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Schluss mit Kuschelkurs!

Nur ein Sieg in den letzten sieben Spielen. Das vierte Mal in Folge ein Spiel nach einer Führung hergegeben: Beim VfB wird das Wort vermieden, aber der Club befindet sich in einer Krise.

Schönreden kann man sich dennoch alles. Und deshalb man sagen kann: Der VfB ist wieder da. Also der, den wir fast seit 1893 kennen. Gegen Bayern alles reinwerfen und eine ordentliche Leistung abliefern. Um dann gegen Kiel zu denken, es läuft von selbst und man müsste nicht alles investieren. Das hat man vor Sebastian Hoeneß unter „VfB sein“ verstanden.

Ernüchternd zu sehen, wie der VfB eine Partie angeht, die Sebastian Hoeneß selbst als richtungsweisend bezeichnet hat und die der Startschuss für bessere Leistungen und damit verbunden besseren Ergebnissen sein sollte. Basics wie Aggressivität, Zweikampfhärte und Widerstandskraft suchten die VfB-Fans vergebens. Der VfB hatte mal wieder Probleme, die talentfreien Fähigkeiten zu zeigen. Dabei sind es genau die, die in Kiel gefordert sind. “Energie und Intensität waren nicht auf dem Level, wie sie es sein müssen“, so Hoeneß. Und das sollte ihm in der ersten wirklichen Krise seiner Amtszeit zu denken geben.

Nicht nur, dass der VfB die elementaren Dinge nicht auf den Platz bekam. Der Verlust jeder Spielidee in Kiel, kombiniert mit individuellen Fehlern, ist erschreckend. Natürlich lag der mangelhafte spielerische Auftritt auch daran, dass Hoeneß auf sechs Innenverteidiger verzichteten musste und sich dazu entschied, Angelo Stiller in die zentrale Mitte der Abwehr zu setzen. Das funktionierte letzte Saison einmal in Dortmund, ansonsten hatte sich dies nie als richtige Entscheidung herausgestellt. Vor allem weil Stiller beim Spielaufbau und der Ordnung des offensiven Vortrags fehlte. Dazu kommen eklatante Formschwächen von zu vielen Spielern.

Der Trainer hat in den letzten beiden Spielen viele positive Dinge gesehen, zumindest ich konnte die in Kiel nicht entdecken. Und das sollte deutlich angesprochen werden und nicht weiter der Kuschelkurs gefahren werden. Die Mannschaft ist lost, in ihr ist nach dem Paris-Spiel etwas kaputt gegangen. Das muss aufgearbeitet werden, weil offensichtlich viele Spieler nach dem Ausscheiden aus der Champions League ihren Drive verloren haben, sich womöglich zu viel Gedanken machen. Da hilft es nicht, sie immer zu schützen. Sie müssen gefordert werden. Zumindest Nick Woltemade spricht die Defizite klar an.

Der VfB wird ansonsten die große Chance verspielen, auch nächste Saison international dabei zu sein, obwohl die Konkurrenz alles andere als stabil ist. Aber es scheint so, als ob sich der VfB damit zufrieden gibt, besser als seine Zweitvertretung aus Dortmund zu sein. Das ist ein zu einfaches Saisonziel. Da dürfen wir schon mehr erwarten, oder?

Zum Weiterlesen:
Man kann natürlich auch ganz anderer Meinung sein und optimistisch bleiben. Das Positive sehen. Ist uns gelungen, mit diesem Text.

Bild: Joern Pollex/Getty Images

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5 Kommentare

  1. Clemens sagt

    Ein Punkt der Moral bzw. ein erneutes Scheitern entgegen der eigenen Ansprüche. Beide Sichtweisen sind zulässig. Die Abwehr wurde erneut umgebaut, eine Dreierkette, bestehend aus drei Außenverteidigern. Da sind Stellungsfehler defensiv und Fehler im Aufbauspiel absehbar gewesen. Stergious Notbremse sehe ich dennoch unabhängig davon als individuellen Fehler. Ihm hätte bewusst sein müssen, dass er womöglich letzter Mann ist.

    Egal, die Reaktion der Mannschaft war gut und die frühen Wechsel überfällig. Und insbesondere die Herausnahme von Undav zur HZ war ein Zeichen, dass Hoeneß bei Deniz (13 Ballkontakte in 45 Minuten) die Geduld zu verlieren scheint. Eine Einladung zu den Länderspielen dürfte für Undav ausbleiben. Demirovic hatte zwar auch nur 14 Ballkontakte, aber immerhin einen Treffer auf der Haben-Seite. Auch seine Körpersprache war deutlich energischer.

    Nach diesem Spieltag, das Frankfurt-Spiel steht noch aus, dürfte das Thema CL-Qualifikation erledigt sein. Leipzig und Dortmund schwächeln wie nie. Und dennoch vergibt man Chance um Chance und lässt Mannschaften wie Freiburg (biederer Fußball) und Mainz (häufig Two-Men-Show mit Amiri und Burkhardt) an sich vorbeiziehen. Respekt an Freiburg und Mainz für die Ergebnismaximierung bei den vorhandenen sportlichen Möglichkeiten, aber will man diese beiden Teams kommendes Jahr wirklich in der CL sehen?

