Es gab Zeiten, da war die Begegnung mit dem FC Bayern München das Spiel des Jahres für die Stuttgarter. Alle bis unter den Vokuhila vollgepumpt mit Motivation, es den Bazis, Großkopferten und Lederhosenträgern mal so richtig zu zeigen.
Heute ist es eher ein Spiel, in dem man Angst haben muss, eine richtige Klatsche zu kassieren. Aber auch ein Spiel, in dem die Erwartungen gering sind, ein Spiel, in dem der VfB eigentlich nur positiv überraschen kann. Eine riesige Chance also, die letzten negativen Ergebnisse vergessen zu machen und einen versöhnlichen Hinrundenabschluss zu schaffen.
Und dem VfB gelingt die Überraschung, glaubt’s mir. Und das geht so:
Hannes Wolf hat sich einen besonderen Matchplan ausgedacht, der sich von denen der Auswärtsspiele allerdings nur geringfügig unterscheidet: Er stellt um auf 7-2-1. Siebenerkette statt Fehlerkette.
Die Abwehr bilden alle verfügbaren Defensiv-Kräfte: In der Mitte verteidigen Baumgartl, Badstuber, Kaminski. Damit die Abstände zwischen ihnen garantiert klein bleiben, bindet Wolf die drei Innenverteidiger an den Händen mit Schnüren aneinander. Auf außen wird gedoppelt mit Insua/Aogo und Pavard/Beck. Davor räumen Ascacibar und Mangala alles ab. Als einzige Sturmspitze wird Kapitän Gentner nominiert. Dennis Aogo kommt außerdem eine Sonderrolle zu: Er soll während des Spiels Franck Ribery und Arturo Vidal in Diskussionen über fette Autos, scharfe Kurven und geschmacklose Klamotten verwickeln. Und was sollen wir sagen? Aogo ist erstmals in Bestform und macht das Spiel seines Lebens! Noch auf dem Feld tätowiert sich Vidal die Telefonnummer des Stuttgarter Verteidigers auf den Arm. Ribery lässt sich sogar auswechseln und sofort zum Mercedeshändler fahren, um sich eine G-Klasse G63 AMG mit 700 PS rauszulassen. Bodykit inklusive, ist klar. Nach Ribery kümmert sich Aogo um Jerome Boateng und nimmt ihn komplett aus dem Spiel, weil er ihn darauf aufmerksam macht, dass seine Brillenkollektion #teamJB17 überhaupt keine Street Credibility hat.
Während Boateng darüber noch grübelt, sind Chancen für Bayern München Mangelware. Denn die 7er-Kette lässt Thomas Müller überhaupt keine Räume zum Deuten. Auch Robert Lewandowski trifft keinen Ball. Denn die beiden sind viel zu irritiert, nachdem ihr ehemaliger Teamkollege Badstuber ihnen eröffnet hat, dass er bereits das sechste Spiel in Folge bestreitet – über 90 Minuten! Lewandowski ist dermaßen geschockt, dass seine Haare dauerhaft ergrauen.
Um Santiago Ascacibar bildet sich währenddessen in jede Richtung eine zehn Meter große Fläche, die von den Bayern nicht bespielt wird. James Rodriguez, Kingsley Coman und Corentin Tolisso haben schlicht und ergreifend Angst, auf die Knochen zu bekommen. Und blau getretene Beinen am Strand sehen einfach nicht gut aus.
Auch Simon Terodde bekommt endlich Einsatzzeit und darf die letzten 15 Minuten für Gentner spielen. Was passiert? Er wird zum Matchwinner! Nachdem Dennis Aogo dem Bayern-Verteidiger Mats Hummels eröffnet hat, dass seine Frau Ina mehr Instagram-Follower hat als dessen Gattin Cathy, unterläuft dem ansonsten stabilen Nationalspieler in der 89. Minute ein Handspiel im Strafraum. T-Rodd schnappt sich den Ball.
In den letzten Spielen ist Sven Ulreich zwar zum Elfmeterkiller geworden, aber Terodde hält dem Druck stand. Wer in der 93. Minute zum 3:3 gegen Dresden trifft, für den ist ein Elfer gegen Ulreich ein Kinderspiel. Er legt all seinen Hinrundenfrust in den Schuss und drischt den Ball unhaltbar in den Winkel. Und so schließt sich der Kreis: Dort, wo mit dem verschossenen Elfer gegen Mainz am 2. Spieltag das Unheil seinen Anfang nahm, endet es auch.
Jupp Heynckes ist so beeindruckt von Hannes Wolf, dass er ihn gleich adoptieren will. Wolfgang Dietrich lässt dies nicht zu und adoptiert ihn vorher. Wäre ja noch schöner!
Uli Hoeneß hingegen sagt spontan Sandro Wagner ab und versucht noch auf dem Platz, Simon Terodde als Lewandoswki-Backup zu verpflichten. Doch T-Rodd bleibt noch cooler als beim Elfmeter und lehnt dankend ab. Er hat noch einiges vor in Stuttgart.
Respekt, ganz großer Fußball!
Danke! :-)