Mini-Feature, Querpass, VfB
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Nur zusammen ist man nicht allein’

Wir sind zusammen groß, wir sind zusammen eins!

Wenn ich sag’, so wie Pech und Schwefel. Wenn ich sag’, so wie Herz und Seele. Wenn ich sag’, für den Rest des Lebens,

dann ist jedem klar über was wir reden: Über den VfB und die Fans. Vielleicht sogar über Sven Mislintat und den VfB? Aber das wäre womöglich zu romantisch.

Romantisch auch, aber nur konsequent, dass der VfB mit Mislintat sich an seine DNA erinnert hat und diese ohne Kompromisse mit Leben erfüllt: jung und wild, schnell und leidenschaftlich. Nie aufgeben. Fehler machen und dadurch besser werden. Ohne Kompromisse auf junge, sich am Anfang ihrer Entwicklung befindliche Spieler setzen. Talente zu holen, für deren Potential man eine gewisse Phantasie benötigt. Die zielstrebige Förderung von Nachwuchskräften. Dafür sind Geduld, Nachsicht und Vertrauen notwendig, eingepreist in diesen Weg sind Ups and Downs, ja, auch Niederlagen, Rückschläge und eine Delle in der Entwicklung. Zweifel? Sollte keiner haben, vor allem Sven Mislintat und Pellegrino Matarazzo nicht. Aber auch die Fans nicht. Denn wie hieße die Alternative? Dennis Aogo, Andreas Beck, Daniel Ginczek, Guido Burgstaller. Es gibt sogar ernsthaft Leute, die in Facebook-Kommentaren Felix Magath fordern. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass das wirklich (nochmal) jemand will. Sich hinterfragen? Selbstkritisch sollten die Macher des neuen VfB auf alle Fälle sein. Nachjustieren, eigene Fehler reduzieren, Fehleinschätzungen korrigieren. Dies gilt für die Trainings- und Belastungssteuerung genauso wie für Matchpläne, Personalstrategie und Recruitment.

Beim VfB stehen die Zeichen seit rund zweieinhalb Jahren auf Erneuerung – und zwar auf allen Ebenen (auch wenn die ZEIT neunmalklug von Führungsschwäche schreibt). Nach einer Zeit der Stagnation in der Rückrunde der zweiten Liga machte der VfB in der letzten Saison viel Spaß und Freude, die Mannschaft berauschte sich teilweise an sich selbst. Es herrschte eine kollektive Aufbruchstimmung. Tragischerweise blieb die Mannschaft aufgrund der Geisterspiele alleine und ohne Support. Da hat sie ihn womöglich weit weniger benötigt als heute. Begeisterung, Spielfreude und Mut kommen im Moment viel zu kurz – deshalb ist es umso wichtiger, dass der Schub in schwierigen Zeiten von außen kommt.

Ein Dutzend Verletzte. Unter dieser Prämisse hat Mislinat seinen Kader ganz sicher nicht zusammen gestellt. Wir sahen gegen Bielefeld eine „schiefe Elf“, wie die Süddeutsche Zeitung schrieb, es stand eine Mannschaft auf dem Platz, bei der lediglich Borna Sosa, Waldemar Anton, Wataru Endo und Orel Mangala als uneingeschränkte Stammkräfte zu bezeichnen sind. Wobei gerade ein Endo, an dem sich andere orientieren und aufrichten sollten, am Ende seiner Kräfte angelangt scheint. Kein Wunder, dass Spieler wie Clinton Mola, Nikolas Nartey und Roberto Massimo, teilweise positionsfremd eingesetzt und die unter normalen Umständen um ihren Kaderplatz kämpfen müssten, nervös sind, nicht vor Selbstvertrauen strotzen und lieber einen Sicherheitspass spielen. Das sollte man ihnen verzeihen, denn nur gemeinsam kommt der VfB aus dieser angespannten Situation heraus. „Wir halten weiter zusammen“, zeigte sich Minslintat nach der Niederlage gegen Bielefeld kämpferisch. Und ich denke, er schloss damit ausdrücklich die VfB-Fans ein. Denn nur zusammen ist man nicht allein’.

