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Quatsch Comedy Club

Jede Woche neu, jede Woche live: die Stand-up Comedians von der Mercedes Straße. Wurde nach dem Abstieg kurz ein wenig Trübsal geblasen, präsentiert der VfB bereits sein neues Show-Programm: der Präsident sagt nach seinem letzten Auftritt leise Tschüssle, der Sport-Vorstand sorgt bei “Sport im Dritten” für den einen oder anderen Brüller, Guido Buchwald hatte die Lacher auf seiner Seite, als er sich in Gespräch brachte als Präsident, Vorstand, Sport-Direktor, Maskottchen oder zumindest als Kulissenschieber. Nur dem Aufsichtsrat sind Pointen zunächst egal. Er engagiert als neuesten Show-Act den Holländer Jos Luhukay, einer, der zum Lachen eher in den Keller geht. Aber spaßbefreite Trainer wie Magath, Groß oder auch Stevens haben in Stuttgart durchaus (Publikums-)Erfolge gefeiert.

Ich würde es begrüßen, wenn es erstklassiges Entertainment auf dem Rasen gäbe, wenn wir alle dort etwas zu lachen hätten. Darauf müssen wir bis zum Rückrundenstart warten. Nachdem Stefan Mappus abgesagt hatte, ist nun Günther Oettinger im Gespräch als VfB-Präsident, was durchaus logisch ist, der VfB hat ja zunächst einmal keine internationalen Ambitionen, Fremdsprachen sind im Moment zweitrangig.

Christoph Schickhardt, ein im gesamten deutschen Fußball höchst anerkannter Gagschreiber (siehe hier), soll wieder das Drehbuch verfasst haben. Manche halten das nicht für oscar-reif und denken, die Reihenfolge des Castings wäre falsch. Wie kann ein wenig fußball-affiner Aufsichtsrat erst den sich für unersetzlich haltenden Sportverstand rauswerfen und dann einen neuen Trainer verpflichten? Manche glauben ja, der Aufsichtsrat habe die Liste der Absagen aus dem Herbst abgearbeitet. Ihr wisst schon, als Dutt versuchte, einen neuen Trainer zu verpflichten und als das nicht klappte, einfach Jürgen Kramny nahm. Warum? Weil er da war.

Also, nochmal die Liste anschauen. Favre? Unrealistisch. Korkut? Unerfahren. Gisdol? Zu selbstbewusst. Luhukay? Ah, schon haben wir ihn, den neuen Trainer. Ob er passt? Das werden wir sehen, notfalls werden die Story umgeschrieben und neue Haupt- und Nebendarsteller engagiert.

Nicht mehr Mitglied des Ensembles ist dann Filip Kostic, der auf seiner linken Seite immer ordentlich Halligalli machte. Er besitzt eine 15 Millionen-Ausstiegsklausel, die wirklich zu den schlechtesten Witzen Robin Dutts gehört. Bei Timo Werner verstehen die Fans keinen Spaß, wenn er zu Red Bull Leipzig wechseln würde. Wir werden ihn beobachten, er wäre nicht der erste VfB-Spieler, der auf einer anderen Stage Standing Ovations bekommt.

Warum rufen nicht alle Juhuukay?
Bevor der neue Trainer ins Rampenlicht tritt, wird er von einigen bereits als Luftnummer verunglimpft. Eins ist aber sicher: Luhukay hat Erfahrung auf der Showbühne „Aufstieg“. Und Erfahrung ist das, was der VfB benötigt. Er ist kein Innovator, er steht für solide und harte Arbeit. Genau das, was in der zweiten Liga gefragt ist. Ihm ist zuzutrauen, der Mannschaft Beine zu machen. Wichtig wäre dabei, nicht mehr auf das Komiker-Duo Niedermeier & Schwaab zu setzen. Neue Liga, neuer Trainer, neue Hierarchie. Neue Hoffnung?

