Auch die, die nicht an den Weihnachtsmann glauben, schreiben Wunschzettel, um das Schenken den Schenkenden zu erleichtern, aber auch um kleine und große Träume zu Papier zu bringen. Es mag ein Traum sein, doch mein größter Wunsch ist der Klassenerhalt, mein Kompagnon Sebastian sieht das ganz anders, aber das soll hier nicht das Thema sein. Ich möchte konstruktiv sein. Um das große Ziel zu erreichen, habe ich fünf Teil-Wünsche formuliert.
1. Endlich Sportkompetenz
Es wird medial heftig diskutiert: Wer soll der Bobic-Nachfolger werden? Irritierenderweise will Bernd Wahler mit der Entscheidung bis zur Winterpause warten. Ich denke schon, dass der Präsident weiss, dass es ein Transferfenster im Winter gibt, oder?
Kann mir kurz jemand über Nacht ein paar gute Trainer nennen, die gute Sportdirektoren wurden? (Sammer, Rangnick sind notiert.) Gute Nacht.
— heinzkamke (@heinzkamke) December 8, 2014
Ich weiss nicht, mir ist da spontan Guido Buchwald eingefallen. Ist er nicht als Sportdirektor mit dem KSC abgestiegen?
Ganz unabhängig davon würde ich die Frage von @heinzkamke mit einer Gegenfrage beantworten: Ist nicht jeder Sportdirektor besser als kein Sportdirektor?
Berichtet wird, dass sich der Aufsichtsrat – eine Gruppe bar jeden professionellen Fussballverstands – einen sogenannten großen Namen wünscht, wie zum Beispiel Jens Lehmann. Einen herausragenden Sportsmann, der in seiner Stuttgarter Zeit Professionalität vorlebte, aber nicht gerade als Teamplayer auffiel. Bernd Wahler bevorzugt dem Vernehmen nach die interne Lösung mit Jochen Schneider, die angenehmste Lösung, weil keine unbequeme Entscheidung getroffen werden muss und weil Schneider wegen seiner Unauffälligkeit (bisher) kaum aneckt. Trotzdem führte der Präsident ein Sondierungsgespräch mit Lehmann. Nach einer harmlosen Plauderei über Bandenpinkeleien, Schuhwürfen und geklaute Brillen fragt Wahler den Ex-Keeper nach seinen Vorstellungen, wie er die Zukunft des VfB gestalten wolle.
“Haben Sie ein Konzept-Papier dabei oder soll ich den Beamer anschalten?”
Lehmann schaut verdutzt und lächelt sein Lehmann-Lächeln in dem Wissen, mehr zu wissen als sein Gegenüber.
“Wissen Sie eigentlich, mit wem Sie sprechen?”
Wahler druckst rum, schenkt Kaffee nach und lenkt das Gespräch geschickt auf das Elfmeterschießen 2006 gegen Argentinien.
“Wie war das nochmal mit dem Spickzettel?”
Lehmann kommt ins Erzählen, Wahler lacht und holt Jochen Schneider dazu und man klopft sich gegenseitig auf die Schulter und der Nachmittag vergeht ergebnislos wie im Flug.
Was man so hört, war die Vorstellung von Robin Dutt dagegen wesentlich gefälliger. Powerpoint, schicke Grafiken, flott fliegende Schriften und coole Anglizismen wie “Chemistry”, “Transfer-Panel” und “Spieler-Screening”. Damit kann man Wahler abholen, das ist seine Welt. Er sucht jemand, der ihm die sportlich-operative Steuerung des Vereins abnimmt, der den VfB in der Öffentlichkeit vertritt, einen, den die Fans akzeptieren, vor dem die Mannschaft Respekt hat und der die Sponsoren mitnimmt. Ob das Dutt ist? Ich weiss es nicht. Aber jeder Sportmanager ist besser als keiner.
Robin #Dutt als #Bobic Nachfolger? Klingt nach nem guten Plan vom #VfB. Stuttgart braucht wieder jemand, der Fußball-Ahnung hat. — Julian Smith (@JulianArtwork) 9. Dezember 2014
Um aber auch mal Stellung zu beziehen, das ist hier ja ein Wunschzettel: Ich würde mir zwei Manager wünschen. Einen, den alle symapthisch finden und der in der Öffentlichkeit den Verein vertritt und auch mal unpopuläre Themen anpackt wie zum Beispiel Rudi Völler. Und einen, der im Hintergrund agiert, der Strukturen schafft, der Verbindungen hat, aber auch das Auge für Talente wie zum Beispiel Michael Reschke. Ok, das alte Leverkusener Erfolgs-Duo, beides große Nummern, aber die Richtung sollte es sein. Damit wäre Lehmann wieder im Spiel und ich meine ja nur: Zwei Sportmanager sind besser als keiner.
