Der Saisonstart war nicht so prall, die Auftritte des VfB Stuttgart alles andere als überzeugend. Der VfB schon früh im „Abstiegskampf“, „nur Heidenheim und der HSV sind schlechter“. „Das ist kein Team“ konnten es viele von außen ganz genau beurteilen und waren sich sogar einig mit BVB-Fans, die endlich ihren “Stuttgart-Downfall” hatten. Wurde auch Zeit, schließlich wurde schon ewig darüber gesprochen.
Schade eigentlich, dass der VfB insgesamt überzeugend gegen Sankt Pauli gewann. Der Bilal El Khannouss kann einer werden. Sah alles leider geil aus, richtig schnell und manchmal sogar kreativ, fast schon nach dem Hoeneß-Ball „von früher“.
Natürlich lag es am Fehlen von Atakan Karazor und Josha Vagnoman, dass der VfB 2:0 gegen die gut in die Saison gestarteten Kiez-Kicker gewann. Sie haben den Sündenbock Ermedin Demirovic abgelöst. Der hat nur fünf Scorer in fünf Spielen, ist zu teuer, zu langsam, zu holzfüßig, zu zweite Liga, zu dies, zu das, zu irgendwas. So wie auch schon Trainer Sebastian Hoeneß in Frage gestellt wird. Seine Aufstellungen zu uninspiriert, er hat seinen Spielern tatsächlich das Laufen und die Offensive verboten. Und seine Einwechslungen erst: zu spät, zu früh, aber auf alle Fälle falsch.
Jetzt also Karazor und Vagnoman. Genugtuung überall, „ich hab’s die ganze Zeit gesagt!“, alle Sofa-Bundesligatrainer wussten es schon immer besser. Gibt erstaunlich viele mit so viel Durchblick. Vor allem hat’s Hoeneß nicht geblickt. Den Chema hätte er viel früher bringen müssen, das sieht doch jeder, dass der wie Rodri spielt oder zumindest wie Soldo in seiner besten Zeit.
Das System von Hoeneß ist sowieso entschlüsselt. Er lässt immer gleich spielen, jeder Gegner weiss was kommt. Interessanterweise ist das bei anderen Trainern nicht bekannt. Wie machen die das? Und warum macht es Hoeneß nicht genauso?
Und was ist mit dem Stiller los? Seit Real Madrid angeblich Interesse an ihm hat, schont er sich für die Königlichen und tarnt seine Elfmeter als Rückgaben. Warum Chris Führich nicht schon längst verkauft worden ist? Diese Frage muss sich Fabian Wohlgemuth gefallen lassen. Warum hat er den Linksaußen nicht mit der Schubkarre irgendwo hingefahren, es ist ja sowas von klar, dass der über seine Verhältnisse gespielt hat. Das hat man doch schon in der Vizemeister-Saison gesehen. Die Rückennummer 10? Einfach lächerlich, warum verhindert das keiner beim VfB?
Anstatt dessen kümmert man sich um eine neue „Corporate Identity“. Warum gerade jetzt und überhaupt – reine Zeitverschwendung. Unsere Identität ist doch klar: Aufbaugegner deluxe. Schönspieler, wenn’s gut läuft. Sonst wehrlos untergehen und sowieso zum Laufen zu fein. Die neue Schrift “Concordia” kann keiner lesen und das Rössle wird jetzt eingesetzt, weil das Porsche vorgegeben hat? Oder weil Jürgen Klinsmann früher Galopper des Jahres genannt wurde?
Dann noch der Slogan „zusammen voran“, was soll das denn? Der ist mindestens so unglücklich wie die Führich-Soli diese Saison. Aber immerhin besser als „Furchtlos und treu“, das müssen sogar die allwissenden Fußballexperten von „The Länd“ zugeben.
Zum Weiterlesen:
Die Süddeutsche Zeitung fragt: “War jüngst nicht noch der Untergang des Schwabenländles prophezeit worden?“
Zum Weiterhören:
Der Rasenfunk sieht viel Gutes.
