Beliebt, Spielbericht, VfB
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Love is in the air!

Ich weiß nicht, ob ihr das kennt, spontan verliebt zu sein. Bei mir passiert am Freitag Abend bei Tim Walter, Ata Karazor, Philipp Klement, Maxime Awoudja und Orel Mangala. Ok, bei ihm war es zuletzt eher so eine Fernbeziehung, die ich am Freitag aufgefrischt habe. Spontan verliebt heißt Falling in Love Knall auf Fall, das Spiel und viele seiner Akteure hatten eine Naturgewalt, gegen die ich nichts ausrichten konnte.

Der VfB hat in letzter Zeit viel kaputt gemacht, aber eins konnte er nicht zerstören: Die Liebe der Fans zum VfB. Da ist die Hütte mit 50.000 richtig voll und das nach einer unterirdischen Saison und agierenden Führungspersonal, das ganz offensichtlich an Fans, Supportern und Mitgliedern keinerlei Interesse hatte. Das hindert alle im Neckarstadion nicht, so richtig Stimmung zu machen. Mit zwei Höhepunkten: Dem Eigentor von Awoudja und seiner (völlig unberechtigte) gelb-roten Karte. Nach seinem Missgeschick mit seiner ersten Ballberührung wurde er nicht nur von Mitspielern aufgerichtet, auch aus der Kurve kam sofort Support. Und als der unglückliche Awoudja vom Feld musste, wurde er gar mit Standing Ovations gefeiert. Ich liebe dieses Stadion.

Wie kann man sich in Klement und Mangala verlieben, die erst in der 70. und 88. Minute eingewechselt wurden? Weil sie in ihren wenigen Szenen deutlich aktiver, sicherer und kreativer waren als beispielsweise Gonzalo Castro. Bei Klement sind sein überragendes Spielverständnis und sein super-feiner linker Fuß unübersehbar. Mangala ist einfach clever & cool, auf engstem Raum kann er Bälle behaupten und besitzt eine unglaubliche Präsenz. Sogar eine gewisse Strahlkraft besitzt dagegen Karazor. Es gelingt ihm noch nicht alles, aber man sieht, dass ihn seine spiel-strategischen Fähigkeiten zum wichtigsten Mann für Trainer Tim Walter machen.

Ja, der Walter: Er kann mitreissen, auch die Zuschauer. Aber zuallererst seine Spieler. Die Interviews nach dem Spiel von Daniel Didavi („Er wusste sofort wie er mich anpacken muss, im Gegensatz zu seinen Vorgängern“) und Mario Gomez („Der neue Stil macht uns richtig Spaß, deshalb spielen wir Fußball statt immer dem Ball hinterher zu laufen“) machen deutlich, dass die Mannschaft die mutige und vor allem laufintensive Spielweise komplett angenommen hat und sich den An- und Herausforderungen des Walter-Fußballs stellt. Da macht Didavi einen Fallrückzieher an der Seitenlinie, da arbeitet Gomez nach hinten wie seit 2007 nicht mehr und da spielt plötzlich Borna Sosa mit einer Gelassenheit, die ihm die Möglichkeit gibt, sein enormes spielerisches und technisches Potential zu entfalten. Bester linker Fuß auf der Verteidigerposition in der zweiten Liga, meine Meinung. Spaß ist ein viel verwendetes Wort nach dem Spiel. Bei Spielern, wie auch Zuschauern. Spaß, wann gab es den zuletzt beim VfB?

Bevor ich zu euphorisch werde: Es war gerade mal ein Spiel, gerade mal ein erster Sieg, begünstigt auch durch eine Flatterhand von Ron-Robert Zieler (aber das kennen wir ja). Der Weg zum Aufstieg ist lang und es hat gegen Hannover bei weitem nicht alles funktioniert, gerade in den ersten 15 bis 20 Minuten. Wie bei jeder (neuen) Liebe entwickelt sich das Vertrauen ineinander langsam, wenn man zuvor enttäuscht wurde und es wird auch zu Rückschlägen in unserer Love-Story kommen. Darauf müssen wir uns einstellen. Aber das Hannover-Spiel war ein Anfang. Ein Anfang, der andeutete, für was der VfB stehen könnte: für Aktivität, viel Spielfreude – und für Spaß.

Ganz und gar keinen Spaß macht hingegen die schwere Verletzung von Marcin Kaminski. Gute Besserung!

Unser VertikalGIF zum Saisonauftakt findet ihr hier.

