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Achtung: Verfasser träumt vom VfB

Borussia Dortmund versucht im Pokal-Achtelfinale gegen den VfB Stuttgart mit einer Mauertaktik weiter zu kommen. Was noch gegen Bayer Leverkusen zu einem Unentschieden reichte, scheiterte an der enormen Spielstärke des VfB.

Ich habe keine Lust aufzustehen, auch wenn der Tag sehr sanft beginnt. Ich habe noch Szenen vor Augen, wie Enzo Millot durch sechs Beine einen Steckpass spielt, wie Waldemar Anton alles souverän weg verteidigt, wie Dan-Axel Zagadou Angriffe einfach weg lächelt, wie Chris Führich und Maxi Mittelstädt den Gegner auf der linken Seite stressen, wie Serhou Guirassy strahlt und wie Deniz Undav glücklich Interviews gibt. Ist das ein Traum oder Wirklichkeit? Kann es wirklich sein, dass der VfB so traumhaft schön und erfolgreich spielt? Wer den VfB erst seit zehn Jahren kennt, der sagt sich: „Gibt’s doch gar nicht!“. Wenn es ein Traum ist, dann träumen wir ihn mit offenen Augen, im Stadion, vor dem Fernseher.

Borussias Trainer Edin Terzic lässt Reus, Brandt, Füllkrug und Malen gegen den VfB erst einmal draußen und denkt, er könne so bestehen im Neckarstadion. „Träum’ weiter, Edin!“. Seine einzige Taktik hieß Mats Hummels. Der organisierte, er grätschte, er stieß raus, er ließ sich fallen, der BVB hätte mehr Hummels gebraucht. Aber sich mit sieben, acht Spielern am eigenen Strafraum zu verschanzen, hilft gegen den VfB überhaupt nicht. Dominant, passischer, spielstark präsentiert sich der VfB, Angriff um Angriff rollt auf die bemitleidenswerten Dortmunder zu. Die bekommen zwar immer wieder ein Bein hinein und auch Gregor Kobel hält wieder phänomenal. Aber von der ersten Minute an konnte es nur einen Sieger geben: den VfB!

Auch wenn es wenige, ganz große Chancen gibt: Dem VfB fällt nicht im Traum ein, nicht an sich und seine Stärke zu glauben. Das ist immer schön anzusehen, auch wenn es gerade Undav immer ein bisschen mit dem Zaubern übertreibt. Man hat den Eindruck, er möchte sich beweisen an der Seite von Guirassy und ihm fehlt dann ein bisschen die Klarheit. Für den BVB sind nicht nur die beiden ein reiner Alptraum. Vor allem über links läuft das Spiel mit Führich und Mittelstädt, beide werden dem armen Marius Wolf wohl noch im Traum erscheinen. Die linke Achse gewann viele Bälle tief in der Hälfte der Dortmunder, die fahrig und nervös auftraten, hilf-, plan- und orientierungslos. Dass es mit 0:0 in die Halbzeit ging: ein Erfolg für die Underdog-Borussia.

Der böse Traum ging für den BVB in der zweiten Hälfte weiter.
Es ist Mittelstädt, der den vorletzten Pass spielt. Es ist Millot, der zwischen drei Spielern eine Lücke findet und es ist Guirassy, der den Ball zwischen die Beine von Kobel zum 1:0 ins Netz schießt. Längst überfällig, die Führung. Direkt danach muss Millot das 2:0 machen, nachdem dieses Mal Guirassy den Steckpass spielt. Dann kommen rund zehn Minuten, in denen man gesehen hat, dass Dortmund auch (mit)spielen kann. Dass ihnen die Angsthasen-Taktik ihres Trainers eigentlich nicht liegt, dass sie auch große offensive Qualitäten haben. Das 1:1 fällt, wegen minimalem Abseits wird es vom VAR zurück genommen.

Sebastian Hoeneß greift ein, bringt Anthony Rouault für Deniz Undav und Silas für Führich. Der klatscht seine Kollegen auf der Bank missmutig ab und fragt Christian Gentner entrüstet „Warum?“ Führich verstand nicht, warum er raus musste, er wollte seinen Traum weiter leben. Wenige Minuten später wird er das vergessen haben: Der herausragende Mittelstädt spielt Silas in den Lauf, der den Ball an Kobel vorbei zum 2:0 ins Netz streichelt.