Bilder: Christian Kaspar-Bartke/Getty Images, Vertikalpass (Artikelbild)



Danke für diesen Artikel. Echt jetzt mal.
Ich bin dem VfB jetzt mehr als 25 Jahre verfallen. Über 30 Jahre hab ich in Hannover gelebt und hatte mit Fußball überhaupt nix zu tun (Vater war Trainer, dann wird’s schwierig…). Dann zog ich nach Stuttgart und schließlich nach Hamburg weiter (ein Fehler). Und obwohl ich nur zwei Jahre am Neckar gelebt habe, hatte ich plötzlich… Heimweh. Um das irgendwie in den Griff zu kriegen, fing ich an, mir obskure saudi-arabische Streams der Spiele des VfB anzusehen, Briefmarkengroß und stets dann einfrierend, wenn es einen aussichtsreichen Freistoß für uns gab (ich konnte auch selten erkennen, wer den schießen sollte, weil die Pixel so groß wie der eigentliche Bildausschnitt waren und ich kein Arabisch verstehe). Aber so grotesk das alles klingt – es war eine Verbindung zur Stadt. Die durch den VfB geknüpft wurde. Danach war dann alles nach oben offen. Sky, Mitgliedschaft, erste Auswärtsspiele, lange Reisen ins Neckarstadion, unlängst der Höhepunkt mit dem Pokalfinale in Berlin, in der Mitte der Kurve. Jetzt lebe ich in Bregenz und es sind nur noch zwei Stunden.
Mich hat in all diesen Jahren so manches gestört. Die Vereinsführung und die Demission von Mislintat, mediokre Trainerverpflichtungen. Unter beiden Abstiegen hab ich gelitten wie ein Hund, weil ich da auch auf der Tribüne saß. Aber was mein Dasein als Fan am allermeisten – noch immer – irritiert, ist das Innenverhältnis der Anhängerschaft des VfB zu ihrem Club.
Ich habe meine eigene Liebe stets ganz einfach definiert: der VfB ist mein Verein, scheißegal ob wir in der dritten oder der ersten Liga kicken. So lange wir uns vernünftig präsentieren. Es hat mich auch nicht gestört, dass der VfB nie ein “cooler” Fußballclub war, sondern eher immer ein wenig spießig daherkam. (“Furchtlos und treu” war auch zu dämlich.) Aber man kann sich ja eh nicht aussuchen kann, Fan von Werder Bremen oder St. Pauli zu sein. Und: ein paar Freunde halten es mit dem HSV und wie arm dran sind die dann bitte?
Zur Fußballkultur gehört für mich, dass das Umfeld auch mal unbequem ist, klar. Dass man diskutiert und Fragen stellt. Dafür hatten wir in all den Jahren genug Gelegenheit – manchmal begründet, aber eben oft genug auch unbegründet. Weil keiner von uns an der Mercedesstraße arbeitet. Und ich fände es schräg, wenn jemand meine tägliche Arbeit bewertet, obwohl der meinen Schreibtisch nie gesehen hat.
Was aber jetzt gerade (wohltuend nicht hier, übrigens) insbesondere in den SoMe und aber auch auf den Tribünen von Leuten, die neben einem stehen, so abgeht, entzieht sich meines Verständnisses. Nach den letzten Jahren? Really? Ich spreche da auch nicht nur von der Hoeneß-Ära, sondern auch von dem überraschend großartigen Fußball unter Rino. Und dem breiten Grinsen von Silas.
Anscheinend sind die Ansprüche mit den Erfolgen gewachsen. Aber mal ehrlich: den Ausspruch “wo wir herkommen” finde ich gar nicht ganz so doof.
Und euren Artikel darum ziemlich klasse. Nochmal danke. Hab euch lieb.
Wir könnten auch in “live” bruddeln 🤣 wohne nicht sehr weit weg von Bregenz … – schöner Text, sehr berührend.
