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Raus mit Applaus

“Wir dürfen nicht vergessen, wo wir herkommen” ist eine im Fußball gerne genutzte Floskel. Im Falle des VfB kann man sie allerdings hervorragend mit Substanz füllen, indem man auf den letzten Stuttgarter Auftritt in Leverkusen blickt. Der war im Novemer 2022, an der Seitenlinie stand Michael Wimmer und der VfB verlor chancenlos mit 0:2 (das entscheidende Tor erzielte übrigens Jonathan Tah) und beendete das Kalenderjahr ohne einen einzigen Auswärtssieg in der Liga und verabschiedete sich auf Platz 16 in die längste Winterpause aller Zeiten – und kam mit Bruno Labbadia als Trainer wieder heraus. 15 Monate später sind Leverkusen und Stuttgart die spannendsten Mannschaft der Liga und die beiden Aufeinandertreffen der Teams wurden diesem Anspruch auch gerecht. Aber auch, wenn man sich sehr wohl bewusst ist, wo der VfB herkommt, nämlich aus spielerischer Armut und akuter Abstiegsgefahr, so ist die Niederlage im Pokalviertelfinale mehr als ärgerlich, denn die Chance auf den ersten Titel seit 2007 war historisch groß. Ärgern muss man sich über: Jens Nowotny, der als “Losfee” überhaupt erst dafür sorgte, dass es bereits …

Ein gefühlter Sieg

Es ist 17 Uhr 30 und ich hol’ die große Flasche aus dem Schrank. Dass das ein guter Plan ist, weiß ich, heut’ füll’ ich die Gläser bis zum Rand. Der VfB mit einem 4:2 Sieg in München, Serhou Guirassy mit einem hervorragenden Startelfdebüt, mit drei Toren, einer guten Ausstrahlung, ohne jede Ehrfurcht vor den großen Bayern. Wirklich ein sehr guter Grund zum Feiern. Aber es ist natürlich kein 4:2 Sieg, weil zwei Tore von Guirassy wieder einkassiert wurden, aber immerhin ein gefühlter Sieg. Der Bayern-Kader war teuer, die Überheblichkeit bekommt man gratis mit dazu. Stark ausgenutzt vom VfB. #FCBVfB — Max-Jacob Ost (@GNetzer) September 10, 2022 Mein neues Lieblingsvideo ist übrigens Rinos Reaktion 😂😂 pic.twitter.com/MEke8NZD7i — Philipp (@Philipp43131445) September 10, 2022 Was mich stört, dass es die Bayern Spieler als Majestätsbeleidigung empfinden, wenn man sie nur anschaut – und das auch wild gestikulierend beim Schiri beanstanden. Wie beim vermeintlichen 1:1 durch Guirassy, als Chris Führich bei der Balleroberung im Strafraum den ehemaligen Stuttgarter Joshua Kimmich zärtlich berührt. Wir haben das zu Hause nachgestellt, kein …

Herzlich willkommen, Neuanfang!

Wie es ist, ohne die drei Keyplayer Borna Sosa, Sasa Kalajdzic und Orel Mangala zu spielen, ohne den Signature-Move „Flanke Sosa, Kopfball Kalajdzic“, das haben wir in Dresden gesehen. Das Ergebnis: Eine Runde weiter im Pokal. Die Erkenntnis: Der VfB zeigt einen anderen Spielstil und mit ein bisschen mehr Glück und Konsequenz wäre es ein lockerer Pokalauftritt gewesen. Voraussetzung: bessere Entscheidungen in der Offensive. Ich fragte mich vor dem Spiel: Wird es ein Desaster wie in der Zweitliga-Saison 2016? Oder ein Freakspiel und eine Aufholjagd mit Happy-End wie 2017? Es wird schließlich eine ähnliche Nummer wie am 29. Spieltag der Saison 2019/2020, als der VfB 2:0 in Dresden gewann, nach Toren von Hamadi Al Ghaddioui und Darko Churlinov. Der Nord-Mazedonier erneut treffsicher, er spielt eine Art Hybridrolle, einerseits als zweite Sturmspitze neben Tiago Tomas, aber oft auch eher hinter ihm, um sich am Kombinationsspiel zu beteiligen. Für Churlinov ist es ein Neuanfang nach seiner Leihe zu Schalke 04. Sein Wert für die Mannschaft ist deutlich höher nach seiner Rückkehr aus dem Kohlenpott. Dadurch, dass er …

