Drei Heimspiele in acht Tagen. Vor zwölf Monaten hätten wir uns noch eine Ausrede gesucht, um nicht drei Mal ins Stadion gehen zu müssen. Im Dezember 2023 hingegen ist man froh, im Stadion gewesen zu sein. Beim souveränen 2:0 gegen Werder Bremen. Beim dominanten 2:0 gegen Borussia Dortmund. Und vor allem beim spektakulären 1:1 gegen Tabellenführer Bayer Leverkusen.
Der schwäbische Hypetrain rollt unaufhaltsam und in der ersten Halbzeit kann nicht mal Bayer Leverkusen ihn aufhalten. Und schon nach sieben Minuten hätte der VfB eigentlich die Weichen auf Heimsieg stellen müssen: Nach einem Guirassy-Freistoß und Konfusion im Bayer-Strafraum landete der Ball bei Vagnoman. Doch dessen Abschluss war leider viel zu unpräzise.
In der Folgezeit wurde die Partie dem Titel “Spitzenspiel” mehr als gerecht. Leverkusen war sehr gut, der VfB noch besser. Und nicht wenige Stuttgarter Fans rieben sich verwundert die Augen: Die Auftritte gegen Bremen und Dortmund waren überzeugend gewesen, aber was das Team von Sebastian Hoeneß gegen Leverkusen zeigte, war noch einmal ein Level drüber – mindestens!
In der 26. Minute hätte Guirassy das 1:0 machen müssen, nachdem Chris Führich von der linken Seite einen perfekten Quarterback-Pass in seinen Lauf spielte und der Stürmer völlig frei vor Hradecky stand, der allerdings mit einer starken Fußabwehr klären konnte. Die große Frage: Warum lupft er den nicht?
Doch in der 40. Minute war es dann endlich soweit: Undav spielte mit einem Sahnepass Vagnomann auf dem rechten Flügel frei und der legte überlegt quer auf Chris Führich, der nur noch einschieben musste. Was. Ein. Tor!
Als Schiedsrichter Aytekin die erste Halbzeitabpfiff, hatte der VfB 11 Mal auf das Leverkusener Tor geschossen und hätte dabei statistisch gesehen aus vier Großchancen 2,5 Tore erzielen müssen. Dazu kamen knapp 60 % Ballbesitz, mit denen der Fastabsteiger der vergangenen Saison das beste Team der Liga teilweise an die Wand gespielt hatte. Beeindruckend vor allem der präzise Spielaufbau ausgehend von Alex Nübel: immer riskant, aber aufgrund der hohen Präzision und Koordination ohne Nebenwirkungen.
Nach der Halbzeitpause wechselten die Teams nicht nur die Seiten, sondern auch die Rollen. Die Mannschaft von Xabi Alonso drückte aufs Gaspedal. Und der VfB hatte Startschwierigkeiten. Ein Solo von Wirtz konnte die Defensive noch in letzter Sekunde klären, aber wenige Momente später konnte der Youngster nach starker Vorbereitung von Xhaka und Boniface den Ausgleich erzielen.
Als nur wenig später ein Schuss von Xhaka an den Innenpfosten des Stuttgarter Tores klatschte, kamen leichte Leipzig-Vibes auf. Zur Erinnerung: Auch am zweiten Spieltag hatte der VfB eine bärenstarke erste Halbzeit gespielt, um das Spiel dann am Ende mit 1:5 zu verlieren.
Doch anders als zu Saisonbeginn verteidigte der VfB leidenschaftlich und kämpfte sich zurück ins Spiel. Zugegeben: Offensiv ging nicht mehr viel, aber wie sich die Defensive rund um Waldemar Anton in jeden Ball warf, war mindestens so beeindruckend wie der Offensivzauber der ersten Halbzeit.
Ab der 80. Minute war auch Leverkusen anzumerken, dass es mit dem einem Punkt zufrieden war. Hradecky ließ sich Zeit mit seinen Abstößen und wählte meist mit dem langen Ball die sichere Variante. Kein Wunder: Beide Teams hatten sich alles abverlangt und die Bayern bekanntlich verloren. Und so waren am Ende alle zufrieden. Allen voran die Fans, die in den ersten 45 Minuten vielleicht den besten VfB gesehen hatten, den sie je erlebt haben.
Nach dem Topspiel ist vor dem Topspiel: Am kommenden Sonntag steht eine Auswärtsfahrt nach München an. Die Bayern gingen bekanntermaßen in Frankfurt 1:5 unter. Dort, wo der VfB neulich noch 2:1 gewinnen konnte. Das bedeutet dann, dass der VfB in München 7:1 gewinnt, oder?
7:2 – aber ist ja auch okay :-D