Autor: @abiszet

Die Chabos wissen, wer der Daxo ist

Er ist ein mächtiger Mann. Knapp zwei Meter groß, fast zum Fürchten und doch umweht ihn immer ein Hauch von Melancholie. Denn Dan-Axel Zagadou ist der Schmerzensmann des VfB. Zagadou ist jemand, der Menschen berührt, der sie für sich einnimmt. Wir alle haben ihn ins Herz geschlossen. Nicht aus Mitleid. Es ist Respekt für und Stolz auf einen Spieler, der sich immer wieder zurück gekämpft hat und nie selbst aufgab. Der sich nicht beklagte, sondern sein Verletzungs-Schicksal mit Würde ertrug, auch wenn es schwer fiel. Der 26-jährige Franzose ist ein Eingesperrter in seinem verletzlichen Körper. Aber es steckt ein ungeheurer Widerstand in ihm, unverwüstlich, fast schon heroisch kommt er immer wieder zurück. Als er nach 21 Monaten gegen Mainz wieder in der Startelf stand, sagte Deniz Undav sicher zu ihm: “Gönn’ Dir, Bruder!“ Denn es gibt wahrscheinlich niemanden, der nicht mit Daxo mitlitt und der ihm nicht das Beste wünscht. Ebenso freuen sich alle, dass er jetzt gegen Augsburg 90 Minuten auf dem Platz stand. Es sind natürlich romantische Gründe, warum das Comeback des Innenverteidigers …

Er ist wieder da

Ein wundavbares Comeback, im doppelten Sinne: Der VfB kommt nach zwei individuellen Fehlern gegen den FC Augsburg zurück – mit Deniz Undav in der Hauptrolle. Sieben Spiele absolvierte er nach seiner Verletzungspause, fünf davon in der Startelf, vier entscheidende Treffer gehen auf sein Konto. Aber es war nicht nur das Spiel des Deniz Undav. Auch das von Dan-Axel Zagadou. Er strahlte Ruhe und Souveränität aus, es ist sein hohes Spielverständnis, mit dem er viele gefährliche Situationen antizipiert und in einen (Luft-)Zweikampf mit ihm will keiner geraten. Aber auch das Spiel von Chris Führich, der nach seiner Einwechslung in der 74. Minute als Zehner viel Energie einbrachte und das entscheidende Tor mit vorbereitete. Dazu mit cleveren Aktionen in den letzten Spielminuten. Clever hört sich komisch an in seinem Zusammenhang, aber mit Tiago Tomàs sorgte er am Spielende dafür, dass Augsburg kaum mehr an den Ball kam. Der VfB schießt wie gegen Leipzig seine Gegentore selbst, erst durch eine seltsame Zweikampfführung von Finn Jeltsch, dann durch die Fahrlässigkeit von Alex Nübel und Atakan Karazor. Dass die Mannschaft …

Erst die Arbeit, dann das Vergnügen

In dieser Saison fällt dem VfB – Ausnahme Wolfsburg – nichts leicht. Alle Erfolge: hart erarbeitet. Das ist der VfB nicht gewohnt (Angelo Stiller: „Das hat sich in der ersten Halbzeit nicht gut angefühlt”) und wir Fans kennen das auch nicht. Sind wir ehrlich: Die meisten von uns haben noch mit einem späten Gegentor gerechnet, oder? Aber den späten, vermeintlich VfB-typischen Treffer kassierte Feyenoord Rotterdam. Es gibt beim VfB einige Spieler, bei denen schwere Dinge leicht aussehen. Bei denen man glaubt, dass vieles einfach von selbst passiert. Automatisch, intuitiv. Andrès Chema ist so einer, auch Bilal El Khannouss. Bei beiden jedoch konnte man beobachten, dass sie gegen Feyenoord Rotterdam Probleme hatten. El Khannouss mit einer gefühlten Passquote von 0 Prozent in den ersten 30 Minuten. Dazu versuchte er, mit Schleifen und Schnörkeln und Spielereien Sicherheit in sein Spiel zu bekommen, was ihm nicht gelang. Chema dagegen konzentrierte sich auf die einfachen Dinge und kam so langsam ins Spiel hinein. So wie Chema und El Khannouss ging es der ganzen Mannschaft in der ersten Halbzeit. Der …

Nach Bobic & Balakov – wer trifft gegen Rotterdam?

