann durch die Fahrlässigkeit von Alex Nübel und Atakan Karazor. Dass die Mannschaft sich von solchen Rückschlägen überhaupt nicht beeindrucken lässt, ist eine neue Qualität des VfB. Durch den positiven Lauf der letzten Wochen wuchs im Team die Erkenntnis, dass sie gegen jeden Gegner gewinnen kann – dass dafür aber Geduld notwendig ist und vor allem harte Arbeit.
Wie die letzten Spiele bietet auch die Partie gegen Augsburg wenig Szenen für Highlightreels, man merkte den Spielern an, dass trotz großer Rotation in den letzten Wochen Kopf und Beine müde waren. Das Spiel letztlich eine Frage des Willens, ein Kraftakt, aber auch eine Frage der Qualität. Während der Augsburger Samuel Essende aus zehn Metern völlig freistehend den Ball in die Cannstatter Kurve jagt (77.), trifft Undav drei Minuten später aus einer ganz ähnlichen Position.

Zuletzt ziemlich wacklig, aber gegen Augsburg solide: Maxi Mittelstädt, der den Elfer mit einer Selbstverständlichkeit verwandelte als ob er schon immer Strafstöße schießen würde.
Entscheidenden Anteil am siebten Heimsieg in Folge haben die von Julian Nagelsmann verschmähten Nationalspieler
Klar, Matchwinner Undav mit seinen zwei Toren. Dazu Maxi Mittelstädt mit einem stabilen Auftritt und einem cool verwandeltem Elfmeter. Seinem ersten, aber er trat so auf, als ob er das schon seit Jahren machen würde. Angelo Stiller hatte wie immer mit wenig zimperlichen Gegenspielern zu kämpfen, schimpfte eigentlich das ganze Spiel darüber, hielt aber mal wieder die spielerischen Fäden in der Hand. Dazu kam die Vorlage zum entscheidenden 3:2 von Undav. Die Zeit schreibt über ihn: “sein linkes Füßchen hat die Muse geküsst.“ Meint aber auch: “Bei seinen forschen Pressingversuchen zogen seine Mitspieler aber nicht immer mit. Im Stuttgarter Zentrum entstanden Lücken, die bessere Mannschaften als die Augsburger genutzt hätten.”
Nach einem holprigen Saisonstart zeigt der VfB eine erstaunliche Fähigkeit, die wir so von ihm nicht kennen:
Er kann seit neuestem die knappen Spiele gewinnen. Zumindest in den nationalen Wettbewerben. Das gehörte nicht immer zum #VfBsein dazu, ist aber auch Ausdruck einer Haltung: Zu wissen, was man kann, ist das eine. Aber auch zu erkennen, dass man seine Qualitäten ebenso an einem regnerischen Sonntagabend gegen einen fiesen Gegner auf den Platz bringen muss, das andere. Die Erkenntnis, dass das Team sich nicht auf seine spielerischen Stärken verlassen will, sondern auch die sogenannten talentfreien Aspekte zeigt, lässt einen optimistisch auf die Spiele zum Jahresende blicken.
Auf die neue entdeckte Heimstärke kann sich der VfB dabei zunächst nicht verlassen. Die nächsten vier Begegnungen gegen Dortmund, Go ahead Eagles, Hamburg und Bochum werden allesamt Auswärtsspiele sein. “Dann müssen wir eben auswärts eine Serie starten”, meint dazu Sebastian Hoeneß genauso pragmatisch wie seine Mannschaft in den letzten Spielen auftrat.
Zum Weiterlesen:
“Die Chabos wissen, wer der Daxo ist”: Unsere Hommage an Dan-Axel Zagadou.
Unser vertikalGIF meint, dass “man auf vielen Positionen gar nicht mehr weiß, wer die A-Lösung ist und wer die Alternative.”
Bilder: Sebastian Widmann/Getty Images


Danke erstmal für all die tollen Artikel hier!
Macht große Freude diese zu lesen!!!
Finde es auch sehr erstaunlich wie stark Daxo spielt. Habe ihn eigentlich total abgeschrieben gehabt.
Besonders erstaunlich finde ich seine Spieleröffnung.
Die Laserbälle sind schon top.
Internationale Weltklasse!
Nach dem Freiburg Spiel hatte ich Sorge, dass die Saison nix wird, dass wir so schnell wieder rasieren ist schon geil.
Viele Grüße
Herzlichen Dank, Tobi! Zu Daxo schreibe ich im Verlauf des Tages noch einen Text.
Darauf freue ich mich jetzt schon. Wie er selber sagte: alle gönnen ihm dieses Gefühl wieder zu spielen. Und er wurde ganz sicher nicht aus Zufall am Ende des Spiels mit der Binde bedacht.
