Beginnen wir diesen Text mit einer Unterstellung.
Ich unterstelle sowohl Befürwortern wie Gegnern der Ausgliederung, dass sie das Beste für den VfB Stuttgart wollen. Ich glaube nicht, dass irgendjemanden persönliche Interessen und Eigennutz wichtiger sind als das Wohl des Vereins. Aber warum streiten wir dann eigentlich?
In den letzten Wochen ist mir klar geworden, dass Mitglieder und Verantwortliche völlig verschiedene Sichtweisen haben. Denn muss ein Sportvorstand wie Jan Schindelmeiser nicht der Meinung sein, dass 41 Millionen besser sind als 11% Anteile? Schließlich kann er das Geld zum Wohle des Vereins einsetzen, während er mit den ollen Anteilen nichts anfängt. Präsident und Vorstand sind überzeugt davon, dass sie die besten Entscheidungen für den Verein treffen. Es wäre auch traurig, wenn sie es nicht wären. Und natürlich möchten sie diese Entscheidungen möglichst schnell treffen können, ohne lang diskutieren zu müssen. Man stelle sich vor, Dieter Zetsche müsse immer abstimmen lassen, bevor ein neues Werk eröffnen kann.
Das Problem: Eine Entscheidung zum Wohle des Vereins ist unter Umständen keine Entscheidung zum Wohle der Fans und Mitglieder. Denn die haben oft eine ganz andere Sicht auf die Dinge. Aber wissen sie es besser als die Verantwortlichen? Nein, aber sie wissen es anders. Sie legen ihren Fokus auf Aspekte, die Vorstand und Präsident vielleicht nicht sehen. Denn sind wir ehrlich: Tradition schießt keine Tore. Trotzdem ist es wichtig, dass solche Werte bewahrt bleiben.
In der Diskussion kam immer wieder das Argument, dass ein moderner Fußballverein ein Wirtschaftsunternehmen ist. Das mag stimmen, wenn man nur die Zahlen betrachtet. Aber ich denke, ein Verein ist viel mehr als das. Ein Club wie der VfB Stuttgart ist wie eine Familie. Alle wollen das Beste, haben aber verschiedene Sichtweisen. Man feiert zusammen, man leidet zusammen, man streitet miteinander.
Für wirtschaftlichen und den damit vielleicht verbundenen sportlichen Erfolg sind die Mitglieder sicher nicht immer förderlich. Aber gehören sie nicht dazu? Macht das nicht den Fußball aus? Wie ein auf Leistung getrimmter Club aussieht, kann man schließlich in Leipzig sehen. Dort hat man einen starken Investor, ein volles Stadion, sportlichen Erfolg und kaum Mitglieder, die mit ihren romantischen Ansichten stören. Komisch, dass trotzdem keiner wie Leipzig sein möchte, oder?
Am Donnerstag müssen wir uns also entscheiden, ob der VfB Stuttgart eine Familie bleibt, in der nicht immer alles rund läuft oder ob er etwas mehr zu einem Unternehmen wird. Und, ganz ehrlich: Ich weiß nicht, welche Option die bessere ist.
Ich lese euch echt gern.
Aber das ist ja diesmal echt Rosinen picken.
Nimm statt Leipzig die Bayern.
Die haben zig mal mehr Mitglieder als wir, obwohl sie schon lange eine AG haben.
Ja und ich weiß auch um das Beispiel HSV.
Hi! Mir geht es gar nicht um die Anzahl der Mitglieder, sondern darum, dass man einen modernen Fußballclub wahrscheinlich effizienter und erfolgreicher führen kann, wenn einem die Mitglieder nicht “reinquatschen”. Aber auf der anderen Seite macht das doch den Fußball so liebenswert – jedenfalls für mich.
Dankeschön für deine Rückmeldung.
Wobei ich das so nicht glaube. Letztendlich steht und fällt es mit den handelnden Personen.
Und zu gewissem Maße auch den Matchglück.
Der Aufwand für eine Mitgliederversammlung ist einmalig um Jahr. Das sollten nicht so ins Gesicht fallen. Und was verhindern oder befördern dies Mitglieder wirklich? Man haben Stimmrecht zur Wahl des Präsidenten und kann die Entlastung verweigern.
Der Einfluss aufs Tagesgeschäft ist marginal, dort entscheiden sich aber der Erfolg. Die Mitglieder haben leinen Einfluss auf Personalpolitik (weder Spieler oder Leitungspersonal).
Sie Mitglieder sind einfach historisch bedient ohne all zu große Einflussnahme.
Und Sitzstreiks, Randale… ist alles auch ohne Mitgliedschaft möglich.
Stimmt, die Möglichkeiten der Einflussnahme der Mitglieder im Tagesgeschäft sind gering. Aber was strategische Entscheidungen betrifft, sehe ich ihre Rolle nicht so klein wie andere. Nehmen wir die Personalie Wolfgang Dietrich: Der Aufsichtsrat hat den Mitgliedern nur einen Kandidaten für das Präsidentenamt zur Auswahl gestellt. Den Kandidaten ihrer Wahl, der die Ausgliederung voranbringen sollte (was er auch exzellent gemacht hat). Bei der letzten MV hatten die Mitglieder die Möglichkeit, zu all dem “Nein” zu sagen – was sie aber überwiegend nicht getan haben. Aber dennoch hatten sie die Möglichkeit der direkten Einflussnahme.