VfB
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Blendende Aussichten für den VfB?

So ist Fußball (Copyright auf diese Aussage hat Viktor Skripnik von Werder Bremen): Ich sehe ein Spiel, in dem die eine Mannschaft aus ihrer Überlegenheit sehr wenig macht, ich hatte zwar immer das Gefühl, es muss jeden Augenblick ein Tor fallen, aber der letzte Punch fehlt. Während die andere Mannschaft total verunsichert ist, Ballannahmen zu Fehlpässen werden, selbst einfachste Dinge nicht gelingen. Dann schießt die überlegene Mannschaft endlich ihr Tor, nachdem der sonst so zuverlässige und bissige Neuzugang den Ball verdaddelt und dann nur hasenfüßig drauf geht. Ich sehe also ein Spiel, das vorbei ist. Die verunsicherte Mannschaft ist mehr dead als alive, es ist spürbar, wie sie zwar laufen und laufen, aber in jeder Aktion steckt die Bremse drin, im Kopf, im Fuß, als ob sie im Trikot eingenäht sei. Der Trainer sieht das so wie ich.

Der Trainer sieht wie ich düstere Zeiten auf den VfB zukommen.

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Es sind noch rund 30 Minuten zu spielen, das Spiel ist eigentlich vorbei, er will aber noch einen letzten, verzweifelten Akzent setzen: Ein Spieler aus der eigenen Jugend, man munkelt ein Supertalent, einer, der den vertikalen Pass spielen kann und auch selbst nicht ungefährlich ist, irgendwie also ein Spielgestalter, soll kommen. Er soll sein erstes Bundesligaspiel machen, unbelastet soll er reinkommen und das Ding rumreißen. Ich sehe zu und denke mir: Was für eine Schnapsidee, obwohl der Trainer ihm die Hand vertrauensvoll auf die Schulter legt. Während der Trainer dem Nachwuchsspieler ins Ohr flüstert, schauen beide aufs Spielfeld. Sie sind beide erstaunt: Ein Vertikalpass fliegt auf die rechte Seite. Der Spieler, bei dem sonst die Ballannahme zum Fehlpass wird, sprintet in den freien Raum, ist einen Tick früher am Ball als der Torhüter, riskiert dabei eine Verletzung. Bevor er fliegt, weit und hoch fliegt und sich dabei überschlägt, spitzelt er den Ball in die Mitte. Dort ist der Mittelstürmer, er weiß nicht, ob er ran gehen soll, weil er im Abseits gewesen sein könnte. Er weiß nicht, wie er den Ball über die Linie bringen soll, denn vor ihm ist niemand mehr. Mit dem Knie? Dem lange verletzten Knie? Den Ball reindreschen? Ein Kunstück, mit dem Kopf? Nochmal ein Pimmeltor wie damals Mario Gomez? Der Stürmer läuft den Ball einfach rein, mit der Hüfte. Die Crowd explodiert. Zwei Minuten später sogar so etwas wie ein Spielzug, bei dem der Spielgestalter einen genialen Moment hat und den Stürmer mit einer Bogenlampe aus dem Fußgelenk in Szene setzt. Der nimmt den Ball nicht mit dem Pimmel, sondern mit dem Knie an und macht das 2:1.

So ist Fußball. Gegen jede Vernunft und gegen jeden Fussballverstand gewinnt der VfB ein Spiel, mit einer einzigen gelungenen Aktion. Mit einem Pass und einem Sprint und einem reingestolperten Treffer. Danach ist plötzlich alles anders. Kann mir das mal jemand erklären? Warum gelingen plötzlich alle Aktionen, ist es das Adrenalin, ist es die Kopfsache? Als ob die Spieler vorher keinen Kopf hätten, aber womöglich ist ihr Kopf wo ganz anders: Ja, stimmt schon, kopflos haben sie 60 Minuten gespielt. Dass selbst Serey Dié völlig neben sich steht, Bälle wild um sich schießt und wie ein C-Jugendlicher in Zweikämpfe geht. Es tut weh, ihn so zu sehen. Hat der VfB den Neuzugang nach sechs Spielen schon auf sein Niveau runter gezogen? Es tut weh zu sehen, wie Timo Werner mit jedem Dribbling stecken bleibt. Es tut weh, wie Alexandru Maxim – den Huub Stevens gegen den Nachwuchsmann Marvin Wanitzek tauschen will – zwar den Ball immer wieder mit der Sohle liebkost, aber nullkommanull Produktives hinbekommt. Es schmerzt sehr, Martin Harnik zu sehen, der in Gegner reinläuft, der falsch läuft, an dem das Spiel vorbei läuft, bei dem das Publikum am Anfang raunt und später sogar pfeift.

Dann kommt diese eine Aktion, bei der Harnik seine Gesundheit riskiert, Daniel Ginczek wird Doppeltorschütze, obwohl er in der Sturmmitte lange wie der beste Verteidiger der gegnerischen Mannschaft agiert. Maxim wird gar zum Spieler des Spiels, weil er noch das 3:1 macht. Man möge sich gar nicht vorstellen, er wäre vorher ausgewechselt worden. So ist Fußball.

Alles Friede Freude Zwiebelkuchen?
Freiburg gewann ebenfalls, der VfB ist immer noch Letzter, das nächste Spiel ist beim Tabellenzweiten Wolfsburg. Trotzdem sind die Aussichten nach dem Sieg wieder besser, wenn nicht gar blendend: Der HSV zerstört sich selbst und ist in Schlagdistanz, Hannover will auch unbedingt im Abstiegskampf mitmachen, der Kreis der Kandidaten erhöht sich, die Punkteabstände verringern sich. Die Mannschaft des VfB muss jedoch erkannt haben, was aus einer gelungenen Aktion werden kann und sollte diese immer suchen. Und das sollte auch Huub Stevens lernen. Denn Maxim auszuwechseln, ist keine gute Idee. Gerade von ihm kann diese alles entscheidende Aktion ausgehen. Huub Stevens hat auch hoffentlich gesehen, dass Timo Baumgartl selbst mit nur einem Bein stets Daniel Schwaab vorzuziehen ist. Und er hat hoffentlich erkannt, dass Filip Kostic zwar unberechenbar ist, aber er den Unterschied ausmachen kann.

Schließlich sehe ich auch am Sonntag ein Spiel, in dem eine Mannschaft drückend überlegen ist, es aber nicht schafft, den Ball über die Linie zu bringen. Und die andere Mannschaft ist clever, überlässt großzügig die Spielanteile der anderen, um dreimal vors Tor zu kommen. Damit schießt sie zwei Tore, wobei der Torhüter kräftig mithilft. Ja, so ist Fußball, wenn Bayern nach hundert gewonnenen Spielen zu Hause verliert und der VfB nach neunundneunzig sieglosen Spielen wieder mal dreifach punktet.

Was sagen die Grooveminister zum Sieg des VfB?
“Das ham wir uns verdient!”
(es gibt coolere Videos, ja, aber dieser Hit ist unkaputtbar, sagen die Grooveminister selbst)

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