An alle, die sich hier über Leute aufregen, die sich über die Leistungen des VfB aufregen:
Ihr seid entweder keine Schwaben oder habt die Schwaben nie geliebt. Der Schwabe war schon immer ein Bruddler und wird es immer bleiben. Deshalb gehören zum VfB sowohl der Brustring als auch das Nörgeln über die eigene Leistung und das Pöbeln von der Gegentribüne.
In diesem Sinne: Danke an alle Kommentatoren, die hier ständig zurecht daherbruddeln. Ohne euch wäre der VfB nicht das, was ihn ausmacht.
Zur Fairness gehört aber auch: Hoeneß und Co. haben die Kritik verstanden und am Freitag ein anderes Gesicht gezeigt.
Wir müssen nicht darüber reden, dass die Rückrunde nicht gut war. Es war auch ein besserer Tabellenplatz drin. Aber die Mannschaft hat sich am Ende wieder gefangen. Und sogar den verdammten Pokal gewonnen. (In einem Finale, welches Leverkusen und das Brause-Konstrukt gerne bestritten hätten.)
Aber nach drei (3!) Spielen der neuen Saison kannst du die »Hoeneß raus! Mannschaft raus! Führung raus!«-Rufe in den Kommentarspalten der Sozialen Medien nicht mehr zählen? Echt jetzt?
Auch wenn das Bruddeln vielleicht zu einer kulturhistorisch schützenswerten, regionalen und möglicherweise liebenswerten Eigenart gehören mag – ich persönlich finde das, inmitten meiner Verbundenheit zur Stadt und zum Verein, einfach nur bizarr und sehr schwer nachvollziehbar.
Danke Euch!
Herzlichen Dank @VDL :-)
@Nachspielzeit
Ja, das Bruddeln. Ein Klischee, das immer herausgeholt wird, um Schwaben zu charakterisieren (neben Kehrwoche und Daimler). Und ja, das war in der Vergangenheit vielleicht einmal etwas liebenswertes, so wie die Ruppigkeit im Ruhrpott oder die Berliner Schnauze.
Im Zusammenhang mit dem VfB ist es eher unsachliche Kritik, schlechte Laune gepaart mit völliger Ahnungslosigkeit.
Ah, da ist es wieder: das schwierige Umfeld. Alle Jahre wieder wird es gerne thematisiert von denjenigen, die offensichtlich die Idee verfolgen, der geneigte und zahlende Zuschauer möge doch mit dem Gebotenen zufrieden sein. Gerne auch noch die lommelige Bratwurst und mit einem Bier runterspülen und sehr gerne auch zahlreiche Trikots (Heim-, Away- und ein Sondertrikot pro Saison sollte einem die Vereinsliebe schon wert sein) kaufen. Ich möchte nicht ausschließen, dass es Fans gibt, die ihre eigene erlebte Ohnmacht unter der Woche mit allzu hohen Erwartungen an ‘ihre’ Mannschaft zu kompensieren versuchen. Aber Pauschalierungen sind selten zielführend.
Sie üben unter der Woche, um uns gegen Geld am Wochenende ein Stück Entertainment, Identifikation und mehr anzubieten. Während in der Kindererziehung das Loben des reinen Bemühens unabhängig vom Erfolg richtig ist, sehe ich keinen Grund im Millionengeschäft und Leistungssport Fussball nicht das Ergebnis der Arbeit unter der Woche am Wochenende zu bewerten. Zumal es jüngst und in der Vergangenheit immer wieder offensichtliche Defizite in talentfreien Bereichen waren, d.h. in Bereichen, die budgetunabhängig und somit auch unabhängig von einer eventuellen überzogenen Erwartungshaltung der Fans sind. Wer möchte, dass sich die Fans nicht kritisch mit dem Gebotenen auseinandersetzen, hat für mich nicht verstanden wie eine Vereinsliebe funktioniert Und ich finde es unangemessen, alle kritischen Äußerungen als unangemessen darzustellen.
