Es gibt nicht wenige, für die ist der VfB nur ein richtiger VfB, wenn möglichst viele Spieler aus der eigenen Jugend auf dem Platz stehen. Bernd Wahler zählt dazu, für ihn ist die Jugendarbeit der VfB-Markenkern: „Wir werden mit der Kraft der Jugend international Fußball spielen“. Andere wiederum jubeln zwar ebenfalls gerne Spielern „von ons“ zu, sehen allerdings die finanzielle Wettbewerbsfähigkeit des Vereins in Gefahr. Bernd Wahler ist so einer: „Wir müssen den finanziellen Vorsprung anderer Vereine aufholen“.
Ein Dilemma also: Jugend vs. Finanzkraft. Das ist natürlich verkürzt und zugespitzt und bleibt ebenso an der Oberfläche wie die Frage nach „Dinkelacker oder Hofbräu“, aber eine Antwort gibt schon die Richtung vor. Deshalb fragen wir uns und Euch: Timo Werner verkaufen oder ausgliedern?
Keiner hat mit 20 Jahren mehr Bundesligaspiele absolviert als Werner. Keiner hat mehr Großchancen (16) als Werner, keiner hat mehr Großchancen ausgelassen. Claudio Pizarro hätte aus dem Shit wohl elf Tore gemacht. Aber gut, am VfB-Talent sind scheinbar Dortmund und Leipzig dran und rufen um die 20 Millionen auf. Ein anderes Gerücht führt nach Barcelona und für die sind 20 Millionen das Budget für Spesen und Vermittlungshonorare. Timo Werner spielt ja schon lange virtuell im “Team Messi” und hätte bestimmt nichts dagegen, an der Seite seines Vorbilds im Camp Nou aufzulaufen. Sollten die Katalanen ernst machen, geht es in Richtung 30 und mehr Millionen und das ist fast der Einmalbetrag, der auch durch den Verkauf von Anteilen in die Kasse gespült werden könnte. Wenn dann noch Filip Kostic nach England geht, muss rein finanziell gesehen nicht ausgegliedert werden.
Selbst wenn wir davon ausgehen, dass sich der VfB vom Sponsor um die Ecke nicht über den Tisch ziehen lässt: Mehr als 24,9 Prozent sollen nicht verkauft werden. Das Geld kommt einmal und es wird genau einmal ausgegeben. Ob Ausgliederung oder Verkauf von Werner und Kostic – finanziell wettbewerbsfähig wäre der VfB nur dann, wenn das Geld in die richtigen Maßnahmen, für die richtigen Transfers und die richtigen Gehälter investiert wird. Gibt es dafür eigentlich auch einen Workshop und eine Zukunftswerkstatt? Schließlich hat die Vergangenheit gezeigt, dass man viel Geld auch problemlos schlecht investieren kann.
Da reicht schon ein kurzer Blick nach Hamburg. Sportlich ist der HSV schon lange kein gutes Beispiel mehr, aber auch ein Blick auf die Vereinsstrukturen zeigt, dass eine Ausgliederung kein Allheilmittel ist: Der Dino verkaufte bisher rund 15% seiner Anteile für ca. 38 Millionen Euro. Im November hatte er dennoch massive Finanzprobleme, weite Teile der Mitbestimmung wurden ad acta gelegt und die Mannschaft spielt auch nicht gerade um die internationalen Plätze mit. Eine AG ist keine Garantie für Erfolge.
Bernd Wahler begleitet derweil die Ausgliederung in der ihm eigenen Art mit Kommentaren wie „auf Augenhöhe“ und „ergebnisoffen“. In der Tat ist der Ausgliederungsprozess einmalig im Fußball. Noch nie wurden so ausführlich und intensiv die Mitglieder mit einbezogen. Aber die Antworten auf viele Fragen aus den Regionalversammlungen enthalten Allgemeinplätze und bleiben noch vage (siehe hier: auf vereins-entwicklung.vfb.de).
“Nachhaltigkeit” ist mittlerweile vom Buzz- zum Schimpfwort degradiert, das nur noch von Werbefuzzis verwendet wird, denen sonst nichts einfällt. Aber hier passt es trotzdem: Statt einer einmaligen Gelddusche durch eine Ausgliederung wäre es wohl besser auf die (nachhaltige!) Jugendarbeit (es muss ja noch nicht einmal die eigene sein) zu setzen. Die frühe Entdeckung und Entwicklung von Spieler wie Kostic und Didavi ließe sich bei guter Arbeit wiederholen. Logisch betrachtet wäre es natürlich am besten, beides zu machen. Denn selbst bei einem Verein wie Mainz, der durch gute Ausbildung zuverlässig Transfereinnahmen generiert, ist eine Ausgliederung des Profibereichs kein Tabu-Thema.
Also: Ausgliederung oder Spieler-Verkauf? Oder wird es viel eher eine Mischung daraus?
Vfb stuttgart ist ein tolles Team und hat in letzter Zeit gute Ergebnisse. Ohne oder mit Bernd Wahler werden sie immer Leistung machen. Sie haben große Ergebnisse wird das bestätigen.