Erste Hilfe für Bielefeld

Es war die Szene des Spiels: Sasa Kalajdzic eilte mit einer Trage zum verletzten Fabian Klos, weil ihm die Sanitäter zu lahmarschig vorkamen. Die Geschichte des Spiels: Nicht nur Kalajdzic, sondern der ganze VfB zeigte sich bei Arminia Bielefeld als barmherziger Samariter, vergab größte Chancen und ließ zwei Punkte liegen. Eine Geschichte lässt sich immer von verschiedenen Ausgangspunkten erzählen. Beim 1:1 in Ostwestfalen sind es vier: Der Elfmeter in der 25. Minute: So sind nicht wenige VfB-Spiele in dieser Saison gelaufen. Beide Mannschaften neutralisieren sich, es gibt kaum gute Torchancen und dann kassiert man einen unglücklichen Elfmeter. Nur dass dieses Mal der VfB der Profiteur ist, nachdem Patrick Wimmer mit einer idiotischen Aktion einen Eckball unbedingt vor Ata Karazor mit der Armbeuge verteidigen wollte. Ich hatte schon Sorge, als Omar Marmoush den Ball in der Hand hatte, aber Kalajdzic verwandelt den Elfer schließlich eindrucksvoll: selbstbewusst, sicher und sich der Verantwortung für die Mannschaft und den Club durchaus bewusst. Der Österreicher ist gewachsen in den zweieinhalb Jahren beim VfB, glaubt man kaum bei seiner Körpergröße. Der …

So steigst du ab

„Eines kann ich versprechen, diese Mannschaft wird wieder aufstehen“, sagte Pellegrino Matarazzo kämpferisch nach dem Spiel. Sicher, um dann erneut zu verlieren. Willen ist dem Team nicht abzusprechen, aber es fehlt immer etwas. Vor allem Glück. Gegen die TSG Hoffenheim waren es gegen Ende auch Konzentration und Kraft. Es ist frustrierend, jede Woche das gleiche Elend zu sehen. Es ist stets der gleiche Scheiss. Immer schießt einer sein Tor des Lebens, agiert einer unglücklich in einer entscheidenden Situation, fehlt es an letzter Konsequenz und das Ganze auch noch in der Nachspielzeit. Natürlich sind es noch zehn Spiele, aber mir fehlt die Phantasie, wie der VfB noch Punkte holen soll. Weil die Spiele stets gleich laufen. Warum bin ich nach dem Spiel so leer? Dieser Verein lässt mich leiden. Aber er wird mich weiter leiden lassen, weil ich ihn liebe. Für immer VfB. Egal in welcher Liga. — Marc ⎝𝖁𝖋𝕭⎠🇺🇦 (@MarcS1893) February 25, 2022 Am Einsatz lag es nicht, der VfB war gut eingestellt von Trainer Matarazzo, aber selbstverständlich schlug auch wieder das Verletzungspech zu. Vor …

It’s A Hard Knock Life

Dinos Mavropanos war nach dem Spiel untröstlich, sein Blick versteinert. Borna Sosa weinte. Orel Mangala schaute mit leeren Augen auf die Tribüne, verzweifelt auf der Suche nach einer Erklärung. Sven Mislintat, sonst immer zuversichtlich, habe ich noch nie so niedergeschlagen gesehen. Die 1:1-Niederlage gegen Bochum schmerzte allen. Dazu kam noch die erneute Verletzung von Silas für den die Saison schon gelaufen ist, bevor er wieder ganz der alte war. Das ist auch angesichts der Verletzungsvorgeschichte ganz bitter. Völlig egal, ob es sich um einen Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt handelt: Tut uns leid für #Silas und den @VfB! Werd schnellstmöglich wieder fit, wir wünschen alles Gute dafür!🙏 https://t.co/2bNKrJfLCU — VfL Bochum 1848 (@VfLBochum1848eV) February 20, 2022 Wie soll sich der VfB von diesem Spiel erholen? Denn viel falsch gemacht hatte der VfB nicht gegen Bochum. Von den nicht genutzten Torchancen von Mangala und Omar Marmoush einmal abgesehen. Lange konzentriert und diszipliniert aufgetreten, der Matchplan ging auf, den Bochumern in erster Linie das Tempo nehmen. Das ist alles sehr tragisch für den VfB gelaufen. Aber …

Nichts haben und immer nur gut aussehen

Andere holen mal einen Punkt gegen sogenannte große Gegner oder siegen sogar. Bochum zerlegt regelrecht die Bayern, selbst Weinzierls Augsburger siegen gegen den Rekordmeister. Bielefeld gewinnt in Leipzig, Korkuts Berliner holen drei Punkte gegen Borussia Dortmund. Warum gelingt das dem VfB eigentlich nie? Alle die grauen und die eher doofen Spieltage sind prinzipiell eher schwierig zu ertragen. Doch letzten Endes haben wir keine Wahl, denn sie sind in der Überzahl. Da nützt es auch nichts, dass „wir 70 Minuten lang taktisch ein gutes Spiel machen“ (Chris Führich) und „eine geschlossene und kompakte Leistung gezeigt haben“ (Pellgerino Matarazzo). In Dortmund, zu Hause gegen Leipzig, jetzt gegen Leverkusen: Nichts haben und immer nur gut aussehen, mehr schafft der VfB nicht. Aber was haben wir erwartet, wenn die schlechteste Mannschaft in 2022 gegen die beste spielt? Sind wir ehrlich: Wir haben alle mit einer Klatsche gerechnet, oder? Trotzdem darf niemand mit dem respektablen Spiel gegen Leverkusen zufrieden sein, denn es zeigte weiterhin einen VfB, der in dieser Form sicher absteigen wird. Denn auch sechs VfB-Spieler reichen nicht, um …

Gimme hope, VfB!

