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Vom Beerdigungsinstitut an die Spitze des VfB Stuttgart

Was lange währt: Der VfB hat immer wieder um Alexander Wehrle gebuhlt, 2016 bereits, dann Mitte des Jahres als Finanzvorstand, jetzt hat es geklappt und der verlorene Sohn und Ex-Assi von Erwin Staudt (2003 bis 2013) kehrt zurück. Zuletzt standen er und Jochen Sauer (Leiter FC Bayern Campus) im Finale, neuer VfB-Boss zu werden. Das kann man einfallslos finden, aber einige Kandidaten schieden bereits im Vorfeld aus – und da waren sehr kreative dabei.

Geht jetzt vielleicht alles ganz schnell? Kommt Wehrle bereits zum Jahresanafang, damit Thomas Hitzlsperger bei RB Leipzig Sport-Direktor werden kann? Diese Gerüchte gibt es jedenfalls.

Aber wer ist Wehrle überhaupt? Die Bewertungen seiner Tätigkeiten variieren stark, siehe dazu die Links unter diesem Text. Präsident Claus Vogt jedenfalls lobt den neuen CEO und damit auch ein bisschen sich selbst: „Alexander Wehrle hat in den vergangenen Jahren eine herausragende Bilanz beim 1. FC Köln vorzuweisen und ist darüber hinaus einer der profiliertesten Geschäftsführer im deutschen Profifußball. Er bringt daher nicht nur die nötigen Kompetenzen mit, um den VfB in dieser herausfordernden Zeit zu führen, sondern wird uns mit seinem Netzwerk und seinem Standing in der Branche sehr gut tun.“ Eins ist jedoch sicher: Wehrle hat mehr Expertise auf dieser Position als Thomas Hitzlsperger, allerdings auch deutlich weniger Strahlkraft.

Wehrle wird in der Branche ein guter Job bescheinigt. Zu Dissonanzen beim 1. FC Köln kam es allerdings im Sommer 2020. Da mischte sich der Vorstand in Wehrles Zuständigkeitsbereich ein und feuerte Kommunikations-Chef Tobias Kaufmann (heute Kommunikations-Direktor beim VfB), mit dem der Geschäftsführer Wehrle selbst gerne weiter zusammengearbeitet hätte. Hier und in der Folgezeit traten erhebliche Differenzen in Denken und Handeln der Beteiligten auf, was letztlich wohl zu seinem Wechsel zum VfB führte. Als mangelndes Vertrauen empfand Wehrle auch das Angebot des FC-Vorstands, seinen Vertrag lediglich um ein Jahr zu verlängern.

Nicht unkritisch wird Wehrle allerdings gesehen, weil er scheinbar Verträgsverlängerungen mit unter anderem Horst Heldt und Armin Veh durchgewunken haben soll. Und weil er den FC mit geliehenem Geld und Geld aus der Zukunft in Schieflage manövrierte haben soll, um die Gegenwart zu finanzieren, weil er die Konsequenzen von Corona falsch eingeschätzt haben soll.

Die Herausforderungen sind beim VfB vielfältig: von enormen finanziellen Einbußen wegen Corona über die Suche neuer Sponsoren und Investoren bis hin zur Klärung der Schnittstelle mit Sven Mislintat. Wollen wir hoffen, dass ihm seine Erfahrungen in einem Beerdigungsinstitut, in dem er während seines Studiums als Urlaubsvertretung die Geschäfte führte, keine große Hilfe sein werden. Seine Fähigkeiten als Rettungssanitäter werden zweifelsohne gefragt sein.

Zum Weiterlesen:
Gute Kritiken bekommt der „Millionen-Jongleur“ in erster Linie von den Springer-Medien, die ich hier nicht verlinken möchte. Der Kölner Stadtanzeiger bezeichnete den Umgang „mit dem wichtigsten Mann beim FC“ als unwürdig, als bekannt gegeben wurde, dass Wehrle seinen Vertrag in Köln nicht verlängert.

Der kicker kommentiert in einer Lobeshymne, Wehrle sei „ein Mann, den man nicht gehen lassen darf“, er sei „visionär, pfiffig, überragend in der Akquise immer neuer Sponsoren”

Die FC-Fans von House of Goats sehen in Wehrle den „Teflon-Mann“, weil “egal welche Fehler in der Geschäftsführung gemacht werden, an ihm bleibt nichts Negatives hängen, obwohl er in allem mitmischt und unbestreitbar als Geschäftsführer die Hauptverantwortung trägt.“ Es gibt im Moment 14 Ausgaben dieser Goats-Saga, Teil 2 beschäftigt sich ebenfalls schwerpunktmäßig mit Wehrle.

Kritisch sah der Geissblog 2019 das Wirken von Wehrle und Armin Veh

effzeh.com schrieb 2020 die Glosse “Unser Buchhalterle“ über ihn.

Das Handelsblatt bezeichnete ihn 2016 als “Der unverbesserliche Optimist”

Das Finance Magazin kürte in ebenfalls 2016 zum “CFO des Monats”.

Titelbild: Christof Koepsel/Getty Images

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7 Kommentare

  1. @abiszet sagt

    Interview am 28.11. mit StZ/StN:
    “Ich finde, seine Arbeit spricht für sich, und ich glaube, soweit ich dies aus der Distanz beurteilen kann, dass er einen außergewöhnlich guten Job macht.”

  2. Bernd sagt

    Sicher eine eher konservative Wahl. Nachdem die kreative Wahl des Finanzvorstands wohl eher daneben ging, auch irgendwo verständlich. Aber was ist das bitte für ein Auswahlverfahren, bei dem ein Jochen Sauer in der Endauswahl landet?

  3. Bacardihardy sagt

    Wünsche Ihm und dem Vfb viel Glück.
    Wirkt auf mich wie Schwiegermutters Liebling.
    Geschäftsführung hat er hoffentlich drauf.
    Kein Uli Hoeness, leider.

  4. Estrella sagt

    Morgen bacardihardy,

    seit Hitz und Vogt gehört das auf Top 1 der Stellenbeschreibung eines VfB Mitarbeiters😂

    Schwiegermuttertyp, bloß nicht nach aussen ungemütlich.

    Die Finanzerfahrung bei einem ebenfalls nicht Top Club ist sicher von Vorteil. Denke, da hatte Hitz klare Defizite und spricht für die neue Idee.

    Hoffe, daß er alles gut moderiert und auf den richtigen soliden Weg bringt.

  5. Gunnar sagt

    Ich denke seine Expertise liegt eher nicht im sportlichen Bereich, denn dafür haben wir den Sven und das ist auch gut so.
    In seinem Bereich macht er sicher einen guten Job.

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