Vor mehr als 50 Jahren das erste Aufeinandertreffen, vor 25 das letzte Duell mit Feyenoord Rotterdam. Wie der VfB das UEFA Cup-Finale verpasste, Arie Haan sich eher still freute, Fredi Bobic seinen Frust in Tore umwandelte und Krassimir Balakov lieber schwieg. 1974: Bereits bissle jung & wild Der VfB war jung in Europa, sogar ein bisschen wild, auch wenn Buffy Ettmayer mitspielte. Aber von den ersten jungen Wilden waren schon Arno Schäfer, Markus Elmer und Bernd Martin dabei. Ohne ihn hätte der VfB nicht das quasi Unmögliche geschafft, Dynamo Kiew auszuschalten. Vor 50 Jahren mit Oleg Blochin wohl die beste Mannschaft der Welt, abgeschossen vom 19-jährigen Martin. Jetzt im Halbfinale des UEFA-Cups gegen Feyenoord. Eine Mannschaft mit typisch holländischem Spielstil, 4-3-3, mit Wim Jansen und Willem van Hanegem, die Deutschland wenige Wochen später im WM-Finale knapp unterliegen werden. Das Hinspiel in Rotterdam endete 2:1, nachdem Dieter Brenninger die Führung erzielt hatte. Beim Rückspiel im Neckarstadion vor 70.000 Zuschauern lag der VfB 0:2 zurück, erneut war es Brenninger, der traf, mit einem Doppelschlag. Aber der VfB …

Diamantenfieber in Leipzig

Der VfB hatte bisher ja nur Glück, hieß es: Mit dem Spielplan, mit den Spielverläufen, mit der Form der Gegner. Gegen Leipzig hat man dagegen gesehen – der VfB steht zurecht oben in der Tabelle, denn er zeigte dem Tabellenzweiten seine Grenzen auf. Eine gefestigte, taktisch hervorragend eingestellte Stuttgarter Mannschaft, die erneut nicht verlor, weil sie schlechter war. Leipzig gewann zwar verdient mit 3:1. Aber nur, weil es einen Precious Little Diomande in ihren Reihen hatte, der das Spitzenspiel entschied. Ein Eigentor von Jeff Chabot, ein Stockfehler von Alex Nübel: Zwei der drei Gegentore waren wie der Gegner, total unnötig. Letztlich gab es zwischendrin völlig zurecht Szenenapplaus von Sebastian Hoeneß. Er sah ein Team, das selbstbewusst auftrat und Leipzig teilweise tief in deren Hälfte drängte. Mit starkem Pressing und schönen Spielzügen, auch wenn der VfB aus seinem Ballbesitz zu wenig Gefahr erzeugte. Die klareren Chancen hatte Leipzig. Der VfB lief hoch und energisch an, teilweise standen sechs Stuttgarter am Leipziger Strafraum und verhinderten den Spielaufbau. Auch schnelle Umschaltmomente wurden meist früh unterbunden oder in letzter …

Die drei Erfolgsfaktoren des VfB

Nach dem zweiten Sieg gegen Mainz innerhalb von vier Tagen wissen wir: Alles, was Sebastian Hoeneß derzeit anfasst, wird zum Erfolg. Wenn sogar Atakan Karazor trifft, dann ist klar – es funktioniert einfach alles, zumindest in den nationalen Wettbewerben. Alle machen sich lustig, Deniz Undav schreibt auf Instagram von “Torjäger Karazor”. Ja, in Anführungszeichen, auch er konnte nicht glauben, wie souverän der Kapitän in der 73. Minute zum 0:2 einschob. Vorausgegangen war nach einem Ballgewinn ein schönes Zusammenspiel zwischen Chris Führich und eben Undav. Dessen Querpass ließ Angelo Stiller durch und Karazor konnte gar nicht anders, als ins lange Eck zu schieben. Es war erneut ein glanzloser Sieg, der gegen kriselnde und teilweise überharte Mainzer nur ganz selten in Gefahr geriet, obwohl der VfB zwischenzeitlich deutlich einen Gang zurück schaltete. Das ging gut, weil Mainz quasi nie aufs Tor schoss und sich der VfB auf seine drei Erfolgsfaktoren verlassen kann: Personelle Qualität Es scheint, Hoeneß könne jeden auswechseln, jede Position neu besetzen, ohne Qualitätsverlust. Immer herrscht ein gewisses Grundniveau, jeder spielt mindestens mal solide, kein …

Happy Place Cannstatt!

Die Aufregung um die Heavy Rotation von Sebastian Hoeneß war groß. Vor dem Spiel gegen Mainz. Die meisten waren sich sicher, dass das nicht gut gehen könne. Nach dem Spiel: Alles richtig gemacht. Und nebenbei hat der Trainer auch noch viele Spieler glücklich gemacht. Auf seinen Spielmacher Alex Nübel verzichtete Hoeneß natürlich nicht. Eine klassische B-Elf war es gegen Mainz auch nicht: Unter den zehn neuen Spielern in der Startelf im Vergleich zum Spiel gegen Istanbul befanden sich mindestens vier potentielle Stammspieler. Trotzdem zeigt die Maßnahme den Mut von Hoeneß, Dinge duchzuziehen, von denen er überzeugt ist. Er entschied sich für seine Spieler, ihm waren das Binnenklima und die Entwicklung im Zweifel wichtiger als das Ergebnis. Das Spiel war dann auch zäh. Aber so tritt der VfB in den letzten Wochen auf – Ausnahme Wolfsburg: Er gewinnt Spiele, ohne richtig zu überzeugen. Verliert Spiele, ohne schlechter zu sein (wie zuletzt gegen Istanbul). Ob zäh oder nicht, das sieht man in der Tabelle nicht. Aber man sah am Sonntag vor allem viele glückliche Gesichter. Dan-Axel Zagadou …