Aus der Traum für den BVB.
Denn der VfB spielt die restliche Zeit in einer Souveränität herunter, die mittlerweile niemanden mehr überraschen dürfte. Der Mannschaft dabei zuzusehen ist ein Traum in weiss und rot. Nie hat man das Gefühl, dass noch etwas passieren könnte. Im Gegenteil: Der VfB verdaddelt sogar übermütig eine 4-zu-1-Situation. Auch der eingewechselte Leonidas Stergiou hätte das 3:0 machen können.

Die Traumreise im DFB-Pokal geht weiter.
Schon wird vom Finale geträumt. Und auch wenn mit Gladbach und Leverkusen nur noch zwei weitere Bundesligisten dabei sind: Gegen Kaiserlslautern (vor allem auf dem Betzenberg), gegen St. Pauli (vor allem am Millerntor), gegen Hertha (mit einem heiß laufenden Fabian Reese) muss man erst einmal gewinnen. Aber notfalls zeigt der VfB den Frankfurtern und den Bayern, wie man Saarbrücken schlägt.

Dortmund war der leichteste Gegner in den letzten vier Begegnungen vor der Winterpause. Am Sonntag trifft der VfB auf Leverkusen: Wachen wir gegen die spielstärkste Mannschaft der Liga aus unserem Traum auf?

Zum Weiterlesen:
So einen Spieler wie Roland Hattenberger hätten die Dortmunder gebraucht: Einer, der auch mal dazwischen haut und lautstark führt. Heute feiert er seinen 75. Geburtstag. Wir feiern ihn mit einem Text.

Rund um den Brustring wird beim Spiel des VfB schwindelig und sieht ein überfordertes Dortmund.

Die Süddeutsche Zeitung weist auf Mittelstädt hin, der “unter all den aufstrebenden Cannstattern etwas untergeht“ und bringt ihn neben Führich, Undav und Anton für die Nationalmannschaft ins Gespräch.

Bild: Alexander Hassenstein/Getty Images

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11 Kommentare

  1. soundzecke sagt

    Wie geschrieben ein absolutes Träumchen.
    Wie Hoeneß wieder mal dem BVB in derer kleinem Drangphäsle komplett den Stecker zog, a la Bonheur.
    Was gestern in verschiedenen Einblendungen im Spielertunnel, auf der Bank oder bei Verletzungspausen zu sehen war, wie die Spieler miteinander lachen, ist einfach fantastisch.
    Nur was war das auf dem Weg in den Spielertunnel beim Anpfiff für eine Aktion vom Stadionsprecher als er Serhou interviewen wollte?
    Den Scheiß kann er stecken lassen.
    Und der BVB war einfach nur erbärmlich. Das die sich nicht schämen.

    • @abiszet sagt

      Nach dem Spiel gab es eine Szene, in der sich Hoeneß und Silas umarmten und Hoeneß gestikulierte in Richtung “Hab’ ich Dir’s doch gesagt!”. Und Silas nickte strahlend!

    • Pierre Leschek sagt

      Silas trifft gerne gegen den BVB ,frag mal Favre ,oder schau dir das 3 zu 3 an ,oder jetzt gestern das Spiel in 5 Partien gegen den BVB erinner ich mich an 4 Tore von Silas !

  2. Marcus Fichter sagt

    Ich muß leider in die Euphorie ein klein wenig Kritik einstreuen, das betrifft nach wie vor unsere Chancenverwertung. Und ich rede nicht von den Szenen, die Kobel gut gehalten hat. Sondern von der einen Szene, die ihr genannt habt als man zu viert das Ding verdaddelt. Und noch mehr von einer Szene, als Guirassy von der Seite in den Strafraum stößt und statt quer auf den vor dem leeren Tor stehenden Karazor zu passen lieber versucht an zwei Dortmundern vorbei ins Tor zu schießen, was dann auch nicht geklappt hat. Ein 4:0 oder sogar 5:0 wäre möglich gewesen.
    Gegen die Pillen müssen solche Dinger rein, da wird die Truppe nicht soviele Chancen bekommen.

