Autor: @abiszet

Oh VfB, wie schlecht ist Dein Jahresabschluss

Ich habe versucht, das Spiel und das Ergebnis zu ignorieren, denn eigentlich war das Jahr des VfB zu gut, um zu bruddeln. Aber es geht nicht, zu schlecht ist der Abschluss eines an sich überragenden Jahres, bei dem erstmals unter Sebastian Hoeneß kein Heimtor in einer Bundesligapartie gelang. Und das gegen Aufsteiger Sankt Pauli. Womöglich hat Sebastian Hoeneß den Fehler gemacht, schon vor dem letzten Spiel des Jahres ein Fazit zu ziehen. Er war und ist der Meinung, dass die Mannschaft – unabhängig vom Ergebnis gegen Sankt Pauli – ein überragendes Halbjahr hingelegt habe. Trotz Mehrfachbelastung, trotz vieler Verletzte. Damit hat er grundsätzlich recht, aber es klang eben schon ein bisschen nach Selbstzufriedenheit und diese Einstellung hat der Mannschaft womöglich nicht gut getan. Und hat ihr nicht den letzten Schub gegeben, um im letzten Spiel des Jahres drei Punkte zu holen gegen einen Gegner, der vor der Partie elf Punkte auf dem Konto hatte und zwar auf eine gute Defensive schauen kann, aber eben 15. ist. Kurz: Ein Gegner, den der VfB schlagen muss, wenn …

Was den VfB Stuttgart und Sankt Pauli verbindet

Sankt Pauli ist wie der VfB, genauso anstrengend. Das kleine f, immer wieder Anlass zur Beanstandung oder gar Wut in Stuttgart. Genauso bei den Kiez-Kickern: Hier darf auf keinen Fall nur Pauli gesagt werden, das “Sankt” ist heilig! Aber ist “Kiez-Kicker” eigentlich erlaubt? Und die sonstigen Verbindungen zwischen den beiden Clubs? Ein paar Spieler waren in beiden Clubs aktiv. Eine kleine Zeitreise: Andrè Golke Mit 25 Treffern ist er bis heute Rekordtorschütze des Kiez-Klubs in der ersten Liga. Nachdem der VfB 1992 Meister wurde, wechselte er nach Stuttgart. Keine glückliche Verbindung. Golke kam nie über den Status eines Ergänzungsspielers hinaus, schoss immerhin im Entscheidungsspiel zum Einzug in Champions League gegen Leeds United den Ehrentreffer. Aber darin erinnert sich niemand gerne! Felix Luz Der gebürtige Esslinger ging mit 14 zum VfB und durchlief dort alle Juniorenteams. Den Sprung zu den Profis schaffte er nicht und landete nach einer Leihe nach Hoffenheim in Hamburg. In der Saison 2005/2006 war Luz Teil des Pokalwunders von St. Pauli, als die Hamburger bis ins Halbfinale vorstießen. Er erzielte sogar das …

Tech-Nick macht erneut den Unterschied

Der VfB hat traditionell Schwierigkeiten gegen kratzbürstige Gegner, die sich auf die talentfreien Aspekte konzentrieren. Das liegt dem VfB nicht. Das lag ihm noch nie. Und wenn es dann noch kalt und windig ist, dazu noch nass und laut und der Schiedsrichter auch nicht immer nachvollziehbare Entscheidungen trifft, dann verliert der VfB solche Spiele gerne mal. Und zwar seit 1893. Vor allem gegen einen Gegner, der in der Bundesliga seit acht Partien ohne Sieg ist und sieben davon verloren hat. Aber beim VfB ist vieles anders seit Sebastian Hoeneß Trainer ist. Es gibt zwar immer mal wieder einen Einbruch, aber insgesamt ist der VfB widerstandsfähiger geworden. Seriöser auch gegen vermeintlich schwächere Gegner. Und der VfB lässt sich von unangenehmen Gegnern nicht mehr die Butter vom Brot nehmen. Wie beim 3:1 Sieg in Heidenheim. Das war nicht immer stabil, der VfB hatte durchaus Probleme mit der Spielweise, aber die Mannschaft hatte eine gute Haltung zum Spiel. Beispiel Enzo Millot: Wie schon gegen Union Berlin bekam er ordentlich auf die Socken. Er wurde weder weinerlich noch wütend, …