  2. Konny sagt

    Trotzdem sei ja die Frage erlaubt, warum hinterher in den Interviews zu hören ist, daß man das Spiel nicht angenommen habe. Warum? Jeder weiß um Kiels „Stärken“. Irgendwas passt grad nicht. Und warum Hoeneß nicht einfach mal mit „ja ich bleibe die nächste Saison“ Klarheit verschafft verstehe auch wer will. Karazor mit „blöder Matchplan“. Genauso unlustig ist er aufgetreten. Wohlgemuth auch sauer. Möchte die Mannschaft vielleicht nicht dauerhaft die hohe Intensität? Irgendwas passt nicht grade. Millot auch immer gleich wegen nix auf 195. Undav vielleicht statt viel Schwätzen mehr trainieren. Das ist nett, wenn es läuft, wenn er so lustlos ohne Körpersprache übers Feld trabt, kommt Döner und Kinderschokoladenwerbung halt nicht so gut an. Da fehlt hi und da ein bisschen Feingefühl. Klar fehlt eine eingespielte Innenverteidigung. Jetzt hat man ja bis nächsten Sonntag länger Zeit zum Trainieren und Pillenhausen ist möglicherweise platt. Diese Chance sollte man idealerweise nutzen.

  3. fritzo62 sagt

    man könnte aus Reflex sagen, dass Hoeneß entschlüsselt ist; aber es sind ja die Spieler, die nicht mehr liefern, und hier reden wir über die Basics. Und auf einmal werden die Spieler wieder Spiel für Spiel schlechter – war mal die DNA des VfBs vor Hoeneß. Bei Hendriks kompletter Abfall, woher kommt das? 2 Scheiss-Rückpässe in 3 Spielen, üble Abschläge und Abwürfe bei Nübel.
    Eventuell würden 1,2 neue Gesichter im Trainingsteam helfen, und ein Psychologe, und ein Freundschaftsspiel, das man bitte hoch gewinnt.
    Aber wir sind alle völlig hilflos, oder?

  4. Dubajic sagt

    Das letzte Mal als Hoeness als Krisenmanager taetig werden musste, war in der Rueckrunde 21/22 mit Hoffenheim. Nach 25 Spieltagen auf Platz 4 stehend und von der CL traeumend, holte man in den letzten 9 Spielen 3 Punkte, landete auf Platz 9, und Hoeness wurde gefeuert. Es sieht aktuell nicht mehr so aus als haette er die Mannschaft zu 100% hinter sich. Wenn man die Ergebnisse nicht mehr einfaehrt, faengt die Mannschaft irgendwann an daran zu zweifeln, ob dass was der Trainer vorgibt noch erfolgsversprechend ist. Nicht dass man Vorgaben aktiv torpediert, aber man faengt unterbewusst an sie zu hinterfragen: Personalauswahl, Taktik, Matchplan etc… und mit jedem nicht gewonnenen Spiel wird der Riss im Vertrauensgebilde groesser. Dazu gibt es unzufriedene Spieler, die ruhig sind solange die Ergebnisse da sind, aber lauter werden, sobald das nicht mehr der Fall ist. Ich denke auch, dass das Paris-Spiel irgendetwas kaputt gemacht hat (siehe auch die neueste InTeam Folge, da gab es wohl in der Halbzeitpause einen clash zwischen Mittelstaedt, Stiller und Undav, wenn ich es richtig interpretiere), und aufgrund der mangelnden Zeit nicht wirklich aufgearbeitet wurde.
    Hoffen wir, dass Hoeness aus jener Hoffenheim-Phase gelernt hat.

  5. Cosmick251 sagt

    Der VfB Stuttgart spielt aktuell eine solide Saison, aber vielleicht ist die unangenehme Wahrheit, dass die Mannschaft letztes Jahr einfach überperformt hat. Vieles lief perfekt zusammen: ein klarer Spielstil, wenig Verletzungen, eine unglaubliche Dynamik – und vor allem Serhou Guirassy, der mit seinen Toren in den entscheidenden Momenten nicht nur Punkte gesichert, sondern der Mannschaft auch enorme Sicherheit gegeben hat. So einen Unterschiedsspieler kann man nicht einfach ersetzen.

    Dieses Jahr sieht man, dass der VfB eigentlich besser ist, als es die aktuellen Leistungen zeigen, aber nicht mehr dieses gewisse Extra hat, das letztes Jahr alles zusammengefügt hat. Die Wahrheit ist: 2022/23 war eine außergewöhnliche Saison, und das zu wiederholen, ist ohne diese besonderen Faktoren extrem schwer. Das Team hat nach wie vor Qualität, aber ob es wieder für ganz oben reicht, hängt eben nicht nur von System und Einsatz ab – sondern auch von den schwer steuerbaren Momenten, die letztes Jahr auf Stuttgarter Seite waren.

    Davon hat übrigens auch SH profitiert und steht als außergewöhnlicher Trainer da. Dass er das ist, muss er jetzt auch beweisen.

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