@drhuey
da gehen bei uns dann die Meinungen zum Thema “schwieriges Umfeld” definitiv auseinander (und ich benutze den Begriff auch immer wieder gerne).
Schwieriges Umfeld hat für mich nichts mit Brot-und-Spiele-Ansatz zu tun, sondern vielmehr mit Fans die sich, ohne über jegliches fundiertes Wissen zu verfügen, Dinge herausnehmen, die weit über´s typische Bruddeln hinausgehen.
Der typische schwäbische Bruddler sitzt für mich im Stadion und verschafft sich mit einem “spieled die wieder en Scheiss heid” Luft.
Schwieriges Umfeld ist für mich inzwischen über Social Media Dinge anzuprangern, zu denen definitiv nicht der nötige Background vorhanden sein kann (oder sitzen da alle mit in der Kabine oder am Bürotisch, stehen bei jedem Training mit auf dem Platz, erleben jede Ansprache des Trainers, bekommen jede taktische Anweisung mit etc. etc.), um dann auch noch Konsequenzen zu fordern.
Fördert meiner Ansicht nach nicht unbedingt ein ruhiges Umfeld und damit auch nicht unbedingt Entwicklung durch Kontinuität.
PS: zum Thema Trikot kann ich nur sagen, dass ich definitiv auch noch am liebsten mein altes Südmlich-Trikot anziehe, allerdings auch da meine Kids sehe, die Fan sein inzwischen einfach auch mit coolem Style verbinden (ohne das der Papa da jedes Jahr 3 neue Trikots kauft…)
@Olli Du machst eine wichtige Unterscheidung, anstatt pauschal Kritik einzuteilen. Damit kann man arbeiten :) Der bruddelnde Nebensitzer im Stadion (wer kennt ihn nicht?), der noch nie einen Ball aus der Nähe gesehen hat, richtet sicher weniger Schaden an, wie der Social Media Loser, der als anonymer Heckenschütze, haltlose Hass-Salven abfeuert, wenn es mal nicht so läuft. Wie gesagt, ob Journalisten, Blogger, der gemeine Fan, alle bewerten das Ergebnis einer Arbeit und haben unterschiedliche Rezepte parat. Ich denke niemand sollte diese Meinungen/Kritiken in gut und schlecht einteilen wollen und die Leute als Sofatrainer oder Besserwisser abqualifizieten. Es gibt welche, die sich ein paar mehr Gedanken machen, bevor sie sich äussern, aber sollen sich die anderen deswegen nicht äussern dürfen?
Also bevor man zum Bruddler wird findet erstmal ein langwieriger Prozess statt. Der Vater als Spieler von der SG Stuttgart West und beim MTV Stuttgart am Kräherwald spricht viel mit dem Sohnemann über den VfB Stuttgart, aber der Jungspund interessiert sich mehr für Daktari, Bezaubernde Jeanny oder Flipper. Aber eines Tages darf der frische gebackene ABC-Schüzte zum ersten Mal mit ins Neckarstadion, und er war so begeistert das der VfB bis zum heutigen Tage gedanklich täglich präsent ist. In den ersten Jahren macht man sich über Vereinsführung und solche Sachen keinen Kopf, und die Bruddler auf der Haupttribüne wurden ausgelacht. Wenn dann irgendwann die Mitgliedschaft erfolgt, und immer wieder die gleichen Fehler begangen werden, welche zu schmerzhaften Abstiegen führen fühlt man sich irgendwie berufen zu Meckern. Man sitzt aber dennoch in der 2. Liga im Stadion gegen Hannover 96 bei strömendem Regen und feuert seine Mannschaft an. Nach dem Wiederaufstieg fühlte ich Dankbarkeit, auch weil die damalige Führung eine kurzfristige Ruhe in den Verein gebracht haben, bis die Fehde zwischen Vogt und Hitzlsperger begann. Dann denkt man sich bitte nicht schon wieder, und ein neuer Bruddler wurde geboren.