Ich möchte ein Eisbär sein

“Ein Fuchs muss tun was ein Fuchs tun muss“, rappten mal die Beginner mit Samy Deluxe und der VfB tat am sechsten Spieltag der Champions League, was er tun musste: Er gewann mit 5:1. Der Anfang war recht frostig, am Ende war es ein Fest. Wobei man den Sieg einordnen sollte: Es sah fast so aus, als ob der VfB gegen Bochum spielen würde oder gegen Kaiserslautern. Wobei die Betzebuben einen besseren Eindruck hinterließen als Bern. Lukasz Lakomy hatte die Young Boys früh in Führung gebracht (6.), weil der VfB überhaupt nicht im Spiel war. Das 0:1 fiel, weil Alexander Nübel von einer Frau mit einer roten Salatschüssel auf dem Kopf überrascht wurde. So jedenfalls wirkte es, irgendetwas hatte Nübel abgelenkt, womöglich war ihm auch die Sicht versperrt durch Jeff Chabot. Typisch VfB in dieser Saisonphase: Der Gegner trifft mit dem ersten Schuss ins Tor. Fies war es im Neckarstadion, kalt und ungemütlich. Das Spiel des VfB konnte niemanden erwärmen. Es sei denn, man regte sich auf und brachte sich selbst auf Temperatur. Zum Aufregen …

Die Wende kam mit Tech-Nick!

Wie das Spiel werden wird, wussten wir schon vorher: zäh, fies, intensiv. Ich frage mich: Mag Union Berlins Trainer Bo Svensson eigentlich Fußball? Bei ihm wird Fußball nicht gespielt, sondern verhindert. Union definiert sich als eine Mannschaft gegen den Ball, denn mit dem Ball fängt sie wenig an. Außer bei Standards: Die waren in Stuttgart durchgängig gefährlich. Die erste Halbzeit war deshalb unglaublich anstrengend, sie war unansehnlich, und mal ehrlich: Wer hat nach den ersten 45 Minuten daran geglaubt, dass es noch ein Spektakel gibt mit einem 3:2-Sieg des VfB? Ich muss zugeben: ich nicht. Da wusste ich auch noch nicht, dass Sebastian Hoeneß den Gamechanger einwechselte. Nick Woltemade war nicht nur der Mann des Spiels, mit ihm veränderte sich die Offensive auch taktisch. In der ersten Halbzeit sah sich Ermedin Demirovic oft drei Gegenspielern gegenüber, bei Chris Führich und Enzo Millot waren es meistens mindestens zwei. Lange Zeit konnten sich die Zuschauer nur an den Aktionen von Millot erwärmen, der versuchte, das Spiel an sich zu reißen und der in der ersten Halbzeit immer …

„Auf Wiedersehen!”

Vor dem Auswärtsspiel in Belgrad bemühten Fabian Wohlgemuth und Sebastian Hoeneß den Altherrenbegriff “Männerfußball“. Was sie damit sagen wollten: Die Mannschaft müsse erwachsen auftreten in Belgrad, Entschlossenheit und Schärfe zeigen, sie darf sich nichts bieten lassen und sollte widerstandsfähig sein. Gesehen haben wir davon am 5. Spieltag der Champions League Ligaphase: Nichts. Im Gegenteil: Es fehlte eigentlich an allem, was den VfB unter Hoeneß sonst auszeichnete. Die Basics sowieso, aber auch die Spielprinzipien. So verhöhnten die Zuschauer im Marakana sogar den VfB beim 4:1 mit „Auf Wiedersehen“-Rufen, das 5:1 sollte da erst noch kommen. Woran lag’s? Es gibt aus meiner Sicht zwei Erklärungsansätze: Die Mannschaft ging das Spiel an wie wir Fans: „Jetzt kommen die machbaren Gegner“, alle vermeintlich B-Mannschaften, die der VfB in Normalform schlägt. Nicht hilfreich war da vermutlich das frühe 1:0 durch Ermedin Demirovic, was auch Trainer Hoeneß nach dem Spiel so sah. Die Führung unterstrich die Einstellung, dass die Mannschaft sich viel zu sicher war, die Serben zu schlagen. Sofort nach dem 1:0 fiel die Spannung ab. Pässe wurden viel zu …

He’s the real Diehl!

Der VfB Stuttgart gewinnt nach zuletzt zwei Heimniederlagen gegen Bergamo und Frankfurt gegen den VFL Bochum und holt mit vier Matchwinnern drei wichtige Punkte. Das Spiel gegen den Tabellenletzten war am Ende ein verdienter Arbeitssieg – mehr nicht. Aber mit wichtigen Erkenntnissen. Matchwinner eindeutig Sebastian Hoeneß, der mit Joker Justin Diehl die Entscheidung einwechselte. Eiskalt verwandelte er einen schönen Steckpass vom ebenfalls gerade erst eingewechselten Fabian Rieder. Der Youngster aus Köln machte das Spiel zu und bewies: He’s the real Diehl! Die Partie war insgesamt zäh. Der VfB mit viel Ballbesitz und am Anfang wie immer mit einigen guten Torchancen, fand aber nach einem vielversprechenden Start gegen die unangenehme und gut organisierte Defensive der Bochumer kaum offensive Lösungen. Die Gäste vonne Castroper blieben nach vorne harmlos, verteidigten jedoch leidenschaftlich. So dauerte es bis zur 53. Minute, ehe Chris Führich mit seinem Signature Move den VfB in Führung brachte. Das Tor war wichtig, doch es sorgte nicht für die erhoffte Befreiung: Stuttgart kontrollierte zwar das Spiel, agierte aber oft zu statisch und ohne die zündenden Ideen. …

Unerfreulich. Oder eher beschissen?

