Vor zwei Jahren überraschte uns Thomas Hitzlsperger in unserer iPhone-App “EM-Spicker” mit der augenzwinkernden Prognose, dass für das englische Fussball-Team sogar der EM-Titel drin wäre, sie ein Elfmeterschießen gewinnen würden. Leider war dann im Viertelfinale Schluss. Bei der WM 2014 sind die Erwartungen nicht sehr hoch.
Denn die Vorzeichen sind nicht gut: England hat einen Trainer (Roy Hodgson), über dessen Sprachfehler (er spricht das r als w) sich die Yellow Press lächerlich macht, er gilt taktisch als altmodisch und in der Mannschaftsführung als zu zurückhaltend. Aber er hat immerhin Erfahrung mit unterschätzen Teams bei Weltmeisterschaften: Er coachte schon die Schweiz (1994) und die Arabischen Emirate (2002).
Dann gibts einen Star (Wayne Rooney), der eine verheerende Saison gespielt hat, der bei Turnieren noch nie perfromt hat und dessen Standing innerhalb des Teams ausbaufähig ist. Dazu haben sie einen Kapitän (Steve Gerrard), der traumatisiert ist von der verpassten Meisterschaft mit Liverpool, einen Box-to-Box-Player (Paul Lampard), der weit über sein Zenit hinaus ist und eine Abwehr, die aus unerfahrenen und allenfalls durchschnittlichen Spielern besteht. Die Hoffnung liegt auf jungen Spielern wie Ross Barkley (Everton, 20), Raheem Sterling (Liverpool, 19) und Daniel Sturridge (22 Tore für Liverpool), den wir in unserem Ticker vor zwei Jahren mit dem “Prinz von Bel Air” verwechselten.
Ein Sinnbild für Englands Fussball ist Rickie Lambert (32) vom FC Southampton (im Bild beim Testspiel gegen Ecuador). Mit 31 debütierte er für die Three Lions, nachdem er zehn Jahre durch so namhafte Teams wie FC Blackpool, Macclesfield Town, Stockport County, AFC Rochdale und Bristol Rovers tingelte. Als ihn Hodgson anrief, um ihm seine Nominierung zu übermitteln, bringt seine Frau gleichzeitig ihr drittes Kind zur Welt. Mit Lamberts erster Ballberührung schießt er das entscheidende Tor im Match gegen Schottland. Lambert ist Englands Glücksbringer, Talisman, Stimmungsspieler, “er ist enthuisiastisch und wirkt wie ein kleiner Junge mit einem neuen Spielzeug”, freut sich Hodgson.
Dass der Team-Manager in Ermangelung von Nachwuchstalenten Lambert nominierte, hält Englands kritische Presse für wenig nachvollziehbar und bezeichnet den Angreifer als “alten Esel”. Immerhin: Lambert schoss in 5 Jahren bei Southampton 34 Elfmeter – und verwandelte sie alle! Mit ihm steigen also die Chancen, ein Elfmeterschießen zu gewinnen.