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Danke, Waldi!

Nachdem am 21. Juni Selbstdarsteller und selbsternannte Experten wie Plettigoal erstmals von einem Transfer berichteten, ist es jetzt endlich offiziell: Waldemar Anton zieht seine Ausstiegsklausel und wechselt zu Borussia Dortmund.

Eigentlich hätte er den Verein gar nicht wechseln wollen, so wird Anton in den offiziellen Kanälen des BVB zitiert. Aber dann rief Xabi Alonso von Leverkusen an und dann bot Dortmund noch mehr Geld. Was soll man da machen? Völlig nachvollziehbar, dass der letztjährige VfB-Kapitän zu den Schwarz-Gelben geht: höheres Einkommen. Höhere Chance, dauerhaft Champions League zu spielen. Bessere Aussichten in der Nationalmannschaft durch regelmäßiges Zusammenspielen mit Nico Schlotterbeck. Alles klar also?

Für viele VfB-Fans nicht. Sie haben ernst genommen, was Anton vor gut zwei Monaten den 11Freunden sagte: “Warum sollte ich ständig wechseln, wenn ich mich in einer Stadt oder bei einem Verein wohlfühle? Noch dazu, seit ich Kinder habe. (…) Ich habe Vertrauen und Ehrlichkeit gespürt. Das war mir immer wichtiger als Statussymbole oder Geld.“ Wir dachten, er wäre einer von uns, wie kamen wir nur dazu, diesen Worten zu glauben? Wir wissen doch, dass im Profi-Fußball so etwas wie Ehrlichkeit, Respekt und Anstand nicht gibt – oder wenn überhaupt, dann nur sehr, sehr selten. Es gibt nur einen Wert: Geld. Und davon gibt’s einfach mehr in Dortmund als in Stuttgart.

Viele haben tatsächlich geglaubt, Anton wäre anders. Da kam der Fußball-Romantiker in uns hoch. Jetzt enttäuscht zu werden, ist ein harter Schlag. Aber wir müssen Anton dankbar sein: Er hat uns deutlich vor Augen geführt, dass wir mit Spielern immer nur eine kurze Affäre haben, womöglich sogar eine heiße. Aber eine dauerhafte Liebesbeziehung haben wir nur mit einem: unserem Club. Danke, Waldi, dass Du uns klar gemacht hast, dass wenn wir unser Herz verlieren an einen Spieler, dass es immer nur eine einseitige Liebe ist. Dass wir mit Zurückweisung leben müssen. Das hilft uns für die Zukunft.

Auch andere Spieler vor ihm haben den VfB verlassen (und es werden weitere folgen). “Aber der Ton macht die Musik”, hat meine Mutter immer gesagt. Gregor Kobel oder Serhou Guirassy haben nie das Wappen geküsst, auf dem Zaun vor der Cannstatter Kurve gestanden oder inflationär die Treue geschworen, sie haben immer klar signalisiert, dass sie Ambitionen haben und dass der Weg beim VfB irgendwann einmal zu Ende ist. Wie Anton zum BVB ging, ist letztlich unwürdig. Sein erstes Statement in Dortmund: unbeholfen, lachhaft.

In seinen vier Jahren beim VfB spielte Anton eine gute Aufstiegssaison 2020/2021, mit ihm und ein bisschen auch wegen ihm sind wir zwei Mal dem Abstieg gerade so von der Schippe gesprungen. Seine Prime hatte er als Kapitän, Leader und Abwehr-Chef in der zurückliegenden Runde. Wir sind dankbar für seine vier Jahre beim VfB, haben ihn sogar in unsere Traum11 2014 bis 2024 gewählt. Und was waren wir für ihn? Eine Durchgangsstation zur nächsten Stadt, in der er sich wohl fühlt. Zum nächsten Verein, zur nächsten Liebe, bei der Statussymbole oder Geld nicht so wichtig sind. Das müssen wir nicht gut finden, aber wir müssen damit leben.

Waldemar Anton wird damit leben müssen, dass sein Empfang am vierten Spieltag im Neckarstadion nicht gerade freundlich sein wird (wie es ausgeht, haben wir hier geschrieben). Aber er wird mit den Schultern zucken, so wie er es in vielen Interviews nach dem Spiel gemacht hat. Und es wird wieder unbeholfen wirken.


In den letzten zehn Jahren gab es gute und schlechte Zeiten. Das haben wir anläßlich unseres zehnjährigen Blogiläums in einem Magazin zusammen gefasst. Wir würden uns freuen, wenn ihr unser 68 Seiten starkes Vertikalmagazin bestellt und uns damit unterstützt.

Zum Weiterlesen:
Rund um den Brustring meint: “Es ist immer wieder erstaunlich, wie schlecht die Fußballbranche sich teilweise kommunikativ präsentiert — und sich dann über emotionale Reaktionen jener wundert, für die das Spiel mit Emotionen eben nicht nur ein Geschäft ist, sondern wirkliche Emotion.”

