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Der Schattenmann: Bernd Förster

Brüder, die beim VfB aktiv waren? Die Schmäler-Zwillinge, klar! Die Allgöwers, Karl und Ralf, sie standen gleichzeitig auf dem Platz für die Profimannschaft beim VfB. Dann die Khediras, die Yakins, die allerdings nie gemeinsam aufliefen. Was ist mit den Caliguris? Den Vlachodimos’? Und zählen die Hlebs?

Das berühmteste und erfolgreichste Brüderpaar beim VfB war allerdings Bernd und Karlheinz Förster. Wobei der große Bruder Bernd immer im Schatten des jüngeren Karlheinz stand, von „Le Kaiser“, dem Treter mit dem Engelsgesicht. Einen gemeinsamen EM-Titel errangen sie 1980 mit der Nationalmannschaft. Die beiden Schwarzacher sind sowieso erst das zweite Bruderpaar neben 54er-Weltmeistern Fritz und Ottmar Walter, das gemeinsam einen Titel mit der Nationalmannschaft holte. Bernd und Karlheinz haben gemeinsam sogar die meisten Länderspiele aller Brüderpaare ever auf dem Konto.

Beim Suchen nach einem Bild für diesen Text habe ich völlig die Zeit vergessen.
Bernd mit Franz Beckenbauer.
Bernd mit Gerd Müller.
Bernd mit Jupp Derwall.
Bernd mit Bernd Schuster.
Bernd mit Paul Breitner.
Bernd mit Felix Magath.
Bernd mit Calle del Haye.
Bernd mit Walter Kelsch, mit Bernd Martin, mit Hermann Ohlicher, mit Dieter Hoeness, mit Dragan Holcer. Die Frottesana-, die Canon- und die Dinkelacker-Trikots. Nostalgie pur.

Und dann dieses Bild, das Sportfoto des Jahres 1978.

Die dichtgedrängte Kulisse. Der Ball, der so viel schwerer aussieht als die Plastikbälle von heute. Ein genähter Lederball, bei dem man sich bei jedem Kopfball eine Platzwunde zu holen schien. Erwin Hadewicz als Bewacher in der Nähe. Er war immer zur Stelle, wenn es brenzlig wurde. Im Hintergrund Georg Volkert, der die Hände in die Hüfte stemmt. Er war immer nur online, wenn er selbst den Ball hatte. Und Bernd Förster, der sich ohne Rücksicht auf Verluste in das Duell mit Klaus Toppmöller wirft.

Das war Bernds Spiel, egal ob als Innen- oder Außenverteidiger: Hart, kompromisslos, aber nie unfair. Immer volle Kanne, immer zuverlässig. Er spielte die WM 1982, stand nach der Vorrunde stets in der Startelf, bestritt auch das legendäre Halbfinale gegen Frankreich. Remember Battiston, Aufholjagd, Elfmeterdrama. Charakteristisch für Förster war sein federnder Laufstil, sein Stellungsspiel und seine genau getimeten Tacklings. Die Fußballsprache der 80er Jahre hat für ihn den Begriff “knüp­pel­harter Ver­tei­diger“ erfunden.

Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder sträubte sich 1978 erst gegen den Wechsel von Bernd Förster. Er wollte kein Brüderpaar beim VfB haben, befürchtete Klüngel. Wobei sich MV ja mit Klüngel und Vetterleswirtschaft eigentlich bestens auskennen müsste. Wahrscheinlich genau deswegen. Aber Trainer Jürgen Sundermann wollte Bernd Förster unbedingt haben und setzte sich durch.

222x stand Bernd Förster für den VfB auf dem Feld und gab immer alles. 1984 war er ein wichtiger Bestandteil der Meistermannschaft, “die kom­pakte Abwehr um die Förster-Brüder“ nannte Kapitän Ohlicher als eine der Schlüsselfaktoren der Meisterschaft. Das Tor zur Meisterschaft, den 2:1-Siegtreffer bei Werder Bremen durch eben diesen Ohlicher, bereitete Bernd Förster mit einem Freistoss vor. Sein letztes Spiel für den VfB war das erste Bundesligaspiel der Saison 1985/86. Förster riss sich das Kreuzband und musste seine Karriere mit 29 Jahren beenden.

Wenn beim VfB von Legenden gesprochen wird, dann fällt der Name Bernd Förster viel zu selten. Er hätte es verdient.

Teil 1 unserer kleinen Oster-Serie findet Ihr hier:
Otto Baric – die maximale Witzfigur.

Teil 3 beschäftigt sich mit Silvio Meißner:
Der Bodenständige

Titelbild: imago images / Ferdi Hartung

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