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Gegen den VfB ist kein Kraut gewachsen

Platz 3 vs. Rang 12. 27 Punkte gegen 11. Serhou Guirassy (15 Tore) und Deniz Undav (7) gegen Marvin Ducksch (5) und Rafael Borré (3). Eigentlich eine glasklare Sache. Der VfB mit einem Lauf, Werder Bremen eher mit einem Einlauf. Kann der VfB im Stile einer Spitzenmannschaft so ein Spiel gewinnen oder reicht es dafür (noch) nicht? Der VfB kann und präsentierte sich erstaunlich reif, auch wenn die Partie viel zu lange offen bleib, weil die Chancenverwertung nicht mehr der von Anfang der Saison entsprach.

Das Spiel gegen Bremen wurde in erster Linie auf eine Begegnung reduziert, in der erstmals Guirassy und Undav in der Startelf standen. Das ist natürlich die übliche mediale Zuspitzung, denn der VfB ist mehr. Mit Enzo Millot bilden die beiden ein magisches Dreieck. Ebenso magisch verteidigen Dan-Axel Zagadou, Waldemar Anton und Alex Nübel, während im Mittelfeld Atakan Karazor und Angelo Stiller den Rhythmus bestimmen und das Spiel des VfB strukturieren. Und Neu-Nationalspieler Chris Führich? Der erstaunlich starke Maxi Mittelstädt? Der gegen Bremen sehr auffällige Silas? Der ewige Pascal Stenzel? Der VfB ist eine Mannschaft. Ein Team, das sich gegenseitig hilft, in dem bei aller Konkurrenz gegönnt wird und in dem jeder weiss, was er zu tun hat.

Trotzdem waren alle Augen auf Guirassy und Undav gerichtet. Die bewiesen, dass sie nicht nur persönlich miteinander können. Sie wollten es gut machen, doppelte Doppelpässe wurden gespielt, Bälle füreinander aufgelegt, aber alles musste mit einem Schleifchen verziert werden. Das sah auch Undav so: „Wir hätten ein bisschen mehr schießen müssen, anstatt immer zu zocken mit Doppelpass, Doppelpass. Aber das kommt mit der Zeit. Am Ende sind die drei Punkte das Wichtigste.“ Das mit Undav sowieso Liebe auf den ersten Kick, wir haben schnell unseren neuen Schatz gefunden, ohne lang zu bruddeln. Geht es Euch auch so: Man hat Bock, ihn in den Arm zu nehmen und stundenlang zu knuddeln?

Undav machte das 1:0, alle sprechen darüber, Nationalmannschaft, wer ruft als Erstes an, es ist immer das selbe seit Wochen. Den größten Anteil an der Führung hatte sowieso Anton. Er holte sich den Ball hinter der Mittellinie, marschierte mutig Richtung Tor, wagte einen Schuss, den Bremens Schlussmann Michael Zetterer vor die Füße Undavs abwehrte. Das Tor als Ergebnis eines aggressiven Pressings, das der VfB in der ersten Halbzeit zeigte: Immer hellwach, immer im Game, immer online, so entstanden einige Umschaltmomente, vor allem mit Silas in der Hauptrolle.

Das Problem: Der VfB nutzte seine Chancen nicht.
13:1 Schüsse in der ersten Halbzeit. Der VfB ließ Bremen so aussehen wie Dortmund vor einigen Wochen, doch gerade Guirassy ließ einiges liegen. Aber eigentlich war das egal. Zu viel Spaß machte es, der Mannschaft zuzusehen. Geschwindigkeit, Pressing, Spielfreude, Zweikampfstärke, Passicherheit, Kombinationen wie am Schnürchen. Werder Bremen war mit allem überfordert, nie kam das Gefühl auf, der Sieg könnte in Gefahr geraten.

