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Im Style einer Betriebsmannschaft

Ein neues Trikot ist immer wie eine Fashion-Show. Die VfB-Fans sitzen in der Front Row und schauen mindestens so grimmig wie Vogue-Chefin Anna Wintour. Wird das neue VfB-Trikot eine Style-Sünde oder zum Fashion-Favourite?

Regel 1 im Fashion-Guide: Um einen rosafarbenen Anzug zu tragen, muss man in Miami leben oder Don Johnson heißen (remember die Serie Miami Vice?). Regel 2: Ein Trikot mit einem roten Brustring und VfB-Logo ist immer ein schönes Trikot und kann zu jeder Gelegenheit und überall getragen werden.

Das sogenannte „First“ (oder “Heimtrikot” wie wir älteren sagen) überraschte in der Vergangenheit selten mit ausgefallenen Looks: Weißes Trikot, roter Brustring, mehr braucht es nicht. Und 2021/2022? Der VfB präsentierte jetzt das neue Outfit und bezeichnet es selbst als “eine Verbindung zwischen traditionellen Farben und modernen Details“. Schauen wir mal im Detail drauf, wie so Mode-Blogger.

Farben:
Weiß und rot. Plus schwarz am Kragen, am Brustring und an den Ärmeln. Das gabs so ähnlich in der Saison 2017/2018. Damit wurde immerhin der siebte Platz erreicht. Würden wir nehmen.

Roter Brustring:
Klar, was sonst. Es wirkt allerdings so, als ob er etwas schmaler geworden wäre. Vor allem für Größen ab XL könnte das vorteilhaft sein.

Firlefanz:
Jede Menge. Geometrische Designelemente am Ärmel, am Kragen – und tatsächlich auch am Brustring. Das gabs noch nie und ist, ja was eigentlich: eine Geschmacksverirrung? Innovativ? Auf alle Fälle ungewöhnlich.

VfB-Logo:
Traditionalisten kennen nur eine Platzierung – in der Mitte. Aber die ist schon besetzt durch den Sponsor. Deshalb links über dem Brustring, dort wo unser Herz für den VfB schlägt.

Kragen:
Verspielt, im Jako-Style, dafür sind sie bekannt, schwarz-rot. Außen mit VfB und innen mit „furchtlos und treu“.

Typo:
Modern, plakativ, angriffslustig.

Sponsoren-Logo:
Daimler hat wohl gesagt – „Macht den Stern plakativer!“. Ist gelungen, aber ziemlich brachial. Man sieht, wer beim VfB das Sagen hat. Hoffentlich gibt’s mehr Geld.

Hose:
Logisch, ohne aufzulaufen, wäre dann doch sehr mutig. Mutig allerdings ist die Farbe: kein weiß, wie es VfB-Tradition ist, sondern schwarz.

Gesamtwirkung:
Was ist es nun: Style-Sünde oder Fashion-Favourite? Auf alle Fälle gewöhnungsbedürftig. Auf den ersten Blick etwas trashig und sowieso keine Chance gegen das Rainbow-Trikot. Der Mercedes-Stern ist das Fashion Statement, fast könnte man meinen, der VfB sei ein Werksclub. Die Kombination weißes Trikot und schwarze Hose gab es in der Vergangenheit nur in Ausnahmefällen und bricht mit der rein weißen Tradition und führt zur Frage: Ist das noch der VfB?

Marketing:
Erstaunlich, dass der VfB keine große Story in einem emotionalen Video zum neuen Trikot erzählt. Wie diese geometrischen Designelemente auf einem Bierdeckel in einer Cannstatter Schenke von 1893 gefunden wurden, welche enorme Bedeutung die Farbe schwarz hat und überhaupt die meisten Auswärtssiege sowieso mit schwarzer Hose geholt wurden.

“Das neue Heimtrikot ist eine Hommage an die beliebten Trikots der 80er und 90er Jahre” sagt der Sponsor, während der Ausrüster meint: “Die Anlehnung der grafischen Details an das Württemberg-Wappen verdeutlicht die Heimatverbundenheit des Vereins.” Wir sagen: Da gab es schon bessere Storys. Sehr gut hingegen ist, dass in dieser Saison alle Trikots aus recyceltem Material hergestellt werden.

Alle Brustring-Victims haben die Möglichkeit, eine exklusive Fan-Edition zu ergattern: Diese besteht aus einer hochwertigen Trikotbox und einem passenden Schlüsselanhänger im Look des neuen Heim-Sets. Die Stückzahl der Trikotbox ist auf, ja klar, 1893 limitiert und nur für Mitglieder und Dauerkartenbesitzer verfügbar. Das neue Trikot kostet 79,99 Euro (Mitglieder 75,99) und ist ab sofort beim VfB bestellbar. Wir sagen: Geil! Der Schlüsselanhänger kommt dann gleich zur Münze, die es mit dem auf eine unbekannte Anzahl limitierte Ur-Trikot gab.

Bilder: VfB Stuttgart

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1 Comment

  1. Bernd says

    Bei mir waren die ersten Assoziationen bei dem Logo “Erdöl” und “Argentinien”. Weiß nicht, ob das aus PR-Sicht so günstig ist.

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