Autor: @abiszet

Niveau: weshalb, warum?

“Da ist er! Um 11.28 Uhr kommt der Boulevard-Reporter im Taxi & mit Rollkoffer an. Erster Eindruck: sympathisch. Jetzt muss er nur noch lernen, journalistische Standards einzuhalten“ So oder so ähnlich wurde die Ankunft des potentiellen Neuzugangs El Bilal Touré von Atalanta Bergamo in einem Tweet angekündigt. Würden wir in unserem Blog Texte mit 100 Worten und 600 Anschlägen veröffentlichen, die eigentlich nur längere Bildlegenden sind, hätten wir bald keine Seitenaufrufe mehr. Der Boulevard kann sich das leisten, schließlich hat man an ihn sowieso keine großen Ansprüche. Deshalb verzeiht man ihm auch, dass der potentielle neue Stürmer des VfB Stuttgart mit dem Friseur von Enzo Millot verwechselt wird. Kann mal passieren, sind wir aber sowieso gewohnt, dass Falschmeldungen veröffentlicht werden und das ohnehin mäßige Niveau regelmäßig unterschritten wird. Apropos Niveau: “Done Deal“, „confirmed“, „join with immediate effect“, “total agreement“. Die Transfersprache hat einen begrenzten Wortschatz und wahrscheinlich kommt das den sogenannten Transferjournalisten entgegen. Befeuert von den Spielerberatern überbieten sie sich mit Wasserstandsmeldungen, mit sich widersprechenden Aussagen, wenn sie nicht gleich voneinander abschreiben. Mit vermeintlichen Spielerwechseln …

Sixth Sense: Didier Six und sein Gespür für den Ball

Der VfB und seine Franzosen: C’est l’amour! Aktuell Enzo Millot, Anthony Rouault und Daxo Zagadou. Benjamin Pavard wurde in seiner VfB-Zeit Weltmeister, Matthieu Delpierre 2007 Deutscher Meister, er führte die Mannschaft zwei Jahre als Kapitän aufs Spielfeld. Nach dem legendären Gilbert Gress war Didier Six der zweite Franzose beim VfB. Sweet Didier Sixteen: Der Franzose hatte handgezählte 16 Tricks, um an seinem Gegner vorbei zu kommen, nicht nur zwei wie Wiggerl Kögl („entweder geh i links vorbei oder rechts“). Six suchte sein Glück in einzelnen Momenten, weil er das Dribbling – für ihn war es wie eine Verführung – immer wieder aufs Neue versuchte. Für diesen Mut liebten ihn die Fans. Er strahlte etwas Aufrührerisches aus, er war nicht bürgerlich, er war Bohème. Das Scheitern gehörte bei ihm zum Spiel. Den Ball verloren? Egal, Hauptsache gut aussehen. Neben Six wirkten seine Mitspieler spießig und verbissen. Er verkörperte eine Lockerheit, alles an ihm sah so unangestrengt aus. Schwitzte er überhaupt unter seinen langen Locken? Vielleicht wegen Gilbert Gress, dem anderen großen Franzosen und berühmten Vorgänger beim …

Der Supercup – (k)ein reiner Kirmescup

Der VfB kann den Fluch gegen Leverkusen nicht besiegen: Im vierten Spiel innerhalb eines Jahres hat der Vizemeister den Meister am Rand einer Niederlage – und muss doch wieder mit leeren Händen nach Stuttgart fahren. Gegen zehn Leverkusener schafften sie es nicht, ein 2:1 über die Zeit zu bringen, um letztlich im Elfmeterschießen zu verlieren. „Das fuckt mich richtig ab“, Deniz Undav hatte nach dem Spiel voll schlechte Laune. Er bezog sich auf das späte 2:2, bei dem er auch ein wenig die Füße im Spiel hatte. Seine Aussage, aber auch der Auftritt beider Mannschaften zeigten, dass niemand das Spiel als Duell um einen Kirmescup wahrnahm. Beide wollten unbedingt den ersten Titel der Saison gewinnen, auch wenn aus Gründen der Belastungssteuerung bei Leverkusen Florian Wirtz, Jeremie Frimpong, Alejandro Grimaldo und Patrick Schick erst später kamen. Beim VfB blieben in Frans Krätzig, Justin Diehl und Silas die vermeintlichen Gewinner der Vorbereitung zunächst auf der Bank. Spätestens nach der völlig berechtigten roten Karte gegen Alex Terrier, nachdem der Ermedin Demirovic das Bein durchtreten wollte, war Gift und …

Demi & Deniz: das neue Dreamteam des VfB!