Ja, Mann, denn allein’ sein ist out. Vorbei ist die Zeit in der man keinem mehr traut. Auch wenn wir in den letzten Jahren dafür bestraft und eines besseren belehrt wurden: Wir sollten Mislintat und Matarazzo vertrauen. Wir sollten dem Weg der beiden vertrauen. Sollten sie gefragt werden: “Bist du allein’ hier?“, dann sagen wir ihnen: „Nein, Du bist mit allen hier“. Denn nur zusammen ist man nicht allein’.

Ist die Situation mit dem Abstieg 2019 vergleichbar? Damals waren sich viele viel zu lange zu sicher, dass es schon „irgendwie“ klappen würde, weil die Qualität und die Kaderstruktur überschätzt wurden. Es waren Großmäuler (Michael Reschke), Lügner (Wolfgang Dietrich) und Blender (Markus Weinzierl) am Werk und auch ein paar, die sich für was Besseres hielten (zB Benjamin Pavard). Heute schätzen Mislintat und Matarazzo (und sicher auch Thomas Hitzlsperger) die Situation realistisch ein, ohne sie zu beschönigen. Die Mannschaft macht zwar einen gebeutelten Eindruck, aber sie scheint zu wissen, nur zusammen ist man nicht allein’.

Zum Weiterlesen:
Trotz Niederlage gegen Bielefeld: Pure Angst darf niemals siegen.

Zum Weiterschauen:
„Dein VfB“ – das YouTube-Format des SWR mit Lennert Brinkoff.

Lyrics:
„Zusammen“ von den Fantastischen Vier (feat. Clueso)

Bild:
Alex Grimm/Getty Images

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10 Kommentare

  1. Motzbackenbruddler sagt

    Mag die Fantas, Clueso jetzt nicht so, aber dennoch Dank für diese Zusammenfassung! Wenn wir wirklich diesen Weg gehen wollen, den Rino und Sven eingeschlagen haben, dann muss Schluss sein mit Hauptribühnen-Gemotze! Ich hatte es schonmal gesagt: Der VfB ist nicht mehr der Verein, der er um 2007 rum war (so wie es der HSV übrigens auch nicht mehr ist) – und wenn er nicht so enden will, wie z.B. besagter HSV, dann muss ein Stil her – den haben wir! Okay, der funktioniert gerade nicht, aber lieber jetzt das Ding durchziehen, als alles über Bord zu schmeißen. Dieser Weg ist nichts kurzfristiges, das ist langfristig angelegt und wer weiß, wohin das führt am Ende. Heißt nicht, alles geil zu finden, was auf und neben den Platz passiert, aber diese Jungs auszupfeifen, obwohl sie das gegeben haben, was sie aktuell bieten können, macht es garantiert nicht besser! Motivation kann auch durch uns kommen. Und nur Mal so: Es ist nur Fussball – die Welt wird an allem, aber nicht daran zur Gründe gehen. Also, reißt Euch am Riemen, packt die Arschbacken zusammen und ab ins Stadion (solange wir noch dürfen) und diesen Jungs das Gefühl geben, dass sie geil sind – egal ob wir von Dortmund, Bayern oder auch Augsburg auseinander genommen werden. Wer Kinder hat, kennt das: Am Anfang kriegen sie keinen geraden Strich hin und doch sind wir begeistert, um sie bei Laune zu halten es weiterhin zu versuchen. Und wenn es gut läuft, malen die lieben Kleinen nicht nur einen geraden Strich, sondern bomben ein wunderschönes Top to Bottom auf die S1;-)

  2. Jörn sagt

    Euer Beitrag ist richtig gut…ich hoffe, das Verein und Umfeld /Fans das auch so sehen. Ich glaube fest an den Weg von Mislintat und Materazzo. Auch wenn der Vergleich hinkt. Den Erfolg, den die Freiburger jetzt haben, erklärt sich hauptsächlich mit Vertrauen und deshalb sollten wir nicht in dieser Situation schon wieder alles verteufeln. Vor allem wurde uns auch ein steiniger Weg vorausgesagt…also alle zusammen für unseren VfB

