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Wird der VfB das neue Werder Bremen?

Es ist immer schwierig, zwei Vereine miteinander zu vergleichen. Andere Entscheider, andere Spieler, anderes Umfeld. Aber die Parallelen zwischen Bremen 2021 und dem VfB 2022 sind zu offensichtlich.

Als Werder Bremen 2021 abstieg, verloren sie sieben Spiele in Folge, blieben insgesamt zehn Spiele von Spieltag 25 bis 34 sieglos. Bremen hatte in der Saison 2020/2021 in Florian Kohfeldt einen Trainer, den sie nicht „opfern“ wollten. Sie waren von ihm und seiner Leistungsfähigkeit überzeugt, er galt als großes Trainertalent, modern, analytisch, kommunikativ. Er stand für den „Werder-Weg“, ausschließlich mit Kräften aus dem eigenen Stall zu agieren. Die Grün-Weißen schafften es jedoch nicht, den Negativlauf zu brechen – wahrscheinlich auch, weil sie sich nicht von Kohfeldt trennten. Als sich Bremen dann doch noch dazu entschloss, war es zu spät. Für den letzten Spieltag wurde Club-Legende Thomas Schaaf engagiert, um zumindest noch die Relegation zu schaffen. Eine 2:4 Heimniederlage gegen Gladbach und gleichzeitig ein 1:0 der Kölner gegen Schalke verhinderten dies.

Die Situation beim VfB ist in dieser Saison ganz ähnlich: Neun Spiele am Stück sieglos. Immer wieder (selbstverschuldete) Rückschläge, im Moment fehlt die Phantasie, wie diese negative Serie beendet werden kann. Wenn man von „Energie auf den Platz bringen“, „die Mannschaft wird wieder aufstehen“ und „wir werden noch enger zusammen rücken“ absieht. Auch der VfB hat einen Trainer, von dem er wie Werder Bremen vor einem Jahr überzeugt ist: Pellegrino Matarazzo ist der beste Trainer für den VfB, so Sven Mislintat, der mit diesem Trainer sogar in die zweite Liga gehen würde. Das war letzte Saison Jahr bei Bremen anders, für sie war ein Abstieg nicht Teil des „Werder-Weges”, geholfen hat es indes nichts. Auch ein Trainingslager (war da was beim VfB?) vor dem 34. Spieltag blieb ohne Wirkung.

Kohfeldt wurde in Bremen vorgeworfen, lange die Abstiegsgefahr nicht ernst genommen zu, keine Akzente gesetzt zu haben und Ergebnisse schön geredet zu haben. Auch bei Werder gab es unglückliche Schiedsrichterentscheidungen, grotesk vergebene Torchancen, Verletzungen (Niclas Füllkrug) oder eigene Slapstick-Aktionen, wie das Eigentor bei der 1:0-Niederlage gegen den VfB. Das Bemühen konnte man der Mannschaft von Florian Kohfeldt jedoch in kaum einer der Spiele absprechen, selbst gegen vermeintlich große Gegner sah Bremen ordentlich aus – ohne freilich zu punkten. Auch das wieder eine Parallele zum VfB.

Der VfB scheint die Saison 2020/2021 von Werder nachzuspielen. Dass Mislintat seinen Trainer allerdings vor dem letzten Spieltag freisetzt und durch Club-Legende Jürgen Sundermann ersetzt, erscheint sehr unwahrscheinlich. Das Beispiel Bremen macht wenig Hoffnung: Ruhig zu bleiben, weiter auf den Trainer zu setzen und keine Reizpunkte zu setzen, führte direkt in die zweite Liga. Ob es bei einem Wechsel auf der Trainerposition anders gekommen wäre, niemand weiß es. Aber vielleicht kann der VfB von Werder lernen.

Kohlfeldt und Matarazzo mit einander vergleichen? Ich weiß, es gibt viele Antipathien gegenüber Kohlfeldt. Beide Trainer zeigten sich jedenfalls lernwilig und passten im Laufe der Saison ihre Grundformationen und den Spielstil an. Bei Bremen letztlich ohne Erfolg, beim VfB bisher ebenfalls. Wir quälen uns von Woche zu Woche, hoffen auf den Spieltag, um dann enttäuscht und vertröstet zur werden („Wir kommen zurück“). Ob mit oder ohne Trainerwechsel: Hoffen wir, dass der VfB 2022 nicht zu Werder Bremen 2021 wird. Aber vieles spricht aktuell dafür. Vielleicht ein kleiner Trost: Werder ist nach acht Siegen in Folge (und Trainer Nummer 2 nach Kohfeldt) mittlerweile Tabellenführer der zweiten Liga.