    Ansonsten alles wie ihr geschrieben habt, ich hatte niemals den Gedanken, das der VfB das Spiel verlieren könnte.

    Irgendwie unglaublich, unwirklich…möge dieser Traum niemals mehr enden !

    • @abiszet sagt

      Alles richtig. Kleine Hoffnung: Leverkusens Keeper ist bei weitem nicht so gut wie Kobel.

  3. Ich bin jetzt 70 Jahre VfB-Anhänger. Es ist wirklich großartig mit welcher Souveränität die Mannschaft gegen vermeintlich stärkere Gegner auftritt und erinnert mich stark an Sundermann-Zeiten.

  4. Konny sagt

    Für mich gilt das Gleiche, ich bin auch extrem glücklich und hoffe auch, dass dieses gute Gefühl nicht mehr so schnell endet.

    Gestern nochmal Dortmund und Bayern geschaut. Dortmund ist natürlich gerade nicht auf dem vollen Zahn der Zeit, trotzdem waren wir in beiden ! Spielen Klassen besser. Gestern dachte ich dann noch, dass man diese Bayern eigentlich auch schlagen könnte. Allerdings war deren Niederlage zum für uns denkbar ungünstigsten Zeitpunkt, die werden nächste Woche dann extrem angepisst auftreten.

    Heute gegen Leverkusen heißt es aber fest Daumen drücken. Ich kann es tatsächlich nicht einschätzen, wie das ausgeht, extrem cool wäre um in der Phantasiewelt Weihnachten feiern zu dürfen ein Sieg heute und nächsten Sonntag.

    Besonderer Gruß geht an Cem Özdemir raus, tolle Aktion die Sache mit der VfB Tasse.

    Falls es jemanden interessiert, gestern war ein Interview mit Gonzo in der Schwäbischen Zeitung.

  5. Michael sagt

    Wieder einmal eine sehr gute Analyse und da wiederhole ich mich gerne wieder; es macht so viel Spaß und Freude unserem VFB zu zuschauen.
    Auf deine Frage, ob wir am Sonntag aufwachen werden? Wahrscheinlich ja, was den Traum von noch mehr angeht (Titel) doch der Traum von einer sorgenfreien Saison, der geht weiter so hope !!!
    Gegen Leverkusen muss ein absoluter Sahnetag her, um diese Mannschaft in Bedroilie zu bringen und viele Schwachpunkte ausser destruktive Spielweise, des Gegners und ein nicht ganz so starker Torwart sehe ich leider nicht viel.
    Doch selbst wenn es nicht klappt oder sogar verloren wird, es ist eine tolle Saison, die ich sehen darf mit einer Euphorie einfach Wahnsinn, da sauge ich so jeden kleinen Fitzel auf über Artikel und Berichte inklusive aller Podcasts und und und!!
    Auch da wieder vielen Dank an euch Vertikalpass!!! Für viele gelungene Berichte 🤗 uvm.
    Grüße an alle VFbeler und eine weitere schöne Saison und eine besinnliche ruhige Weihnachtszeit!!

  6. Clemens sagt

    Es ist komplett surreal, was der VfB derzeit abliefert. Und ich möchte es eigentlich auch nur genießen. Dabei versuche ich, die ständigen click-bait Nachrichten zu angeblichen Transfers von VfB Spielern zu Top-Vereinen auszublenden.

    Für die heutige Partie gegen Leverkusen habe ich ein wenig Sorgen, dass uns die zuletzt gegen Bremen und Dortmund schlechte Chancenverwertung auf die Füße fallen wird. Die Doppelspitze würde ich gegen den Werksverein auflösen und Undav ab 60 oder 70 Minute einwechseln. Die beiden wollen es im Grunde zu perfekt machen. Dabei verzettelt sich insbesondere der Neu-Nationalspieler in spe des öfteren. Seine Zeit kommt noch, aber vorerst (zumindest heute und gegen Bayern) würde ich nur mit Guirassy starten und den Schwerpunkt auf ein Mittelfeld mit Karazor, Stiller und Millot setzen.

    Aber selbst bei einer Niederlage gegen Leverkusen ist der aktuelle Tabellenplatz und die Performance der VfB Kicker absolut herausragend.

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