Bild: Getty Images / Bongarts

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6 Comments

  1. drhuey says

    Hat was … der Auftritt lässt jetzt nicht alle Restzweifel verschwinden, aber ich kann mich nicht mehr erinnern wann ich zuletzt das Gefühl hatte, hier wurde ein Kader auf die gewünschte Spielweise abgestimmt und nicht irgendwelche Gelegenheiten am Markt wahrgenommen, um später von einem Unterdurchschnittstrainer in ein sprödes Alibiystem gegossen zu werden. Ich freue mich für Sosa, dessen Gelassenheit ich im Defensivbereich eher nicht so schätze, aber das könnte endlich sein Jahr werden. Klar habe ich mich über Awoudja aufgeregt, das ändert aber nichts an meiner Einschätzung, dass wir hier ein Juwel haben. Die Nummer eins ist für mich noch nicht entschieden. Dazu ist mir Kobel zu unsicher. Aber was haben wir jetzt wieder für Fussballer im Team: nicht auszudenken, wie die Kombinationen aussehen können, wenn das Team noch länger im Wettkampfmodus eingespielt ist und das Zutrauen entwickelt. Insofern kann ich feststellen, dass die verdrückte Freudenträne nach dem Gomez-Tor ein Zeichen ist, dass das mit dem Entlieben nicht ganz so gut geklappt hat und der VfB gerade dabei ist, wie eine Ex zu versuchen, ob er mich nochmal rumkriegt.

  2. Ich hab in der Vorbereitung kein einziges Spiel gesehen von unserem VfB, ich hatte ehrlich gesagt kein Bock, dennoch war ich total aufgeregt am Freitag.

    Viele Neuzugänge hatte ich noch gar nicht gesehen, geschweige denn wusste ich wie man die Namen richtig ausspricht.

    Und ganz ehrlich ich war ehrlich angetan. Wie ihr sagt, jeder wusste eigentlich was er zu tun hat und vor allem wie er das zu tun hat.

    Auch wenn die ersten 15-20 Minuten jetzt nicht gut waren, aber dafür wurde es danach besser und ich war richtig angetan von der Mannschaft.

    Wie oft Santi da vorne zum Abschluss gekommen ist war verrückt, Borna Sosa, genau deswegen haben wir ihn damals geholt. “El Gudde” richtig präsent und Gomez wie früher, Kiste aus dem nichts.

    Ja es war nur ein Spiel aber das hat Spaß gemacht.

  3. Peter Schäuble says

    Kann mich nicht erinnern, in den vergangenen Jahren jemals so zuversichtlich und begeistert aus dem Stadion geschwebt zu sein. Das hat einfach Spaß gemacht. Da bahnt sich was an. Empfinden die Fans um mich herum (Cannstatter Kurve, ziemlich weit oben) genau so. Wird schon der eine oder andere Dämpfer kommen. Egal. Habe jetzt schon nicht bereut, mir zum zehnten Mal hintereinander eine DK geholt zu haben.
    Übrigens: Allen, die das Stuttgarter Publikum immer wieder mies machen woll(t)en – vergesst das. Keine Chance ! Wir haben alles widerlegt, nicht zum ersten Mal. 1893 hey !

  4. Mozy says

    Jetzt mal bitte die Kirche im Dorf lassen; H96 hat sich ab der 25. Minute einfach auch sehr schwach gezeigt. Da kam eigentlich nix mehr, außer der Angriff, der zum Eigentor geführt hat. Leider hat man wieder über weite Strecken sehen müssen, dass Stuttgart zwar Chancen kreieren kann, aber es fehlt immer noch am Durchsetzungsvermögen, sprich jemand der Dinger dann auch reinmacht – das kann bitte nicht nur Gomez sein! Auch die Abwehr und Kobel waren sich nicht immer einig, wer jetzt nun was machen soll… Bin und bleibe noch ein wenig skeptisch. Jetzt gegen Heidenheim wird sich zeigen, was die Truppe gegen eine verschworene und unangenehm aufspielende Zweitliga-Zockerbande reißen kann. Bin da echt gespannt!

    • @abiszet says

      Völlig richtig, Mozy, es war gerade mal ein Spiel. Wobei der Gegner durchaus etwas zu bieten hatte, wie man in den ersten 20 Minuten gesehen hat. Daraus abzuleiten, die gesamte Saison würde gut laufen, ist natürlich verfrüht. Trotzdem ist Freude angesagt, da es ein guter Auftakt war. Wie der Don sagt: “Nur ein Spiel, aber das hat Spaß gemacht”. Gegen HDH wieder ein ganz anderes Spiel: Die sind eingespielt, die sind hochmotiviert und haben mit Frank Schmidt einen abgezockten Trainer (der die Spielweise Walters auch aus der letzten Saison durch die Spiele gegen Kiel kennt).

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