Es hätte ein rundum glanzvoller Nachmittag werden können im Neckarstadion: Erst eine überragende Choreo, dann beendet der VfB Stuttgart seine schwarze Serie mit einem feinen 4:0-Heimsieg gegen den FC Augsburg – endlich wieder ein Dreier nach sechs Heim-Niederlagen in Folge. Wäre da nicht die Verletzung von Angelo Stiller. Als man ihn weinen sah, kamen einem selbst die Tränen. Womöglich hat ihm Samuel Essende mit seinem Tritt einen großen Traum genommen.
Der Tag, der so strahlend begann, endete mit einem Schatten, der über allem liegt. Ausgerechnet Stiller, der wichtigste Mann im Kader des VfB, der formstärkste Spieler in dieser Saison. Ange ist das spielerische Herz des VfB, der quasi unersetzliche Taktgeber im Mittelfeld.
Dass Team präsentierte sich kämpferisch, kreativ und zielstrebig – nachdem sie die Verletzung von Stiller und die Auswechslungen von Finn Jeltsch und Yannick Keitel verkraftet hatte. Klar, gegen zehn Mann spielt es sich einfacher und Augsburg zeigte nach der roten Karte nur kurz so etwas wie Resilienz. Aber letztlich bestand die nur aus Finn Dahmen, der ein Debakel für die Fuggerstädter verhinderte.
Wäre das Spiel ein Song, es hieße „Bittersweet Symphony“.
Einerseits spielte sich der VfB in Form fürs Pokalfinale. Nick Woltemade wieder mit wunderbaren Aktionen, diese Eleganz auf zwei Metern, keiner spielt so wie er. Enzo Millot traf ebenso wie Emedin Demirovic. Auch wenn Deniz Undav kein Treffer gelang – was ihn merklich wurmte – sein Wert für das Offensivspiel war nicht zu übersehen. Undav übrigens bei der Laufdistanz auf Platz zwei, knapp hinter Atakan Karazor.
Andererseits mit Stiller der bittere Ausfall des wichtigsten Spielers. Aber man muss auch sagen: Es war fast eine Frage der Zeit. In der Rückrunde wurde Stiller in vielen Spielen brutal angegangen. Eine Verletzung Stillers war schon lange zu befürchten.
Genau so wollten wir es doch seit Jahren:
Am 32. Spieltag geht es für den VfB um fast nichts mehr, ausser bissle warm laufen für den 24. Mai. Maximal Platz 8 konnte es vor dem Spiel noch werden, im schlimmsten Fall Platz 11. Enttäuschend, wenn man bedenkt, dass der VfB nach 18. Spieltagen noch auf Rang vier stand. Aber natürlich überstrahlt der Einzug in Pokalfinale alles. Das sagte auch Jamie Leweling nach dem Spiel, dass Berlin immer in den Köpfen sei. Uns geht es ja nicht anders.
War die Partie gegen Augsburg ein Egal-Spiel, so ist die Begegnung in Leipzig ein Total-egal-Spiel. Eigentlich würde ich gerne Leipzig den Einzug ins internationale Geschäft versauen. Auf der anderen Seite sollte sich definitiv keiner mehr verletzen. Vielleicht geht beides?
Bilder:
Christian Kaspar-Bartke/Getty Images
Noch nie war ich nach einem 4 : 0 so niedergeschlagen und apathisch! Spieler wie Mitchel Weiser oder Maximilian Arnold, welche ein gewisses Standing beim Schiedsrichter haben, treten jedes Wochenende munter drauf los, und das die Verletzung gerade Stiller trifft, danach konnte man doch den Wecker stellen. Wenn das den Bayern passieren würde, wäre die Hölle wegen Überfüllung geschlossen, nachdem Uli Hoeneß auf die Barrikaden gegangen wäre. Unsere sportliche Führung sollte sich mal ordentlich zur Wehr setzen. Zurück bleibt jetzt erstmal einmal die Ungewissheit wie schwer die Verletzung bei Angelo wirklich ist. Positiv zu Erwähnen wäre noch dass Winamax endlich aus unserem Stadion draußen ist.
Wenn Musiala seit einer gefühlten Ewigkeit so fies angegangen worden wäre wie Stiller, wären die Bayern schon längst medial und wohl auch persönlich vorstellig geworden, dass der Spieler von den Schiedsrichtern besser geschützt wird. Die Treterei ist in der Bundesliga leider, unterstützt von inkompetenten Schiedsrichtern, bei vielen zum Geschäftsmodell geworden. Leider scheint der VfB keine Lobby beim DFB zu haben und musste der vorhersehbaren Entwicklung zusehen. Unser Schiedsrichterwesen in Deutschland ist ein Witz!