Sebastian Hoeneß lag mehr auf der Trainerbank als dass er saß. Sein Blick leer. Seine Augen wässrig. Er hatte einen Freak-Spielverlauf gesehen. Freak-Tore. Ein Freak-Spielende. Er konnte es nicht fassen, dass der VAR in der 98. Minute das 3:3 von Chris Führich aufgrund einer Abseitsstellung zurücknahm. „Ich denke, wir hätten es schon verdient“, meinte der VfB-Trainer. Wenn meine Mutter zu lange auf einen Termin bei einem Arzt warten muss oder beim Penny sich ihr Lieblings-Käse wieder mal in einem anderen Regal befindet, dann nennt sie das „unerfreulich“. Über Jahre begrüßte sie mich mit „unerfreulich“, wenn der VfB mal wieder verloren hatte und sie dies im Videotext gelesen hatte. Zuletzt schwieg sie meist wegen der VfB-Spiele (“nix g’sagt isch g’nug g’lobt!“), aber das 0:4 gegen Bayern München bezeichnete sie mal wieder als „unerfreulich“. Meine Schwiegermutter ist weniger euphemistisch. Sie sagt, was sie fühlt. Und wenn man sie fragt, wie es ihr geht, dann sagt sie gerne „beschissen“, wenn es ihr gesundheitlich schon besser ging. Ich schwanke bei der Bewertung des Spiels gegen Frankfurt zwischen „unerfreulich“ und …

Der Weg zum Himmel ist noch weit

Agierte der VfB in den ersten drei Spielen der Champions League immer mindestens auf Augenhöhe mit dem Gegner, muss man sich in Cannstatt beim zweiten Heimspiel in der Königsklasse eingestehen: Atalanta Bergamo war besser, sowohl individuell als auch mannschaftstaktisch. Dabei musste der Abend einfach nur gut werden: Vor dem Spiel prognostizierte Felix Magath als Aperitivo bei der Live-Aufnahme des Podcasts „Sprich Stuttgart“ zusammen mit dem Intendanten Burkhard C. Kosminski im Foyer des Stuttgarter Schauspielhauses einen 3:1-Sieg des VfB. Er erzählte mit großer Zuneigung nicht nur Anekdoten über Krassimir Balakov, Zvonimir Soldo und Alex Hleb, er sprach auch über seine Spielprinzipien: Struktur Disziplin Fitness Ich denke, er würde sich mit Bergamos Trainer Gian Piero Gasperini hervorragend verstehen. Denn Magaths Prinzipien waren auch beim Gastspiel des Tabellendritten der Serie A in Cannstatt durchaus zu erkennen. (Defensiv) hervorragend organisiert, aggressive, nach vorne orientierte Manndeckung über den gesamten Platz. Jeder wusste, was er machen muss, alle extrem laufstark und konzentriert. Dazu kommt, dass Bergamo typisch italienisch spielte: Abgezockt steht dafür im internationalen Fußballlexikon, unter „Atalanta“ findet man dort diesen …

Leverkusen – Nübel 0:0

Kapitän Atakan Karazor zollte dem Gegner Respekt nach dem glücklichen 0:0: „Leverkusen waren uns in mehreren Belangen überlegen“. Alexander Nübel, Man of the Match, sagte gar: „Das war unser schlechtestes Spiel gegen Leverkusen, wir können froh sein, dass wir nicht verloren haben.“ Neben einer leidenschaftlichen Verteidigung war es Nübel, der dem VfB den Punkt rettete. Linke Hand. Beide Fäuste. Linkes Knie. Linker Unterschenkel. Dazu traf Leverkusen zwei Mal die Latte, schoss an den Pfosten und Jeremy Frimpong köpfte völlig frei neben das Tor. Eine Mischung aus Glück und Können verhinderte also eine verdiente Niederlage. Der VfB hatte bei weitem nicht seine beste Leistung gezeigt, aber trotzdem einen Punkt mitgenommen. „Dafür müssen wir uns nicht entschuldigen“, meine Sebastian Hoeneß achselzuckend. Der Trainer vermisste vor allem Energie bei seinem Team. Einer, der immer Energie auf den Platz bringt, musste schon früh verletzt raus: Jamie Leweling. Der Meister presste hoch, war aggressiver als der VfB, stresste die Brustringträger ununterbrochen. Ein strukturierter Spielaufbau war kaum möglich, vor allem Anrie Chase erwies sich dort als Fehlerquelle mit einigen wilden Pässen …