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12 Kommentare

  1. Jochen sagt

    So ist das. Der VfB hat recht, wenn er sich bei Waldi für 4 tadellose Jahre mit vollem Engagement bedankt. Dafür wurde er anständig bezahlt. Jetzt hat er die Möglichkeit sein Gehalt zu verdoppeln. Er ist Profi, das heißt er kickt für Geld. Nicht für die Ehre, nicht für Anstand sondern für Asche. Unser verletzter Stolz und unsere Enttäuschung sollten uns nicht verleiten mit Schmutz zu werfen. Was sollen Diehl, wolltemate, Chabot, etc. denken, die auch aus diesem Grund (nicht nur) zu uns kommen. In Köln, Bremen,evtl. Augsburg sitzen auch viele Fans, die enttäuscht sind. Und jetzt noch Guirassy, der als fast gescheiterter Profi zu uns kam und dem VfB sicher dankbar ist, diese große Gehaltschance in Dortmund bekommen zu haben. Dafür hat er uns in die CL geschossen. Win/Win. Schauen wir nach vorne und akzeptieren den Profifußball wie er ist. Lebba geht weiter, sagte ein hessischer Fussballphilosoph. Und vielleicht kommt es ja besser für unseren tollen Verein, als viele befürchten. Falls nicht, ist es wie immer 😂

  2. Divina33 sagt

    Es geht doch nicht darum, dass einer weiterzieht wie Endo, Ito oder auch Guirassy.
    Die haben einfach die Klappe gehalten und auch abgeliefert.
    Aber wenn ich jetzt höre:

    “Es ist ein unglaubliches Gefühl, der BVB ist ein Riesenverein. Er hat unglaubliche Fans. Es ist für mich etwas Besonderes gewesen: Einer der größten Vereine ist auf mich zugekommen….” Wenn man erfolgreich ist, was für ein Riesenverein das ist…”

    Wenn er diese Art von Gebabbel nicht erst vor ein paar Monaten in Stuttgart abgelassen hätte wäre ja alles gut…. (siehe Endo, Ito, Guirassy).

    Echt peinlich!

    Jetzt hoffe ich nur, dass wir für Führich auch noch einen Abnehmer finden, damit Ruhe ist.

    Und hoffentlich liefert jetzt der neuer Vorstand (Frau Gönner) der AG ab. Es sind noch über 25% der AG Anteile zu vergeben – und das war ja der Grund der Ausgliederung: Geld sollte hereinkommen.

    • @buzze sagt

      Eigentlich sind 21,8 % der möglichen 24,9 % der AG-Anteile bereits veräußert worden und Frau Gönner sitzt nicht im Vorstand, sondern im Aufsichtsrat.

      • @abiszet sagt

        Mehr als 24,9 Prozent Anteile kann die AG nur verkaufen, wenn die Hauptversammlung des eV mit 75 plus einer Stimme dies bewilligt.

  3. Marcus Fichter sagt

    Ich bin ein bisschen zwiegespalten. Einerseits wünsche ich Anton am ersten Spieltag einen offenen Schien – und Wadenbeinbruch incl. Kreuzbandriss. Auf der anderen Seite denke ich mir, wenn ich früher für ein und denselben Job das Doppelte oder gar noch mehr Kohle bekommen hätte, was interessiert mich dann mein Geschwätz von gestern.
    Jeder von uns hätte es in der Situation gemacht.

    Ich denke, ihr habt das wieder perfekt zusammengefasst. Auf meinem Trikot steht schon ewig kein Spielername mehr, nur der Verein.

    Und Fußballromantik kommt bei mir nur noch sehr selten auf. Diese Zeiten sind vorbei. Der Fußball wird für mich immer mehr, für was er immer vorgesehen war…die schönste Nebensache der Welt !

  4. Konny sagt

    Das A(nton) – Thema ist in der Tat hochexplosiv.

    Es fühlt sich ein bisschen so an, als hätte ein Ehemann einer Ehefrau (oder umgekehrt) ewige Treue versprochen und geht per nächster Gelegenheit fremd. Es sind unsere Gefühle, derer Anton sich bediente…

    Gehe davon aus, dass das Glück mit der „echten Liebe“ nicht größer wird, wenn man(n) sich nicht im Frieden getrennt hat. Da hilft auch mehr Geld nicht… Nachdem selbst unser Trainer unsere Gefühle teilt oder zumindest seine Enttäuschung kaum zurückhalten kann, sieht es nicht nach friedlicher Trennung aus… ohne die Glaskugel zu bemühen wird er sich sehr schnell unser Trainerteam zurück wünschen. Bei allem Respekt für Sahin sehe ich das kritisch…

    Die intelligentesten Interviews hat Anton ohnehin nie gegeben und höchstwahrscheinlich „nur“ nachgeschwätzt, was ihm einer vorgekaut hat…

    Sei es drum, Chabot legt Serhou lahm, Anton sieht glatt rot, weil er Silas nicht hinterher kommt und wir gewinnen auch das vierte Spiel gegen DO ⚽️🤣 ganz chillig…