Zum Spiel: So langsam hat man den Eindruck, dass die Mannschaft sich in aufsteigender Form befindet. Enzo scheint zum richtigen Zeitpunkt wieder fit zu werden. Undav’s Abschlüsse sind noch kläglich, aber sein Impact aufs Spiel ist gewachsen. Obwohl nur gegen 10 Augsburger eine klare Überlegenheit herausgespielt wurde, war wieder zu erkennen, dass es in puncto Spielkultur nicht angehen kann, dass die Augsburger Tabellennachhbarn sind. Leipzig wäre völlig egal, aber auf der anderen Seite eben doch wichtig, um sich die Spannung zu holen, die für Berlin wichtig wird. Da würde ich die erste Halbzeit mal schauen wie sich Leipzig präsentiert und ggf. danach den Schongang einzulegen.
Kann meinen beiden Vorrednern nur zustimmen, es ist eine Sauerei was mit Stiller immer wieder gemacht wird, als sei er Freiwild, zum Abschuß freigegeben. Und hätte der VAR gestern nicht eingegriffen (Gott sei Dank), dann wäre Essende auch noch mit einer lächerlichen gelben Karte davongekommen. Nicht auszudenken. Wenn ich das Foul gestern mit dem “Foul” von Woltemade gegen Bremen vergleich (beides erstmal als gelbwürdig eingestuft), dann frage ich mich schon was die Schiedsrichter in ihren Versammlungen und Briefings eigentlich aufarbeiten bzw. machen !
Man hat der Mannschaft den “Schock” nach Stillers Ausfall angemerkt, es war sofort ein Bruch im Spiel. Über die 2. Hälfte habe ich mich dann gefreut, das war der VfB wie ich ihn sehen möchte, den Gegner frühzeitig angelaufen, beim 2. Ball nachgesetzt, Engagement und Wille gezeigt usw., das Ergebnis waren 3 Tore in Hälfte 2. Ich bin mir sicher, mit der gestrigen Leistung hätten wir nicht die letzten 6 Heimspiele alle verloren. Schade, jetzt hoffe ich dass diese Leistung auch im Finale abgerufen wird, dann bin ich guten Mutes.
“Und hätte der VAR gestern nicht eingegriffen (Gott sei Dank), dann wäre Essende auch noch mit einer lächerlichen gelben Karte davongekommen.”
Nicht mal das. Der Schiri zeigte nicht Essende, sondern Frank Onyeka die Gelbe!
So Bilder, wie Stiller nach dem Foul, möchte ich nicht sehen und so verstehe ich Fußball nicht. Doch es war von Augsburg pure Absicht überhart reinzugehen. Sorry „war bestimmt keine Absicht“ ist mir zu flach – doch war es. In allen Spielen.
Wenn man die Zeitlupe gesehen hat, wie der umgeknickt ist, da ist mir jetzt noch schlecht. Klar das Ergebnis war natürlich top, nur so ist es halt auch wieder nix 🫣.
Ich kann mich hier den Emotionen anschließen. Aber eine Nacht drüber geschlafen, und ich möchte eine andere Perspektive reinbringen. Ganz bitter für Ange, wenn er das Finale verpasst. Ich hoffe er kriegt es hin, denn er hat es mehr als jeder andere verdient dabei zu sein (er stand bei 46 von 47 Pflichtspielen auf dem Platz…) Aber: wir können auch ohne ihn gewinnen. Siehe Bochum, siehe zweite Halbzeit gegen Augsburg (ok, gegen 10… aber Selbstläufer gibt es diese Saison bei uns eigentlich nicht). Ehrlich gesagt wäre mir lieber man bereitet jetzt Millot auf diese Rolle vor – er hat es ja gestern soooo schlecht nicht gemacht…. – als jetzt die naechsten zwei Wochen jeden Tag Wasserstandsmeldungen zu Anges Bändern zu geben… Wenn er tatsächlich spielfit wird, dann fährt er mit, setzt sich auf die Bank, und kriegt dann nochmal 10 Minuten… Aber lieber mit einem 100% fitten Millot, der brennt als mit 70-80% Stiller….
Sehe ich absolut auch so mit den 70/100 % von Stiller/Millot.
Aber: Bochum und 10 Mann Augsburg sind nicht sooooooo aussagekräftig und Millot (ich liebe Millot!) hat es auf der Doppelsechs oft leider nicht sooooooo gut gemacht in dieser Saison.
Dass Augsburg sich zurückhält und die Treter-Mentalität sein lässt, nur weil es in dem Spiel um nichts mehr geht und nur weil der Gegner in 2 Wochen ein wichtiges Spiel hat, war nicht unbedingt zu erwarten.
Aber drei verletzte Akteure nach gerade mal 30 Minuten sind selbst für ein Spiel mit Augsburger Beteiligung rekordverdächtig.
3 Auswechslungen bis zur 34. Minute sind ja Bundesligarekord, @Yannick. Wobei Jeltsch und Keitel ohne Einfluss des Gegners verletzt raus mussten. Aber wie zB Demirovic kurz vor seinem Tor beim Stand von 3:0 abgeräumt wurde von Giannoulis, das passt schon ganz gut zu Augsburg.