@drhuey
Dein Kommentar geht am Thema vorbei: Es geht nicht darum, die Kritik zu kritisieren und nicht darum, die Unzufriedenheit mit Offensichtlichem (Wurst, talentfreie Aspekte) anzuprangern.
Es ist eher der süffisante Versuch, den unsachlichen Kritikern den Spiegel vorzuhalten.
@Ronny
Vielen Dank für die schöne Geschichte. Alleine für die und die von VDL hat sich der Text gelohnt!
@abiszet Wenn das die Absicht war, ist der Artikel für meinen Geschmack zu pauschal geraten. Wo seht ihr euch eigentlich selbst mit den kritischen Beiträgen: bei den Sofatrainern? :)
Geschmäcker sind verschieden ;-)
Wir sind sicher auch so etwas wie Sofa-/Stadion-Trainer, verzichten aber auf unterkomplexe Forderungen (“entschlüsselt”, Demirovic, Stiller, Führich,, Identität)
Gut, dass endlich Mal jemand sagt, was alle denken und längst wissen.
Was aber nicht allgemein bekannt ist und nie an die Öffentlichkeit gelangen sollte: der Trainer ist nicht inkompetent sondern handelt auf Anweisung eines Verwandten vom Tegernsee, der das Thema mit dem W nicht verkraftet hat. Der Druck in der Familie ist größer als der öffentliche.
:-)
Fakt ist: Union war unnötig; Gladbach glücklich, Freiburg unterirdisch und gegen St. Pauli gut. Ihr widersprecht Euch selbst, wenn ihr nach einem ! Guten Spiel von einer Trendwende ausgeht. Ich hoffe, ihr habt recht! Die hier geäußerte Kritik war aus meiner Sicht absolut berechtigt. Schön wenn sie jetzt widerlegt wird. In den nächsten Wochen auf dem Platz. Nur da ist es relevant.
Die Berechtigung der Kritik stellt niemand in Frage. Nur die Art und Weise der Kritik.
Fakt ist: Wir widersprechen uns selbst nicht, weil wir nirgends von einer Trendwende geschrieben haben. Im Gegenteil:
“Der Trainer hat der Mannschaft Impulse gegeben. Sie hat verstanden und geliefert.
Hoeneß und wir werden aber nur zufrieden sein, wenn das Spiel gegen Sankt Pauli kein One-Hit-Wonder war.
Gut wird es nur, wenn der VfB diese Leistung wiederholt.”
Quelle:
https://vertikalpass.de/gut-wird-es-nur-wenn-der-vfb-diese-leistung-wiederholt/
Ich stimme Dir voll zu Jochen! Gut geschrieben! Die die jetzt alles (hoch) jubeln sind genau wie die die vorher alles (runter) gebruddelt haben (so wie ich)! Nur die nächsten Spiele werden es zeigen, ob die Optimisten oder die Pessimisten die besseren Fußball Kenner sind!
Vielen Dank @abiszet
Du hast genau das beschrieben, was ich seit Wochen anprangere.
Nicht das einfach bruddeln oder das unzufrieden sein des Schwaben an sich.
Dieses hin und her, dies explosionsartige Hochloben bzw. das zum Teufel wünschen nach einem Spiel.
Diese Absprechen von Talent bzw. Ligatauglichkeit, obwohl der Spieler es mehrmals nachweislich bewiesen hat, daß er genau das spielen kann.
Vagnoman ist da ja schon lange in der Verlosung, Karazor auch. Wenn Stiller nicht so ein gutes Spiel gemacht hätte, wäre nach solch einem Elfmeter gevierteilt worden.
Die Spieler spielen ja nicht mit Absicht schlecht. Es gibt immer Gründe dafür, die mancher einfach nicht sehen will oder kann.
Und ganz schwer tun sich viele auch damit anzuerkennen, das ein Gegner einfach mal besser war.
Auf weitere “schöne” Berichte von Euch und die dazugehörigen Kommentare.