  5. drhuey sagt

    Was an Antons unbeholfenen ersten Worten im gelben Trikot deutlich wird ist doch, wie entfremdet von ihrer Bedeutung und austauschbar die Phrasen geworden sind. Dies ist übrigens nicht nur im Fussball so, sondern eine allgemeine Entwicklung im Sprachgebrauch. Man denke nur an die inflationäre Verwendung von Begriffen wie “unfassbar”, “unglaublich” oder Superlative im allgemeinen. Ich klinge wie ein Boomer und darf das auch, aber Vanillepudding hat früher keiner GELIEBT. Geliebt hat man Menschen oder den VfB; Vanillepudding hat man gemocht oder gerne gehabt. “Unser” Anton wollte halt auch mal emotionalisieren und hat sich etwas aufschreiben lassen. Und jetzt möchte er deren Waldi sein. Wir lernen, dass mit den verdienten Summen der moralische Kompass nicht zwangsweise besser eingestellt wird, und ich denke man kann von einem Anton einfach auch nicht erwarten, dass er sich der Wirkung seiner mühsam artikulierten Sätze bewusst ist. So entlassen wir ihn an den grösseren Futtertrog, danken ihm für seine starken Leistungen im VfB-Dress und wünschen ihm…nichts.
    Ich lasse mir den Spass am Fussball im allgemeinen oder an den “unfassbar” ;) guten Einzelkönnern wie Millot, sowie an Top-Mannschaftsleistungen nicht verderben. Aber Trikots mit Namensflock sind wie aus der Zeit gefallen.

  6. Divina33 sagt

    Danke VfB!

    Ich bin mit Hannover in die 2. Bundesliga abgestiegen und ihr habt an mich geglaubt und habt Holger aussortiert. Ich durfte auch bei euch weitermachen als ich mit euch um ein Haar erneut den Gang in die zweite Liga antreten mußte und ich wurde euer Kapitän. Wir errangen die Vize-Meisterschaft und ihr spielt CL. Dann durfte ich als VfB-Spieler sogar an der Heim-EM Teilnehmen. Vielmehr geht nicht.

    Ach ja, da war ja noch was.
    Liebe BVB-ler ich bin jetzt euer neuer Waldi.
    Und ja der BVB ist ein Riesenverein mit unglaublichen Fans und fetter Kohle. Im Übrigen mag ich den Ruhrpott und Dortmund, bin schließlich selbst in Almalyk geboren. Eisen liegt bei mir im Blut. Lieber BVB-Fans ich bin’s der Waldi und freue mich auf viele Jahr mit euch. Aber ihr wisst ja, das Worte nur Schall und Rauch sind und ja ich fühle mich hier schon total wohl. Man nimmt mich hier in Dortmund herzlich auf. Die haben wegen mir sogar noch weitere Kohle gefunden:

    “Mit der neuen Partnerschaft bekennt sich der Verein zur gesellschaftlichen Bedeutung des Themas Sicherheit und Verteidigung” (Hans-Joachim Watzke zur Partnerschaft mit …. Rheinmetall).

    Weiteres zum meinem Profil findet ihr unter ran.de:
    Waldemar Anton vom VfB zum BVB: Am besten einfach den Mund halten.

    Herzlichst euer Ex

  7. Konrad sagt

    Ich will ja jetzt nicht schadenfroh sein, aber dass Serhou durch den Medizincheck fällt find ich irgendwie witzig, was ist jetzt, wenn Dortmund ihn nicht will, bleibt er dann bei uns?
    Wollen wir ihn dann noch 🤔

    • Jochen sagt

      Aber sicher. Mit nur einem Bein macht der mehr Tore als jeder BvB Stürmer 😂

  8. Kat sagt

    But how do we know the dancer from the dance?

    Ein schwieriges Unterfangen, einen “Club” zu lieben. Ein leeres Konstrukt, bestehend aus gestutztem Rumpfverein und betriebswirtschaftlich beherrschter AG. Nur seelenlose Strukturen, die aus dem Hintergrund durch mehr oder weniger sichtbare Puppenspieler gesteuert werden. Wer kann so einem Gebilde auf welche Weise Liebe entgegenbringen?

    Meine persönliche Liebe für den VfB beruht auf emotionalen Erfahrungen und Erinnerungen. Auf Frust, Begeisterung, Desillusion, Trauer, Ekstase, Zorn, Hoffnung. Das lässt sich nicht von einem substanzlosen System “Club” auslösen. Das passiert durch Menschen. Eine lange Reihe von Menschen (auf dem Platz und auf den Rängen) sind die Auslöser und Vermittler von allem, was mich an den VfB bindet. Es sind die, die ich verehrt aber auch verachtet, bewundert aber auch verflucht habe, die die mir unfassbar wichtig aber auch gleichgültig waren. Die, die versagt haben, Erfolg hatten, enttäuschten oder mitrissen, deren Abgang kalt ließ oder verletzt hat.

    Anton ist einer dieser Menschen. Einer, der brutalst enttäuschte, weil er vorher auf so vielen Ebenen verzaubert hat. Er ist eine Erfahrung, die verletzt hat. Und trotzdem ist es eine, die die Bindung zum VfB für mich persönlich stärker macht.
    Nur Menschen können das.

    We can’t know the dancer from the dance.

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