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Süßer die Tore nie fielen

Seit knapp zehn Jahren schreiben wir immer zu Weihnachten einen Text, der auf das Jahr zurück blickt und ein bisschen auf die Tränendrüse drückt. Selten war der Text positiv, zu viel lief falsch beim VfB, auf und außerhalb des Platzes. Nur 2020 waren wir sportlich gesehen richtig optimistisch, fast schon euphorisch, um dann von Thomas Hitzlsperger wenige Tage später vereinspolitisch wieder auf den Boden der Tatsachen zurück geholt zu werden.

Und dieses Jahr? Alles rosa-rot, oder besser gesagt: weiß-rot!
Oder sollen wir sagen im grünen Bereich?

Na ja: Grünes Licht von der DFL bekam der VfB dagegen noch nicht für den Porsche-Deal. Wahlweise im Juni, Juli, September, Oktober oder Dezember sollte das Finishing, Closing, Signing oder was auch immer erfolgen. Jetzt wurde das Thema vertagt, weil Alexander Wehrle und Kollegen offenbar ihre Hausaufgaben nicht gemacht haben.  Dann doch noch irgendwie typisch VfB.

Typisch VfB fing auch das Jahr 2023 an.
Der Start jedenfalls war anstrengend, mühsam, emotional herausfordernd. Erst ab April wird es für den VfB viel besser, als Bruno Labbadia durch Sebastian Hoeneß ersetzt wird. Er stabilisiert die Mannschaft, führt sie in die Relegation und siegt in zwei Spielen schließlich 6:1 gegen den Hamburger SV. Der Klassenerhalt ist nicht nur sportlich und finanziell essenziell, er ist auch ein Geschenk an die unerschütterliche und leidenschaftliche Fan-Gemeinde. An die, die den VfB im Vorjahr begleitet haben, ohne einen einzigen Auswärtssieg in der Liga zu erleben.

Die Hinrunde der Saison: einfach nur spektakulär.
Der VfB mit begeisterndem Fußball. Ein spielerisches Feuerwerk, das die Herzen der Anhänger erwärmte, die so lange leiden mussten. Die Mannschaft zeigte uns, was sie alles kann: Pressing, Gegenpressing, sich fallen lassen, weit rausrücken, spielen und gehen, durchs Zentrum spielen, Bälle erobern und abfangen, über die Flügel angreifen. Sie helfen sich gegenseitig, kombinieren traumhaft, verteidigen leidenschaftlich, zeigen Widerstandskraft bei zeitweiligen Rückschlägen. Und jeder einzlene Spieler wurde unter Sebastian Hoeneß besser.

Der VfB wird zur Überraschungsmannschaft der Hinrunde.
Das größte (Weihnachts)Geschenk für uns Fans ist der Spielstil der Mannschaft.

Außer bei den Spielen in Heidenheim und gegen den Rekordmeister München kann man der Mannschaft keine große Fehler vorwerfen. Selbst bei ersten Niederlage in Leipzig sahen wir eine starke erste Halbzeit, bei der einzigen Heimniederlage gegen Hoffenheim sogar zwei.

Und wir? Schauten immer wieder aufs Neue ungläubig aufs Feld und dann auf die Tabelle. Fragten uns, ob wir uns das Ganze nur einbilden. Schließlich sind wir geschädigt von zehn Jahren, in denen es beim VfB immer bergab ging. Tabellarisch und spieltaktisch. Und jetzt so eine Spielfreude? Kann doch gar nicht sein! Aber doch, wir durften unseren Augen und unseren Herzen trauen. Die hinreißenden Spieler mit dem roten, weißen oder schwarzen Brustring, die eine wahre Euphorie auslösten, ja, das waren wirklich VfB-Spieler. Schauten wir sonst neidisch auf andere Standorte, wird nun anerkennend nach Stuttgart geblickt. Vom Relegationsteilnehmer bis auf Platz drei. Vom Fastabsteiger zum Champions League Kandidaten. Eigentlich ein Fußball-Märchen. Und wir sind mittendrin.

Waren wir anfangs noch skeptisch, ob die guten Ergebnisse nur Zufall sind oder lediglich entstanden sind aufgrund optimaler Konstellationen, so wurde uns im Verlauf der Hinrunde klar: Dieser VfB ist jetzt der neue VfB. Ein VfB, der Spaß macht und auf dessen Spiele wir uns freuen können.

Wie geht es in 2024 weiter?
Wohl eher nicht so wie in der Hinrunde. Der VfB hat overperformt, einzelne Spieler sowieso. Gegen Ende des Jahres wurde das hier und da auch sichtbar, auch wenn das letzte Spiel ganz große Kunst war. In 2024 fängt alles wieder bei Null an. Das Niveau zu halten, wird eine absolute Challenge. Aber im Kollektiv kann dies gelingen. Denn dazu hat es Hoeneß geformt. Wie überhaupt der Trainer einer der Erfolgsfaktoren ist. Die Spielfreude kommt von ihm. Der Mut ebenso. Seine angenehme, unaufgeregte Art passt zu uns.

Lasst uns mit Vorfreude auf das neue Jahr blicken. Es mag nicht die gleiche Melodie haben wie die Hinrunde, aber es wird dennoch eine eigene, einzigartige Symphonie werden. Was am Ende dabei rauskommt? Tankt Kraft, es wird sicher auch mal anstrengend werden, Stichwort Porsche & Personal, auf dem Platz und in der Führungsetage.

Wir sind gespannt und wünschen frohe Festtage
und einen fröhlichen weiß-roten Jahresausklang.

Bild: Daniel Kopatsch/Getty Images

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3 Kommentare

  1. Schiffmeister sagt

    Schöner Text-und gar nicht so euphorisch, sondern realistisch geschrieben. Der VfB 2023: einfach nur begeisternd!

  2. soundzecke sagt

    Also die Sache mit dem Porschedeal ist ja schon wieder der absolute Treppenwitz.
    Ich dachte der Wehrle ist so ein Top Finanzmanager? Wohl nur nach dem Peter Prinzip.

  3. Mathias sagt

    Vielen Dank lieber Vertikalpass für eure Texte dieses Jahr. Es war, wie immer, eine Freude, sie zu lesen. Macht bitte einfach weiter so! Ich wünsche euch und euren Familien einen guten Rutsch und einen guten Start in ein gesundes Jahr 2024!
    Und unser VfB darf gerne so weitermachen. Und wenn die Rückschläge kommen, lassen wir uns nicht entmutigen. Forza VfB!

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