Der VfB musste für sein Kraut-Trikot einige Kritik einstecken.
Aber letztlich sorgte das Sondertrikot von Künstler Tim Bengel für das entscheidende 2:0. Wenn man den Bremern glauben darf und insbesondere deren Keeper Zetterer, der echt sauer(kraut) war. “Ich spiele den Ball rüber, weil ich natürlich weiß, dass der Führich nicht auf der Position steht, und in dem Moment wird er anscheinend reingelassen. Ich habe den Spieler gar nicht gesehen. Auf der Bank hinter Stuttgart haben alle schwarze Jacken, und die haben ein schwarzes Trikot an.“ Der Jammerklang eines Geschlagenene, eine ziemlich jämmerliche Ausrede für den fürchterlichen Pass, den Zetterer spielte. Wen wollte er überhaupt anspielen? Den freien Raum? Oder sollte der Ball ins Aus gehen, da weit und breit kein Bremer in der Nähe war? Gegen Führichs Antritt war jedenfalls kein Kraut gewesen, die Abwehr der Bremer sowieso nur Kraut und Rüben und die Aktion von Niklas Stark gegen Guirassy: einfach dämlich. Der Elfer des Goalgetters: wie immer saucool.

Der Rest war aktives Auslaufen, die Mannschaft wollte Nübel auch die Gelegenheit geben, sich ein bisschen aufzuwärmen.

So sorgte das Kraut für die Entscheidung. Wahrscheinlich zu viel der Ehre, dem Filderkraut wurde es schon peinlich, das ständig über es gesprochen wurde anstatt es zu essen. Letztlich sind für den VfB Siege sein Gemüse. Am Mittwoch wird der VfB im Pokal gegen Dortmund zum Glück wieder in Weiß antreten, das schwarze Heimtrikot war gegen Bremen auch sehr gewöhnungsbedürftig. Ob die Borussia wie in der Liga hergespielt wird, darf bezweifelt werden. Für den VfB die nächste Chance, sich weiter zu entwickeln.

Wenn man die Saison bisher betrachtet, muss man sich fragen: Wo soll die Entwicklung noch hinführen?

Zum Weiterlesen:
Unser VertikalGIFF: Cool geblieben!

Guirassy, Undav und Millot: Das magische Dreieck 2.0?

Rund um den Brustring spricht von einem souveränen Sieg und kommt sich albern vor, vor dem Spiel immer zu befürchten, dass jetzt der “Tag gekommen ist, an dem der Gegner den VfB auf dem falschen Fuß erwischt.”

Bild: Daniel Kopatsch/Getty Images

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12 Comments

  1. Clemens says

    Dein Faible für deutschen Hip-Hop der späten 90’iger ist unverkennbar, Andreas 😉. Die Absolute Beginners sind natürlich auch großartig!

    Zum Spiel: es ist beruhigend zu sehen, dass sich die Last derzeit auf mehrere Schultern verteilen lässt. Aktuell ist Führich nicht mehr so zielstrebig wie noch zu Saisonbeginn, dafür hat Silas gestern ein gutes Spiel gezeigt, wenn man seine Abschlüsse außer Acht lässt. Allerdings kann man bei der gestrigen Startaufstellung im späteren Spielverlauf kaum noch personell nachlegen. Abgesehen von Leweling gibt es auf der Bank keinen Offensiven, der noch einmal ein neues Momentum ins Spiel einbringen kann. Jeong ist leider überhaupt kein Faktor. D.h., man sollte bis zur 70. Minute in Führung liegen, um dann mit defensiven Wechseln (Stiller, Vagnoman, Rouault) die Punkte festzumachen.

    • @abiszet says

      Hi Clemens, ich dachte, ein Textauszug von Jan Dealy – ausgewiesener Werder-Fan – wäre ganz passend. Schön, dass Du es entdeckt hast.