Neue sportliche Führung?
Jochen Sauer (Red Bull Salzburg) als Sport-Vorstand und Stephan Schwarz (FC Augsburg) als Chef-Scout sollen die sportliche Verantwortung übernehmen. Interessante Personalien. Und vor allem: Wenn sie kommen, wurden schnelle Entscheidungen getroffen, damit absolute Handlungsfähigkeit bei der Zukunfts- und Kaderplanung gewährleistet ist. Denn dort gibt es einige Lücken im Script. Was passiert beispielsweise mit Timo Baumgartl, der ebenfalls eine Ausstiegsklausel haben soll? Auch das wäre alles andere als ein Schenkelklopfer von Robin Dutt.

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4 Comments

  1. Schwobapfeil says

    Luhukay ist meines Erachtens eine absolut gutzuheissende Lösung. Er hat bereits bewiesen, dass er 2.Liga / Aufstieg kann, ausserdem hat er auch ein gutes Auge was Kaderplanung angeht (sollte man nicht zügig fündig werden, was den Sportdirektor Posten angeht). Auch die oft zitierte “Wohlfühloase VfB” dürfte mit ihm der Vergangenheit angehören. Leistung muss und wird sich unter Luhukay wieder lohnen, auf vergangene Meriten gibt der neue Trainer nämlich so gut wie nichts. Klar hat er nicht die mediale Strahlkraft eines Favre, aber er ist ein ehrlicher “Schaffer” und genau die braucht es jetzt.
    Die Situation beim VfB hat sich durch den Abstieg gewaltig verändert. Solange man in Liga 1 weilte, war es legitim, sich nach einem langfristigen Konzept umzuschauen um den VfB zu stabilisieren. Nun jedoch in Liga 2 angekommen, muss alles dem Projekt “Schnellstmöglicher Wiederaufstieg” untergeordnet werden. Sollte der nämlich nicht gelingen, dann wird es aber zappenduster in Cannstatt.
    Was die Spekulationen um den Sportvorstand/Präsidenten angeht ist doch klar, dass die Medien sich da gegenseitig zu übertrumpfen versuchen. Wer auch immer jedoch Günther Oettinger ins Gespräch gebracht hat, sollte schnellsmöglich mal einen Arzt aufsuchen, da kann irgendwas nicht in Ordnung sein. Sollte am Duo Sauer/Schwarz was dran sein könnten wir VfBler uns durchaus glücklich schätzen, da käme endlich mal nachgewiesene Sportkompetenz an den Neckar. Als Präsidenten (dann wohl ein ehrenamtlicher), würde ich Allgöwer oder Roleder bevorzugen, Buchwald sowie Allgöwer/Roleder (wer von den beiden auch immer nicht Präsident wäre) in den AR, damit da wieder Leute mit Fussball-Know-How drinsitzen.
    Im Endeffekt bleibt uns aber erstmal nichts anderes übrig als abzuwarten, was jetzt tatsächlich passiert beim VfB. Unsere Chancen auf den direkten Wiederaufstieg sind meiner Meinung nach durch die Kündigung Dutts aber eher besser geworden.

    • @abiszet says

      Absolut! Luhukay scheint der richtige Mann zur richtigen Zeit zu sein. Kein Experiment, kein “hoffnungsvolles Trainer-Talent”, sondern ein gestandener Zweitliga-Trainer. Denn es geht in erster Linie darum, so schnell wie möglich hochzukommen. Wenn das Sportkompetenz-Vakuum auch schnell geschlossen wir, dann sehe ich auch ein bisschen optimistischer in die Zukunft.

      Buchwald bitte nicht, Ohlicher als Präsident. Allgöwer in den AR? Hmmm … der ist mir zu weit weg gewesen vom Fußballgeschäft in den letzten Jahren. Laut Wiki ist er u.a. Handelsvertreter für eine Heilslehre … ;-) Im Aufsichtsrat sollte eher jemand sein, der in der Vergangenheit auch Erfahrung im operativen Geschäft hatte.

