Mini-Feature, Querpass
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Ulle, der Middleclass-Hero!

Viele hielten Sven Ulreichs Wechsel zum FC Bayern München vor gut zwei Jahren für einen cleveren Move: Schön ohne Verantwortung auf der Ersatzbank gemütlich machen, Manuel Neuer zugucken, ein fürstliches Gehalt einsacken und ein paar Titel auf die Autogrammkarte schreiben. Läuft! Andere warfen ihm vor, total unambitioniert zu sein und mit 27 in Rente zu gehen. Und was passiert? Ulle spielt Champions League! Und nicht gegen Sputnik Baku im letzten, unbedeutenden Gruppenspiel, sondern gegen Paris St. Germain. Neymar. Mbappé. Cavani. Verrati. Dani Alves. Ein cooles Ding. Eigentlich. Wenn Ulle nicht die Bälle um die Ohren geflogen wären. Wenn er nicht ein solider Mittelklassetorhüter wäre, sondern ein erfahrener Champions League-Goalie.

Viele hielten Timo Werners Wechsel zu Red Bull Leipzig vorletzte Saison für einen cleveren Move: Neue Umgebung, weg von Mobbing und Häme des Heimatvereins, dazu ein Spielsystem, wie auf ihn zugeschnitten. In Leipzig wurde er Nationalspieler, viele bezeichnen ihn als derzeit besten deutschen Stürmer. Läuft! Und was passiert? Werner trifft auf Ulle. Im entscheidenden Elfer beim Pokal-Zweitrundenspiel. Wie früher beim VfB, wenn nach dem Training noch ein paar Elfer gedaddelt wurden und Ulle immer ins falsche Eck sprang. Wahrscheinlich hat Werner deshalb den letzten Elfmeter genommen, weil er sich sicher war, Ulle wie in der Mercedes Straße in die falsche Ecke zu schicken. Ulle fliegt, Werner schiebt halbherzig, Ulle hält, irgendwie, zufällig. Er weiss dann gar nicht wohin mit sich, denn Elfer halten, das kennt er nicht.

Es ist die Pointe des Spiels, dass ausgerechnet zwei ehemalige VfB-Spieler den Showdown bilden. Es war naheliegend, dass Timo Werner verschießt. Er ist längst noch nicht so groß, wie ihn Leipzig und Jogi Löw machen. Laufen und schießen, ja, das kann er. Aber Verantwortung tragen ist noch eine Nummer zu groß für ihn. Der mediokre Ulle dagegen ist doch nicht so klein, wie ihn die meisten nach seinem Wechsel zu Bayern München gemacht haben. Sven Ulreich zeigt, dass man auch als durchschnittlicher Torhüter bei einem Meisterschaftsfavoriten zum Helden werden kann.

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