Hatte ich gar nicht bemerkt mit der Binde am Schluss. Freue mich riesig mit und für Daxo. Er war soooo lange verletzt, und gab nicht auf. Sicherlich waren ihm seine Mannschaftskollegen und der Trainerstab, Physios und Ärzte auch eine große Hilfe dabei. 👍🤗⚽️
Es war knapp, um ein Haar wäre Augsburg zum Ausrutscher geworden nach einer schwachen ersten Hälfte. Viel zu weit weg waren wir vom Gegenspieler und haben uns die Bälle wie gegen Leipzig selbst ins Nest gelegt. Ohne die Kopfballhoheit von Daxo wäre es noch viel schwieriger geworden. Nach Bayern und Dortmund taten sich auch die Unsrigen unheimlich schwer gegen einen vermeintlich schwächeren Gegner. Zum Glück war die zweite Halbzeit deutlich besser, wobei die Augsburger nicht mehr so häufig vor unser Tor gekommen sind. Der Siegtreffer von Undav war ziemlich abgezockt und bringt uns tabellarisch wieder auf Platz vier. Die nächste Stunde der Wahrheit dann gegen Dortmund, ich denke das wir dort nicht chancenlos sind und zumindest ein Pünktchen holen können.
Vielen Dank für den feinen Text! Bin sehr gespannt, was nach (mentaler und körperlicher) Regenration über die Länderspielpause auswärts möglich sein wird.
Aber eine kurze Frage @abiszet: Warum hört sich “clever” im Zusammenhang mit Chris Führich komisch an?
Danke, @Pitchblack.
Ich finde, Führich ist meistens unclever, er läuft sich fest, verpasst das Abspiel, schließt ab, wenn er passen sollte, rennt in einen Haufen Gegenspieler rein. Das war gegen Augsburg ganz anders. Richtig gut!
Das war tatsächlich richtig gut!
Wie auch schon die Vorlage für Undav gegen Rotterdam.
Ich habe Führich hauptsächlich aus den kongenialen Zusammenspielen mit Mittelstädt aus der Vizemeistersaison in Erinnerung und fand ihn da eigentlich einen ziemlich schlauen Spieler. Aber es ist schon richtig, dass er das während seiner Formkrise nicht mehr so gezeigt hat.
Darüber bin ich auch gestolpert! Würde mich auch gerne interessieren!
[…] Weiterlesen: Der Vertikalpass feiert Deniz Undav und denkt in eine ähnliche Richtung: “Dass die Mannschaft sich von […]
Ich hatte mal wieder kein gutes Gefühl. Augsburg ist, und da gebe ich Sandro Wagner recht, nicht so schlecht besetzt wie die Tabelle nahelegt. Allerdings hat die bessere Mannschaft ganz klar das Spiel auf ihre Seite gezogen über die Zeit. Und genau das ist eine neue Qualität, an die ich mich erst noch gewöhnen muss. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass mir im bisherigen Saisonverlauf trotz Platz vier etwas der Souveränitätsfaktor fehlt. Alles muss schwer erkämpft werden, weil das Spiel doch etwas statisch aufbaut. Mir scheint es wurde erst besser als SH den zum Schwaben-Vitinha umgepolten Chris Führich brachte. Zugegeben, das ist etwas übertrieben, aber er ist viel variabler unterwegs jetzt und bringt die Reihen deutlich durcheinander. Das schafft mehr Räume als, wenn er an seiner Seite klebt. Und dann Daxo. Ich wiederhole mich, wenn ich sage, dass ich einfach ein gutes Gefühl habe, wenn er hinten drin steht. Früher “Bruder Leichtfuss”, heute wahrscheinlich die coolste Sau auf dem Platz. Ich habe grössten Respekt für einen, der so lange Leidenszeiten alleine in der Reha zubringt und nicht weiss, ob er nochmal dieses Level erreichen kann. Und wie er kann! Diese Pässe, die eine erste Pressingreihe überspielen und scharf in den Druck hineingespielt werden, sind atemberaubend. Er scheint auch genau zu wissen wo seine Kollegen stehen, so dass er auch in Bedrängnis einen Ball blind auf die Seite spielen kann, der, wenn er schief geht, brandgefährlich werden kann. Ich freu mich sehr für ihn, dass er so beeindruckend zurückkommen konnte.
Daxo supercool, große Freude mit Undav, Führich verbessert. Sehr gut.
Viele Ungenauigkeiten, Boanany so verloren wie einst Führich, Assignon für mich zu offensiv, und Narteys Ballstreicheleinheiten ohne jede Gefahr.
Aber: wir gewinnen, und irgendwie wächst der Optimismus bei allen, es schon irgendwie uu wuppen.
Aber: alle Siege gegen die untere Hälfte, Niederlage gegen bessere Leipziger und Mitkonkurrenten Freiburg und Union.
Wir werden erst nach dem xMas-Spiel gegen Hoffe wissen, was wirklich Sache ist.