  2. drausvomLande says

    Aus Erfahrung gut …
    Ich verliere jetzt und hier kein Wort mehr zum Abstieg, zur Mannschaft, zum Vorstand und den Umständen, da ist alles gesagt, aber noch lange nicht alles gefühlt.
    Mich treibt im Augenblick viel mehr um, wie wir alle mit dem Status Quo umgehen und wie wir alle miteinander wieder in altbekannte Reflexe verfallen und ich behaupte: das ist nicht gut.
    Dieser Zäsur, der wir alle augenblicklich unterliegen, begegnen wir mit altbekannten Mitteln, mit Personalaustausch auf vielen Ebenen, mit motivierenden Gedanken und Erinnerungen (100 Tore-Sturm), mit Schönreden und mit vielem mehr, was aber eigentlich nichts anderes als ein großes Weiter-So ist. Die Chance der Zäsur vertändeln wir, wie wir die letzten Jahre so vieles vertändelt haben.
    Nicht falsch verstehen, auch ich weiß, dass die Planungen für die nächste Saison vorangetrieben werden müssen, dass dafür entsprechendes Führungspersonal und Spielermaterial (was für Worte) benötigt wird, dass jetzt ein Stillstand ein weiterer Schritt in noch tiefere Abgründe bedeuten würde.
    Ich beurteile jetzt auch nicht die neuen Köpfe, ob sich das lohnt bei der bewiesenen durchschnittlichen Verweildauer beim VfB?
    Ich vermisse die Gegenströmung zum Weiter-So, die Grundsatzdiskussionen und eine Perspektive mit etwas mehr als Wieder-Aufstieg.
    In den letzten Jahren haben wir als VfB eine Entwicklung vom Verein (von dieser Historie zehren wir heute noch) über ein Pseudo-Wirtschafts-Unternehmen (das haben wir heute) bis hin zum (aufgegebenen?) Ziel der Ausgliederung genommen. Betrachten wir die Ergebnisse der letzten Jahre, müssen wir feststellen, dass es uns gelungen ist, sportlich seit Jahren in der Bedeutungslosigkeit verschwunden zu sein, gekrönt mit einem Abstieg, dass wir als Fans seit Jahren fast schon gefoltert werden und mittlerweile als höchste positive Emotion noch Resignation verspüren und dass unsere Kinder und Enkel uns auslachen, wenn wir Ihnen VfB-Trikots schenken wollen.
    Diesen Entwicklungen haben wir Rechnung getragen mit ständig neuen Vorständen, Präsidenten, Trainern, Spielern, Scouts und was es sonst noch so alles an Posten und Pöstchen gibt und damit nur zur Verfestigung und Beschleunigung der Abwärtsspirale beigetragen. Was lässt uns glauben, dass diese mal wieder neuen Trainer, Präsidenten und Vorstände zusammen mit den alten und neuen Spielern diesmal … da lohnt sich das Weiterschreiben nicht mal mehr.
    Meiner Meinung nach müssen wir uns mit der Grundsatzfrage auseinander setzen, ob wir uns als Verein sehen oder als Wirtschaftsunternehmen und uns mit der nächsten Mitgliederversammlung entsprechend aufstellen. Als von Wirtschaftskapitänen geführter Sportverein jedenfalls sind wir in langen Jahren gescheitert. Seht Euch doch einfach mal auf der Homepage um, lest die Satzung, da wird Wirtschaftskompetenz und Führungserfahrung mehr gefordert als irgendetwas anderes, da sind Organe und deren Besetzungen ja schon jetzt in der Praxis nicht mehr vom einfachen Mitglied bestimmbar, seht Euch mal die Bilder vom Freundeskreis an, dem Bindeglied zwischen Verein und, ja genau, der Wirtschaft (ob das wohl die Wohlfühloase war/ist?).
    Nach dem Platzsturm hat Frank geschrieben: Welcher Brut haben wir unsere Plätze hinterlassen? Da hat er Recht gehabt, aber vollkommen zu Recht stellt sich auch die Frage, was machen wir mit dem VfB:
    Weiter Verein, dann aber wieder ein Verein mit Mitglieder-Bestimmung, nicht nur etwas Mit-Bestimmung oder gleich Kapitalgesellschaft, dann aber auch die volle Verantwortung an die Organe, auch und gerade finanziell. Dieser Mischmasch jedenfalls, den wir jetzt haben, der wird uns allerhöchstens noch weiter runterbringen.
    Aus Erfahrung gut war mal ein Motto der AEG, die hat in Glanzzeiten zu den weltweit 15 größten Unternehmen gehört und wurde schlussendlich vom Daimler geschluckt, googelt mal danach.

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