Rouault: verletzt. Stergiou: verletzt. Vagnoman und Zagadou: noch nicht fit. Die rechte Defensivseite des VfB Stuttgart gleicht mit Ausnahme des ewigen Stenzels einem Puzzle. Mit Anton und Ito gab man zwei unumstrittene Stammspieler ab, mit Chabot holte man bislang nur einen Neuzugang mit Startelfpotenzial für die letzte Kette. Mut zur Lücke beim VfB?
Man durfte also gespannt sein, wie Sebastian Hoeneß das Personalpuzzle lösen wollte. Er tat es konventionell unkonventionell. Stiller rückte neben Chabot in die Innenverteidigung, Millot agierte neben Karazor in der Zentrale, vorne stürmten Undav und Demirovic zum ersten Mal von Beginn an.
Und es hätte nicht besser kommen können: Frans Krätzig, der bayerische Neuzugang mit einem Namen, auf den jede Punkband stolz wäre, holte bereits nach einer Minute eine Ecke heraus, die Demirovic über Umwege, aber wunderschön, per Seitfallzieher zum 1:0 verwertete.
Der perfekte Start für den VfB und ein herber Rückschlag für Freiburg, das nicht nur die letzten beiden Partien gegen den VfB verloren hatte, sondern erstmals seit einem gefühlten halben Jahrhundert nicht von Christian Streich gecoacht wurde, sondern vom ehemaligen VfB-Praktikanten Julian Schuster. Herzlich willkommen!
Und der sah, dass seine Jungs keinesfalls verunsichert waren, sondern zum agileren Team wurden, obwohl der VfB 70 % Ballbesitz hatte, der allerdings zu keinerlei Torchancen führte. In der 24. Minute gab es dann in der Breisgauer Hitze die erste Trinkpause, die Schuster nutzte, um bei seinem Team nachzujustieren.
Und tatsächlich erzielte Kübler direkt nach der Hydrations-Pause mit einem Distanzschuss den Ausgleich, weil die neu formierte VfB-Defensive viel zu unsortiert war und Freiburg viel zu viel Platz ließ.
Nachdem Grifo in der 28. und Röhl in der 33. Minute knapp die Führung verpassten, mussten der VfB und seine Fans wirklich froh sein, dass es mit dem Unentschieden in die Pause ging. In der Statistik standen 0,11 schwäbische expected Goals, denn wie viele Chancen hatte das Hoeneß-Team noch nach dem Demirovic-Treffer?
Nach der Halbzeitpause entwickelte sich zuerst ein ausgeglichenes Spiel – allerdings nur für knapp zehn Minuten. Dann erzielte Doan für Freiburg die Führung mit einem Treffer, der bereits jetzt heißer Anwärter auf den Titel “Kacktor des Jahres” ist.
In der 57. Minute brachte Hoeneß Mittelstädt für Krätzig, aber der VfB schaffte es nicht, zurück ins Spiel zu kommen. Im Gegenteil: Eine Ecke in der 61. Minute nutzte Kübler zu einem Doppelpack zum 1:3, nachdem er ziemlich frei einköpfen konnte. Der VfB hing in den Seilen.
In der 65. Minute packte Sebastian Hoeneß einen Hail-Mary-Move aus und korrigierte mit einem Dreifachwechsel seine ursprüngliche Aufsstellung. Anrie Chase kam (endlich) zu seinem Profidebüt und rückte in die Innenverteidigung. Stiller konnte dafür wieder im defensiven Mittelfeld die Fäden ziehen. Auch Diehl und Rieder kamen zu ihren Bundesligadebüts für den VfB und ersetzten die wenig überzeugenden Undav und Karazor. Noch waren 30 Minuten Zeit für ein grandioses Comeback!
Aber der VfB kam einfach nicht ins Rollen. Im Gegenteil: Freiburg war näher am vierten Tor als Stuttgart am Anschlusstreffer. Einzig Anrie Chase konnte sich mit einem Distanzschuss dem Tor der Breisgauer nochmal gefährlich nähern. Das war viel zu wenig, um das kompakt stehende Schuster-Team in Verlegenheit zu bringen.
Und so verliert der Vizemeister(!) das erste Spiel der neuen Saison völlig verdient. Verletzungspech, noch zu füllende Lücken im Kader, mangelnde Vorbereitung und fehlende Eingespieltheit: Das Spiel in Freiburg hat schonungslos aufgedeckt, dass Fabian Wohlgemuth und Sebastian Hoeneß noch einige Baustelle zu bearbeiten haben.
Dass in den sozialen Medien noch während des Spiels bereits der Untergang des Cannstatter Abendlands beschworen wurde und gefordert wurde, der Trainer möge sich erklären, ist der erwartbare hysterische Reflex. Vermutlich sind es zum Großteil diejenigen, die nach der vergangen Saison der Meinung waren, Sebastian Hoeneß könne auch mit elf zufällig auf der Königstraße ausgewählten Männern Königsklasse spielen.
In der letzten Saison hat das Team bewiesen, dass es auf Rückschläge immer die pasende Antwort parat hatte. Ja, der Auftritt in Freiburg war vermutlich nach dem Spiel in Berlin der schwächste VfB-Auftritt unter Sebastian Hoeneß. Aber das Team hat sich in der vergangenen Saison mehr Vertrauen erspielt als in einer Partie zerstört werden kann.
Schon am Dienstag kann der VfB beim Pokalspiel in Münster die nötige Reaktion zeigen. Und nach einem Heimsieg gegen Mainz hätten wir den desolaten Saisonauftakt auch schon wieder vergessen. Fast zumindest.
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Sollte man Stiller wieder ins Mittelfeld stellen und Chase die Chance von Anfang an gibt ,ist das Spiel wieder sortiert und man kann davon ausgehen das er seine Aufgabe zu 100 Prozent erfüllt was er braucht ist lediglich eine Chance ,er kann das mit Chabot lösen zumindest solange bis der neue Iv da ist ,und wenns sein muss darüber hinaus!
Meine Vermutung geht in die Richtung,dass das frühe 1:0 in den Köpfen unserer Spieler bewirkt hat,sie könnten Freiburg ähnlich leicht besiegen wie im Vorjahr. Sozusagen im Schongang.
Aber derlei gibts in der Bundesliga nicht!