@VP
Ich weiß ehrlich gesagt im Moment nicht so recht wo ich bei Euch stehe ? Gehe mal von mir aus, wenn es etwas zu loben gibt, dann tue ich das (siehe meinen letzten Post vor diesem). Wenn ich mich über den VfB freue, dann zeige ich das mit entsprechenden Worten. Dabei lebe ich m.E. nicht nach dem schwäbischen Grundsatz: ned bruddelt isch g’lobt gnuag.
Andererseits spreche ich auch aus meiner Sicht gesehene negativen Dingen ohne Umschweife an, für meine Begriffe klar und unmissverständlich, aber ohne dabei beleidigend oder verletzend zu werden. Ich nenne auch Roß und Reiter mit Namen, wenn ich mich über einen Spieler ärgere, kann ich nicht von der ganzen Mannschaft sprechen. Ich lasse mich auch nicht vom kurzeitigen Erfolg oder einer (hoffentlich) vorübergehenden schlechten Phase blenden. Gleichwohl sind meiner Meinung nach in beide Richtungen Trends recht schnell erkennbar. Wenn ein millionenschwerer Fussballprofi nur halbherzige Leistung und Einsatzbereitschaft auf dem Platz zeigt, da brauche ich weder Sofatrainer oder sonst was sein um das zu erkennen, das sieht jeder. Und das ist nicht in Ordnung und deshalb spreche ich sowas an. Nur eins von mehreren Beispielen.
Die jüngste und mittlere Vergangenheit (Rückrunde letzte Saison, Start in die neue Saison) gaben und ich glaube da sind wir der gleichen Meinung wenig Anlass zur Freude und Lob (Ausnahme letztes Spiel). Trotzdem kann ich mich nicht erinnern, dass hier mal einer der Kommentatoren vehement über’s Ziel hinausgeschossen ist mit seiner Meinung.
Insofern stelle ich mir gerade die Frage, um was geht es euch, sollen wir jetzt alle in den Chor der Lobredner einstimmen und alles für toll und klasse befinden, oder darf man hier diskutieren, kritisieren, mitreden und die Dinge so ansprechen wie man sie selbst empfindet ?
Das haben Buzze und Marcus quasi beantwortet
“Die Berechtigung der Kritik stellt niemand in Frage. Nur die Art und Weise der Kritik.”
“Dieses (…) explosionsartige Hochloben bzw. das zum Teufel wünschen nach einem Spiel.”
Mit Verlaub, ich gehöre sicherlich mehr zu den Bruddlern, dennoch habe ich hier noch nie jemand zum Teufel gewünscht genau so wenig wie ich jemanden explosionsartig hochgelobt habe. Das ist mir gelinde gesagt zu extrem ausgedrückt !
Aber gut, wir können dann in Zukunft gerne Freund Vagnoman dafür loben und uns erfreuen wenn er wie beim 1:2 gegen Freiburg mal so halbherzig versucht einen Torschuß des Gegners zu blocken.
Im Vergleich zu genügend anderen Profis die bei so etwas sich mit dem kompletten Körper in die Schussbahn schmeißen, ist das halt aus meiner Sicht mehr als zu wenig. Genauso ist es mir zu wenig was Karazor z.Zt. anbietet, dass es anders geht hat ja die Mannschaft am Samstag selber gezeigt.
Und wo genau ist jetzt das Problem wenn man das kritisiert ? Da echauffiert sich vor allem einer seit Wochen wenn man nur Vagnoman erwähnt. Gerade bei ihm ist es doch nicht nur ein Einzelfall sondern mittlerweile eine Anhäuffung mehrerer Vorkommnisse. Und wenn das immer und immer wieder vorkommt, da geht MIR dann irgendwann auch mal der Hut hoch, trotzdem behaupte ich bleibe ich immer noch fair und werde nicht verletzend.
Ich habe meine Kinder so erzogen, dass sie immer versuchen ihr Bestes zu geben, wenn es dann am Ende nicht immer reicht, dann ist es halt mal so. Wir hören doch in den Interviews der Spieler nach den Spielen auch die Floskeln “…heute war es zu wenig…” oder was auch immer.