      • „Das mit Undav sowieso Liebe auf den ersten Kick, wir haben schnell unseren neuen Schatz gefunden, ohne lang zu bruddeln. Geht es Euch auch so: Man hat Bock, ihn in den Arm zu nehmen und stundenlang zu knuddeln?“ 😍

  2. Konny says

    Wieso zieht der VfB eigentlich nicht (endlich) die Kaufoption für Undav, mit den Porsche Milliönchen müsste das doch möglich sein 🤔 ich find Undav auch voll süss, möchte ihn nicht wieder hergeben 🥹🙏

    Was ist mit Serhou passiert, da waren aber einige 100 Prozenter dabei?

    Zitat eines Bremer Spielers, weiss nicht mehr wer…. „so hat uns bisher „nur“ Bayern hergespielt“ 😇

  3. soundzecke says

    Wir haben die jüngste Mannschaft der Liga, spielen aber als hätte jeder einzelne Spieler schon 100 Länderspiele auf dem Buckel.
    Ist schon ein bißchen verrückt.

  4. Gregor says

    Guirassy hat seit genau 6 Wochen nicht mehr aus dem Spiel getroffen. Das ist nicht schlimm aber langsam sollte man sich damit abfinden dass er (nur) ein überdurchschnittlich guter Stürmer ist der im Herbst 2023 einen außergewöhlichen Lauf hatte und eben nicht der neue Lewandowski oder Haaland. Immerhin: dass wir einen sicheren 11er Schützen gut gebrauchen können haben die Wochen gezeigt in denen er gefehlt hat …

    • Konrad says

      Bei Serhou befürchte ich auch fast, dass er ein bisschen den Boden unter den Füssen verloren hat und ihm der Hype nicht besonders gut tut. Unser aller Lothar hat dahingehend Recht, dass er so wie hier nicht mehr verehrt und gefeiert wird. Und es nirgends mehr so gut hat…

      Denke, dass das auch und sogar Endo unterschätzt hat, vom ersten gefeierten Mann und Kapitän erstmal auf die Bank. Man las gestern, dass er wieder zurück in die Bundesliga möchte. Würde er noch zu uns passen? Nachdem Ata grad erst noch erzählt hat, dass er lieber mit Stiller spielt🤔

      • soundzecke says

        Ich denke eher das sich Undav und Serhou in diesem Spiel ein wenig an ihren bis dahin gelungenen Aktionen mit Schleifchen drum euphorisiert haben.
        Deshalb fehlte dann bei den Großchancen die Stringenz weil man zaubern wollte.
        Ich bin überzeugt davon das beim nächsten Spiel einfach wieder konsequenter abgeschlossen wird.

  5. Marcus Fichter says

    Die Lobeshymnen werden immer lauter und wenn selbst der Gegner davon spricht, daß außer den Bayern keine Mannschaft die Bremer so hergestellt hat ( Marko Friedl ), dann scheint es langsam wahr zu sein, der VfB etabliert sich als Top-Team in der Liga. Einzig die Torausbeute ließ gegen Bremen zu wünschen übrig, ich hoffe mal, dass sich die Jungs das ein oder andere Tor für den BVB aufgehoben haben.

    Ich will gar nicht auf einzelne Spieler eingehen, weil alle besser waren als der gegnerische Spieler. Als Mannschaft macht der VfB mittlerweile der Liga Angst.

    Ich freu mich auf ein tolles Spiel am Mittwoch !

  6. Achim Herzblutfan says

    Liebe Miteiferer/-innen,
    zu Fritz: Chancenwucher hatte auch schon der FCB zu beklagen. Eine Lerche macht noch keinen Frühling.
    Serou ist eben nebenberuflich auch noch Mensch. Der wird die Liga noch das Fürchten lehren.
    Bin gespannt welche Nuss Alonso unserem SH zu knacken gibt. Werde den VfB am Sonntag (natürlich auch am Mittwoch) im Stadion lauthals unterstützen bis ich heiser bin.
    Ich bin gerade ein rundum glücklicher VfB-Fan.

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