Zu brav für den Hexenkessel in Istanbul

Der VfB verliert sein zweites Auswärtsspiel der Europa League in Istanbul, ohne die schlechtere Mannschaft zu sein. Weil er zwar den äußeren Umständen trotzt, jedoch international zu wenig aus seinen Möglichkeiten macht. Nicht zum ersten Mal. Das Şükrü-Saracoğlu-Stadion ist eine Herausforderung. Fairness und Respekt kennt es nicht. Sportsgeist ein Fremdwort. Aber der VfB nahm den Battle an, hielt der hitzigen Atmospähre Stand, nahm den Dauerkrach und das Dauerpfeifen hin. Musste am Ende aber auch erkennen: Das war ok, aber zu wenig. Denn dreckig kann die Mannschaft nicht. Genau das wäre womöglich notwendig gewesen. Nichts anderes konnte Fenerbahce. Istanbul war nicht besser, sondern cleverer. Fener war direkter, wilder, theatralischer, cleverer, fieser. Der VfB wollte sich von den äußeren Umständen nicht aus der Ruhe bringen lassen. Wollte die Nerven behalten. Wollte sich nicht auf das Niveau des Gegner begeben, „bei sich bleiben“ heißt das im Fußball-Sprech. Das gelang, der VfB blieb weitgehend stabil. Nicht unwahrscheinlich, dass ein bisschen mehr kalkulierte Emotion dem Stuttgarter Spiel gut getan hätte. Erst in der Nachspielzeit und nach Abpfiff zeigte das Team, …

Der Star ist die Mannschaft

Der VfB zeigt am 7. Spieltag eine völlig neue Facette: Wie eine routinierte, abgezockte, gar nicht mal so junge Spitzenmannschaft fährt sie einen nie gefährdeten 3:0-Auswärtssieg in Wolfsburg ein. Gegen zugegeben desolate Wölfe. Berti Vogts, Trainer der Europameister 1996, gilt als großer Fußballphilosoph: Er ist mehr für seine Sprüche bekannt als für seine Trainerleistungen. Dazu gehört „Wenn ich übers Wasser laufen würde, würdet Ihr sagen, dass ich nicht einmal schwimmen kann“. Sein größter Erfolg ist jedoch seine Aussage “Der Star ist die Mannschaft“. Müsste man den VfB-Erfolg in Wolfburg zusammenfassen, wäre es genau der Vogts-Satz. Oder ein bisschen zeitgemäßer ausgedrückt von Maxi Mittelstädt: „Die gesamte Mannschaft ist der Man of the Match” Vogts und Mittelstädt haben natürlich Recht: Der VfB erwies sich als coole, spielstarke Elf, die nichts ins Straucheln brachte und ließ total verunsicherten Wolfsburgern keine Chance. Alle Ideen, die Sebastian Hoeneß entwickelt hatte, gingen auf. Alle Maßnahmen und Mannschaftsteile griffen ineinander. Er stellte auf eine 3er Innenverteidigung um, schob Mittelstädt und Lorenz Assignon weit nach vorne – und überraschte mit Nikolas Nartey auf …

Hilfe, ich habe den Sturm geschrumpft!

In Hollywood hätte man den Plot wohl „Honey, I shrank the striker!“ genannt, in Stuttgart heißt es nüchterner: Der VfB hat keinen Mittelstürmer mehr. Dass Sebastian Hoeneß gegen den VfL Wolfsburg ohne echten Neuner dasteht, war von Sportvorstand Fabian Wohlgemuth selbstverständlich nicht so geplant. Dass es so kommen konnte, ist Pech, missratene Transferstrategie in letzter Sekunde, aber auch keine Überraschung. Wie in jedem guten Familienfilm gibt es unterschiedliche Meinungen, wer schuld ist. Der Boulevard machte aus einem Interview, das ausnahmsweise länger als eine Bildlegende war, gleich ein „Hoeneß hadert mit dem Transfersommer“. Ja, wer hadert eigentlich nicht außer Finanzvorstand Alex Wehrle, der diese Position bekanntlich seit kurzem mitverantwortet? Zurückblicken hilft wenig, außer um es in Zukunft besser zu machen. Hoeneß muss hier und heute das Problem nach der Verletzung von Ermedin Demirovic lösen: personell wie taktisch. Seine Möglichkeiten sind vielfältig, aber gleichzeitig begrenzt. Oder, um im Filmgenre zu bleiben: Er hat auf der Mittelstürmer-Position die Wahl zwischen mehreren Nebendarstellern, die plötzlich Hauptrollen übernehmen sollen. Deniz Undav Der Nationalspieler ist zurück, aber Hoeneß warnt, „ihn von …