Leute, die verdienen Millionen, da können sie doch auch mal sich 90 Min. die Kuttel rauslaufen und sich reinhauen was das Zeug hält. Wenn sie das tun (so wie am Samstag), dann wird der Fan das sehen und respektieren, auch dann wenn der Gegner dann erfolgreicher gewesen sein sollte.
Aber genau dieses “das Letzte geben” habe ich in den vergangenen Wochen (mit Ausnahme Pokalfinale und am Samstag) sehr oft von vielen nicht gesehen und das prangere ich dann an.
Warten wir es ab, was die kommenden Wochen bringen, ich bin gespannt und vorsichtig optimistisch.
Du fühlst Dich angesprochen, dabei geht es nicht darum, die Kritik zu kritisieren und nicht darum, die Unzufriedenheit mit Offensichtlichem anzuprangern. Es geht um persönliche und unsachliche Aussagen:
Was Buzze sagt:
“Die Berechtigung der Kritik stellt niemand in Frage. Nur die Art und Weise der Kritik.”
Jetzt geb ich meinen Senf halt auch noch dazu…
Was ich im Laufe der Zeit immer mehr kapiere ist, dass jeder Mensch eine andere Wahrnehmung hat. Und Dinge durch eigene Filter, Gefühle, Erlebnisse und Meinungen sieht.
Ich meine für mich, dass ich hier “nur” sachlich kommentiere, was mir so alles aufgefallen ist und was nach meiner subjektiven Wahrnehmung falsch lief oder hätte besser laufen können.
Natürlich ist es immer einfacher hinterher Dinge schweinchenschlaumässig besser zu wissen, als genau in dem Moment jetzt eigenverantwortlich zu entscheiden.
Ich habe mir daher angewöhnt meine Meinung zu haben und auszudrücken und dies meinen Mitmenschen auch zuzugestehen. Und es zu akzeptieren, dass viele Menschen = viele Meinungen sind.
Natürlich möchte ich ganz klar niemanden beleidigen. Es ist halt manchmal sehr sensibel. Beim Kapitän zB bin ich immer noch der Ansicht, dass das sehr unglücklich gewählt ist wegen der Ibiza Geschichte. Ist das jetzt schon beleidigend oder noch meine Meinung?
Dann sind die Beteiligten, die kritisiert werden ja auch Menschen…
Aber wenn was schlecht war, wars halt schlecht …
Nicht so einfach und trotzdem ist mir der “Austausch” hier mit “Mitleidenden” positiv wie negativ sehr wertvoll und ich bin dankbar, dass es den Vertikalpass gibt 🙏
Mal anders: liest jemand beim VfB Vertikalpass? Wenn nicht, können wir ja weiter bruddeln , juckt eh niemand.
Falls doch, stellt sich die Frage, ob der Trainerstab sich von uns amateurhaften Fans beeinflussen lässt.
Jetzt sagen unsere Helden dauernd, wie toll wir sie im Stadion und auch in der Fremde unterstützen. Okay, aber dann müssen sie auch unseren Tadel schlucken.
Wie auch immer: vermutlich liest ne KI alles, und stellt dem Trainer seine Mannschaft auf. Oder?
@Konny
Absolut richtig!
Der Austausch hier ist absolut gehaltvoll und respektvoll.
Deswegen beteilige ich mich hier auch gerne an Diskussionen.
Letztendlich eint uns alle, bei jeder noch so hitzigen und aus verschiedenen Blickwinkeln geführte Diskussion eins: die Liebe zu unserem Verein.
Und jetzt geht’s raus und spielt’s Fußball….
Der VfB-Fan war immer, ist immer und wird immer sein entweder himmelhoch jauchzend oder zu Tode betrübt.