Der VfB hat einen 50-Millionen-Sturm mit Deniz Undav und Ermedin Demirovic. Die Parallelen zwischen Undav und Demirovic sind frappierend: Beide sind nicht den geraden Weg gegangen. Beide wurden in der Jugend aussortiert, beiden wurde gesagt, es reicht nicht für die Profi-Karriere. Der eine zu dick, der andere zu langsam. Aber beide sehr ehrgeizig, sie ließen sich nie entmutigen und spielen jetzt gemeinsam in der Champions League für den VfB. Der Ex-Augsburger betont, dass er beim VfB schon viele Spieler von früher kennt und es heisst, Demirovic und Undav würden sich bereits gut verstehen. Das könnte eine neue Bromance geben in Stuttgart. Das Telefon klingelt. Deniz: Ja? Demi: Hallo Deniz-Abi! Deniz: Bruder, Du bist der heftigste! Schön, dass Du anrufst! Demi: Ja, Mann, wollt’ nur fragen, wann Du endlich kommst zum Training! Deniz: Hast Recht, war bei Brighton gefangen, bis ich der Hackfresse Bloom gesagt hab’, dass es reicht. Demi: … wurde auch Zeit, alle genervt hier! Deniz: Was soll ich sagen, Bruder? Ging halt um Kohle. Mein’, mir geht’s auch um Kohle. Aber genug is’ …

Eklat beim VfB: Allgaier ist nicht Staudt!

Alle rechneten mit Erwin Staudt als Interimslösung für das Präsidentenamt beim VfB. Der VfB-Ehrenpräsident, vom Boulevard als „Meister-Macher von 2007“ verehrt, schien der logische Nachfolger von Claus Vogt zu sein, der bei der Mitgliederversammlung mit deutlicher Mehrheit abgewählt wurde. Es war so logisch, dass sogar Artikel und Kommentare bereits vorgeschrieben wurden. Und dann das: Ein gewisser Dietmar Allgaier wurde vom Vereinsbeirat zum Übergangspräsidenten berufen. Noch nicht einmal einstimmig! Was waren das noch für Zeiten als unter der Führung von Wolfgang Dietrich beim VfB alle Entscheidungen in allen Gremien einstimmig beschlossen wurden, da wurde nicht diskutiert und gestritten, da wurde bestimmt! Es spricht dennoch wenig gegen Allgaier bis auf die Tatsache, dass er nicht Staudt ist. Ein Eklat! Während alle Staudt kennen und gute Kontakte zu ihm pflegen, muss Allgaier gegooglet werden. Landrat ist er und Verwaltungsrat bei der Kreissparkasse Ludwigsburg. Er wurde 2023 in den Vereinsbeirat bei den MHP Riesen gewählt, einem Basketballclub, der nicht einmal gegen Bayern München gewinnt. Ja, macht ihn das zu einem besseren Präsidenten? Der Vereinsbeirat verspielt also weiteres Vertrauen bei …

Ein VfB? Eine Utopie!

Auf der einen Seite Euro-Zeichen in den Augen, um die VfB AG mit möglichst viel Geld zu versorgen, um die Wahrscheinlichkeit des sportlichen Erfolgs zu erhöhen. Auf der anderen Seite Mitgliederrechte, Mitsprache, 50+1, Werte, Leichtathletik, Faustball, alte Garde. Machen wir uns nichts vor: Es gibt mindestens zwei VfBs mit gegensätzlichen Interessen. Ein Problem seit der Ausgliederung 2017. Claus ist raus: Es war keine Überraschung, dass Präsident Claus Vogt bei der Mitgliederversammlung abgewählt wurde. Zu viel hatte sich aufgestaut in den letzten Wochen, zu viel war schlecht gelaufen in den zurückliegenden Monaten und Jahren. Jetzt kam alles zusammen: Die Vorwürfe der Führungs- und Entscheidungsschwäche, fehlende und falsche Kommunikation und am Ende der Knall beim Schmieden des Weltmarkenbündnisses mit dem Bruch des Ausgliederungsversprechens – auch wenn die Umstände herausfordernd und schwierig waren. Wobei Vogt nicht alleine war: Die Abgabe des Aufsichtsratssitzes wurde von den Vorständen initiiert und von allen Aufsichtsräten inklusive seiner Präsidiumskollegen gebilligt. Gleichwohl kam mit Vogt nie Ruhe in den Verein, die AG und die Gremien, er sah sich während seiner gesamten Amtszeit immer Vorbehalten …

Von Botnang zum Huntington Beach

Er spielte bei den Kickers und beim VfB, in Mailand und Monaco, in Tottenham und in Genua. Er trainierte Deutschland zum Sommermärchen, den FC Bayern, Hertha BSC und die Nationalteams der USA und Südkorea. Heute wird Jürgen Klinsmann 60 Jahre jung. “Machen Sie sich keine Sorgen: ‘Die wo’ und ‘der wo’ sind tief in mir verankert“ antwortete Klinsmann einst auf die Frage, ob er in Amerika seinen schwäbischen Dialekt verlieren würde. Die Fußballsprache hat ihm viele schöne Zitate zu verdanken: Von den Gefühlen, die wo schwer zu beschreiben sind, bis zu den Gefühlen, die mit Klinsmann Gassi gingen. Vom Resultat her hätte er gerne gewonnen, er wollte, dass seine Spieler die Polen durch die Wand knallen und er rief, dass jetzt Schluss sein solle mit dem Halligalli bei jeder Gesichtsbewegung. Er forderte als Teamchef der deutschen Nationalmannschaft mehr Vertikalpässe und gab damit unserem Blog vor zehn Jahren seinen Namen. Er produzierte aber auch ikonische Bilder: Das Fallrückzieher-Tor gegen den FC Bayern, sein Torjubel nach dem 1:0 gegen Holland bei der WM 1990. Der Tritt in …

Merci pour tout, Serhou!

