Der diesjährige Sommertransfermarkt erinnert mich an drei Dinge. Einmal an mich, wenn mich meine Frau zum Einkaufen schickt und ich dann nicht mit der bestellten Milch, aber dafür mit einem Sixpack Bier nach Hause komme. Warum? Weil man sich nun mal auf die Dinge konzentriert, die mehr Spaß machen. So ähnlich geht es anscheinend auch Sportvorstand Jan Schindelmeiser. Den schickt man los, um die Defensive zu verstärken – und er kommt mit drei Offensivkräften zurück. Warum? Weil es natürlich mehr Spaß macht, einen A. Donis oder Akolo zu verpflichten als einen humorlosen Innenverteidiger ohne Swag.
Oder sind wir back in Bobic-Land? Mit dem ehemaligen VfB-Manager, der nicht nur seinem leichtgläubigen Präsidenten Bernd Wahler weismachen wollte, dass man bei Transfers bis zum Schluss warten müsse, denn dann fielen die Preise? Daran erinnere ich mich ebenfalls, als Jan Schindelmeiser vom überhitzten Markt spricht. Und als er sagte, die Nachfrage nach guten Innenverteidigern trifft auf ein kleines Angebot, so sind das die Worte von Robin Dutt, kurz bevor er Toni Sunjic verpflichtete. Habe ich deshalb so ein ungutes Gefühl?
Woran mich der Transfermarkt aber noch viel mehr erinnert? Tierdokus! Ihr kennt das: Das exotische Balzverhalten mehr oder weniger seltener Tiere, eingefangen in HD und humorig erläutert von einem Sprecher mit extrem sonorer Stimmte. Auf ein Weibchen kommen unfassbar viele Männnchen, die versuchen, zu beweisen, dass sie die beste Wahl sind. Und das mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln.
Jan Schindelmeiser hat ein Problem: Er sucht gute Innen- und Außenverteidiger. Aber die sind gefragter als paarungswillige Pfauenweibchen. Das sieht man alleine schon daran, dass Anthony Brooks für 20 Millionen nach Wolfsburg wechselt und Schalke 04 bereit ist, für einen Spieler wie Bastian Oczipka fünf Millionen nach Frankfurt zu überweisen. Ein klassischer Verkäufermarkt. Die abgebenden Clubs und deren Spieler haben die freie Auswahl und können viele Angebote einfach wegwischen. Wir nennen das: Transfer-Tinder.
Denn um die wenigen Defensivkräfte mit Wechselabsichten balzen fast alle Sportvorstände, -direktoren und Manager der Liga. Zuletzt war im kicker zu lesen, wen der HSV noch verpflichten möchte: Zwei Außen- und einen Innenverteidiger. Klingt irgendwie vertraut.
Um Konkurrenten wie Jens Todt auszustechen, braucht Jan Schindelmeiser also eine gute Strategie. Und ob die erfolgte Ausgliederung jetzt wirklich so der Killer-Anmachspruch ist, darf man getrost bezweifeln. Ein Auto mit Stern als Dienstwagen gab es schließlich auch vorher schon, chinesische Verhältnisse werden in Cannstatt nie herrschen und Aufsteiger bleibt nun mal Aufsteiger. Aber eloquent wie Slim Shindy ist, kann er bestimmt auch anders überzeugen. Nach dem großen Erfolg der VfB-Flirtsprüche haben wir uns deswegen überlegt, mit welchen Worten der VfB Sportvorstand seine, nein unsere, Wunschkandidaten von einem Wechsel überzeugen könnte:
“Wenn Du nicht kommst, wird unser Trainer zum Wolf!”
“Wir sind (bald) besser als Hoffenheim und Leipzig, denn wir haben Tradition!”
“Wo sonst kannst Du mit A. Donis in einem Team spielen?”
“Dir würden wir sogar Maxims Nr. 10 anvertrauen.”
“Du bist genau der Spielertyp, auf den wir abfahren.”
“Wenn Du zum VfB kommst, ist sogar Holger Laser sprachlos!”
“Für Dich macht die Cannstatter Kurve eine eigene Choreo!”
“Du darfst im Mannschaftsbus ganz vorne neben Günther Schäfer sitzen!”
“Du bekommst auch Großkreutz’ Parkplatz vorm Vivaldi!”
“Deine Frau/Freundin wird den KorbMayer lieben! … ist sie eigentlich bei Instagram aktiv?”
“Ich habe ewig nach dir gescoutet, wir müssen es nurnoch realisieren.” #Transferzeit #VfBFlirtsprüche.
— Benjamin Frie (@benjamin_frie) 9. Juli 2017
“In meinem Strafraum darfst du alle flachlegen.”
So hat man damals den Niederstrecker rumgekriegt, oder? ;-)