Zum Weiterlesen:
Trainingseindrücke von Danny Galm von ZVW: “Von einer feurigen “Jetzt-erst-recht-Stimmung” war wenig zu spüren.“

“All we need is a win and then we can start rolling. I am 100 percent confident that we can stay in the league and gain enough points“, sagte Matarazzo auf goal.com. Er glaubt, “the players are merely in need of a little bit of confidence. In Hoffenheim the fear of losing set in and we got passive.“

Ihr habt es mitbekommen: Die Menschen in der Ukraine haben aktuell viel größere Probleme als Abstiegssorgen. Hundertausende müssen aufgrund des Krieges ihr Zuhause verlassen. Wenn ihr ihnen helfen möchtet: In fast jeder größeren Stadt gibt es Sammelstellen für Sachspenden und zahlreiche Hilforganisation sammeln Geldspenden ein. Eine Übersicht gibt es z.B. hier.

Ihr könnt auch am Samstag vor dem Stadion Sachspenden abgeben:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bilder via Getty Images: Kai Pfaffenbach/POOL/AFP & Frederic Scheidemann/Getty Images

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19 Comments

  1. Bacardihardy says

    Logisch, dass der Vfb das neue Bremen wird.
    Was sonst, oder tut sich was beim Trainerwechsel ?

  2. Elmar says

    Kastanaras – Vertrag verlängert – dann hoffen wir mal dass so einer auch endlich mal eine Chance bekommt und spielt und ihm nicht wieder zig Jugendspieler aus dem benachbarten Ausland vor die Nase gesetzt werden. Wie kann ich mich ständig hinsetzen und präsentieren wie toll wir alle sind und Verträge von Jugendspielern langfristig verlängern, wie toll das NLZ doch arbeitet….bla bla bla. So langsam nervt es einfach nur noch.

    Übrigens: der Unterschied zwischen Bremen und uns ist, dass die kommende Saison wieder erste Liga kicken und wir BL2, so viel zum Kommentar

    • @buzze says

      Die Früchte der Umstrukturierung des NLZ werden erst in den nächsten Jahren geerntet werden können. An der U19 und U17 kann man ja sehen, dass da starke Jahrgänge kommen. Natürlich haben es in den letzten Jahren viel zu wenige NLZ-Spieler zu den Profis geschafft. Mit Berkay Özcan, Umut Günes, Luca Mack und Nick Bätzner sind es nur vier, die es im Ausland geschafft haben. Das muss sich ändern, keine Frage. Aber, wenn die Qualität nicht reicht, macht es ja wenig Sinn, die Spieler hochzuziehen. Leon Dajaku ist da wohl das prominestete Beispiel.

  3. Bacardihardy says

    Gratulation zum Profivertrag von Kastanaras.
    Sehr gute Entscheidung von Sven und Co.

    • Elmar says

      ja das stimmt, gute Geschichte weil die halbe Bundesliga hinter ihm her war. Es fehlt trotzdem die Linie was Durchdringung von NLZ zu den Profis anbelangt. @Buzze – ja bei Dajaku, definitiv die falschen Berater, was heute auch ein Übel ist. Aber: das Argument es dauert halt lasse ich nicht gelten, in S wird seit Urzeiten mit die beste Jugendarbeit gemacht, da gab es das Wort NLZ noch gar nicht. Ich muss denen doch auch mal eine Chance geben und verzichte dann einfach auf Neuzugänge aus Frankreich (League 2 oder 3). Immer nur hinzusitzen, schön für die Öffentlichkeit und den abgestumpften Fan: Ha wisst Ihr was – wir haben das nächste Supertalent langfristig gebunden ???? Die Fans freuen sich: Wieder oiner von uns. Das geht seit 4 Jahren so, wir können gerne eine Liste machen, aber verarschen sollten wir uns nicht lassen. Oder Buzze meinst Du ? Ha jo, 2030 wird dann vielleicht schon einer spielen. Da sind die halt dann auch schon Ende Zwanzig. Leute…..es wird die Zeit kommen da müssen wir solchen Menschen eine Chance geben, nein falsch, da müssen die bei den Profis kicken, weil wir gar keine Kohle mehr haben um noch was zu verpflichten…….sieht nicht gut aus…….und ich hoffe der Hater von kürzlich wird nicht recht behalten. Aber wir sind näher an dem Desaster als die Bundesliga halten zu können. Leider !