Im letzteren Fall werden selbstverständlich genau die Spieler besonders aufs Korn genommen, die nicht ihre bestmögliche Leistung gebracht haben. Das ist menschlich und gilt sowohl für die Spieler als auch für die Fans.
Selbst nach 75 Jahren “Fanseins” bin ich nach Niederlagen immer noch ziemlich schlecht gelaunt. Ändert sich NIE!
Ansonsten scheint der Trainer hier mitzulesen. Er hat die eine oder andere Anregung umgesetzt. Erfolgreich.
Meistens lese ich nur sehr interessiert die meist sehr gelungenen Beiträge und Kommentare hier, diesmal aber scheint ja eine gewisse Tendenz zur Nabelschau da zu sein, und da bin ich gerne dabei.
Dass ich mich an den Diskussionen in der Regel nicht beteilige (einzige Ausnahme mein ceterum censeo: „Thomas Kastanaras muss in die erste Mannschaft!“), liegt einfach daran, dass ich kein Schwabe bin, und das tut mir fast aufrichtig leid. Aber niemand ist perfekt. Wenn ich die Stadionhymne vorsichtig singe („…zu uns an den Neckar….“, „…Stuttgart, meine Heimat…), kommt es mir komisch vor, aber im Herzen johle ich lauthals mit. Ich lebe im hintersten Bayerischen Wald an der tschechischen Grenze, als Kind war ich ein Ausgestoßener, weil ich nicht den FC Bayern unterstützte, sondern ab dem zarten Alter von sieben Jahren „meinen“ VfB. Bedanken kann ich mich beim Vater, der als „Clubberer“ durch und durch bei der WM 1982 den Halbsatz fallen ließ, die „Förster-Brüder wären die einzigen, die man in der Nationalmannschaft brauchen“ könne. Einen Stadionbesuch später war es um mich geschehen, und das seit mittlerweile 45 Jahren.
Trotzdem kann und will ich als Niederbayer nicht aus meiner Haut. Das „Bruddeln“ hat eine bayerische Entsprechung, den „Grant“, der aber mehr eine generelle Lebensauffassung darstellt. Für den „Grant“ wie für die lebenslange Liebe zum VfB in der Diaspora braucht man, so denke ich, einfach Charakter. Und da kann ich aus tiefstem Herzen sagen: Solange sich Menschen aus allen Landesteilen in ihrer Freizeit ins Stadion begeben und mit ihrem Verein bei Abstiegen mitleiden, bei Erfolgen sich als Wildfremde in den Armen liegen, oder eben vor sich „hingranteln“, ist alles noch in bester Ordnung. Gefährlich wird es erst, wenn man sich abwendet. Aber so, wie ich das sehe, war man dann auch niemals Fan.
Vielen Dank an diejenigen, die es bis zum Ende gelesen haben. Ach, und übrigens: Thomas Kastanaras muss in die erste Mannschaft (wenn er wieder fit ist….)!
Oleg
“für die lebenslange Liebe zum VfB in der Diaspora braucht man, so denke ich, einfach Charakter.”
So nice, Oleg! Vielen Dank für Deine Story. Der VfB ist die Summe von Stories wie Deiner und genau das macht ihn aus.
Aber Du immer mit Deinem Kastanaras ;-)
Zum Thema: https://www.sueddeutsche.de/sport/vfb-stuttgart-vigo-europa-league-demirovic-li.3316984 (ohne Paywall).
Alle wissen immer alles besser. Entscheidungen treffen und mit Konsequenzen leben ist eine andere Geschichte und es funktioniert eben im echten Leben selten wie im Fussballmanager.
Angenehm zu sehen ist, wie die sportliche Führung in sich ruht und die Ausschläge nach oben & unten nicht extrem sind. Man weiss da schon, wie das alles immer einzuordnen ist.
Yep, den Text hatte ich im aktuellen Vigo-Bericht verlinkt
https://vertikalpass.de/sebastian-hoeness-macht-es-unnoetig-spannend/
Und natürlich: Von außen immer leicht – und vor allem hinterher ist man immer klüger!