Waldemar Anton hat es nicht geschafft. Ermedin Demirovic hat es getan. Serhou Guirassy tat es ebenfalls. Immer mit offenen Karten gespielt und sich würdig verabschiedet. „Ich hatte hier die besten zwei Jahre meiner Karriere“, ruft uns Guirassy zu seinem Abschied zu. Und ja: Er hatte zwei phänomenale Jahre beim VfB! Erst einen großen Beitrag zum Klassenerhalt geleistet, dann den VfB zur Vizemeisterschaft geschossen. Vorne, hinten, links rechts, mit dem Kopf, zu Hause, auswärts: Serhou hat alles und jeden guirassiert, der ihm im Weg stand. Ab sofort tut er das bei Borussia Dortmund und ich hoffe, Jeff Chabot zeigt erneut seine Qualitäten in den Aufeinandertreffen mit den Schwarz-Gelben. Sollten die kolportierten Zahlen stimmen, investiert Dortmund mit Ablöse, Gehalt und Handgeld insgesamt knapp 75 Millionen Euro für einen Spieler, der am Ende seines Vertrags 32 Jahre alt sein wird. Jede und jeder hat ein anderes Tor vor Augen. Ich sehe immer seine Vollspannschüsse in den Winkel, wie gegen Bochum und Darmstadt. Hier alle Tore im VfB-Dress: 44 Treffer sind es in 58 Spielen. Best-of #guirassiert! ⚪🔴#VfB | …

Demirovic: Ein Statement-Transfer?

Die spielfreie Zeit ist eine schwierige Zeit. Ständig springen Selbstvermarkter, Wichtigtuer und Egozentriker wie Plettigoal oder Fabrizio Romano einem mit dem nackten Arsch ins Gesicht. Darauf steht dann immer ein Gerücht oder gar ein „done deal“. Zuletzt mussten wir uns mit Deals beschäftigen, die Abgänge zur Folge haben: Hiroki Ito, Waldemar Anton und Serhou Guirassy, auch wenn es noch am Gesundheitscheck hängt. Jetzt schlägt Fabian Wohlgemuth zurück und verpflichtet Ermedin Demirovic für 21 Millionen plus Boni. Ein selbstbewusster Statement-Transfer, denn er signalisiert der Branche und auch nach innen dem Trainer und den eigenen Spielern: Wir lassen mit uns kein Hugoles machen, wir lassen uns nicht kaputt kaufen. Demirovic wird damit zum Rekordtransfer des VfB und ist doppelt so teuer wie der bisherige Rekordhalter Nico Gonzalez (2018). Wundern müssen einen die Summen nicht, wenn man sich zum Beispiel den Wechsel von Joshua Zirzee anschaut, der für 40 Millionen nach Manchester United geht, nachdem er in der zurückliegenden Saison für den FC Bologna 16 Scorer (elf Tore, fünf Assists) sammelte. Demirovic kommt auf immerhin 25 Scorerpunkte (15 …

Demirovic: Ein Risiko-Transfer?

Die spielfreie Zeit ist eine schwierige Zeit. Ständig springen Selbstvermarkter, Wichtigtuer und Egozentriker wie Plettigoal oder Fabrizio Romano einem mit dem nackten Arsch ins Gesicht. Darauf steht dann immer ein Gerücht oder gar ein „done deal“. Zuletzt mussten wir uns mit Deals beschäftigen, die Abgänge zur Folge haben: Hiroki Ito, Waldemar Anton und Serhou Guirassy, auch wenn es noch am Gesundheitscheck hängt. Jetzt schlägt Fabian Wohlgemuth zurück und verpflichtet Ermedin Demirovic für 21 Millionen plus Boni. Ein Risiko-Transfer, denn er ist eine Wette auf die Zukunft und signalisiert, dass der VfB sich mit einem Platz im Mittelfeld in der nächsten Saison offensichtlich nicht zufrieden geben möchte und dafür bereit ist, sich in eine finanziell anspruchsvolle Situation zu begeben. Demirovic wird damit zum Rekordtransfer des VfB und ist doppelt so teuer wie der bisherige Rekordhalter Nico Gonzalez (2018). Das sind ganz neue Dimensionen beim VfB, auch wenn der Transfer das aktuelle Preisniveau widerspiegelt: Wenn man sich zum Beispiel den Wechsel von Joshua Zirkzee anschaut, der für 40 Millionen nach Manchester United geht, nachdem er in der …