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Sixth Sense: Didier Six und sein Gespür für den Ball

Der VfB und seine Franzosen: C’est l’amour! Aktuell Enzo Millot, Anthony Rouault und Daxo Zagadou. Benjamin Pavard wurde in seiner VfB-Zeit Weltmeister, Matthieu Delpierre 2007 Deutscher Meister, er führte die Mannschaft zwei Jahre als Kapitän aufs Spielfeld. Nach dem legendären Gilbert Gress war Didier Six der zweite Franzose beim VfB.

Sweet Didier Sixteen:
Der Franzose hatte handgezählte 16 Tricks, um an seinem Gegner vorbei zu kommen, nicht nur zwei wie Wiggerl Kögl („entweder geh i links vorbei oder rechts“). Six suchte sein Glück in einzelnen Momenten, weil er das Dribbling – für ihn war es wie eine Verführung – immer wieder aufs Neue versuchte. Für diesen Mut liebten ihn die Fans. Er strahlte etwas Aufrührerisches aus, er war nicht bürgerlich, er war Bohème. Das Scheitern gehörte bei ihm zum Spiel. Den Ball verloren? Egal, Hauptsache gut aussehen. Neben Six wirkten seine Mitspieler spießig und verbissen. Er verkörperte eine Lockerheit, alles an ihm sah so unangestrengt aus. Schwitzte er überhaupt unter seinen langen Locken? Vielleicht wegen Gilbert Gress, dem anderen großen Franzosen und berühmten Vorgänger beim VfB Ende der 60er Jahre, wurde Didier Six manches verziehen. Das lag wohl auch an dem romantisierenden Bild, das viele von ihm hatten, dass alles womöglich Kunst sei, was er macht. Selbst ein Ballverlust.

Six on Fire:
War er einmal in Fahrt, so gab es kaum einen Gegenspieler, der ihn stoppen konnte. Aber dazu musste er Lust haben, er musste in Stimmung sein. Dann gelangen ihm die unmöglichsten Tricks. Als hochtalentierter Dribbler riss der Linksaußen die VfB-Fans von den Sitzen. Didier Six und der Ball, das war eine Liebesbeziehung. Es sah so aus, als ob der Franzose den Ball heiraten wollte. Vielleicht fehlt es ihm deshalb an Effektivität, manchmal verpasste er den richtigen Augenblick für das Abspiel auf seine Mitspieler, weil er sich nicht vom geliebten Ball trennen wollte. Aufgrund dessen musste er damit leben, dass ihn viele als egoistisch bezeichneten. Vor allem in Frankreich eilte ihm zu Unrecht der Ruf voraus, ein schwieriger Charakter zu sein.

Für viele Mitspieler war Six the Number of the Beast:
Seine Formschwankungen extrem, mal marschierte er mit großen Schritten durch die Abwehrreihen, Gegenspieler waren für ihn nur Luft. Ein anderes Mal glaubte man, er hätte noch Schuhspanner in seinen Kickstiefeln und er verstolperte einfachste Bälle. Abwehrarbeit, Defensivaufgaben, Gegner zustellen oder ihnen gar einmal hinterher rennen, dafür war sich Six in einigen Spielsituationen zu fein. Der damalige VfB-Trainer Helmut Benthaus setzte deshalb nicht weiter auf ihn und forcierte 1983 einen Wechsel.

Der VfB 1982 vor großen Herausforderungen., ähnlich wie 2024.

Sixty Shades of Didier:
In seinen beiden Spielzeiten für den VfB bestritt der Franzose 59 Bundesligaspiele (warum nicht 60, das würde perfekt zum Text passen!) und erzielte 23 Tore. Six war ein Journeyman und wechselte oft die Vereine. Auf 60 Stationen kommt er im Lauf seiner Karriere als Spieler und Trainer nicht ganz, aber immerhin bei 22 Vereinen und Ländern war Six tätig.

Six verschoss 1982 im epischen WM-Halbfinale gegen Deutschland einen Elfmeter, zwei Jahre später wurde er an der Seite von Michael Platini, Jean Tigana und Alain Giresse Europameister. Zum Ende seiner Karriere lief er in der Saison 1991/1992 zusammen mit Bernd Hobsch, Jürgen Rische und Thorsten Kracht für den VfB Leipzig in der zweiten Liga auf. Zwölf Spiele, immerhin ein Tor schoss er bei einer 3:1-Niederlage gegen den Halleschen FC.

Heute feiert er seinen 70. Geburtstag.
Herzlichen Glückwunsch, Didier Six!

Zum Weiterlesen:
„Ich sinke auf den Rasen und weine.” Ein 11Freunde-Interview zur legendären „Nacht von Sevilla“ bei der WM 1982.

Bild:
Imago

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