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Gegen Leverkusen muss man nicht gewinnen

Die gute Nachricht vor dem Spiel: Stefan Kießling sitzt nur auf der Tribüne. Er war es in den letzten Jahren, der immer sein Tor gemacht hat gegen den VfB. Die schlechte Nachricht kurz nach Spielbeginn: Der VfB setzt seine Serie der frühen Gegentore fort. Die Lernkurve beim VfB erscheint nicht besonders steil. Die wenig überraschende Nachricht: Der Champions League-Kandidat Bayer Leverkusen ist besser als der Aufsteiger VfB Stuttgart. Den Qualitätsunterschied macht der VfB mit enormem Einsatz wett und holt sich damit einen hochverdienten Punkt.

Apropos Lernkurve: Das 0:1 ist bereits das dritte Gegentor in dieser Saison nach einer Flanke. Und es ist ja nicht so, dass es unbekannt wäre, dass Patrik Schick ein sehr guter Kopfballspieler wäre. In der 60. Minute fast das 0:2 nach demselben Muster: Alario kommt völlig frei zum Kopfball, Waldemar Anton und Konstantinos Mavropanos schauen zu. Der Grieche feierte dennoch ein gelungenes Debüt: autoritär in der Defensive, mit angedeuteten Lucio-Ansätzen bei seinen Offensivaktionen, durchsetzungsstark im fremden Strafraum, unter anderem mit einem Lattenkopfball.

An Einsatz und Willen mangelt es dem VfB gegen Leverkusen überhaupt nicht, aber offensiv ist das Ganze vielfach ungestüm, meist unkoordiniert, übermotiviert. Stellvertretend stehen dafür Silas und der eingewechselte Tanguy Coulibaly, die versuchen, durch die gegnerischen Abwehrreihen zu flippern und mehr hängen bleiben als sich durchsetzen. Aber für Aufregung sorgen sie und für Spaß bei den Fans.

Wieder kommt mit der Einwechslung von Philipp Klement in der Schlussphase mehr Zug rein, alleine seine Standards haben eine ganz andere Qualität als die von Gonzalo Castro. Sasa Kalajdzic belohnt sich dann für seine aufopferungsvolle Arbeit: er ist der erste Pressingspieler, macht unendlich viele Meter und einige Bälle fest, er verteilt sie gut, lässt sich ins Kombinationsspiel einbinden und ist gleichzeitig torgefährlich. Beim 1:1 steht er eine halbe Minute in der Luft und platziert den Ball clever im langen Eck. Unser vp-man of the match. Wenn man dann noch seine Interviews sieht und liest, dann will man den Mann spontan einfach nur umarmen (klar, geht wegen der derzeitigen Abstandspflicht nicht!). Es wird auch Zeit für einen Spitznamen. Ich muss immer an eine Giraffe denken … und Ihr so?

Den vp-man of the match ganz knapp verpasst hat Gregor Kobel. Er hält das Spiel lange offen und verhindert gegen Diaby, Alario und Karim Bellarabi vielfach einen größeren Rückstand. Souverän wirkt er, gelassen, seriös, und wenn er den Ball am Fuß hat, muss ich mir auch keine Sorgen machen. Schön auch, mal wieder Ata Karazor zu sehen. Er war in der Endphase der Zweitligasaison ein wichtiger Stabilisator und bis zum dritten Spieltag in der Versenkung verschwunden.

Fazit: Der VfB hat verstanden, dass er gegen bessere Gegner mit Leidenschaft dagegen halten muss. Die völlig unangebrachte und lange verbreitete Einstellung, dass man gegen bestimmte und scheinbar übermächtige Gegner nicht gewinnen beziehungsweise punkten muss, scheint der Vergangenheit anzugehören. Es fühlt sich an, als wäre es ein neuer VfB.

Foto: Adam Pretty/Getty Images

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8 Kommentare

  1. Jörn sagt

    Ich finde auch , das es sich wie ein neuer VfB anfühlt. Klar machen die Jungs einen Haufen Fehler….aber es werden Chancen kreiert, es werden Bälle zurückerobert, es wird gekämpft und wenn ein Spieler wie Silas raus muss, wird unser Spiel nicht schwächer. Also ich bin(sonst natürlich auch) stolz auf sie geile Truppe und stolz VfB Fan zu sein. Die sind mit ihrem Herz dabei….