Keine Frage, der zurückgenomme Elfmeter hat das Spiel verändert, vor allem nachdem wenige Sekunden später das 1:0 folgte. Aber vielmehr ist es so, dass der VfB das Nachbarschaftsduell gegen Freiburg im wahrsten Sinne des Wortes chancenlos verloren hat. Eine vollkommen verdiente Niederlage. Mit Diskussionen über den Elfmeter sollten wir uns nicht aufhalten. Natürlich ist der Einsatz des VAR vor allem bei Spielen mit Stuttgarter Beteiligung eine Farce. Remember letzte Woche die Aktion von Orban gegen Tibidi. Auch die Schiri-Experten von Collinas Erben konstatierten, dass es keine klare Fehlentscheidung war, die ein Eingreifen des VAR notwendig gemacht hätte. Halbzeit: DFB 1, VfB 0. #SCFVfB — Vertikalpass (@vertikalpass) January 22, 2022 Aber die Leistung des VfB sollte nicht durch eine falsche Schiedsrichterentscheidung relativiert werden. Denn was bot der VfB gegen Freiburg an? Nichts. Höchstens. Auch, wenn man nicht viel auf die Expected Goals Statistik gibt: 0,05 zu erwartende Treffer zur Halbzeit sprechen Bände. Das nehmen höchstens Homöopath*innen noch ernst. Fünf Spiele in Folge ist der VfB Stuttgart mittlerweile ohne eigenes Tor, offensiv unglaublich planlos, letztlich sind Aktionen …

Es ist egal, aber …

53 Minuten das Spiel offen gehalten, dann die Tore hergeschenkt und eine Klatsche kassiert. Das erinnert an die Debakelserie 2009 und 2010, als der VfB zu Hause nacheinander gegen Bayern München 1:5, 3:5 und 3:6 verlor. Beim VfB spielten Bastürk, Simak und der Rumpelrusse, bei Bayern Ottl, Ribery und bereits Thomas Müller. Was damals noch die Ausnahme war, ist heute Normalität: Die absolute Chancenlosigkeit gegen den Rekordmeister. Die große, böse Schwester der Hoffnung ist die Enttäuschung. In einem Spiel gegen Bayern München werden wir jedoch nie enttäuscht werden. Zu groß die Unterschiede, zu klein die Erwartung. Die beiden Clubs verbindet nichts, außer der A8 und ein paar VfB-Spielern, die auf diesem Weg die falsche Abfahrt genommen haben. Das war mal anders, ist aber viel zu lange her. Trotzdem war ich bereit für das Adrenalin und die Angst, bereit für die volle, für die ganze Distanz. One of the best goals of my career, don’t you think? ⚽ I’ll be watching the @Bundesliga Südderby between @VfB and @FCBayern this coming Tuesday. Make sure you do the …

Fine Young Cannibals

Im Vorfeld wurde die Partie bezeichnet als jung und wild gegen alt und eisern, um nicht zusagen: altes Eisen. Aber auch wenn die Berliner morgens so aussehen wie Alice Cooper oder KISS, nur ohne Make-up, ließen sie den VfB über 88 Minuten alt aussehen. Dabei war der beste Mann gar nicht auf dem Platz, Max Kruse nahm mit seinem Nicki Minaj-Hintern auf der Bank Platz. Wobei es vor allem ein Spiel des VfB gegen einen Gegner ist, der den Brustringträgern einfach nicht liegt. Wie Bielefeld, wie Freiburg, Leverkusen und Wolfsburg. Dabei war klar, was den VfB erwartet: Eine Truppe, die weiß, was sie spielt. Mit großer Selbstverständlichkeit, hoher Ballsicherheit, sehr guter Raumaufteilung und clever ausgespielten Kontern. Wobei das Tor von Awoniyi leicht zu verteidigen gewesen wäre. Überzahl am Strafraum, aber zu fixiert auf den Ball, so dass der Nigerianer souverän vollenden konnte. Müssen wir über Wataru Endos Ballverlust sprechen gegen Rani Khedira? Für mich war das ein Foul. Auch wenn der Ex-VfB’ler den Ball spielt, so schubst er Endo klar von hinten. Aber ich denke, …