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Der Fummler

Es gibt sie, die ikonischen Szenen in der VfB-Vereinshistorie: Wataru Endos 2:1 gegen Köln in der Nachspielzeit, Thomas Hitzlspergers 1:1 gegen Cottbus, das 2:1 von Daniel Ginczek in Paderborn, wie Alexandru Maxim nach dem Aufstieg 2017 auf dem Dach der Auswechselbank steht, die Tore von Kevin Kuranyi und Imre Szabics gegen Manchester United.

Nur eine kurze Auflistung. Es gibt natürlich noch viel mehr. Zu den Bildern der Vereinsgeschichte, die man nie vergisst, gehört auch der 2:1 Siegtreffer von Guido Buchwald 1992 in Leverkusen. Der Kapitän musste nur noch einnicken, die perfekte Flanke kam von Ludwig Kögl. “Es gibt nur zwoa Möglichkeiten: Entweder i geh links vorbei oder i geh rechts vorbei”, sagte er einmal auf die Frage, wie er seine Gegenspieler ausspielt. In Leverkusen ging er links vorbei an Christian Wörns und nachdem der Ball auf dem Kopf von Buchwald landete, wurde der VfB überraschend Meister.

Der Wiggerl, wie man in Bayern einen kleinen Ludwig nennt, galt lange als Riesen-Talent, ging mit 18 von den Löwen zum großen Nachbarn, pendelte aber dort zwischen Bank und Spielfeld, ihm blieb oft nur die Rolle als Joker. Die Löwen-Fans nahmen Kögl den Wechsel natürlich übel. “Ich bin noch zu den Heimspielen ins Grünwalder gefahren, aber das hat mich zwei Außenspiegel und eine Antenne an meinem Auto gekostet.” Erst als er die Säbener Straße nach fünf Meistertiteln, acht Toren und 149 Bundesligaspielen 1991 verließ und nach Stuttgart wechselte, versöhnten sich die “Blauen“ mit ihm.

Aufgewachsen in Penzberg, rund 50 Kilometer südlich von München, betrieb Kögl auf dem Dorf eigentlich so gut wie jeden Sport, im Leichtathletikverein sprintete er und sprang weit, wurde sogar im Tennis oberbayerischer Meister. Das Fußballspielen hat er sich selbst beigebracht. Sein Training bestand in erster Linie aus Doppelpässen mit dem Garagentor. “Ich habe schon mit 14 in der A-Jugend gespielt. Dabei habe ich gelernt, mich als körperlich schwächerer Spieler durchzusetzen“, sagte er in einem Interview mit 11Freunde.

Kögl fummelte gerne, fummelte gut. Wenn es nicht die reine Geschwindigkeit war, mit der er an seinen Gegenspielern einfach vorbei flog, schlug er Haken, drehte sich um Gegenspieler und ließ sie mit Körpertäuschungen ins Leere laufen. Ob bei Bayern, in Stuttgart oder später in Luzern oder bei Unterhaching: Kögl war immer der fintenreiche Dribbelkönig, zu tricksen und zu täuschen, lag ihm im Blut. Seine hervorragende Technik wurde spätestens in Stuttgart immer wichtiger, da er sich auf seine Schnelligkeit aufgrund diverser Verletzungen nicht mehr verlassen konnte. Er musste sich acht Mal an seinen Achillessehnen operieren lassen, fünf Mal rechts, drei Mal links, dazu kamen zwei OPs an den Sprunggelenken. Das verhinderte auch die ganz große Karriere, er bestritt lediglich zwei Spiele für die deutsche Nationalmannschaft.

Der sympathische und stets gut gelaunte Bayer mit dem Vokuhila, ein bodenständiger und authentischer Typ, absolvierte für den VfB von 1991 bis 1996 insgesamt 151 Spiele und erzielte dabei 15 Tore. Heute ist er Spielerberater, betreut mit seiner Agentur unter anderem Thomas Müller. Aber eigentlich macht er das nur aus Spaß, „arbeiten müsste ich nicht mehr“.

Zum Weiterlesen:
Richtig viel arbeiten musste der VfB gegen Bayern am 23. Spieltag. Trotzdem setzte es eine 1:2 Niederlage. Unser Text zur fünften Niederlage im achten Bundesligaspiel unter Bruno Labbadia.

Weitere Spieler, die für den VfB und Bayern aufliefen:
Bernd Martin:
Einer, der schießen konnte wie Hitzlsperger und Allgöwer

Bernd Förster:
Der Schattenmann

Asgeir Sigurvinsson:
Die Schönheit seiner Pässe und die Eleganz seiner Bewegungen sind bis heute unerreicht.

Sven Ulreich:
Der Middleclass-Hero

Bild: IMAGO / Kicker/Eissner, Liedel

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