      • @buzze says

        Ich befürchte, Du überschätzt die Jugendarbeit in den letzten Jahren. Der VfB wurde von Hoffenheim, Freiburg, Mainz und anderen ein- und überholt. Die locken mit besserer Infrastruktur und vielleicht auch besseren Aussichten, schnell zu den Profis zu kommen. Ich bin aber grundsätzlich bei Dir: Ich sehe auch auch lieber ein Eigengewächs auf einer Position als ein dazugekauftes Talent, das minimal besser ist.

        Aber, wenn Du Dir anguckst, wer aktuell in der U21 kickt bzw. wer es in den vergangenen Jahren getan hat, sag’ ich: Das ist kein Problem der Durchlässigkeit, sondern der Qualität. Die Tatsache, dass Spieler wie Tibidi und Kastanaras von der U19 direkt zu den Profis springen können, belegt das ja auch. Und, wenn Li Egloff endlich mal länger fit ist, wird der uns garantiert viel Freude bereiten.

        • Bernd says

          Bei Kastanaras, der ja durchaus schon für die U21 gespielt hat, ist die Situation wohl etwas speziell gelagert, weil er den VfB zur U19-Meisterschaft schießen will und soll, was ja auch zur Teilnahme an der Youth CL berechtigen würde. Grundsätzlich ist wohl unter Krücken auch die Vorgabe, dass die Top-Talente seltener hochgezogen werden sollen sondern stattdessen mannschaftsdienlicher ausgebildet werden sollen und so auch frühzeitig Führungsaufgaben übernehmen.

  4. Benny says

    Jawoll. Raus mit dem Trainer. Das klappt immer. Siehe Hertha. Korkut führt sie direkt in die Champions League.

    Ist es denn so schwer einfach mal den Trainer nicht auszutauschen?

    Was hat denn der Wechsel zu Magier Weinzierl gebracht? Hat Nico Willig einen Sieg nach dem anderen geholt?

    • Elmar says

      Falls Du es nicht gecheckt hast – wir haben gerade über die Entwicklung und Integration von Spielern des NLZ gesprochen, nicht über einen Rauswurf des Trainers der Profimannschaft !

  5. Fritzo62 says

    Das ist die Quadratur des Kreises: wir wollen gute Strukturen wie ein durchlässiges NLZ, und Kontinuität mit den Verantwortlichen. Wenn man aber den Maßstab Erfolg außer Kraft setzt, bekommt man das was wir MOMENTAN sehen, sowohl in der 1. als auch 2. Mannschaft. Woran messen wir denn in Liga 2 Erfolg? Platz 1 bis 3, Mittelfeld, Nicht-Abstieg? Wenn der 60-köpfige Kader bzgl. Qualität bewertet wird, sind wir dann Top20, Top40 oder gar Top60 in Deutschland?

  6. Bernd says

    Die Situation bei uns ist doch überhaupt nicht mit der in Bremen vergleichbar. Wir haben aktuell zwei große Probleme (über die Reihenfolge lässt sich streiten):

    1. Ein Corona-Finanzloch von 75 Mio.
    2. Verletzungen und andere Ausfälle.

    Der Rest sind kleinere Details. Rino kann genau gar nichts für diese beiden Punkte, also gibt es überhaupt keinen Grund ihn in Frage zu stellen.

    • Hobbycamper says

      Für diese beiden Punkte kann er nichts dafür, wohl aber für die taktische Ausrichtung und die Aufstellungen. Und was hat bitte das 75-Mio. Corona-Loch welches du hier immer wieder anführst mit der Leistungsfähigkeit und dem Erfolg derer die auf dem Platz stehen zu tun? Wenn ich nicht mit Hammer und Meißel umgehen kann sind nicht die Werkzeuge oder der Hersteller derselben schuld. Wir haben einen Trainer der nicht in der Lage ist mit dem vorhandenen Personal auch nur annähernd den Turnaround zu schaffen.

      • Bernd says

        Ohne Corona hätten wir Gonzalez nicht verkaufen müssen, hätten vermutlich Castro halten können und hätten uns bei den Zugängen in einem höheren Regal bedienen können. Das ist schon sehr unmittelbar mit unserer aktuellen Leistungsfähigkeit verknüpft.

