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We Are Family!

Weihnachten ist das Fest der Familie und Freunde. Für nicht wenige Fans ist der VfB die Familie. Ein Fest war es dieses Jahr allerdings nicht immer, auf dem Platz und daneben, so mancher Familienstreit vermieste die Stimmung. Aber das gehört bei Familien nun mal dazu.

Da haben wir Thomas Hitzlsperger, den Teenager mit Flausen im Kopf, der dachte, er könne einen auf dicke Hose machen und alles sein beim VfB. CEO, Sport-Vorstand und VfB-Präsident. So ist das mit der Jugend, sie weiß immer alles besser – bis sie ihre eigenen Erfahrungen macht und auf die Schnauze fällt. Ist Hitzlsperger leider passiert, schade, zu den nächsten Familienfeiern wird er nicht mehr eingeladen. Er wird fehlen. Denn man hat den Eindruck, er hat seine Lektionen gelernt und seine Geschichten rund um Diversität, Toleranz und jungen Wilden sind mit die besten gewesen, die erzählt wurden.

Präsident Claus Vogt eröffnet das Weihnachtsessen und dankt in seiner Rede zunächst einmal den Fans. Das ist richtig und wichtig, aber nicht wenige sagen, das wäre auch das einzige, was er kann. Er muss nun beweisen, dass er mehr als Haltung zu bieten hat.

Familie kostet Nerven. Und genervt hat vieles in diesem Jahr: Der Streit rund um die Mitgliederverarsche und die Schlammschlacht bei der lange halbherzigen Aufklärung, der Kreuzbandriss von Silas, die weiteren vielen Verletzten, gerade die von Sasa Kalajdzic und die Tragik um Mo Sankoh und natürlich diese beschissene Pandemie, die uns schon wieder nicht ins Stadion lässt.

Eine echte Nervensäge war der schrullige Opa Porth, der immer zu viel redet, meist von sich und davon, dass früher alles besser war. Zuhören konnte er gar nicht und wenn man seine Meinung nicht teilte, wurde er richtig fies und war beleidigt. Aber solche Stinkstiefel gibt’s in jeder Familie. Gut, dass er an den Treffen mittlerweile nicht mehr teilnimmt.

Die Mannschaft ist noch nicht erwachsen genug, da hatte man sich mehr erhofft. Sie kann nicht still sitzen, ist viel zu infantil, nicht nur am Weihnachts-Tisch, auch auf dem Feld. Sie kann manchmal noch nicht einmal mit Besteck umgehen und braucht ständig Anleitung. Auf dem Spielfeld denkt man sich so manches Mal, „so kann man doch nicht rumlaufen“. Aber das ist das Privileg der Jugend: Sie darf Fehler machen, auch wenn viele das nicht wahr haben wollen. Deshalb ein paar altkluge Männer mit weißen Bärten in die Mannschaft einbauen?

„No, no, no”, ruft da der coole Onkel Mislintat. Er wird nicht hektisch, wenn mal was schief geht, wenn der Weihnachts-Baum mit brennenden Kerzen umfällt, weil einer seiner französischen Talente den Ball nicht hoch halten kann. Es bricht zwar ein kleines Feuer aus, doch das macht ihn nicht heiß. Er findet, Panik ist überflüssig und sieht bescheuert aus. Auf den Alarm gibt er ‘nen Scheiß. Deshalb lieben ihn die Spieler und viele Fans.

Eine echte Stimmungkanone auf jeder Weihnachtsfeier ist Günther Schäfer: Erst stellt er „Last Christmas“ ab und dreht „Enter Sandman“ voll Kanne auf. Dann demonstriert er an Peter Reichert, wie seine Blutgrätschen früher funktionierten. Auch wenn Peter von Dr. Best behandelt werden werden muss, alle haben ihren Spaß.

Lehrer Pellegrino steht oft an der Taktiktafel und muss um Ruhe bitten. Seine Mannschaft ist noch in der Pubertät, sie ist naiver als er dachte, weil sie vielfach viel zu wenig auf den Platz brachte. Er gibt nicht den Santa Pellegrino, sondern den Knecht Ruprecht und mahnt in seiner Rede „Hebt die Beine und sputet Euch schnell!“ Und weiter: “Seht her, die Rute, die ist hier. Doch nur für die Spieler, die schlechten.“

Mit einer Grußbotschaft schaltet sich der neue Boss Alexander Wehrle per Video zu und überrascht mit einem Special Guest: Erwin Staudt, der mit „Habemus Mister“ in die Runde grüßt. Irritierend nur, dass Wehrle bei seiner Ansprache Kölsch spricht, er endet mit dem Satz: „Loss mer eine nünne, solang mer dat noch künne.“*

In diesem Sinne wünschen wir euch schöne Festtage und einen fröhlichen Jahresausklang. Bleibt gesund, denn der VfB wird im nächsten Jahr jeden dieser schrecklich netten Familie brauchen – und wir auch!

Zum Weiterlesen:
Bernd Sautter schreibt in seiner Weihnachtsgeschichte „Die gute Seite der Niederlage” auf der Sport-Region Webseite, “nichts motiviert mehr als Niederlagen” und beschreibt, “woraus das Wesen eines Fans besteht. Nämlich daraus, mit den völlig unvorhersehbaren Niederlagen umzugehen. Fans erwarten keine Niederlagen. Der gute Fan erwartet Siege, übrigens in vollendeter Übereinstimmung mit seinen Heldinnen und Helden. Doch jeder Fan weiß, dass es anders kommen wird. Wochenende für Wochenende.“

“Kein Grund zur Panik, aber zur Sorge”, Danny Galms Kommentar auf ZVW.

* „Lass uns einen heben, solange wir noch leben”

Bild:
Alex Grimm/Getty Images

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5 Kommentare

  1. Estrella sagt

    Als ein kleiner Teil der schrecklich netten VfB Familie grüße ich frei mit Wort und Reim, wir alle sind ja nicht allein…
    Frohes Fest und schoene Gaben.

    Von draus vom Allgäu komm ich her
    und muß Euch sagen, der Sack ist schwer.

    Allueberall vorm Fernseher sitzen und
    bei jedem VfB Spiel schwitzen…
    Sinds gute Spiel, sinds schlechte Spiel?
    Torchancen verballert, viel zu viel.

    Und droben an der VfB Spitze
    kurz vorm Mercedes Tor
    sieht mit grossen Augen der Sven hervor.
    Und wie ich mich so durch die Tabelle scroll
    haut sich das Management die Hucke voll.

    Knecht Clausi ruf ich, alter Gsell,
    heb Deine Beine und ordne das Chaos, schnell…
    Die Tabelle fängt zu brennen an,
    der Abstiegskampf ist aufgetan.

    Die jungen Wilden sollen nun,
    von der ersten schrecklich Hälfte ruhn..
    Nun ist Wehrle hier auf SchwäbischErden.
    Denn es soll ja wieder Weihnachten werden.

  2. Bernd sagt

    Dann schauen wir mal ob sich noch jemand im Januar einheiraten will. Ein sino-amerikanischer Erbonkel vielleicht?

  3. Philipp sagt

    Vielen Dank für die Clueso Referenz.
    Vergessen ist so leicht.
    In diesem Sinne: Schauen wir nach vorne. Guten Start ins neue Jahr und weiterhin so guten Content wie 2021.

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