2. Promille statt Punkte?
Heimspiele lassen sich derzeit nur noch sediert ertragen. Wer das Spiel aber mit offenen Augen verfolgen will, dem sollte die Vereinsführung am Stadiontor ein paar Beruhigungstropfen geben, ein Schuss in den Glühwein würde ich mir da wünschen oder reduzierte Preise für Krombacher gescheites Bier. Die Stimmung wäre leichter und die Cannstatter Kurve würde vielleicht nicht ständig diese subversiven Plakate ausrollen. Der VfB braucht Optimismus und wer das nicht begreift, dem sendet die Marketingabteilung per email das ebook “Erfolg durch positives Denken”.
Ich habe auf den VfB getippt? Wie betrunken war ich da denn?
— mars (@spielbeobachter) February 9, 2014
3. Das Ende der Torwart-Diskussion
Zunächst würde ich mir einen starken Sven Ulreich wünschen, wie er den nächsten Schritt macht, stabil und zuverlässig hält und seiner Mannschaft mit seiner Ausstrahlung Sicherheit gibt. Ein zu frommer Wunsch? Das sollen dann Lehmann und Dutt entscheiden. Alternativ wünsche ich mir Mut in der Torhüterfrage. Dass Odisseas Vlachodimos von der U23 reingeworfen wird. Als routinierte Nummer 2 wünsche ich mir Timo Hildebrand. Er sammelt gerade bei Eintracht Frankfurt Spielpraxis und ist ein unruhiger Geist, der der Mannschaft gut tun würde. Zu viele Wünsche auf einmal? Herr Weihnachtsmann, Sie entscheiden, was Sie ausliefern.
4. Ein Computer für Ulrich Ruf
Es ist nicht bekannt, ob Finanzvorstand Ruf nur damit kokettiert, keinen Computer zu haben oder ob es wirklich so ist. Wenn man jedenfalls die Jahresergebnisse sieht und sein Verhalten bei Transfers und Investitionen, dann scheint es aber durchaus denkbar. Deshalb wünsche ich mir einen Computer für Herrn Ruf. Am besten einen Mac, der ist leicht zu bedienen, da kann der Finanzchef dann den Schnitt in der Mannschaft schnell und knallhart durchkalkulieren. Denn er wird in seinem letzten halben Jahr noch einiges zu tun bekommen, wenn der große Umbruch der Mannschaft durchgerechnet, (fremd)finanziert und bezahlt werden muss.
5. S21 soll die größte Baustelle Stuttgarts bleiben
Der Tiefbahnhof ist ein beständiger Quell von Häme und ein beliebter Grund, sich über Stuttgart lustig zu machen. Aus Wutbürgern sollen nicht auch Wutfans werden. Deshalb wünsche ich mir, dass der VfB seine Baustellen in Scouting, Transfer-Management, Sponsoring, Personalführung und Corporate Communication schnellstens angeht und vor allem professionalisiert. Dann ist S21 die ein einzige Baustelle, bei der scheinbar alles schief geht.
Ganz klares: „Nein, nicht jeder Sportdirektor ist besser als gar keiner.“
Ein Sportdirektor wie z.B. Bastian Reinhardt damals beim HSV, der nur Strohpüppchen des Vorsitzenden ist (beim VfB heißt der Präsident, richtig?), ist nicht besser als wenn es der Vorsitzende selbst macht; außer für den Vorsitzenden, der damit wieder einen Sündenbock hat – was im Endeffekt vllt. sogar tatsächlich für den Verein schlechter ist als kein Sportdirektor.
Dem habe ich nichts hinzuzufügen.
Ich bin nicht der Meinung, dass Bastian Reinhardt ein Sport-Manager war, er war eine Marionette. Und ich glaube auch nicht, dass Jochen Schneider einer ist – in sofern ist jede Person besser als keine Person. Im Moment gibt es keine Sportkompetenz. Weniger geht nicht.
Wir haben das bei vp gerade nochmal diskutiert: Wir haben den Eindruck, als ob der VfB Angst vor einer Entscheidung hätte und verzögert und verzögert und auf Zeit spielt. Siehe hier:
http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.vfb-stuttgart-der-plan-mit-stefan-reuter.6552c7f8-2a15-4828-a48b-2dd525b08dbf.html
Jede Entscheidung ist besser als keine Entscheidung.
Das grundsätzliche Problem ist wohl: Der VfB und die beteiligten Personen wissen gar nicht, was sie wollen. Und das wäre in höxxtem Maße unprofessionell.
Sehr schön!
Wenn ich allerdings Wert auf die Feststellung legen dürfte, eben nicht, wie man auf Basis des zitierten Tweets denken könnte, auf einen ehemaligen Trainer als Sportdirektor zu hoffen.
Indes: Ist nicht jeder Sportdirektor besser als kein Sportdirektor?