  3. Fritz sagt

    Diese ewigen Durchhalteparolen sind vor allem eins: gut gemeint. Ein bisschen mehr an Leistung muss da aber schon kommen, um Vertrauen in die Zukunft zu haben. Von einem Verein wie dem VfB kann man erwarten, dass selbst die zweite Mannschaft nicht gegen die Tabellenletzten untergeht. Auch da sollte es Spieler geben, die Ideen haben, ein Auge für Mitspieler, freie Räume und Chancen. Und einer Mannschaft eine Spielidee zu vermitteln, wie man erfolgreich nach vorne spielt, ist die ureigene Aufgabe eines Trainers. Insbesondere stört mich, dass man weder vom Trainer noch vom Sportdirektor eine saubere Analyse hört, woran es hapert und wie das besser werden soll. Das ist ein bisschen dünn und nicht gerade vertrauenseinflössend. Im übrigen wäre es durchaus hilfreich, wenn die ortsansässigen Medien ihrer Verantwortung nachkommen und ein bisschen kritischer nachfragen würden, anstatt Gefàlligkeitsjournalismus zu betreiben.

    Gerade eine Mannschaft, die sich Begeisterungsfussball auf die Fahnen geschrieben hat, darf nicht in die zweite Liga absteigen, wenn man nicht für lange Zeit untergehen will. Dort sind deutlich andere Qualitäten gefragt.

  4. EstrellaH2D9 sagt

    Fritz, ich bin auch eher bei Ihnen…

    So feste ich Mislintat und Rino ins Herz geschlossen habe, so wenig sehe ich derzeit das Lernen aus eigenen Fehlern.

    Ich mag die beiden behalten, dies vorab. Wenn man Freiburg als Vorbild nimmt, hat Freiburg immer wieder sich selbst verbessert und optimiert. Aus Fehlentscheidungen gelernt.

    Streich hat immer einen Matchplan, der überwiegend aufgeht und die Fähigkeit im Spiel Dinge anzupassen.

    Letzteres fehlt mir bei Rino. Bis er eingreift ist das Spiel überwiegend entschieden. Er hat einige Spiele klar vercoacht, weil nicht rechtzeitig gewechselt, an dieser Dreierkette krampfhaft noch beim 1:4 ueber alle aussen festgehalten…

    Zusammen im Sechzehner und doch alle alleine…

    Mir fehlt im Moment der klare einfach funktionierende Plan.

    Der VfB ist seit 35 Jahren MEIN Verein und ich würde auch nicht pfeifen.

    Aber sagen, was mir fuer den Moment nicht gefaellt, gehört auch dazu. Nochmal zweite Liga schauen, bitte, bitte, bitte nicht 🙁

  5. drhuey sagt

    Ich gebe gerne zu, dass ich eher auf der kritischen Seite bin, obwohl ich den eingeschlagenen Weg sehr schätze. Meine oft geäusserte Bewunderung für Mislintat ist ebenfalls ungebrochen. Aber die schwäbische Seele lässt sich nun mal ungern ein X für ein U vormachen. Die Vereinsbrille ist im Schwabenland immer weiss-rot, hat aber nie einen rosaroten Filter. Böse Stimmen bezeichneten das auch schon als schwieriges Umfeld. Das muss unser nicht-schwäbisches Triumphvirat noch lernen und in ihrer Kommunikation berücksichtigen. Ist ja nicht so, dass man mit den Talenten keine Geduld gehabt hätte, aber irgendwann muss im bezahlten Fussball dann auch mal Vertrauen gerechtfertigt werden. Irgendwann ist die Anzahl Lernender in einem professsionellen Umfeld zu gross, um erfolgreich zu sein. Kann ja sein, dass sich die internen Analysen anders anhören als die vor der Kamera. Fakt ist aber auch, dass so messerscharfe Analysen im Stile eines Thomas Tuchel zu Mainzer Zeiten dazu geeignet sind, dem Fan den Eindruck zu vermitteln, dass hier jemand Probleme erkannt hat und die richtigen Schlüsse daraus zieht.

  6. Bacardihardy sagt

    Zusammenhalt ist sicher da beim VfB und die Schnittstelle zu der U21 und U19 ist gegeben. Hab mir das U19 Spiel gegen die Bayern angeschaut, tolle Truppe, sehr laufstark und der Tibidi auf Linksaussen ist ein absolutes Sturmtalent. Jetzt durfte er ja diese Woche bei den Profis mit trainieren.
    Den können sie in Dortmund gleich spielen lassen, zusammen mit Alou Kuol aus der U21. Was sollen diese jungen Stürmer falsch machen. Konditionell sind sie sicher so gut wie die aktuellen Stürmer.
    Kritisch sehe ich die Fitness bei den Profis, da ist die U19 besser drauf. Denke, da ist das Problem beim VfB. Will nur keiner ansprechen und zugeben schon gar nicht. Ein laufstarkes Mittelfeld ist zwingend erforderlich. Da zählen Fitness und Zweikampfstärke. Vielleicht einfach mal ein 4:4:2
    Spielen mit Focus Defensive.