        • Hobbycamper says

          Sehe ich nicht so! Wenn wir uns wie Misli schon sagte wirtschaftlich einen Abstieg leisten können, kann es um die Finanzen nicht so schlecht bestellt sein. Und wer obendrein noch einem Spieler (Angestellten) fürs Nichtstun das volle Entgelt zahlt, muss finanziell schon gut da stehen. Natürlich hat Didavi einen Vertrag, aber er kommt seiner geschuldeten Arbeitspflicht deswegen nicht nach weil er sich nicht impfen lässt und deshalb in diesen Zeiten Gefahr läuft von Gesetzes wegen nicht “arbeiten” zu können. Das sehen seine Mitspieler die ihrer Arbeitspflicht nachkommen auch und machen sich vermutlich so ihre Gedanken.

  7. Clemens says

    Es ist schwer, anhand einer einzigen Saison eines Vereins Parallelen zu einem anderen Verein zu ziehen. Bei einer Betrachtung der zurückliegenden 6 bis 8 Jahre fällt mir eher der HSV ein, der sich ähnlich beharrlich zu einem Absteiger abgewirtschaftet hat wie Stuttgart. Bremen stand vor einigen Jahren zumindest noch regelmäßig im Mittelfeld der Bundesliga. Da kam der Verfall innerhalb von 2 Jahren nach meinem Empfinden doch ziemlich plötzlich.

    Im Grunde ist in Bremen nur das eingetreten, was viele Absteiger gemein haben: nämlich ggf. einige personell nicht kompensierte Abgänge zu Saisonbeginn, ungewöhnlich großes Verletzungspech von Leistungsträgern, andauernde Torflaute und irgendwann der berühmte Negativ-Lauf mit seiner speziellen Eigendynamik.

    • @abiszet says

      Ich habe eigentlich Parallelen in 2 Saisons gesehen und nicht unbedingt die Vereine miteinander verglichen, auch wenn es sich im ersten Satz so liest.

      • Clemens says

        Ok, wenn es dir eher um die Choreographie des Abstiegs von Werder Bremen und dem VfB geht hast du natürlich in gewissen Punkten Recht und es gibt vereinzelt Parallelen. Aber ich würde immer noch behaupten, dass einzelne oder auch die Summe der von dir genannten Faktoren ursächlich für die meisten Abstiege verantwortlich sind.

        Ausgenommen sind Mannschaften, wie aktuell Fürth, die aus Versehen aufgestiegen sind und rein sportlich gesehen nie eine realistische Chance hatten.

  8. Stephan says

    Heute ist der Tag der Tage – Augsburg hat gewonnen, Berlin gewinnt heute auch, wir sicher nicht! Dann kannst Du für Liga 2 planen (aber ohne mich) – was für eine Fehlentscheidung von Wehrle – von Köln, wo das Schlimmste ist womöglich nicht nach Europa zu kommen – zu einem 2.Ligist ohne Perspektive 🙄

  9. Martina says

    Jap, Man muss kein Weinzierl Fan sein, ich fand ihn immer blöd. Aber trotzdem Respekt für die für ihn wirklich sehr wichtigen Punkte. Ich höre und lese Corona Einbußen. Es wurden ganz klar und konkret personelle Fehlentscheidungen getroffen und wenn wir schon kein Geld haben, unnötig zu viele 1b Talente, die ebenfalls Geld kosten, eingekauft. Und dann haben wir Leute im Kader, die null helfen und anderweitig negativ auffallen. Und auch viel Geld kosten. Hitz kostet und fällt ebenfalls nur noch uninspiriert auf. Natürlich haben wir ein großes Stadion und viele Ausfälle. Wir haben aber auch Geld verbrannt. Das wird irgendwie gerne mal Vergessen.Für eine sinnvolle Perspektive fehlt mir leider jegliche Phantasie.
    Und die Schlagzeilen von Sasa Richtung Bayern gehen mir auch auf den Sender. Er war überwiegend krank, wofür er nix kann, trotzdem ist mir der Hype um ihn too much.
    Normalerweise müsste er aus Dankbarkeit noch mal eine ganze Saison für uns spielen und sich mal eine ganze Spielzeit reinhauen, stattdessen beschäftigt er sich lieber mit seinem nächsten Schritt. Wie soll man sich da noch identifizieren 😳

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