    • Ganea sagt

      Es sind natürlich erst drei Spiele, aber genau so will ich meinen geliebten VfB auch sehen. Kämpferisch und aufopferungsvoll. Ich bin wirklich stolz auf die bisherige Leistung und sehr froh, dass die ganzen Bruddler und Schwarzmaler wohl doch falsch gelegen haben.
      Ich hoffe einfach, dass der VfB die Ruhe behält und um Hitz und Matarazzo langfristig etwas aufgebaut wird.

  2. Gerd Witt sagt

    Über Jahre bin mal mehr mal weniger unzufrieden nach Hause gegangen doch diese geile junge Truppe die klar noch Fehler macht lässt mich Montags wieder stolz zur Arbeit gehen

  3. drhuwy sagt

    Also, wenn es ums Umarmen von VfB-Spielern ging, stünde Coulibaly bei mir an erster Stelle. Wenn er in den nächsten 12 Monaten nochmal einen solchen Sprung machen kann wie in den vergangenen dann haben wir so viel Spass. Er steht mit seinem ständigen Bemühen sinnbildlich für die neue Mannschaft: es sieht oftmals unausgegoren aus, aber es wird weiter etwas probiert. Das Gefühl hatten wir soo lange nicht mehr. Der zweite in der Reihe wäre Mavropanos. Es hat auch bei ihm natürlich nicht alles geklappt, obwohl er eine andere Kategorie wie die vielen Talente ist. Dennoch wünsche ich mir jetzt schon er könnte längerfristig das Gesicht der neuen VfB-Abwehr werden. Attitüde, Konsequenz, Präsenz top. Generell scheint es sehr viel positive Energie auf dem Platz zu geben und, der Bann, dass sich alle neuen Spieler beim VfB verschlechtern, scheint auch beendet zu sein. Das macht sehr viel Spass.

  4. Motzbackenbruddler sagt

    Das hat sich gestern wie ein Sieg angefühlt gegen die Werkself, gegen die man nun wirklich nicht gewinnen muss, aber kann. Mich ärgert nur die anfängliche Schlafmützigkeit der Abwehrkette in den letzten 3 Spielen. Auch Kobel wirkt da nicht immer sicher. Bitte in den Griff kriegen!

  5. Clemens sagt

    Das Positive vorweg: Mir imponieren Wille und Einsatz der Mannschaft des VfB, sich in jedem Spiel nach Rückschlag wieder heran zu kämpfen. Dass sich dieser Einsatz am Ende auch zumeist in Punkten niederschlägt, ist ein guter Lerneffekt für diese junge Truppe und schafft Anreize für die Zukunft. Wenn man dann berücksichtigt, dass man den besten Offensiv-Spieler in Person von Gonzalez noch in der Hinterhand hat, kann man von einer weiteren Steigerung im Offensivspiel ausgehen. Und auch von Thommy, Egloff, Cissé und vielleicht auch von Ahamada kann ja vielleicht noch der eine oder andere überraschende Impuls kommen.

    Was zu hoffen bleibt, dass die Defensive um Kempf, Anton, Kaminski und Mavropanos zeitig ihre Fehler in der Raumdeckung abstellt, denn diese hohe Anzahl an Fehlern in der Verteidigung von Standards und generell bei hohen Bällen im eigenen 16’er kann uns am Ende den Klassenerhalt kosten, zumal wir gegen die Lewandowskis und Haalands der Liga noch gar nicht gespielt haben und diese Spieler-Kategorie sicherlich weniger zögerlich ihre Chancen nutzen wird, als es die Stürmer von Leverkusen, Mainz und Freiburg bisher getan haben.

    Aber unterm Strich dürfen wir alle zufrieden sein. Die Ergebnisse passen und die Spielweise entschädigt für viele Leistungen aus den zurückliegenden 2 Jahren.

  6. Fritz Lee sagt

    Man of the Randnotiz, toll dass sich Roberto Massimo nicht Neymaresque am Boden gewunden hat. Der alte Zwicker Bellarabi sollte so eine Aktion nicht passieren und sich dafür eigentlich schämen…

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