    • Bernd sagt

      Kuol habe ich in letzter Zeit zuwenig gesehen, aber bei Tibidi habe ich doch einige Zweifel. Von seinen Bewegungen und Entscheidungen her macht er vor allem Dinge, die im Jugendbereich funktionieren, weil er da seinen Gegenspielern deutlich überlegen ist, aber in der Bundesliga nie klappen würden. Solche Dinge sind natürlich ein grundsätzliches Problem (wir reden immerhin um einen Verband in dem der Geburtsmonat noch als Qualitätsmerkmal gesehen wird), aber wenn Willig da nicht ausreichend gegensteuert, dann ist er auch nicht die Lösung sondern Teil des Problems. Welche Titel die Juniorenmannschaften einsammeln, ist mir herzlich egal, viel wichtiger ist wie viele Spieler für den Sprung in die erste Mannschaft bereit sind.

      • Estrella sagt

        Es mag vielleicht ein blöder Vergleich sein.
        Bei uns im Job wiederholt sich auf seine Weise alles immer wieder. Das eine weicht etwas vom anderen ab, in Summe sind es viele, viele Wiederholungen.

        Wenn man die Wiederholungen schon zig mal erlebt hat, lässt sich eine Krise oder ein kritischer Moment leichter handhaben. Es ist die (Lebens) oder Berufserfahrung, die einen intuitiv richtige Entscheidungen treffen und Ruhe bewahren lässt.

        Verglichen mit unserem VfB sehe ich leider niemanden, der diese Ausstrahlung hat und relativ gelassen + locker handelt + führt.

        Ab einem gewissen Punkt, beispielsweise versus Bielefeld das komische Gegentor.
        Da brechen innerlich alle zusammen und treffen vogelwilde Entscheidungen.

        Endo ist Zweikampfstark, kann dem Spiel aber nicht seinen Stempel aufdrücken. Die jungen Spieler agieren seit Wochen völlig verunsichert. Kempf ist überwiegend mit sich selbst beschäftigt, Anton gefaellt mir irgendwie auch nicht mehr so…Dida war noch nie jemand, der Spiele drehen konnte.
        Dinos mit seinem Willen ist super, aber schnell verletzt…

        Die Ruhe im Spiel selbst, richtig selbstbewusst erfahrene Spieler, die intuitiv richtig gute Spielführer sind fehlen mir, genau so wie die generelle Fitness.

        Ohne diese erfahrenen Personen funktioniert in der normalen Arbeitswelt
        kein Team und bei einer Bundesliga Mannschaft nach dem, was ich bisher sah, eher ebenfalls nicht.

        Es würde ja niemandem einen Zacken aus der KWrone fallen, wenn man hier nachjustieren würde.

  7. UlrichHaberlandStadion sagt

    Freiburg kann man doch nicht mit dem VfB vergleichen. Was ist die Erwartungshaltung der Freiburger, wenn ihre A- oder B-Jugend auf uns trifft und was ist unsere Erwartungshaltung?
    Wer hat denn die 2. schon spielen sehen? Ich war unter anderem in Pirmasens und habe mich geschämt für den Staff und das Ganze Rundherum des VfB im Vergleich zu den Halbprofis aus Pirmasens. Nach 3:0 Führung machen wir den Gegner stark durch eigenartige Umstellungen. Ein einheitliches Spielsystem von der Jugend bis zur Buli Mannschaft erkenne ich nicht.
    Man darf kritisieren, dass Zuschauer pfeifen, aber mir siehst Du, Sebastian und auch Ricky (beide Protagonisten des besten Podcasts zum VfB) die Dinge zu positiv.
    Sind wir ehrlich, seit mehreren Spieltagen sind wir auf dem Niveau, welches mit einer 2:1 Niederlage beim KSC endete.

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